Space Cows im Test – Eine Kuh verloren im All

Das martialische Cover, was mich in seinem Stil ein wenig an eine gewalttätige Variante von Cartoons wie Rockos modernes Leben oder Catdog erinnert, interessierte mich direkt. Ein Twinstick Shooter im Weltall ist erstmal nicht ungewöhnlich aber die Trailer vom polnischen Entwicklerstudio Happy Corruption haben mit dem skurrilen Humor meine Aufmerksamkeit erregen können. 

Verloren im All 

Irgendwann kommt in jedem gut laufenden Kleinunternehmen mal jemand und macht ein Angebot, um den Laden zu kaufen. So auch bei Andi Arbeit und seiner Farm. Dieser lebt aber so für seinen Job und seine Kühe, dass er ablehnt. Nach diesem Tag stehlen Unbekannte Andi’s Kühe. Um die Diebe zu stellen verkleidet er sich selbst als Kuh und wird in die Basis entführt. Dumm nur, dass es sich bei den Entführern um Außerirdische handelt. Auf der Raumstation angekommen und nur mit einem Pümpel bewaffnet stürzt er sich nackt in den Kampf. Zugegeben, die Story ist schon ziemlich abgedreht, passt aber zum Setting. Leider wird die Geschichte aber im weiteren Verlauf nicht vorangetrieben. Man überlässt das Spiel dem Spieler. Selbst Bereiche für Interpretationen gibt es, mangels fehlender Zwischensequenzen oder Texte, keine. Alles in allem wird dem Spieler also ein Grund für das gewählte Setting gegeben und ein Ziel auf das er hinarbeitet, nicht mehr und nicht weniger. Storyenthusiasten gehen bei Space Cows also leider leer aus. 

Nur mit einem Pümpel gegen das Böse 

Der Protagonist ein Farmer, seine Waffe ein Pümpel. In gewohnter Twin-Stick Shooter Manier geht es also in den ewig währenden Kampf, Andi’s Kühe zu befreien. Die 2D Seitenansicht funktioniert durch die Schwerelosigkeit wie eine für das Genre typische Draufsicht. Aliens greifen von allen Richtungen an und Andi wehrt diese mit seinem Pümpel geziehlt ab. Krux an der Geschichte: Dauerfeuer ist nicht. Man kann immer nur einen bestockten Saugnapf gleichzeitig abfeuern. Erst wenn dieser verschwindet kann unser Viehhalter den nächsten werfen. Mit jedem erledigten Gegner füllt sich aber seine Powerleiste auf. Einmal gefüllt kann der nackte Blondschopf für kurze Zeit in Dauerfeuer Manier seine Gegner vom Bildschirm fegen. Sollte es mal brenzlig werden, kann Andi sich durch „Luft ablassen“ schnell in eine Richtung befördern. Während des, mit Bohnen angetriebenen, Dashes ist unser Held auch kurz unverwundbar. Um besser zu zielen können wir per Knopfdruck auch noch die Zeit signifikant verlangsamen. Das geht allerdings auch nur beschränkt und ist danach mit einem Cooldown eingeschränkt. Beim Ableben hinterlassen die Aliens Milchtröpfchen, welche Andi aufsammeln kann. In Space Cows gilt natürlich auch das Motto: Milch macht müde Männer munter. Sammeln wir 200 Tröpfchen, bekommen wir ein Leben dazu. Diese sind unheimlich wertvoll, da die Leben wie Hitpoints agieren. Maximal kann man fünf Leben sammeln, einmal einen Fehler gemacht und von einem Alien, Laser oder Feuer berührt, sind es nur noch vier. Es geht aber solange weiter, bis wir keine Leben/Hitpoints mehr haben. Die 200 gelten übrigens nur für den niedrigsten Schwierigkeitsgrad. In den beiden höheren muss man 300 Tropfen sammeln und es gibt deutlich weniger bis gar keine Speicherpunkte. Haben wir keine Hitpoints mehr werden wir je nach Schwierigkeitsgrad an den letzten Speicherpunkt oder an den Anfang des Levels zurückgesetzt.

