E3 2021 – Back to Business as usual?

Das war sie also, die rein digitale E3 2021. Man ist also wieder im Geschäft mit der immer noch wichtigsten Branchenmesse. Gleichzeitig scheint doch so einiges zu fehlen. Und das bezieht sich nicht nur auf die Menge der gezeigten Neuheiten. Die spielen allerdings auch eine wichtige Rolle. Gleichzeitig hat dieses Jahr gezeigt, was sich bei den Gamingmessen in Zukunft ändern könnte. Und das ist gar nicht mal so wenig.

Schlicht zu wenig

Wie man es ganz sicher nicht machen sollte hat unter anderem Capcom gezeigt. Fast schon eher eine DLC Show als alles andere hatte man einfach nicht wirklich Material für die große Show. Ich hatte immerhin das Glück, es mir nicht live anzutun, aber ein DLC zu Resi 8 war wohl nicht die größte Enttäuschung. Die lauerte bei Bandai Namco. Denn dort gab es mit The Dark Pictures: House of Ashes gerade mal ein paar Minuten zum dritten Teil der bisher nicht wirklich begeisternden Horror Anthologie. Aber gut, wer will schon weiteres Gameplay zu Elden Ring sehen?

Square Enix machte es gleichzeitig besser und schlimmer. Kein Final Fantasy XVI, aber unter anderem ein richtiges Guardians of the Galaxy Action Adventure für Solisten, ein, zugegeben technisch eher enttäuschendes, Stranger of Paradise – Final Fantasy Origin, das aber spielerisch mehr als brauchbar werden könnte, das irgendwie recht halbgare Life is Strange Remaster und die ganzen, alten Final Fantasy Remaster. Für Smartphone und Steam. Wer will das denn schon auf Konsole spielen? Ja, gut, ich vielleicht und womöglich fänden sich noch ein paar Hunderttausend andere Konsolenspieler. Das war natürlich noch nicht restlos alles. Life is Strange wird unter anderem weiter fortgesetzt, es gab Trailer zu Babylon’s Fall und dem Legend of Mana Remaster. Und zu Mobile Titeln sowie DLC. Für die ganz große Show reichte das aber nicht so recht.

Einfach zu lang war im Vergleich damit Ubisoft. Auch fehlte einiges. Beyond Good & Evil 2 etwa. Immerhin, das Avatar Spiel Frontiers of Pandora durfte sich blicken lassen. Auch wenn der In Engine Trailer nicht wirklich Aussagekraft zum Spiel hatte, das könnte was interessantes werden. Mario & Rabbids: Sparks of Hope wird jedenfalls ganz sicher interessant, bei Far Cry 6 bin ich mir da allerdings noch nicht zu 100 Prozent sicher. Bei Rainbow Six Extraction stell ich mir sogar ein wenig die Frage, ob es nicht an der Kernzielgruppe vorbei geht. Gleichzeitig reizt es mich als PvE Multiplayer Titel so gar nicht. Just Dance 2022? War natürlich dabei. Ebenso wie das sehr hippe Riders Republic. Für mich denn auch etwas too much, obwohl die Mountainbike Einlagen schon etwas Bock auf mehr machten. Und dann wäre da noch Rocksmith+, mehr Edutainment als Spiel. Kurzum, selbst wenn man den Mantel des Schweigens über Assassin’s Creed Valhalla DLC Pläne hängt, Ubi hatte trotz Corona ein bisschen zu bieten. Nur für über eine Stunde wirkte das alles viel zu gestreckt und gerade ein paar der Fanlieblinge glänzen nur noch durch Abwesenheit.

Geht natürlich auch etwas anders, beweist natürlich mal wieder Devolver. Die kommen mit einer weitgehend neuen Storyline um die Ecke, nehmen dabei aber selbstverständlich wieder alles und jeden aufs Korn. Mit einem physischen Limited Release für einen Retro Indie Titel auch direkt noch Sammler wie Scalper, das Spiel hört übrigens auf den Namen Demon Throttle. Aber hey, warum nicht? Dann wäre da natürlich noch der unbezahlbare MaxPass+, das vermutlich beste Angebot aller Zeiten überhaupt. Und ja, es gab sogar Spiele. Und nicht nur Shadow Warrior 3. Das schwarz-weiß Samurai Actionspiel Trek to Yomi sieht auf Anhieb mal mehr als interessant aus. Und klar, stellenweise erinnert es an Akira Kurosawa. Phantom Abyss als First Person Plattformer, in dem wir uns durch fallengespickte Areale hangeln müssen um Schätze zu finden oder Wizard with a Gun und Death’s Door bemühen wiederum als Actiontitel die isometrische Perspektive, könnten aber gleichzeitig nicht unterschiedlicher sein. Und irgendwie gefällt mir bei beiden das ungewöhnliche Design. Noch ein Seitenhieb gefällig? Devolver Tumble Time nimmt liebend gerne Free to Play Mechaniken auf den Arm, kommt aber nur auf iOS und Android.

Vor allem eines hat man bei Devolver wieder mal locker geschafft, eine halbe Stunde lang wirklich gut zu unterhalten. Und hier könnten die großen Publisher tatsächlich noch etwas lernen. Unter anderem, das man nicht mehr Zeit füllen sollte als man Inhalte hat.

