Zombie Army 4: Dead War im Test – Zahl oder stirb!

Als großer Fan von Koop-Titeln war ich direkt Feuer und Flamme den Test von Zombie Army 4: Dead War zu übernehmen. Der vierte Teil der Reihe lässt langsam die Hoffnung schwinden, dass wir irgendwann einmal Herr über die Zombie Armee des dritten Reichs werden. Seit dem letzten Teil schmort die Untoten-Version von Adolf H. zwar in der Hölle, in Zombie Army 4: Dead War überrennen uns jedoch erneut die Nazi-Zombies. Ob der Titel nun endlich die Lücke schließen kann, die ein fehlendes Left 4 Dead 3 in meinem Spielerherz hinterlässt, lest ihr im folgenden Test.

Simpel hält besser

Am Spielprinzip haben die Entwickler von Rebellion, die neben Zombie Army auch für Sniper Elite 4 verantwortlich sind, nicht wirklich etwas verändert. Wir schnetzeln uns durch Horden von Zombies und versuchen dabei eine hohe Anzahl ansehnlicher Kombos zur ergattern. Dafür nutzen wir ein überschaubares Arsenal an unterschiedlichen Waffen, wobei sich bei Zombie Army die Präzisionsgewehre besonders anbieten. Schließlich bietet die Zombie Variante des grundsätzlich als Sniper-Titel konzipierte Spiel ebenfalls die meist sehr detaillierte Kill-Cam. Die sogenannte X-Ray-Cam zeigt uns bei gezielten Schüssen den genauen Ort des Treffers im Körper der Feinde an. Die dort getroffenen Knochen und Organe werden entsprechend detailliert “beschädigt”. Wem das zu “viel” sein sollte, kann dieses Feature jederzeit in den Einstellungen deaktivieren. Zumal im kooperativen Modus auch die Treffer der Mitspieler in Zeitlupe angezeigt werden und den Spielfluss unterbrechen und somit nach einiger Zeit etwas nervig sein können. Große Überraschungen oder spezielle Aufgaben erwarten uns in Zombie Army 4: Dead war nicht. Entweder müssen wir einen Stützpunkt halten, Ressourcen sammeln, um bspw. Maschinen zu betanken oder uns einfach bis zum nächsten Savepoint durchmetzeln. All das bietet nicht viel Abwechslung und wird im Singleplayer schnell ermüdend. Der Titel lebt hier eindeutig vom spaßigen Miteinander mit bis zu drei Freunden. Durch die unkomplizierten Shooter-Elemente findet man sich auch als Neueinsteiger schnell zurecht und kann direkt loslegen. Das Spiel erklärt sich komplett selbst und ist sehr intuitiv, sodass man ohne Probleme loslaufen und sich seinen Weg durch die Zombie-Horden bahnen kann.

Paywall des Todes

Wer meine bisherigen Tests gelesen hat, weiß, wie allergisch ich auf Mikrotransaktionen reagiere. Was ich noch weniger leiden kann, ist wenn Entwickler bereits vor Release kostenpflichtige DLCs und weitere Spielinhalte wie lohnenswerte Beigaben anpreisen. So natürlich auch geschehen bei Zombie Army 4: Dead War. Die drei vor Release angekündigten Kampagnen-Abschnitte gibt es nur mit dem kostenpflichtigen Season Pass und auch weitere Spielinhalte gibt es nur, wenn ihr neben den 49,99 Euro (UVP) für das Hauptspiel weitere Euro auf die digitale Ladentheke legt. Manche werden sagen, dass der Titel damit eine gewisse Langlebigkeit entwickelt, für mich fühlt es sich aber nach einer gezielten Beschneidung an, die nur mehr Geld einbringen soll. Bei den entsprechenden “Erweiterungen” im Bereich der Kampagnen würde ich unter gewissen Umständen ja noch ein Auge zudrücken, da das Hauptspiel bereits umfangreiche und abwechslungsreiche Level-Abschnitte liefert, dass ich aber für einen vierten Waffen-Slot 2,50 Euro zahlen soll und diesen nach aktuellem Stand nicht mit Arbeitseinsatz Ingame freischalten werde können, stößt mir mehr als sauer auf. Das Spiel ist noch in weiteren Bereichen beschnitten worden (bspw. bei spielbaren Figuren oder besonderen Waffen), sodass sich mein “Freischaltungswahn” von Beginn an in Grenzen hält und in meinem Fall die Langzeitmotivation für Zombie Army 4: Dead War sogar unter der Vorgehensweise der Entwickler leidet.

