Test: Dragon Age: Inquisition auf der Xbox One

Bioware hat mit Electronic Arts als Publisher das dritte Dragon Age mit dem Untertitel “Inquisition” herausgebracht. Vieles wurde im zweiten Teil von 2011 kritisiert und vieles hat sich Bioware zu Herzen genommen und Änderungen rückgängig gemacht oder sogar beide Lösungen im neuen Titel einfließen lassen. Zusätzlich bringt Bioware nun auch einen Multiplayer mit ein, der sich allerdings auf einen Koop-Modus begrenzt.

Hexenverbrennung, Kreuzzüge, Inquisitionen, Wir wissen wie man feiert!

Nach einem Überfall auf ein Treffen des Konklaves, werdet ihr als einziger Überlebender gefangen genommen und von einer Sucherin (Abgesandte des heiligen Ordens der Templer) namens Cassandra verhört. Kurze Zeit wird uns klar, dass sich einige der höchsten Führungskräfte der Kirche bei diesem Konklave befunden haben und es nicht wirklich für einen spricht, mit einem Mal auf der Hand gekennzeichnet zu sein, das ausgerechnet mit dem Dimensionsriss verbunden ist, welcher für die Explosion des Tempels verantwortlich war. Wir entscheiden uns der Sucherin zu helfen den Schuldigen zu finden und um Gleichzeitig auch unsere Unschuld beweisen zu können. Kurze Zeit später wird klar, dass es mit dem Mal auf der Hand möglich ist kleinere Dimensionsrisse, aus denen Dämonen aus dem Nichts in die reale Welt eintreten, schließen können. Auf dem Weg zum Tempel gesellen sich zwei weitere Charaktere zu unserer Gruppe. Solas ein Magier der Elfen und Varric, den man vielleicht noch aus dem zweiten Teil der Dragon Age Serie kennt, ein von den Zwergen abstammender Schurke mit Armbrust namens Bianca. Am Tempel angelangt, wird schnell klar, dass wir ein Ritual unterbrochen hatten, welches uns das Mal beschert hat. Wir verschließen mit unseren Verbündeten den dort entstandenen Riss und ohne Führung der Kirche ruft die Sucherin Cassandra die Inquisition aus, ein heiliger Vertrag, welcher der Streitkraft der Kirche es ermöglicht, unabhängig von allem und jedem zu agieren. Wir schließen uns dieser Streitkraft an und können uns von nun an frei in der Welt von Dragon Age bewegen. Per Kartentisch reisen wir in die verschiedenen Gebiete, wo wir neue Mitstreiter kennen lernen, Nebenquests erledigen oder die Hauptstory weiter voran führen. Gleichzeitig versuchen wir auch das Vertrauen unserer Verbündeten zu gewinnen und die Position der Inquisition zu verbessern.

Ganz schön viel zu tun…

Man wählt unter seinen 9 Verbündeten Charakteren 3 aus, welche uns in der Welt begleiten. Diese können aber auch während eines Besuchs in euren Lagern gewechselt werden. Praktisch von jeder Klasse werden euch 3 Charaktere zur Verfügung gestellt. Man kann also mehrere Spielweisen umsetzen ohne direkt einen Charakter umbauen zu müssen. Gleichzeitig bringt jeder Charakter aber noch einen ganz persönlichen Talentbaum mit sich, der aber erst im späteren Verlauf freigeschaltet wird. Ein Level cap von 20 ist zwar nicht sonderlich hoch, aber durch besondere Gegenstände können zusätzliche Talentpunkte für einzelne Charaktere freigeschaltet werden. Bioware setzt in Dragon Age Inquisition komplett auf Talentbäume, es werden also nach Level-Aufstieg ausschließlich Talentpunkte und keine Attributpunkte verteilt. Das heißt aber nicht, dass es keine Attribute gibt, nur werden diese durch Ausrüstungsgegenstände verbessert. Das erleichtert Neulingen den Einstieg in das Genre, da es übersichtlicher bleibt. Gleichzeitig muss man nicht alle 9 Charaktere mit Erfahrungspunkten füttern, da alle die Erfahrungspunkte bekommen und ein Level aufsteigen wenn auch eure aktuelle Gruppe im Level aufsteigt. Auch das Herstellen und verbessern von Gegenständen ist recht übersichtlich gehalten. Man benötigt Rezepte und Materialien um Dinge wie Plattenpanzer, Magierroben und ähnliches Herzustellen. Die für die Herstellung benötigten Materialien werden aber nicht fest auf einen Rohstoff festgelegt sondern nur auf eine Kategorie. Man entscheidet durch die Wahl ob man in seiner Magier Robe nun lieber Seide oder Wolle verarbeiten möchte, welche Attribute der hergestellte Gegenstand am Ende mit sich bringt und wie dieser farblich gestaltet ist. Diese Gegenstände lassen sich dann noch zusätzlich mit Ausbesserungen ausstatten um noch mehr Attribute darauf zu legen.

