Erneut findet ein recht aktuelles Indie-Game den Weg in meine Review-Finger. Und auch dieses Mal handelt es sich mehr oder weniger um einen Platformer. Dabei ist Extreme Exorcism keineswegs der typische Sidescroller-Jump and Run. Viel mehr findet der Spielablauf in verschiedenen, Bildschirm-füllenden Levels statt. Ein horizontales oder vertikales Scrolling gibt es somit nicht. Auf den ersten Blick scheint sich Golden Ruby Games, der Entwickler des Spiels, an früheren Arcade-Klassikern orientiert. Ob das Vorhaben gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Test.
Arcade-typisch gibt es keine wirkliche Story und das Spiel beginnt schnell und unkompliziert. Man wählt zwischen vier verschiedenen Charakteren, die sich nebst Namen und Erscheinungsbild allerdings spielerisch nicht unterscheiden. Man befindet sich auf einem von Geistern heimgesuchten Anwesen, welches sich im nächtlichen Mondschein präsentiert und auf einem einsamen Hügel steht. Das Intro erklärt in deutscher Sprache die Mechanik des Spiels: Sprung, Doppelsprung, das Einsammeln von Waffen und das Benutzen selbiger. Doch damit nicht genug, es benötigt schließlich noch Gegner, denen man den Gar ausmacht.
Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich hierbei um Geister. Diese kleinen Kerle sehen eigentlich ganz putzig aus, haben es aber faustdick hinter den Ohren: anstatt einer eigenen Bewegungsmechanik und einprogrammierten KI nachzugehen, wiederholen sie einfach jede Bewegung des Spielers, die er in der vorhergehenden Runde durchgeführt hat. Dazu gehört auch das Abfeuern von Waffen. Denn eine einfache Berührung der Geister schadet uns nicht, schwingt dieser jedoch ein Schwert oder fuchtelt mit einer Pistole in der Hand herum, wird ein Angriff damit zur tödlichen Gefahr. Sogesehen versuchen die Geister schlichtweg, den Spieler mit den eigenen Waffen zu schlagen.
Eingeleitet wird jede Spielrunde mit einem kurzen und eher unspekta-kulären Kampf gegen einen heimgesuchten Esszimmer-Stuhl (hierbei kommen zweifellos Erinnerungen an Secret of Mana hoch). Die nötigen Waffen liegen im Level verteilt und spawnen auf festen, dafür vorgesehenen Spots. Somit bewegt man sich zu Beginn der ersten Runde zwangsweise, um die erste Waffe aufzusammeln und anschließend mit selbiger dem Stuhl das Fürchten zu lehren. Prompt beginnt die zweite Spielrunde und der Stuhl wird durch einen Geist ersetzt, der unsere vorherige Runde perfekt kopiert. Als Varianten gibt es zusätzlich noch den spiegelverkehrten sowie den rückwärts stattfindenden Ablauf. Man sollte also von Beginn an nicht allzu viel herumzappeln und sich möglichst auf einer großen, geraden Ebene aufhalten, denn hier wird in der nächsten Runde schließlich auch der Geist verweilen.
Im Übrigen kommen mit jeder Runde weitere Geister hinzu, die immer wieder den Ablauf des jeweils letzten Durchlaufs miemen. Zwangsweise wird der Bildschirm also voller und man gerät zwangsweise in Situationen, in denen ein hektisches Ausweichen lebensnotwendig wird – was wiederrum in der darauf folgenden Runde zu größeren Problemen im Kampf gegen den neu erscheinenden Geist führt. Um eine Runde erfolgreich abzuschließen, muss man nicht zwingend alle Geister vernichten. Einer ist immer der Anführer, gekennzeichnet durch eine goldene Krone. Schaltet man diesen aus, so wird auch die nächste Spielrunde eingeleitet. Zusätzlich addiert sich pro Runde die Anzahl der Geister um eins, ungeachtet dessen, ob man in der Runde zuvor alle, ein paar oder eben nur den einen Geist mit Krone besiegt hat.
Einzige Ausnahme bieten hier die Engelsflügel, ebenfalls eine Waffe, die jedoch einen kurzzeitigen Exorzismus darstellen, welcher alle in seinen Bann gezogene Geister dauerhaft aus dem aktuellen Level entfernt. Dieser Exorzismus, genauso, wie alle anderen Waffen (die man im Laufe des Spiels nach und nach freischaltet), spawnen zwar auf den bereits angesprochenen Punkten, jedoch ist es dem Zufall überlassen, welche Waffe spawnen wird. Nahkampfattacken, Schwerter, Wurfmesser oder auch Pistolen, Gewehre oder schweres Geschütz in Form von Granaten- und Raketenwerfer erfreuen das Ballerherz. Dabei können bis zu drei Waffen bzw. Nahkampfattacken gleichzeitig gehalten werden. Sollte man eine vierte Waffe einsammeln wollen, so wird die zu erst eingesammelte Waffe durch diese ersetzt.
