Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging im Test – Ein Nerd knobbelt sich jung

Der Kultdoktor Dr. Kawashima hat mit seinem Gehirn-Jogging zu Beginn des Jahres 2020 den Weg auf die Nintendo Switch gefunden. Dass es sich bei Ryūta Kawashima um einen echten Neurowissenschaftler aus Japan handelt, war mir bis zur Verfassung dieses Tests nicht bewusst. Diese Tatsache macht den manchmal etwas hektischen und extrovertierten eckigen Avatar im Spiel dann aber doch etwas sympathischer. Was ihr in der Switch-Version erwarten dürft und warum ihr euch keinesfalls die digitale Version kaufen solltet (wie ich), lest ihr im folgenden Test.

Dr. Kawashima ist zurück

Wer die Titel vom Nintendo DS und 3DS kennt, wird sich auch in Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für die Nintendo Switch direkt zurecht finden. Das Spiel bringt wie gewohnt allgemeine Tipps und nette Informationen zu Trainingseinflüssen, unseren Gehirnfunktionen und statistischen Vergleichswerten auf den Bildschirm. Die geistige Fitness steht dabei stets im Fokus, aber auch die Minispiele dürfen natürlich nicht fehlen. Kawashimas Gehirn-Jogging für die Switch besteht aus einem “Schnellen Spiel”-Modus und den “Täglichen Übungen”. Beim schnellen Spiel können Minispiele auch gegen Freunde gespielt werden. Hier sind die Joy-Cons die Protagonisten, dazu aber später mehr. Der Hauptteil des Spiels befasst sich mit den täglichen Übungen. Hier können wir aus verschiedenen Trainings wählen, unser geistiges Alter ermitteln lassen und zu einem späteren Zeitpunkt wird die Gehirn-Jogging-Weltmeisterschaft verfügbar sein.

 

Für jede erfolgreich abgeschlossene Übung erhalten wir pro Tag einen Stempel in unserem Kalender. Das motiviert ungemein, möchte man doch persönlich am Ball bleiben und sich entsprechend verbessern. Mein erster Test zur Ermittlung meines geistigen Alters fällt übrigens exzellent aus: 52 Jahre. Neben meinen tatsächlich vorhandenen langsamen Rechenkünsten, erkennt das Spiel bei händischer Eingabe auf dem Display leider nicht immer die korrekte Zahl, sodass die auf Zeit angelegten Aufgaben länger dauern, als tatsächlich notwendig. Dies wirkt sich wiederum negativ auf das geistige Alter aus. Vermeiden lässt sich diese unangenehme Eingabe-Problematik mit einem Stylus, der sich entweder schon in eurem Besitz befindet oder der physischen Version von Dr. Kawashima sogar beiliegt. Wer den Stift separat bei Nintendo bestellen will, zahlt neben dem aktuellen Preis von 26,99 Euro für das Spiel im Store nochmal zirka 8 Euro. Wie eingangs erwähnt, lege ich interessierten Käufern wärmstens ans Herz entweder die physische Version mit Stylus zu kaufen oder auf eine Alternative zurückzugreifen. Die Eingaben sind dadurch präziser und die Ergebnisse nachvollziehbarer und realistischer.

Motivation pur

Der erste Rückschlag hat mich aber motiviert die Spielmechanik zu durchschauen und in den Übungen besser zu werden. Außerdem belohnt einen das Spiel mit neuen Übungen, wenn man regelmäßig am Ball bleibt. Die dafür notwendigen drei Übungen pro Tag sind dabei schnell erledigt und lassen sich angenehm in eine Bahnfahrt integrieren. Dort greife ich dann aber oftmals auch zu einer Runde Sudoku oder Bazillenjagd. Bazillenjagd ist hierbei keine wirkliche Übung sondern vielmehr ein Minispiel für zwischendurch. Das Spiel basiert auf Dr. Mario und spielt sich nach einem ähnlichen Prinzip. Zu den täglichen Übungen hingegen zählt neben Rechnen auch Lesen, ein Piano-Spiel, Finger-Rechnen und einiges mehr. Beim Finger-Rechnen wird zudem der rechte Joy-Con mittels IR-Kamera zur Erfassung der Handhaltung genutzt. Dies funktioniert überraschend gut und macht insbesondere beim “Schnellen Spiel” mit Freunden Spaß. Die jeweils nach jeder Runde angezeigte Statistik motiviert zum weitermachen und besser werden. Ob dies aber für eine längerfristige Belustigung ausreicht, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend sagen. Hier dürften die Geschmäcker wie so oft auseinander gehen. Die schnellen Erfolge zu Beginn, weil man die Übungen und deren Tücken kennen lernt, lassen schnell nach und die Leistung stagniert. Die tatsächlichen Trainingseffekte auf unser Gehirn dürfen bei Dr. Kawashima zudem zurecht hinterfragt werden.

Simple Technik

Zur technischen Umsetzung gibt es nicht viel zu sagen. Grafik spielt grundsätzlich keine große Rolle bei Dr. Kawashima, wobei an der ein oder anderen Stelle durchaus schärfere Texturen wünschenswert gewesen wären. Auch die Erkennung von Buchstaben und Zahlen mittels Finger-Eingabe ist verbesserungswürdig. Mit Stift sieht das dann wieder besser aus. Aber wer hat immer einen Stift dabei, zumal die Switch im Gegensatz zum Nintendo 3DS keine entsprechende Halterung dafür vorgesehen hat.

Fazit

Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für die Nintendo Switch ist aktuell für unter 30 Euro zu haben und liefert in der physischen Variante sogar einen Stylus mit. Ob der Titel die geistigen Fähigkeiten tatsächlich verbessert, darf zwar bezweifelt werden, jedoch bietet Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging vielmehr entspannendes Gameplay für zwischendurch und in den vorhandenen Übungen sind dann doch tatsächlich Verbesserungen zu erreichen. Ein bisschen besseres Kopfrechnen kann niemals schaden, auch wenn wir (anders als unsere Mathelehrer früher behauptet haben) im 21. Jahrhundert stets einen Taschenrechner dabei haben. Die drei Übungen, die man laut Spiel täglich erledigen sollte, sind schnell erledigt und fühlen sich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht wie Arbeit an. In der Bahn schnell die Switch rausgeholt, Übungen erledigt und danach weiter Pokémon sammeln. So dürfte Dr. Kawashima auch zukünftig immer mal wieder für spaßige Spielrunden sorgen.

Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging
Grafik/Präsentation
68
Gameplay
70
Multiplayer
73
Spielspaß
75
Leserwertung5 Bewertungen
76
Pros
Viele Übungen
Motivierend
Mehrspielermodus
Gut für zwischendurch
Cons
Erkennung bei Finger-Eingabe
Maue Präsentation
72