In den normalen Leveln sind immer drei Kühe neben einer Schleuse. Wenn wir die Kuh in die Schleuse ziehen, starten wir eines von drei unterschiedlichen Minispielen. Hier geht es eigentlich immer um Reaktion und die richtige Tastenkombination. Haben wir hier eine vorgegebene Punktzahl erreicht, werden wir mit einem Extraleben belohnt. Schaffen wir es nicht, bekommen wir immerhin anteilig Milch dazu. Das Minispiel lässt sich aber beliebig oft neustarten, sollte es beim ersten Versuch nicht geklappt haben und man den zusätzlichen Hitpoint unbedingt für das Vorankommen benötigen. Gerade auf der Nintendo Switch ist die Twinstick Steuerung gewöhnungsbedürftig. Im Handheldmodus oder mit den Joycons sind die Sticks recht flach, was die Genauigkeit einschränkt. Das kann auch die großzügige Zeitlupenfunktion gerade in brenzligen Situationen kaum ausgleichen. Das Spiel ist mit einem Pro Controller oder einem verlängerten rechten Stick deutlich Präziser zu steuern. Aber vielleicht liegt es auch an meinen Wurstfingern. Am Ende eines jeden Levels bekommen wir dann noch die benötigte Zeit, Genauigkeit und Anzahl unserer Ableben angezeigt. Schade nur, dass diese Statistiken nirgendwo vom Spiel gespeichert werden. Wodurch man nie so richtig weiß ob man nun besser geworden ist, wenn man nicht selbst aktiv einen Screenshot macht und vergleicht. 

Die Milch muss fließen 

Das Gegnerdesign beschränkt sich auf eine Handvoll unterschiedlicher Typen. Die einfachste Art tritt meistens in einem Schwarm auf und lässt sich mit einem Treffer erledigen. Hier birgt die schiere Masse wenn überhaupt eine Gefahr. Gegner, die schießen können, sind da eine deutlich größere Bedrohung. Die Abgeschirmten Aliens lassen sich nur mit dem richtigen Timing erledigen und bei anderen müssen deren Angriffe mit dem Pümpel gekontert werden. Mithilfe der Zeitverlangsamung kann man sich hier das Leben aber deutlich vereinfachen. Wenn man dann zeitgleich noch auf die Umgebung achten muss, wird es deutlich kniffliger. Denn auch bewegende Laserstrahlen oder Flammenwerfer bilden eine Gefahr für Andi.  

Das audiovisuelle Design der Level ist leider auch recht spärlich. Jede Mission spielt in dem Raumschiff und ist von Wänden abgegrenzt. Hier und da ist ein Käsewürfel oder ein Strohballen, der durch den Raum schwebt. Knallige Farben sind im Spiel vorherrschend und alientypisch Grün und Lila. Aber was Day of the Tentacle schon in der Farbwahl richtig machte, kann heute ja nicht Falsch sein. Stimmt auch, aber insgesamt ist die Abwechslung im Design einfach gesagt dünn, man hat das Raumschiffsetting für das Spiel gewählt und behält dieses auch über das gesamte Spiel (sieben Level) bei. Technisch läuft das Spiel dafür einwandfrei und ohne Ruckler oder Framerateeinbrüche. Effektgewitter sucht man aber auch hier eher vergebens. Die Gegner platzen oder haben eine Sterbeanimation. Die musikalische Untermalung beschränkt sich auf einen Track und die Effekte sind auf ein paar kleine Voicesamples von Andi, seine Flatulenzen und ein paar einfachen Sounds für die Umgebung reduziert. 

Fazit 

In der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze. Space Cows ist ein durchaus herausfordernder Twin Stick Shooter aber ist man gerade im Spiel so richtig drin ist es auch schon wieder vorbei. Ich verstehe hier, dass es schwierig ist bei so wenig Designelementen, eine gewisse Spiellänge zu bekommen. Für das Twinstick Genre empfinde ich aber rund 2 Stunden Spielzeit für zu wenig. Für Genre Kenner ist Space Cows für einen Preis von 12,99 etwas für zwischendurch. Fans von gut erzählten Storys, abwechslungsreichem Gameplay oder Missionsdesign werden hier nicht auf ihre Kosten kommen.  

Space Cows
Grafik/Präsentation
69
Story/Atmosphäre
55
Gameplay
70
Spielspaß
68
Leserwertung0 Bewertungen
0
Gut für Zwischendurch
Übersichtliche Gestaltung
Wenig Abwechslungsreich
Geringer Umfang
Schwierige Steuerung im Handheld Modus
66