Disciples: Liberation im Test – Ein Nerd sie alle zu vereinen

Rundenbasierte Strategiespiele findet man nach und nach immer mehr auf den Konsolen. Jüngst hat auch Kalypso mit dem kanadischen Studio Firma mit Disciples: Liberation einer alten Reihe einen Nachfolger spendiert. Disciples 3: Rennaissance hat damals noch die Serienfans der Dark Fantasy Reihe mehr als enttäuscht. Ob der neueste Teil der Reihe zum neuen Glanz verhilft, verrate ich euch im Test.

Eine Söldnerin sie alle zu einen.

Nevendaar liegt im Krieg. Die verschiedenen Rassen wie das Imperium, die Untoten, Dämonen und Elfen liegen in einem ewigen Konflikt miteinander. Die Hauptprotagonistin Avyanna verdient sich ihren Lebensunterhalt als Söldnerin und befindet sich gerade dabei, mit ihrem Kumpel Orion einen Repräsentanten des Schleiers zu meucheln. Der Schleier ist eine Unterfraktion des menschlichen Imperiums, mit denen andere Fraktionen im Klinsch liegen. Man merkt schnell, dass neben den Konflikten zwischen den Völkern auch intern Probleme herrschen. Als der Plan zu scheitern schien, werden Avyanna und Orion auf einmal nach Yllien teleportiert. Eine Zuflucht, die in Zukunft das neue Zuhause der beiden sein wird und als Basis dient. Hierzu aber später mehr. Avyanna macht sich zur Aufgabe den ewigen Konflikt zwischen den Völkern zu beenden und das System zu zerschmettern. Leider sind die vielen Dialoge häufig aber auch nur ermüdend und laden dazu ein übersprungen zu werden. Die nur teilweise vorhandene Vertonung macht es nur einfacher. Disciples: Liberation lebt von den stellenweise sehr konsequenten Entscheidungen in den Dialogen. Die Story ist aber insgesamt ordentlich geschrieben und bringt die ein oder andere überraschende Wendung mit sich. Nichtsdestotrotz wäre hier etwas weniger durchaus mehr gewesen.

Yllien unser neues Zuhause

Während zu Beginn Yllien eine komplett verlassene Ruine ist, wird aus dieser im Laufe des Spiels eine Basis für Avyannas Truppen. Hier können wir die Ausrüstung und Zauber verbessern. Neue Truppen ausbilden oder anheuern. Insgesamt gibt es neben dem Bauplatz für die Schmiede und den Markt noch vier weitere Slots, auf die wir Ausbildungsgebäude setzen können. Sind die Gebäude einmal gebaut, können die Slots aber wieder freigemacht werden, in dem man das Gebäude auf Kosten von Ressourcen Phasenverschiebt. Dadurch ist es möglich, alle Ausbildungsgebäude der verschiedenen Völker zu bauen. Da die Kämpfe, zu denen ich später noch komme, aber recht einfach gehalten sind und man nur sehr selten wirklich Einheiten verliert, ist der Weg nach Yllien eigentlich nur den Hauptquests geschuldet, die uns immer wieder hierherführen. Auch das Sammeln der Rohstoffe spielt kaum eine Rolle, da man in der Spielwelt an sich schon genug findet und für neue Einheiten eben kaum welche ausgeben muss.

Neben dem Basenausbau können wir aber auch Avyanna mit Ausrüstung versorgen. So können die Attribute mit verschieden Rüstungen, Waffen und Kristallen zusätzlich angepasst und individualisiert werden. Auch durch den Skilltree, verschiedene Zaubersprüche und eine Kampforientierung, können wir Avy ganz unserem Spielstil und Taktiken anpassen. Ist sonst jede Einheit und Verbündeter aus der aktiven Truppe austauschbar, muss Avy immer mit dabei sein. Verbündete können wir mithilfe von Waffen und Kristallen ebenfalls noch einmal einen Attributschub geben, womit die Anpassungsmöglichkeiten dann aber auch aufgebraucht sind.

