Xenoblade Chronicles Definitive Edition im Test: Die subjektive Langeweile im guten Spiel

Mit den Reviews ist das immer so eine Sache. Die meisten Test-Autoren versuchen sicher immer, möglichst objektiv an ein Spiel heran zu gehen, die eigene, subjektive Meinung spielt aber immer eine Rolle. Mal weniger, mal mehr. Im Fall von Monolith Softs Xenoblade Chronicles überwiegt bei mir ganz klar die subjektive Seite. Und das auch noch negativ. Warum das dennoch für den einen oder anderen wichtig sein kann? Das erklärt wie so oft das Review.

Attack the Block

Solltet ihr mit der Geschichte von Xenoblade Chronicles noch gar nicht vertraut sein, alles beginnt vor Urzeiten mit den beiden Giganten Bionis und Mechonis, die sich in einem fast ewig währenden Kampf schließlich so weit verletzen, dass sie zum Stillstand kommen und sich Leben auf ihnen ansiedelt. Wenig überraschend ist das Leben auf Mechonis eher mechanischer Natur, während sich auf Bionis Spezies wie die faktisch menschlichen Homs ansiedeln. Eines Tages starten die Mechon allerdings eine Invasion auf Bionis und nur das legendäre Monado unter Führung von Dunban kann die Mechon aufhalten.

Die Spielhandlung setzt ein Jahr später ein. Das Monado hat Dunban stark gezeichnet und er ist von seiner alten Kraft weit entfernt. Wir übernehmen die Kontrolle über den zukünftigen Helden der Geschichte, Shulk. Anfangsmitglieder unserer Truppe sind seine Freundin Fiora, die Schwester von Dunban und sein etwas tumber aber starker Kumpel Reyn. Wenig überraschend greifen die Mechon nach einem Jahr Ruhe, und nachdem wir uns mit den grundlegenden Eigenheiten des Spiels vertraut gemacht haben, erneut an und es beginnt eine Geschichte voller Wendungen.

Leider lauert an der Stelle schon mein erstes, persönliches Problem mit Xenoblade Chronicles. Charaktere und Welt holen mich nicht so richtig ab. Dabei ist gerade die Handlung, wenn auch stellenweise natürlich überdreht, durchaus gelungen. Auch wenn vorhandene philosophische Elemente von Fans doch teilweise drastisch überhöht wurden und werden, eigentlich kann die wendungsreiche Geschichte am Ball halten. Ebenso wie das Szenario, das alles andere als ausgelutscht ist. Der Großteil der Charaktere verharrt zwar letztlich innerhalb der Genrekonventionen, aber das ist definitiv kein exklusives Xenoblade Konzept. Aber vielleicht liegt das Problem ja auch woanders.

Gepflegte Langeweile

Wie die meisten JRPG’s kann man Xenoblade faktisch auf Story und Kampf reduzieren. Natürlich gibt es auch Sidequests, aber auch da darf man gerne mal irgendwelches Viehzeug beseitigen, um Item X oder Y zu bekommen. Quests über Dialoge, Detektivarbeit oder durch Heimlichkeit und Schleichen zu absolvieren, sehen JRPG’s nun mal in der Regel nicht vor. Und damit hat man ein Problem, wenn man das Kampfsystem so gar nicht mag. Das war für mich bei Xenoblades X schon der Fall. Allerdings konnte die dürre Handlung mich dort auch nicht am Ball halten. In anderen Fällen kam ich mit MMO-orientierten Echtzeitkampfsystemen aber gut genug klar, um mir das Spiel nicht versauen zu lassen.

Leider ist genau das bei Xenoblade Chronicles für mich so gar nicht der Fall. Auf normaler Stufe gehen mir die Kämpfe schlicht auf den Keks und werden zum reinen Nerv-Faktor. Auf der vorhandenen Casual-Einstellung gibt es dagegen gar keine Herausforderung, man muss sich aber natürlich dennoch durch die Gegnerhorden kloppen.

Als Echtzeitsystem führt eure Truppe Standardangriffe automatisch aus. Blöderweise hatte ich hier z.B. schon nicht wirklich das Gefühl, dass meine Stellung zum Gegner eine Rolle spielt. Natürlich gibt es entsprechende Fähigkeiten von besonderen Angriffen bis zur Heilung, die manuell ausgeführt werden können und einen Cooldown haben. Die Figuren, die wir nicht kontrollieren führen die Aktionen automatisch aus. Ist die Gruppenleiste voll können wir auch eine starke Kombo-Attacke ausführen. Die einzelnen Teile der Angriffskette können wir dabei bei jedem Partymitglied selbst wählen. Und im Spielverlauf kommt noch einiges dazu.

