E3 Reaktionen – Microsofts Xbox One X und ein Staccato an Spielen

Nach dem Einstand von EA zur diesjährigen E3 hat am späten Sonntagabend Microsoft das Zepter übernommen und zeigte neben einem Staccato von 42 Spielen, die lang angekündigte Xbox One X aka Project Scorpio. Ob Microsofts neue Hardware, die exklusiven Titel und die ersten Bilder der Third-Party-Partner den Nerv unseres Teams treffen oder die Präsentation einfach ein großer Flop war, das verraten euch Michael Meisterfeld, Philipp Hammerschmidt und Christoph Engels.


Michael:

Ein Satz mit X. Oder vielleicht auch gleich zwei. Microsoft eröffnet mit der Xbox One X, alias Project Scorpio. Damit ist auch vom Namen klar, Scorpio ist noch eine Xbox One, keine neue Generation. Die Hardware selbst macht einen prima Eindruck. Kleiner als eine Xbox One S, richtig leistungsstark, mit leistungsfähigem Kühler und allem Pipapo. Natürlich sollen Spiele so gut aussehen wie nie, zumindest in 4K, ausserdem man muss bereit sein, 499€ auf den Tisch zu legen. Genau das sind die beiden Hauptprobleme der Xbox One X. Die Konkurrenz mag mit der PlayStation 4 Pro nicht ganz so stark sein, ist aber deutlich günstiger. Und so wie Microsoft die neueste One vermittelt, kann ich sie mir ohne 4K Fernseher ohnehin gleich sparen. Oder etwa doch nicht?

Natürlich kommt es eigentlich auf die Inhalte an, also Spiele und da will man eigentlich ganz viel bieten. Sage und schreibe 22 Konsolen exklusive Titel sollen ein Kaufargument bilden. Allerdings hat sich Microsoft sehr klar auf Play Anywhere eingeschossen und will wohl wirklich alles auch auf den PC bringen. Davon kann man nun halten was man will. Es geht ja um die Spiele. Leider enttäuschen die Redmonder dieses Jahr genau hier. Klar, da ist Forza Motorsport 7. Sieht mal wieder sagenhaft aus, bietet personalisierbare Fahrer, Truckrennen, eine Wüstenpiste und lots of Porsche. Wird sicher toll, war aber so vorhersehbar wie Stau auf der A1. Positiver ist da schon, dass Crackdown 3 immer noch lebt und sogar relativ kurz vor der Veröffentlichung steht und nach reichlich Spaß aussieht. Gar nicht mehr lange hin ist es auch bis Cuphead, kommt nun nach mehreren Verschiebung endlich Ende September. Ferner liefen Sea of Thieves und State of Decay 2. Die zwei gehen nämlich in einem Wust allzu ähnlicher Konsolen exklusiver, Online Multiplayer Titeln, die sich gefühlt nur durch Szenario und Grafik unterscheiden und drei Viertel der (Konsolen-) Exklusivtitel ausmachen. Allzu kurz kommen im Vergleich eine Reihe Indies. Immerhin bekommt Ori 2 einen ziemlich gelungenen Trailer und Fortsetzung.

Natürlich sind Third Party-Spiele irgendwie unvermeidbar. Metro Exodus sieht dabei ganz vielversprechend aus, soll weniger linear werden als seine beiden Vorgänger, könnte aber in die Open World-Falle rennen. Assassins Creed Origins mag die verbliebenen Fans begeistern. Mich langweilt es (leider) spontan nicht weniger als das bereits bei Unity und Syndicate der Fall war. Anthem von Bioware schließlich sieht einerseits vielversprechend, andererseits aber auch schon altbekannt aus. Zu mehreren in Exosuits ins Feld ziehen erinnert direkt mal an Destiny und andere Spiele. Allerdings scheinen die Anthem Charaktere besonders mobil zu sein. Mal abwarten ob Bioware endlich wieder voll und ganz überzeugen kann.

Schließlich und endlich, die Abwärtskompatibilität. Und zwar die zur ursprünglichen Xbox. Auch wenn wir neuerdings wissen, dass die Abwärtskompatibilität gar nicht so wahnsinnig viel genutzt wird, ist sie ein tolles Feature. Alleine schon deshalb, weil man all seine Spiele ‚mitnehmen‘ kann beim Generationswechsel und man nicht genötigt wird, alles ein zweites oder gar drittes Mal zu kaufen. Das Dumme an der Sache, die Xbox One abwärtskompatibel zur Original Xbox zu machen, zeigt dieses Jahr mehr, dass es Microsoft noch ernst ist mit dem Konsolenbusiness als die Spieleauswahl, der mehr oder weniger exklusiven Spiele, von denen ein Teil wohl auch nur zeitexklusiv ist.