Mit allen Mitteln

Die Kämpfe werden auf in Hexagonale eingeteilte Schlachtfelder ausgefochten. Die Startformation kann vor den Schlachten eingestellt werden. Nicht aber unmittelbar vor einer Begegnung. Leider ist diese auf der Konsole nicht wirklich intuitiv. Wenn man aktiv Einheiten im Menü verschiebt und die Formation umstellt, erwartet man, dass diese automatisch angenommen werden, denn wirklich ausprobieren kann man diese erst in einer Schlacht. Wenn man aber den Speichern Button nicht noch einmal mit dem Cursor ansteuert wird alles wieder entsprechend zurückgesetzt. Es sind genau diese kleinen Kinderkrankheiten, die die Spielerführung manchmal zu einem Geduldsspiel werden lässt. Auf dem PC mag es sein, dass die Spieler das Speichern gewohnt sind. Auf der Konsole ist der Spieler auf den Autosave konditioniert. Auch, dass es keinen Fastsave außerhalb von Kämpfen gibt, sind kleine Funktionen, die mir beim Spielen einfach gefehlt haben.

Für die Startaufstellung gibt es ein Einheitenlimit. Jede Einheit hat dabei eine bestimmte Wertigkeit und so muss man sich genau überlegen, aus welchen Figuren man seinen Trupp zusammenstellt. Allerdings ist es aufgrund des Schwierigkeitsgrades fast egal aus welchen Einheiten man sich den Trupp zusammenstellt. Schnell hat sich eine Truppe etabliert, mit der man sich durch das Spiel pflügt. Die Kämpfe laufen rundenbasiert ab. Die Reihenfolge wird durch die Initiative der einzelnen Kämpfer bestimmt. Ein Erstschlag ist aber nicht unbedingt immer vom Vorteil, da die Kontrahenten häufig so weit auseinander stehen, dass man mit einem Zug nicht an die gegnerischen Einheiten kommt. Im Fernkampf sieht das natürlich wieder anders aus, können diese Einheiten aber in der Regel wirklich nur den Geraden entlang angreifen. Deshalb ist eine entsprechende Positionierung wichtig. Jede Einheit hat pro Zug zwei Aktionen. Es ist dabei aber Charakterabhängig welche Aktionen zur Verfügung stehen. Der blaue Aktionspunkt ist eine Bewegung, der Rote ein Angriff. Der gelbe Aktionspunkt dagegen kann entweder für Bewegung oder Angriff genutzt werden. Die Art der Aktionspunkte können nicht beeinflusst werden.

Was ganz gut gefällt ist, wenn unser Trupp dem Gegner überlegen ist und der Kampf nicht zur Hauptstory gehört, kann dieser per Knopfdruck verlustfrei übersprungen werden. Das ist aber auch ganz gut, denn der Großteil der Kämpfe ähnelt sich einfach zu sehr und so kann man den Fortschritt etwas beschleunigen. Am Ende eines Kampfes, ob übersprungen oder selbst ausgetragen gibt es dann für jedes aufgestellte Truppenmitglied Erfahrungspunkte, wodurch Avyanna, Verbündete Charaktere und normale Einheiten an Stärke gewinnen.

Nicht alles Gold was glänzt

Disciples: Liberation wird für Dark Fantasy Titel von den typischen Grau-Brauntönen beherrscht. Nichtsdestotrotz sind die Effekte, Umgebungen, und das unterschiedliche Charakter- und Fraktionsdesign schön in Szene gesetzt. Gestalterische Highlights sind die aus der Reihe fallenden Bosskämpfe. Ob nun ein Drache oder haushohe Sagengestalten. Diese Kämpfe sind in allen Belangen echte Highlights im Spiel. Soundtechnisch ist die Teilvertonung der Dialoge manchmal etwas befremdlich. Während die Hauptquests alle durchweg vertont sind, muss man in den Nebenquests darauf verzichten. Der Soundtrack hält sich insgesamt sehr zurück und wurde von mir schnell abgeschaltet.

Fazit

Alles in allem macht Disciples: Liberation vor allem Viel und genau da liegt auch das Problem. Frei nach dem Motto weniger ist mehr wäre hier weniger aufgeblasene Story, weniger Kämpfe, weniger aufgesetztes Rollenspiel einfach besser gewesen. Ein wenig mehr Feinschliff, in dem, was man hat, anstelle die Feature Liste und die Spielzeit aufzublasen, hätte dem Pacing und die Zugänglichkeit der Story einfach gutgetan. Für jeden Fan von Rundenbasierten Strategiespielen dürfte Disciples: Liberation dennoch ein Blick wert sein. Ich rate aber definitiv zum Sale.

Grafik/Präsentation
77
Story/Atmossphäre
69
Gameplay
71
Spielspaß
72
Leserwertung6 Bewertungen
60
Pros
Einheitenvielfalt
Einwicklung des Hauptprotagonisten
Cons
Story viel zu aufgebläht
Viele kleine fehlende Annehmlichkeiten
Nur teilweise Vertont
72