Wenn man sich geschickt anstellt, kann man eine ganze Weile lang überleben und schaltet immer weitere Waffen oder den Weg ins nächste Level frei. Sollte man dennoch einmal dem eigenen, angriffslustigen Geiste zum Opfer fallen, so ist die Spielrunde nicht gleich vorbei. Drei Leben (in Form von Herzchen) besitzt die Spielfigur, erst dann muss das Level neu gestartet werden. Kombiniert man das Wissen, dass die Geister sich nach dem eigenen Vorbild bewegen werden, mit den verschiedenen Waffen sowie dem Exorzismus, um möglichst viele Geister dauerhaft zu entfernen, so ergibt sich ein ausgewogenes, wenn auch weiterhin trickreiches Gameplay. Die Steuerung ist hier problemlos umgesetzt und arbeitet unkompliziert und verzögerungsfrei. Wahlweise mit dem Steuerkreuz oder dem Analogstick bewegt man sich in der Horizontalen, ein Knopf zum Springen und ein Knopf zum Schießen, mehr braucht es in Extreme Exorcism nicht, um sich durch die verschiedenen Level zu ballern.
Insgesamt besitzt das Anwesen zehn verschiedene Umgebungen, darunter zum Beispiel den Aussenbereich im Friedhof-Stil, der Küche, einer Bibliothek oder auch einem Dachstuhl und einem Weinkeller. Jedes dieser Gebiete wiederum beherrbergt fünf verschiedene Layouts, was den Umfang auf insgesamt 50 Level anhebt, welche zudem immer ihrem entsprechenden Raumtyp nach gestaltet sind. Berücksichtigt man die eher einfach gehaltene, pixelige, Retro-Optik, so ist das Setting durchaus gut gelungen. Grafisch reiht sich Extreme Exorcism eindeutig in die 16 Bit-Ära ein, was wiederrum den Arcade-Gedanken bestärkt. Natürlich kommt kein Gruselfaktor auf, dafür ist das Spiel zu einfach gehalten. Dennoch sind die Level bunt und zugleich gespenstisch.
Auch auf akustischer Seite fügt sich Extreme Exorcism in die frühen 90er Jahre ein. Die Soundeffekte erinnern zum Teil an bekannte Brawler wie Street Fighter oder Streets of Rage, während die Musik zwar gut gewählt ist und stets zum Setting passt, jedoch eher den blechernen Mega Drive-Sound vermittelt, anstatt den klaren und deutlich höherwertigeren Klang eines Super Nintendos rüber zu bringen. Zudem wirkt die Musik nach kurzer Zeit eher eintönig. Wenigstens ist sie mit durchgehend flotten Beats untermalt und kommt glücklicherweise nicht einschläfernd rüber. Generell ist die Soundqualität nicht überragend, aber ausreichend.
Hat man im Kampagnen-Modus alle 50 Level bezwungen, so folgt ein durchaus packender Endkampf gegen den Geister-Obermotz. Neben den sowieso ständig spawnenden Geistern, die weitern das Nachahmen als Hobby haben, ist mit dem Obergeist tatsächlich jegliche Berührung zu meiden. Lediglich der Exorzismus mit den Engelsflügelchen kann ihn verletzen. Zudem lässt sich die gesamte Kampagne auch im Couch-Coop spielen, bis zu vier Spieler gleichzeitig sind hierbei möglich. Das verspricht zwar Chaos auf dem Bildschirm, dafür aber auch eine gehörige Portion kurzweiligen Spaß. Zudem gibt es noch den Multiplayer-Modus, in dem man keine Geister maltretiert, dafür aber seinem Gegenspieler auf die Pelle rückt. Auch hier sind bis zu vier Spieler gleichzeitig möglich. Zu guter Letzt bietet der Challenge-Mode dem Einzelspieler die Möglichkeit, ein paar Erfolge einzuheimsen, 50 verschiedene Herausforderungen stehen hier zur Verfügung.
Fazit
Unterm Strich bleibt Extreme Exorcism ein netter Zeitvertreib für Zwischendurch, der dank seiner knackig-schweren Herausforderungen für den Einzelspieler auch nach Durchspielen der Kampagne noch ein wenig zu bieten hat. Andernfalls macht es umso mehr Spaß, sich mit bis zu vier Spielern im Multiplayer gegenseitig die Raketen um die Ohren zu pfeffern. Auch das ist nicht unbedingt von langzeitiger Motivation gekrönt, auf die Schnelle bietet Extreme Exorcism hier jedoch einen Spielmodus in einer unkomplizierten Ausführung, der nur schwer ein zweites Mal zu finden sein wird. Wer sowieso auf Retro-Spiele und Arcade-Klassiker steht, den sollte auch der Grafikstil und der nicht ganz so umfangreiche Sound nicht davon abhalten, einen tieferen Blick in dieses Spiel zu riskieren – am Besten mit Gleichgesinnten.