ESL One Cologne 2018: Ein Nerd zum ersten mal beim eSports

Bisher habe ich das Thema eSports nicht wirklich für mich entdecken können, dennoch habe ich immer mal ein paar interessierte Blicke auf die Geschehnisse geworfen. Als nun die ESL One mit dem weltgrößten Counter Strike: Global Offensive (kurz CS:GO) Turnier das fünfte mal in Köln halt machte musste ich einfach mal hin.

Von der Schützenhalle in Deutschlands größte Event-Halle

Immerhin habe ich früher selbst unheimlich viel Counter Strike gespielt und mit meinen Kumpels und unserem Clan unzählige Wochenenden in den verschiedensten Wintergärten, Kellern, Garagen oder Schützenhallen verbracht. Wenn ich nur daran denke habe ich fast wieder den Geschmack von unzähligen Energy Drinks, mieser, vor Fett triefender Pizza und Ladungen von Cheeseburgern im Mund. So eklig sich das auch anhört, am liebsten würde ich jetzt meinen nicht mehr vorhandenen und sauschweren Röhrenmonitor einpacken, den ähnlich schweren Midi-Tower PC und mich mit den Leuten von damals in eine von Spinnweben verseuchten Garage setzen. Es war einfach eine gute Zeit und damals noch weit weg von den Strukturen, die es heute gibt.

Ich kann mich erinnern, dass die Stars der Szene um Mortal Teamwork (mTw) oder auch TAMM bereits die ersten Sponsoren hatten, welche die Mitglieder mit Equipment ausstatteten. Aber dass wirklich Geld floss und man so sein Taschengeld aufbesserte, geschweige denn davon leben konnte, das gab es zu meiner aktiven Zeit noch nicht. Ungefähr in diese Zeit fällt allerdings auch die Gründung der ESL, welche 2000 aus der DeCL (Deutschen Clan Liga) hervorging und damit das älteste und gleichzeitig größte Unternehmen im eSports-Bereich ist.

Mittlerweile veranstaltet das Kölner Unternehmen, dessen Muttergesellschafft Turtle Entertainment seit 2015 mehrheitlich dem schwedischen Medienkonzern Modern Times Group (MTG)  gehört, Turniere und Ligen in über 50 Spielen. Eines dieser Turniere ist die ESL One Cologne in Deutschlands größten Mehrzweckhalle LANXESS Arena, die “Cathedral of Counter Strike”.

Stimmung auf dem Siedepunkt – Let’s Go BIG

Da war ich nun, auf dem größten CS:GO auf diesem Planeten, welches praktischerweise in meiner Wahlheimat stattfand. Die dort spielenden Teams kannte ich nicht, die Namen habe ich höchstens mal irgendwo aufgeschnappt. Team Liquid, G2esports, mousesports… okay, die sagen mir was. Astralis, Faze Clan oder die beiden späteren Finalisten um BIG oder NA’VI waren mir völlig unbekannt. SK Gaming hätte ich noch gekannt, da diese unter dem Namen Schroet Kommando schon zu meiner aktiven Zeit eine große Nummer waren. Das Team blieb dem Event nach ihren Siegen in den vergangenen beiden Jahren allerdings fern.

Aber das sollte mich nicht stören, immerhin war ich als ‘Jungfrau’ in Bezug derartige Veranstaltungen einfach neugierig, was dort wohl abgeht. Vorstellungen hatte ich keine, konnte mir aber schon denken, dass es eine bombastische und gleichzeitig hoch professionelle Veranstaltung sein wird. Immerhin konnte ich schon einen kleinen Vorgeschmack während der Halo World Championships in den alten Räumen der ESL in Köln bekommen. Das was in der LANXESS Arena geboten wurde, toppte allerdings nochmal meine nicht wirklich vorhandenen Erwartungen.