Koop ist die Rettung

Mit Freunden macht Zombie Army 4: Dead War aber viel Laune – Punkt. Zombies abmetzeln und die einzelnen Level erkunden, sowie sich neuen Spezial-Zombies entgegenstellen, macht von der ersten Minute an Spaß. Auch wenn sich dieser Spaß nicht über die Kampagne hinaus erstreckt, können insbesondere Koop-Spieler einige spaßige Stunden erwarten. Singleplayer-Spieler müssen sich hingegen ein wenig durchbeißen, da keine spannende Kampagne geboten wird und Shooter-Enthusiasten auf andere Singleplayer-Titel zurückgreifen können, die mehr Umfang bieten, als es bei Zombie Army 4: Dead War der Fall ist. Dass das Spiel in Deutschland nicht geschnitten veröffentlicht wurde (hinsichtlich der Darstellung und nicht der Spielinhalte!), tut der Atmosphäre gut, auch wenn ich persönlich die Hakenkreuz-Darstellung nie vermisst habe. Düstere Atmosphäre mit einem Hauch schwarzen Humors kommt zudem durch zahlreiche Easter Eggs auf. So sind in mehreren Abschnitten kleine Puppen aufgestellt, die zunächst gruselig formiert und im nächsten Moment auf wundersame Art verschwunden sind. Diese Puppen lassen sich immer wieder in kreativen und zumeist lustigen Situationen wieder finden. Wenn man sich die Zeit nehmen will, findet man in den einzelnen Gebieten viele kleine Anspielungen auf Serien, Spiele und augenscheinlich zuvor mal an dieser Stelle gewesene Überlebende. Diese Momente zaubern dann auch gerne mal ein kleines Lächeln in das Gesicht des Spielers.

Technik die begeistert – nicht

Leider fühlt sich Zombie Army 4: Dead War nicht wie ein Titel aus dem Jahr 2020 an. Obwohl die X-Ray-Cam detailliert die zugefügten Treffer in Slow-Motion darstellt, sind die Trefferpunkte bei den Gegnern alles andere als genau. Schüsse haben nicht die Auswirkungen, die man sich von einem Shooter zum Ende der aktuellen Konsolen-Generation wünscht. Obwohl hier und da mal Körperteile wegfliegen, hat man nie das Gefühl, dass dies gezielt passiert ist. Taktische Treffer lassen sich so meistens nicht integrieren und man muss hoffen, dass man genug Kopfschüsse verteilt, um die Angriffe der Horden heil zu überstehen. Auch wenn die Optik ganz okay ist und die Zombies nicht alle gleich aussehen und so für mehr “Realismus” sorgen, haben uns vor Release doch einige Bugs gestört. Einmal konnten wir Mitten in einer Mission den notwendigen Schalter nicht mehr aktivieren und sahen uns schon einem kompletten Neustart konfrontiert. Glücklicherweise ist das Spiel was Checkpoints angeht sehr zuvorkommend, sodass unser notwendiger Freitod nur wenig Spielzeit gekostet hat. Nach zweimaligem Versuch konnten wir dann auch die entsprechenden Missionsziele abschließen und weiterziehen. Verbindungsabbrüche, die man vereinzelt anderen Reviews und Foren-Einträgen entnehmen konnte, hatten wir zum Test-Zeitpunkt keine.

Fazit

Ich bleibe leider weiter auf der Suche. Auch Zombie Army 4: Dead War kann meine Sehnsucht nach einem neuen Left 4 Dead – Ableger nicht stillen, auch wenn ich einige spaßige Stunden im Koop hatte. Der Titel erfindet sich nicht neu und muss das grundsätzlich auch gar nicht. Das Spielprinzip bietet das, was man erwartet, am Ende steht sich der Titel aber selbst im Weg. Ein Spiel bereits vor Release so derart zu beschneiden, ist einfach unverschämt. Die Abwechslung in der Kampagne und die unterschiedlich gestalteten Karten laden zum einmaligen Durchspielen ein. Die Mischung aus vielen freischaltbaren und ausschließlich kaufbaren Spielinhalten erfüllt aber nicht seine Pflicht, den Spieler (in dem Fall mich) zu mehrmaligen “Farm”-Runden anzustacheln. Ich habe schlicht und einfach am Ende keinen Anreiz mehr, den Titel zu spielen und werde daher wohl weiter sehnsüchtig auf Back 4 Blood als inoffiziellen Nachfolger von Left 4 Dead warten müssen. Zumindest ist Zombie Army 4: Dead War aber nochmal eine Stange besser als World War Z!

Zombie Army 4: Dead War
Grafik/Präsentation
63
Story/Atmosphäre
64
Gameplay
70
Multiplayer
74
Spielspaß
72
Leserwertung7 Bewertungen
63
Zahlreiche Spezial-Zombies
Spaßiger Koop-Modus
Abwechslungsreiche Kampagnen-Orte
Checkpoints
Paywall
Oftmals nicht nachvollziehbare Hitpoints
Technisch nicht im Jahr 2020
69