Earthfall im Test – Aliens stören die ländliche Idylle

Die Veröffentlichung von Left 4 Dead 2 ist nun schon fast neun Jahre her und der dritte Teil lässt weiterhin auf sich warten. Das kennen wir ja nun schon von Valve. Mit dem Spiel Earthfall versucht sich mit dem Indie-Entwickler Holospark mal wieder jemand an diesem Genre und mit ehemaligen Entwicklern von Bungie (Halo, Destiny) und Irrational Games (Bioshock) im Team, darf man ruhig etwas höhere Erwartungen haben. Ob sie diese erfüllen können, erfahrt ihr in unserem Test.

Alien Invasion, schon wieder

Nach mehreren Meteoriten Einschlägen verbreiten sich rasend schnell Unmengen an fieser Aliens auf der Erde und drohen, der Menschheit ein Ende zu bereiten. Etwas dagegen haben allerdings die vier Protagonisten Maya, Danny, Roy und Jonas, die optisch nicht unterschiedlicher sein könnten und sich mit brachialer Waffengewalt im malerischen Nordwesten der USA versuchen, sich der Aliens zu entledigen. Die Eine Leistungssportlerin, der Andere tätowierter Punk-Fan und der nNächste stämmig und gerne mit Holzfällerhemd unterwegs. Einen Unterschied macht das im Spiel allerdings nicht, denn keiner der Charaktere hat unterschiedliche Eigenschaften oder spezielle Waffen. Hier hat man ein wenig Potential liegen gelassen, mehr Varianz und taktische Möglichkeiten im Spiel unterzubringen.

Stattdessen jagt man während der Kampagne durch zehn eher mäßig spannende Level, um verlassene Vororte nach Ausrüstung zu durchsuchen oder an einer ebenso verlassenen Werkstatt ein defektes Auto wieder fit zu machen. Immer wieder wird man von durchaus aggressiven, aber ziemlich dämlichen Aliens angegriffen. Immerhin ist das Gegnerdesign recht gelungen und man hat es mit mehreren doch teils sehr unterschiedlichen Aliens zutun. Der Sapper beispielsweise hat riesige Blasen mit einer ätzenden Flüssigkeit am Kopf, die explodieren, sobald er sich entweder in deiner Nähe befindet oder getötet wird. Andere Aliens beschränken sich auf Nahkampfangriffe, wieder andere bespucken oder beschießen dich aus größerer Entfernung. Zwar alles auch nichts innovativ neues, aber immerhin gut umgesetzt.

Taktisch bietet einem Earthfall leider nicht wirklich viele Möglichkeiten. Neben Barrieren, die frei in der Welt platziert werden können und beispielsweise Aliens den Weg ins Innere von Gebäuden versperren, wenn man sie mit Gasflasche oder Storm kombiniert sogar Schaden zufügen können, gibt es noch mobile Geschütztürme, die im Schussfeld anrückende Außerirdische automatisch beschießen. Wirklich hilfreich ist dies aber erst bei höheren Schwierigkeitsgraden, um die anstürmenden Aliens ein wenig zu lenken. Vorher bekommt man das auch ganz gut nur mit Schusswaffen geregelt.

Sind diese mal leer geballert, was aufgrund der Masse der Aliens recht schnell geht, dann sucht man sich entweder neue Munition in beispielsweise Garagen, oder bedient sich am 3D-Drucker, die an wichtigen Punkten verteilt sind. Mit diesem 3D-Drucker könnt ihr euch bestimmte Waffen inklusive geladenen Magazin herstellen lassen. Allerdings solltet ihr dabei auf eure Teamitglieder hoffen, dass sie euch in dieser Zeit den Rücken freihalten oder den Drucker in einer Phase nutzen, in denen euch gerade kein ganzer Schwarm an Aliens an den Kragen möchte. Denn einige Sekunden dauert es schon, bis euch die Waffe zur Verfügung steht und diese können die Entscheidenden sein. Wie ich finde ein Feature, welches das Spiel bereichert. Man kann sich zumindest sicher sein, dass es an Waffennachschub nicht mangelt, man braucht nur die nötige Zeit.

Allein oder mit Freunden? Mit Freunden!!

Aufgrund des Spielprinzips schreit das Spiel danach, es mit vier menschlichen Mitspielern zu spielen und genau das sollte man auch tun, sofern man genügend zusammentrommeln kann. Neben Interaktion und Absprache, kann man sich so auch besser auf der Map an strategischen Punkten verteilen. Das macht nicht nur mehr Spaß, sondern führt auch zu mehr Erfolg und kann eine ganz eigene Dynamik entwickeln.

Im Singleplayer spielt man zwar dieselben Missionen, leider fördern die KI gesteuerten Mitspieler nicht unbedingt die taktischen Möglichkeiten. Zwar schießen sie zuverlässig auf alles Außerirdische, was in Sicht- und Schussweite nicht bei drei auf den Bäumen ist, aber leider laufen sie einem quasi die ganze Zeit wie Lemminge hinterher. Hier wäre eine Möglichkeit schön gewesen, den Teammitglieder Anweisungen geben zu können. Jonas, bleibe an diesem Punkt stehen und sichere ab. Maya, du gehst da lang. Danny, du verbarrikadierst den Eingang. So hätte man auch im Singleplayer vielfältigere Möglichkeiten. Stattdessen rennt man mit drei sich auf Feuerkraft beschränkenden Bots durch die Gegend, die auf der Map platzierte Hilfsmittel wie die erwähnten Barrikaden oder Geschütztürme komplett ignorieren. Man ist quasi das Mädchen für alles und das macht es eher mühsam.

Schöne Umgebung, schwacher Sound

Mein persönliches Highlight ist tatsächlich die grafische Darbietung von Earthfall. Die Designer im Hause Holospark haben hier gute Arbeit geleistet und eine malerische und eine gleichzeitig beklemmend wirkende Umgebung geschaffen. Statt auf eine Endzeitszenario in einer Metropole zu setzen, wie man es vielleicht eher erwartet hätte, bewegt man sich eher in ländlicher Idylle. Die umherliegenden Spielzeuge, Einrichtungsgegenstände, Beschädigten und verwüsteten Häuser vermitteln einem das Gefühl, als wären die Menschen tatsächlich fluchtartig vor den Besuchern aus dem All geflüchtet. Trotz der eher matschigen Texturen, wird hier eine authentische Stimmung erzeugt.

Wenn jetzt noch die Sound-Designer einen annähernd so guten Job wie die Designer gemacht hätten, dann wäre Earthfall zumindest audiovisuell ein wirklich gutes Videospiel gewesen. Allerdings wirken vor allem die Sounds der Waffen eher schwach auf der Brust. Egal ob Handfeuerwaffe oder Minigun, da hätte man ruhig etwas mehr Wumms reinlegen dürfen.

Fazit

Ein bisschen mehr hätte ich von Earthfall schon erwartet. Den guten optischen Eindruck findet man leider nicht im Gameplay wieder. Im derzeitigen Zustand ist das Spiel zwar ganz nett, aber zu belanglos, als dass es Spieler lange bei der Stange halten könnte. Wenn es Holospark allerdings schafft einige Dinge zu verbessern, dann kann Earthfall noch mehr als nur ganz nett werden. Das gilt zumindest im Singleplayer, wenn ihr eine vierer Crew zusammen kommt, dann kann man das Spiel auch jetzt schon vorsichtig empfehlen. 

Earthfall
Grafik/Präsentation
75
Story/Atmosphäre
64
Gameplay
55
Multiplayer
65
Spielspaß
67
Leserwertung0 Bewertungen
0
65