In 80 Tagen um die Welt

Die Spielwelt ist wirklich riesig und man bekommt das Gefühl das an jeder Ecke NPCs lauern ob nun freundlich oder feindlich gesinnt. Mit der Anzahl der NPCs kommt auch die Anzahl der Quests mit sich. Häufig entscheidet auch das Handeln des Spielers wie eine Quest zu Ende geht, ob wir es nun auf eine friedliche Lösung oder auf die Schnelle Methode lösen. Alle Entscheidungen die wir treffen, nehmen merklich Einfluss auf das Spiel. In jedem Gebiet gibt es ein paar Standard Sammel- und Entdeckungsaufgaben. Wie zum Beispiel an strategischen Punkten der Karte Lager der Inquisition zu errichten. Diese Lager sind für uns eine kleine Basis, die wir als Schnellreisepunkt nutzen können aber auch Gleichzeitig unsere Tränke aufstocken und unsere Gruppenmitglieder austauschen können. Hauptsächlich geht es bei den Aufgaben die wir bekommen, die Macht der Inquisition zu stärken umso die Hauptquest verfolgen zu können oder Nebenquests freizuschalten. Überall können wir Pflanzen und Erze sammeln oder wir gehen auf die Jagd nach den lokal ansässigen Tieren um deren Häute zu sammeln.

Über den Kriegsrat-Tisch ist es möglich die Machtpunkte auszugeben, indem man Boten aussendet, die neue Gebiete erkunden und Quests in eben diesen öffnen. Zusätzlich gibt es hier die Möglichkeit Boten auszusenden die bestimmte Materialien sammeln oder euren Einfluss verstärken.

Soundtechnisch hat Bioware sich bisher noch in keinem Teil die Blöße gegeben. Die Dialoge sind gut geschrieben und abwechslungsreich. Wir haben in Gesprächen die Möglichkeit, das Gespräch in eine bestimmte Richtung zu lenken oder mehr Hintergrundwissen aufzubauen. Auch der Soundtrack kann wieder völlig überzeugen und auch die deutsche Synchronisation der Protagonisten ist wieder gut rüber gebracht worden. Vielleicht im englischen etwas besser aber nur an wenigen Stellen. Auch dass man zwischen zwei Charakter-Stimmen pro Rasse und Geschlecht wählen kann, hat mich angenehm Überrascht. Die Soundeffekte der Umgebung verschmelzen mit der Musik und den Kampfgeräuschen und sollte man im Spiel einem hohen Drachen begegnen, hört man schon an dem Schwingen der gewaltigen Flügel, dass das eventuell kein gutes Ende nehmen wird.

Etwas fällt allerdings auf: Ab und an verschwinden die Soundeffekte komplett. Dieses Problem lässt sich lösen indem man kurz das Ring Menü öffnet und dann wieder schließt. Da sollte Bioware noch einmal nach patchen.

Steuerung

Bei der Steuerung hat Bioware die Wünsche der Communtiy erfüllt. Es gibt sowohl die taktische Ansicht (zuletzt in Dragon Age Origins) als auch die Action lastigere Echtzeitsteuerung wie in Dragon Age 2.

Beides geht gewohnt gut von der Hand, wobei man bei hohen Schwierigkeitsgraden auf die Taktische Ansicht nicht verzichten kann, da die, wie der Name schon sagt, taktischen Elemente nicht mit der Echtzeitsteuerung umgesetzt werden können. In der taktischen Ansicht kann man die Zeit Anhalten oder nur verlangsamen, so hat man genug Zeit um in Ruhe seiner Gruppe einzeln Befehle zuzuweisen. Zum Beispiel, dass der Tank der Gruppe an die Treppe geht, um diese zu blockieren und der Schurke oder Magier an der Treppe Minen/Fallen legt und sich wieder auf Distanz entfernt. Die Menüführung ist auf der Konsole mit dem bereits erwähnten Ring Menü gelöst. Von dem Menü kann man an alle wichtigen Hauptkategorien wie Charakterverwaltung, Speichern/Laden, Inventar oder auf die Karte gelangen.

