Als 2017 Jurassic World Evolution auf der Microsoft Pressekonferenz angekündigt wurde, wurden nicht nur bei mir die Augen groß. Endlich eine, wenn auch inoffizielle, Fortsetzung des 2003 erschienen Strategiespiels: Jurassic Park Operation Genesis.
Knapp 12 Monate nach der Ankündigung ist nun auch das Spiel erschienen und es ist ein wahres Schlaraffenland für Liebhaber der süßen kleinen Dino Babies. Es gibt zum aktuellen Zeitpunkt 42 Dinosaurier: vom Triceratops bis zum Stegosaurus, vom Velociraptor bis zum Tyrannosaurus Rex. Und für die Zukunft sind noch weitere Dinosaurier angekündigt, inklusive Flugsaurier und welche, die im Wasser leben und die wir schon aus den letzten Jurassic World-Filmen kennen. Aber reicht das um ein gutes Spiel zu machen?
This is how you make dinosaurs? – No, this is how you play God
In Jurassic World Evolution übernehmen wir die Rolle des Parkplaners. Wir müssen ums um Gehege kümmern, Hotels bauen oder auch Souveniershops. Ebenfalls müssen wir uns um die Forschung kümmern und um die Sicherheit der Besucher, was aber teilweise wirklich ad absurdum geführt wird. Aber gehen wir der Reihe nach durch.
Wie gesagt gibt es drei Aufgabenbäume, die uns immer wieder verschiedene Aufträge geben: Forschung, Unterhaltung und Sicherheit. Im Forschungsbaum geht es vor allem darum neue Dinosaurier zu erforschen oder durch Gen-Kreuzungen bedeutend widerstandsfähiger zu machen. Dies ist auch nötig, da unsere Dinos, ähnlich wie in den Filmen, aus dem Labor kommen. Wir schicken dafür Forschungsteams quer durch die Welt, die an bestimmten Orten, dort wo auch wirklich die entsprechenden Dinos gefunden wurden und gelebt haben, nach Knochen oder anderen Gen-Spuren suchen sollen. Daraus stellen wir die Gensequenzen wieder her und können ab ca. 50 % auch einen Dinosaurier klonen. Dieser Dinosaurier ist dann aber noch nicht sehr widerstandsfähig. Je mehr Gensequenzen wir finden, desto widerstandfähiger wird unser Dino und desto mehr Sequenzen können wir gegen moderne Gene austauschen, die unseren Dino nochmal bedeutend stärker machen.
Aber jede Forschung kostet Geld. Sei es das Klonen der Tiere oder auch nur die Suche nach neuen Genen. Um diese Kosten was entgegenzusetzen, gibt es den Unterhaltungszweig. Mit diesem sollen wir unsere Forschungsstationen zu einem Vergnügungspark umsatteln, umso Einnahmen machen zu können. Im Gegensatz zu vielen anderen Vergnügungsparkssimulationen gibt es hierbei relativ wenige Attraktionen und das Spiel setzt hier vor allem auf die Dinosaurier.
Der Sicherheitspart soll dabei für die Sicherheit der Besucher sorgen. Dies macht das Spiel aber durch Aufträge, die direkt von Blofeld stammen könnten. Zum Beispiel sollen wir das Tor zum Dinosaurier-Gehege öffnen, nur um zu zeigen wie die Dinos dann entkommen und unsere Besucher somit töten können oder man gibt uns den Auftrag einige Dinosaurier so zusammenzupferchen, dass diese nicht sozial kompatibel sind und dadurch ausbrechen oder sich gegenseitig attackieren können.
Dies müssen wir auf insgesamt fünf Inseln durchführen, die ein großer Jurassic Park-Fan durchaus auch schon aus den Filmen als die fünf Tode kennt: ISLA MATANCEROS, ISLA MUERTA, ISLA TACANO, ISLA PENA aber auch die beiden Inseln, die in den klassischen Jurassic Park- und World-Filmen die Hauptrollen gespielt haben: ISLA SORNA und ISLA NUBLAR, der Hauptinsel.
We spared no expense
Jeder dieser Inseln birgt neue Aufträge aus den drei Strängen, mit denen wir unser Geschick unter Beweis stellen müssen. Als Belohnung winkt neben Geld auch eine Auszeichnung in Form von Fleißsternchen. Pro Insel können wir fünf Sterne sammeln, die uns Zugriff auf neue Teile des Spiels bescheren.
Dies führt uns aber eigentlich schon zu dem großen Problem von dem Spiel: dem Wirtschaftssimulationsteil.
Wir können einstellen wie viel Souvenirs und Snacks kosten, welche Qualität die Ware haben, bzw. was wir genau verkaufen (Häppchen oder was richtiges zum Essen) und auch wie viele Mitarbeiter wir einsetzen. Dann kommen wir aber auch schon an die Grenzen des Spiels. Geld spielt nämlich keine große Rolle, da, sobald wir ein Hotel und entsprechende Shops haben, permanent der Rubel rollt. Selbst wenn wir auf Null landen, können wir nicht Pleite gehen und müssen nur einige Minuten warten bis wir wieder neue Dinos erforschen können. Alternativ dürfen wir auch Aufträge erfüllen, wie zum Beispiel das Fotografieren von Dinosauriern, was uns dann wieder neues Geld in die Kasse spült.