Erstmal ein Bier geschnappt und im Innenraum platzgenommen. Dass ich zuerst noch etwas reserviert war und dem Treiben um mich herum mit Skepsis begegnete und ungläubig folgte, kann am Biervorsprung der anderen Zuschauer gelegen haben. Doch wich die Skepsis schnell einer steigenden Begeisterung. Runde um Runde kam ich besser ins Spiel rein. Dust2 mochte ich damals schon gerne als Spieler, Train und Inferno waren mir damals schon zu unübersichtlich, aber Nuke war wieder in Ordnung. Laufwege und Taktiken konnte ich mit der Zeit immer besser erkennen und Sympathien wuchsen. Zwar immer für das Team, welches von der Halle am meisten unterstützt wurde, aber das war ja erstmal egal.

Anfangs war es mir fast ein bisschen unangenehm und ich fast von mir selbst überrascht, weil ich mich vom Spiel und vor allem von der Stimmung in der Halle habe mitreißen lassen. Bei jedem Punkt oder gewonnenen Runde gab es lauten Jubel und wurde ein Map entschieden, rastete die Halle quasi aus. Zahlreiche Anhänger hatten alle Teams im Publikum, absoluter Spitzenreiter war hierbei allerdings BIG, die einen richtigen Fanblock vorzuweisen hatten welcher mit seinen Schlachtrufen die ganze Halle einnahm. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass alles völlig friedlich ablief. Es fühlte sich fast an wie ein riesiges Klassentreffen, wo sich tausende junger Menschen mit der selben Leidenschaft treffen, um ihren Idolen dabei zusehen, wie sie auf virtuelle Terroristenjagd gehen. Anfeindungen gab es hierbei zu keinem Zeitpunkt, auch wenn sich beim großen Grand Final zwischen BIG und NA’VI die beiden Fanlager ein wenig angestachelten und mit ihren Schlachtrufen überboten. Kurz nach Ende lag man sich aber schon wieder in den Armen und hat auf das gute Abschneiden beider Teams angestoßen.

Professionalität: Von Fanshop bis Signierstunde

Und dann war noch der hohe Grad an Professionalität. An miefige Schützenhallen wo ein ungeduschter Gamer neben dem anderen saß, erinnerte hier nichts mehr. Die Entwicklung welche die Szene in den letzten 15 Jahren genommen hat ist enorm. Aufgezogen wie eine große Show mit einer gehörigen Portion Sportübertragung, hätte man meinen können, dass hier das Finale der Handball Champions League ausgetragen wird und kein eSports-Turnier. Die Matches hatten verschiedene Kommentatoren, in den Pausen wurden einzelne Spielzüge und Schlüsselszenen analysiert und nach dem Match gab es Interviews mit den Spielern. So wie man es auch vom Fußball kennt.

Und um den Gesamteindruck abzurunden, gab es auch noch genug Service für die Fans. Etwa den üppigen ESL Fanshop im Außenbereich, wo es fast alles zu kaufen gab, was das Fanherz begehrt. Neben Fantrikots der Teams, Basics wie Shirts oder Cappies, gab es aber auch gebrandete Computer-Mäuse, Tastaturen oder Mauspads. Das Sortiment war beachtlich und wenn man nicht aufpasste, hat man einige Euros mehr ausgegeben, als man eigentlich wollte. Wenn einem die seeeehr lange Schlange vor dem Signierzelt nicht abschreckte, dann konnte man sich seine neu erworbenen Fanartikel auch gleich von seinem Lieblingsspieler signieren lassen.

Ich komme wieder

Vor dem Event war ich einfach neugierig wie so ein riesiges CS:GO Turnier wohl ablaufen wird und was für Leute dort sind. Nachher bin ich begeistert und werde auf jeden Fall im kommenden Jahr wieder hingehen. Neben der Professionalität der Veranstaltung hat mich aber am meisten die Stimmung beeindruckt. Diese Energie habe ich nicht erwartet, welche mich nach kurzer Zeit völlig mitgerissen hat. Insgesamt ist es eine große Party, wo sich viele junge Leute aus der ganzen Welt mit der selben Leidenschaft treffen, um ihre Idole anzufeuern.