Kommentar: Lasst die gamescom nicht sterben

PlayStation, Nintendo, Activision Blizzard, Take Two (Rockstar Games, 2K), Wargaming… was sich anhört wie eine straffe To-Do Liste für die kommende gamescom, spiegelt viel mehr die Publisher und Branchengrößen wieder, die dieses Jahr nicht auf dem Kölner Messegelände vertreten sein werden. Gründe für die Absagen gibt es keine. Vielleicht sind es fehlende Inhalte, intern weiterhin geltende Corona-Vorgaben oder eben eine Teilnahme wird nicht mehr als nötig erachtet. Darüber kann man nur spekulieren. Eine offizielle Aussage von Xbox (Bethesda) und Electronic Arts stehen zudem noch aus. Immerhin, mittlerweile hat Ubisoft als erster großer Aussteller ihr kommen zugesagt. Wie der Auftritt aussehen wird, ist dabei aber noch nicht bekannt. Nach Aussagen des Unternehmens arbeitet man derzeit noch an einem Konzept welches, “inhaltlich und organisatorisch den örtlichen Rahmenbedingungen und Sicherheitsvorkehrungen gerecht” wird.

Was heißt das für die Zukunft? Braucht es diese Art Messen überhaupt noch? Die E3 fand in diesem Jahr gar nicht statt, soll aber ähnlich wie die gamescom im nächsten Jahr als hybride Veranstaltung an den Start gehen. Die Business-Sicht solcher Messen kann ich nicht wirklich beurteilen, kann mir aber vorstellen, dass man hier die Vorteile ähnlich wie im normalen Arbeitsleben schätzen gelernt hat, dieses über Zoom & Co abzuhandeln. Es fallen teure Reisen und Hotelunterkünfte weg, die dann eventuell nicht einmal mit einem erfolgreichen Deal verrechnet werden können. Bei einem Zoom-Meeting geht höchstens nur Zeit verloren.

Doch was ist mit den Gamer? Den Kunden, denen man seine Spiele und Produkte schmackhaft machen will. Sind die zahllosen Streams wirklich ein Ersatz für eine Besuchermesse wie die gamescom? Am Anfang von Corona waren diese ein guter Ersatz, aber auf Dauer bin ich eher genervt bzw. zunehmend uninteressiert davon als, dass ich mich darauf freue. Sie wirken oftmals seelenlos, sind durchproduziert und vollgestopft mit lauter Marketing Bla bla. Ich kann verstehen, dass die Firmen auf diese Art der Marketing-Steuerung stehen weil sie kontrollierbarer und auch günstiger zu produzieren sind. Doch können diese Internet-Shows wirklich den direkten Kontakt zum Kunden ersetzen? Nirgendwo sonst bekommt man ungefilterte Eindrücke von kommenden Spielen. Sei es durch einen eigenen Besuch auf der Messe oder eben durch die zahlreich vertretene Presse oder kleinen als auch großen Influencer. Gerade kleinere Medien bieten oftmals eine ganz andere Sicht als die hinter verschlossenen Türen stattfindenden Anspielevents wo meist nur große Medien oder Reichweiten starke Influencer eingeladen werden. Verständlich, aber eine gamescom ist eben für jedermann.

Gerade die gamescom zeichnete sich neben den Spielen selbst durch das wohl weltweit größte Community treffen aus. An keinem Ort der Welt kommen in wenigen Tagen so viele Gamer zusammen, an keinem anderen Ort der Welt kann sich die Branche einer so großen Anzahl Kunden präsentieren. Die Messe gleicht einem großen Klassentreffen und eben dieses Event ist es, was die gamescom immer ausgezeichnet und zu seinem besonderen Ort hat werden lassen. Man könnte jetzt sagen, dass man dazu die großen Aussteller nicht braucht, das geht auch so. Aber als Zugpferd braucht man sie eben schon. Die Aussicht eines der neuen Spiele für das Weihnachtsgeschäft schon Wochen oder Monate vorher anspielen zu können ist es, was trotz alle dem viele dazu bewegt die gamescom zu besuchen.

Ich als Fan hoffe, dass dieses Jahr keine tiefen Spuren bei der gamescom hinterlässt und sie dadurch nie wieder so wird, wie wir sie vor Corona in Erinnerung haben. Immerhin sind mit Bandai Namco, Koch Media, THQ Nordic, Sega und jetzt mit Ubisoft immer noch einige große Player dabei, die für viel gute Spiele in den Hallen sorgen werden. Ich hoffe auch, dass EA und gerade Xbox noch eine Zusage folgen lassen. In Abwesenheit von Sony und Nintendo könnte gerade Microsoft bei der Community punkten und ihren Xbox Game Pass für Konsole als auch PC einem sehr breiten Publikum näher bringen.

Ich werde auf jeden Fall wieder durch die Kölner Messehallen schlendern und freue mich auch darauf. Es werden ja trotzdem viele Gamer da sein und auch eine Menge guter Spiele. Denn abseits der großen gibts ja auch noch die Indies, die jetzt noch mehr der wohlverdienten Aufmerksamkeit bekommen werden.