Weiterer großer Kritikpunkt ist die Tatsache das jede Insel ein eigenes Konto hat. Das macht zwar nur in dem Punkt Sinn, dass der Entwickler uns Spieler davon abhalten kann, zu schnell auf anderen Inseln voranzukommen, wirtschaftlich gesehen wirkt es aber eher als ob jede Insel ein eigenes Unternehmen darstellt und man sich im Laufe der Zeit auf fünf Firmen konzentrieren soll. Um den Neustart auf einer Insel aber zu vereinfachen, kann man Fossilien, die sich für viel Geld verkaufen lassen, mitnehmen.
Spieltechnisch hätte man also das Geld gut weglassen und einfach durch Zeit ersetzen können, was natürlich optisch nicht so schön gewesen wäre.
God creates dinosaurs. God destroys dinosaurs. God creates man. Man destroys God. Man creates dinosaurs.
Wir haben also fünf Inseln mit bis zu 42 verschiedenen Dinosauriern. Jeder Dino hat andere ökologische und soziale Anforderungen und so muss man jedes Gehege individuell an den jeweiligen Dino anpassen. Dafür stehen uns aber bedeutend weniger Möglichkeiten zur Verfügung als man glaubt. Wir können entweder Büsche pflanzen oder Wälder, auch ein See ist möglich, darüber hinaus möchte uns der Entwickler nicht überfordern. Also wir können nicht unterschiedliche Pflanzen nutzen und müssen dadurch auch nicht darauf achten, welche Blume oder welcher Strauch gegebenenfalls für den einen Dino giftig ist, aber dennoch für die Gäste toll aussieht.
Auch bei den Gehegeeingrenzungen haben wir nicht viele Möglichkeiten. Ausschließlich normale Zäune oder Zäune mit Strom stehen uns zur Verfügung. Stahlbetonzäune, wie die aus dem ersten Film beim Velocirpator-Gehege, gibt es nicht.
Die soziale Komponente ist darauf ausgelegt das Fleischfresser und Pflanzenfresser nicht gut zusammenleben können und hier der Stärkere gewinnt. Dies muss aber nicht immer der T-Rex sein, sondern sowohl der gute Stegosaurus als auch der Triceratops wissen sich gut zu wehren.
Aber auch die Herdengröße spielt eine Rolle. So drehen manche Dinos durch, wenn die Herde kleiner als drei Tiere sind oder sogar größer. Dies verleitet dann die Tiere dazu, aus ihren Gehegen auszubrechen.
Was man erst im Laufe des Spiels lernt, was aber auch schon am Anfang recht interessant ist, ist die Tatsache, dass man nicht zwingend das Brutgehege als das Hauptgehege nutzen muss und nicht jedes Gehege Zugang zum Brutgebäude braucht. Man kann nämlich die Dinosaurier betäuben und anschließend per Helikopter in die jeweiligen Gehege transportieren.
Wer hofft, das die Dinos im Laufe des Spieles auch einen Weg finden sich selber zu reproduzieren und kleine Baby Dinos dann im Park findet, den möchte ich enttäuschen – Dies ist (bislang) ausgeschlossen.
And we can charge anything we want, 2,000 a day, 10,000 a day, and people will pay it. And then there’s the merchandise…
Aber wie erlernen wir die Grundlagen im Spiel oder bekommen neue Aufträge? Diese werden uns per Sprachaufnahme eingespielt, die teilweise von den original Sprechern gesprochen werden. Hier treffen wir sowohl auf Jeff Goldblum als Ian Malcolm aber auch auf BD Wong als Dr. Henry Wu. Leider wirkt das aber genauso halbgar wie der Wirtschaftszweig des Spiels. Es gibt keine Videosequenzen, sondern die Figuren werden nur mit einem statischen Bild eingespielt.
Technisch ist das Spiel dabei auf dem aktuellen Stand. Sowohl die Dinos als auch der restliche Park sehen wunderbar aus und selbst wenn wir in die Rolle eines Park-Rangers springen, um einen Dinosaurier zu fotografieren oder zu betäuben, ist das Spiel immer noch sehr hübsch und lädt durchaus zu einer gewissen Romantik ein, die ich auch beim ersten Jurassic Park-Film hatte. Noch schöner wird es, wenn die Wettereffekte Einzug nehmen und wir das Spiel mit Regen und Sturm erleben dürfen.
Fazit
Trotz aller Kritik ist Jurassic World Evolution kein schlechtes Spiel. Es ist eher der Schwierigkeitsgrad bzw. die Komplexität, die nicht sehr groß sind und wodurch sich das Spiel eher auf Fans des Franchises oder generell von Dinosauriern richtet. Wer eine Wirtschaftssimulation sucht, wird hier schnell merken, dass das Spiel nur sehr oberflächlich das Thema behandelt und daher sollten sich Fans von solchen Simulationen eher bei Tropico oder Cities Skyline austoben, die gerade in dem Bezug bedeutend tiefgehender sind. Der Fokus liegt ganz klar bei den Dinosauriern und hat ein starkes Franchise im Rücken, was auch am Ende den Preis erklärt.