Die großen Drei minus eins

Während Sony der E3 auch dieses Jahr komplett fernblieb, man konzentriert sich aktuell auf weitere State of Plays, gab es von Nintendo wieder die obligatorische Direct samt etwas eingedampftem Treehouse für weiteres Gameplay und von Microsoft ein einstündiges Trailerbombardement sowie weitere Infos in den Folgetagen. Dabei konnte gerade Nintendo einerseits von langjähriger Routine profitieren. Gefühlt hat Corona für die Japaner rein gar nichts geändert. So ganz glücklich dürfte die Mehrheit trotzdem nicht gewesen sein. Denn auch wenn es Überraschungen gab, der große Knall bleibt seit einiger Zeit aus. Von einer Switch Pro war ohnehin nix zu sehen. Wer auf Metroid Prime 4, Bayonetta 3, Pikmin 4 oder ein neues Mario gehofft hatte, der wurde ohnehin wieder enttäuscht. Immerhin wurde der neue Super Smash Bros Charakter, niemand geringeres als Kazuya Mishima, halbwegs schnell abgefrühstückt. Guardians of the Galaxy dürfen Switch Nutzer dagegen per Cloud Gaming spielen. Etwas, das wir in Zukunft bei Triple A Titeln womöglich immer häufiger sehen werden. Der Breath of the Wild Nachfolger? Kommt nun nächstes Jahr, sieht vielversprechend aus, freut mich natürlich auch, was neues dazu zu sehen. Wichtige, neue Titel waren dagegen nur Shin Megami Tensei 5 und Metroid Dread. Ganz ehrlich, auf letzteres freue ich mich tierisch und es war auch der Titel, der die Direct für mich gerettet hat, aber zwischen Belanglosigkeiten und noch mehr Wii U Ports ist das doch arg wenig. Sicher, was man sehen durfte muss längst nicht alles für dieses Jahr gewesen sein und ganz klar ist Corona auch an Nintendo nicht spurlos vorbei gegangen, aber mitten im Konsolenleben der Switch enttäuscht die aktuelle Releasepolitik doch ziemlich. Gerade dann, wenn man eine halbwegs umfangreiche Kollektion an Wii U Spielen hat.

Ganz anders sah es bei der großen, bösen Konkurrent aus. Die hatte einen Minikühlschrank im Aufgebot, der Richtung Jahresende kommen soll. Und einen ganzen Haufen Spiele, die nur auf Xbox, PC und die xCloud kommen. Fans von Westrollenspielen werden unweigerlich auf Starfield warten, aber auch auf Outer Worlds 2, eine Ankündigung, die mich mehr als gefreut hat. S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chernobyl wird zwar nur ein Timed Exklusive, aber (hoffentlich)) wieder ein sehr guter Mix aus relativ offenem Shooter und Rollenspielelementen. Halo Infinite sieht mittlerweile besser aus und Forza Horizon 5 wird ohnehin wieder ganz großes Kino. Titel wie Psychonauts 2 stehen sogar schon fast direkt vor der Tür, gleichzeitig denkt man bei Microsoft mit neuen Sea of Thieves Erweiterungen und dem Koop Shooter Redfall natürlich auch an Fans von Multiplayer. Überhaupt, die Show an sich war dicht gepackt, Gameplay hat man teilweise in andere Formate ausgelagert. Das war beim Halo Multiplayer sogar ziemlich sinnvoll, andererseits muss sich Microsoft fragen lassen, warum es zum Beispiel zu Starfield gar kein Gameplay gab.

Einiges glänzte auch durch Abwesenheit, von Avowed über Fable bis Perfect Dark hat man bei den Redmondern einiges in der Pipeline, das man so gar nicht gezeigt hat. Kurzum, es könnte in vielen Fällen noch ziemlich lange Zeit bis zum Release sein.

And the Winner is…

…eigentlich total nebensächlich. Eine der interessantesten Messe-Entwicklungen der letzten Zeit sind Demos in manchen Stores, die nicht vor Early Access zurück scheuen. Davon darf es gerne auch mehr geben. Auf der anderen Seite fehlen spürbar die vor-Ort-Begegnungen echter Messen. Das macht sich gerade in der journalistischen Aufbereitung bemerkbar. Manchmal gibt es halt doch keinen Ersatz für echte Begegnungen. Verlierer sind dabei nicht zuletzt die Publisher, die am Ende nicht genug Material zu zeigen haben.

Denn das impliziert so ganz nebenbei, dass sich so manche Produktion womöglich noch in weiterer Ferne befindet, als ohnehin schon vermutet. Das mag sicher nicht nur an Corona liegen, der Blockbuster unter den Viren dürfte aber einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet haben. Was das in nächster Zeit noch bedeuten könnte lässt sich noch nicht wirklich abschätzen. Die Liste nicht gezeigter Titel ist jedenfalls verdammt lang und man findet darauf Titel praktisch aller Publisher, einige scheinen aber deutlich härter getroffen als andere.

Andere Titel sind nach dem letzten Jahr weiterhin ausgelagert. Prominentestes Beispiel ist wohl Elden Ring, das innerhalb der Summer of Games Show gezeigt wurde. Rein digital ist man halt auch nicht mehr so sehr von einem Einzelereignis abhängig, auch wenn die Konzentration auf den Messezeitraum viel Aufmerksamkeit bringt. Gerade letzteres wiederum zeigt, dass die Messe als Veranstaltung doch noch große Bedeutung hat. Und seien wir mal ehrlich, nach anderthalb Jahren Corona würden die meisten von uns sogar gerne in einer viel zu warmen Messehalle stundenlang anstehen, um eine Viertelstunde das nächste Halo, Horizon oder Zelda zu spielen.