Auch die Echtzeitsteuerung ist sehr gut gelöst. Man kann 8 Skills gleichzeitig in ein Schnellwahl-Menü legen um diese direkt aufrufen zu können. Die Eingewöhnung geht schnell von der Hand und macht Spaß. Einzig das wechseln der Charaktere ist umständlich. Hier wäre es vielleicht besser gewesen die Charaktere nicht via Liste durchschalten zu können, sondern via Steuerkreuz Richtung direkt auswählen zu können. Wer auf die taktische Ansicht verzichtet wird bei stressigen Situationen schnell den gewollten Charakter überspringen.

Zeig her deine Schuh

Dragon Age Inquisition wurde mit der von EA hauseigenen Frostbyte Engine entwickelt. Man sieht direkt dass sich hier etwas getan hat und die Engine ein wenig aufpoliert wurde. Licht- und Partikeleffekte können zwar nicht mit der neuen Unreal Engine 4 mithalten, aber diese ist auch erst vor kurzem freigeben worden. Man erfreut sich vor allem über die Effekte der Zauber. Charaktere und Lebewesen sind gewohnt gut gestaltet. Allerdings muss man hier die Engine mit EA’s Battlefield 4 vergleichen, wo sich die Gesichtszüge doch deutlich besser darstellen als bei Dragon Age. Dieses Detail drückt das Ganze aber nur gering. Die Gebiete sind riesig und es gibt an jeder Ecke etwas zu entdecken. Alles ist aufeinander abgestimmt und es macht Spaß die liebevoll gestalteten Welten zu erkunden!

Wer will schon alleine spielen

Erstmals bringt Dragon Age einen Multiplayer mit sich. Hier wird aber nicht wie in den meisten Multiplayern gegeneinander gespielt, sondern man geht mit einer Vier Kopf starke Gruppe auf die Jagd nach Gold, um seine Charaktere neu auszurüsten und hoch zu leveln. Der Spieler kann dabei aus 12 Klassen auswählen. Alle Charaktere sind im Dienste der Inquisition und fangen bei Level 1 an. Hier spielt man also unabhängig von der Hauptstory. Das ganze wird durch eine kleine aber eher dünne Story zusammengehalten. Man merkt aber schnell, das klassische Gruppen im Multiplayer Pflicht sind. Die Rollen Tank, Supporter, Damage Dealer sind klar an die Charaktere gebunden. Um nicht das Nachsehen zu haben, sollten die Rollen auch entsprechend gehandhabt werden und am besten auch mit kommunizieren. Aktuell gibt es 3 verschiedene Umgebungen, bei denen das Leveldesign zufällig zusammengestellt wird. Bioware verspricht hier aber noch mehr Content zu liefern.

Fazit

Dragon Age Inquisition ist ein würdiger Nachfolger der Reihe und kann mit einer dichten Story, guter Grafik, Charakterdesign und Gameplay glänzen. Es gibt neben dem questen und craften unendlich viele Möglichkeiten. Mit einer Spielzeit von 60 – 90 Stunden hat Dragon Age auf jeden Fall einen hohen Langzeitbeschäftigungsfaktor, und durch die Import-Möglichkeit alter Speicherstände einen hohen Wiederspiel wert. Der Multiplayer ist ein nettes Gimmick, könnte aber schnell von kommenden Titeln wie Fabel Legacy und ähnlichem abgelöst werden. Alles in allem ist Dragon Age Inquisition gerade jetzt zum Weihnachtsgeschäft ein Knaller und gehört für mich mit zu den besten Spielen des Jahres!

Datasheet

Publisher: Electronic Arts
Entwickler: Bioware
Release: 20. November 2014
Genre: Rollenspiel
Konsole: Xbox One, Xbox 360, PlayStation 4, PlayStation 3, PC
Text/Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Polnisch
Spieleranzahl Offline: 1
Spieleranzahl Online: 2-4
USK: 16

Dragon Age: Inquisition
Grafik/Präsentation
90
Story/Atmosphäre
93
Gameplay
93
Spielspaß
90
Leserwertung3 Bewertungen
13
92