Blöderweise holt mich das Kampfsystem wie gesagt so gar nicht ab. Bei Final Fantasy XII konnte ich das seinerzeit ab einem gewissen Punkt über gut gesetzte Gambits setzen. Meine Party dort war damals so gut programmiert, dass ich beim Deus Drachen die komplette Wohnung aufräumen und spülen konnte und zwischendurch bloß kurz gucken war, wie der Kampf gerade so läuft. Allerdings hat Final Fantasy XII mich damals nicht nur mehr abgeholt, das Kampfsystem gefiel mir tatsächlich auch persönlich besser. Und es sah zu seiner Zeit fantastisch aus.

Audiovisuelle Mängelbewältigung

Xenoblade Chronicles war ein insgesamt schönes Wii-Spiel zu seiner Zeit, wenn auch mit einigen, deutlichen Mängeln. Leider ergibt ein schönes Wii-Spiel von vor zehn Jahren noch längst kein schönes Switch Spiel. Schon damals ziemlich durchwachsen bis schlecht waren die Animationen. Die befinden sich teilweise gerade mal auf 32 Bit Niveau. Frisch geliftet sind dagegen, Gott sei Dank, die meisten Gesichter. Der eine oder andere Charakter sieht zwar trotzdem noch recht seltsam aus, im Großen und Ganzen gibt sich die Definitive Edition hier aber deutlich angenehmer als das Original. Auch auf Seiten der Texturen und beim Gras hat man noch mal nachgelegt, andere Switch Titel sind in dem Aspekt aber schon deutlich hübscher. Bei der simpel gestrickten Ausleuchtung und dem oft geringen Polygongrad kann Xenoblade schließlich so gar nicht mehr mit modernen Titeln mithalten.

Zum Ausgleich können das Weltdesign und die Settings durchaus punkten, trotzdem würde man sich bei so mancher allzu hampeligen Animation ernsthaft wünschen, sie wäre für die Definitive Edition ausgetauscht worden.

Musikalisch kann Xenoblade Chronicles mit dem remasterten Soundtrack durchaus punkten. Auch wenn ich gestehen muss, dass kein einziges Stück bei mir hängen bleibt, untermalt der Score das Geschehen wirklich passend. Die Syncronistation ist zwar kein Highlight, aber durchaus solide. Das restliche Sounddesign allerdings ziemlich belanglos.

Taxi bitte

Im Gesamtpaket kann Xenoblade mich einfach nicht abholen. Nach Wii-Maßstäben war die Welt sicher eine Wucht und in vielen Bereichen kann das Design auch immer noch punkten. In anderen wirkt Xenoblade aber ziemlich antiquiert. Sicher, auch ein Dragon Quest XI ist teilweise ziemlich altmodisch, dort wirkt es aber immer nach ganz bewussten Entscheidungen. Dazu kommt, dass mir neben dem Kampfsystem auch die Welt eines DQ XI deutlich mehr Spaß macht. Technisch spielt der neueste Teil von Square-Enix’ Saga ohnehin auf einem ganz anderen Level. Übrigens ganz besonders bei den Animationen. Allerdings konnte auch Xenoblade X auf Wii U visuell sehr viel mehr überzeugen.

Bei Charakteren und Storytelling gewinnt Xenoblade Chronicles allerdings ganz klar gegenüber X, weswegen ich es hier doch deutlich eher schade finde, dass mich Xenoblade im Gesamtpaket einfach nicht abholt.

Fazit:

Technisch hat die Definitive Edition einfach objektive Mängel. Der Detailgrad ist sicher nicht up to date und die Animationen waren schon vor zehn Jahren schlicht altbacken. Zum Ausgleich können Welt ud Story punkten. Die Frage ist letztlich wohl vor allem, packt euch das Kampfsystem oder nicht. Denn letztlich hat das bei einem so actionorientierten Titel wie Xenoblade Chronicles ganz massiven Einfluss auf den Spielspaß. In meinem Fall wird eben jenes zum völligen Spielspaßbremsklotz samt Gegenschubdüse. Zieht es euch dagegen in seinen Bann wird man über das abseits davon eher dünne Gameplay sicher problemlos hinwegsehen können.

Xenoblade Chronicles Definitve Edition
Präsentation (Grafik, Sound)
62
Story, Atmosphäre
86
Gameplay
76
Spielspaß
60
Leserwertung12 Bewertungen
71
71