Philipp:

Da ist das Ding! Xbox One X wird das PlayStation Pro-Pendant von Microsoft heißen. Ja ich weiß, das ist kein Pendant, sondern die nächste Stufe der Konsolen-Evolution. Schlappe 499€ soll das gute Stück kosten, aber dafür auch einiges an Hardware liefern. Wenn ich einen 4K Fernseher hätte, wäre das Hardwareupdate attraktiv. Habe ich aber nicht, somit bleibe ich wohl erstmal bei meiner Day-One Edition. Neben dem Preis und dem fehlenden 4K Fernseher, hindert mich auch deine Xbox One X zu kaufen, dass die angekündigten Exklusivtitel mich überhaupt nicht abholen.

Ganze 42 Spiele sollten während der Konferenz angekündigt, beziehungsweise vorgestellt werden. Nachgezählt habe ich nicht, aber die Zahl ist vielleicht die Antwort auf alles. Setzt Microsoft nun doch eher auf Masse statt Klasse? Ich meine, bei den ganzen Spielen waren wirklich gute und interessant wirkende Titel dabei, aber waren das für mich eher Indie-Titel. Meine Meinung in dieser Beziehung entspricht da allerdings nicht der breiten Masse. Die schreit nach Blockbustern, Triple-A Produktionen, Halo, Gears of War und und und. Die Suche nach Blockbustern in diesem Jahr fällt da wohl eher mager aus, wenn mann mal die Dritthersteller bei Seite schiebt. Sorry Microsoft, aber den Zombies bin ich überdrüssig, Crackdown 3 hat mich vor zwei Jahren schon nicht gepackt und Rennsimulationen locken mich nicht hinterm Ofen hervor. Blockbuster werde ich mir also wie bereits erwähnt wohl bei Dritten suchen müssen. Metro Exodus, Herr der Ringe – Schatten des Krieges oder Anthem sehen schon schick auf der Xbox One X aus, die Frage ist wie wird es auf den beiden älteren Varianten laufen. Anthem gefällt mir grafisch wirklich hervorragend und auch das Setting wirkt interessant. Ich bin gespannt was Bioware da für ein Süppchen kocht und was sich daraus entwickelt.  Metro Exodus scheint auf den ersten Blick ein Open World Titel zu werden, was ich persönlich schon ein wenig Schade finde, allerdings bleibt abzuwarten wie 4A Games die Open World umsetzt.

Aber zurück zu meinem Lieblingsthema: Indie Titel. In den Look von The Last Night habe ich mich sofort verliebt und kann es jetzt schon kaum erwarten. An dem Pixelmix aus Blade Runner und ein Protagonist, welcher mit etwas Fantasie aussieht wie Peter Quill aus Guardians of the Galaxy, konnte ich mich gar nicht satt sehen. Ori and the Will of the Wisps oder Ashen haben mich auch sofort in ihren Bann gezogen. Während der PK ist mir noch Super Lucky’s Tale aufgefallen. Nach Yooka-Laylee, Voodoo Vince und etlichen kleineren Indie Spielen, die sich dem 3D Plattform Genre verschrieben haben, scheint mein liebstes Genre ein Revival zu feiern. Im ID@Xbox-Trailer finde ich ansonsten auch noch einige Titel, auf die ich mich richtige freue: Raiders of the Broken Planet, Unruly Heroes, Fables Fortune, Brawlout, Hello Neighbour, Riverbond, Dark and Light und Strange Brigade werden fester Bestandteil meiner Must Have-Liste. Dafür brauche ich allerdings kein Hardware Update.


Christoph:

Ich bin irgendwie zwiegespalten. Auf der einen Seite fand ich die Pressekonferenz wie einen kleinen Schatz. Insbesondere die Fülle an Indie- und kleineren Titeln die gezeigt wurden und die sonst eher seltener so eine Bühne bekommen, haben mich begeistert. Sei es ein Deep Rock Galactic, ein Artful Escape oder ein Tacoma. Aber auch Triple-A-Titel von Marketing-Partnern wurden gezeigt. Das neue Assassin’s Creed Origins, Lord of the Ring: Shadow of War, Metro Exodus oder auch Anthem, EA’s Antwort auf Destiny und Destiny 2. Und natürlich auch die hauseigenen Titel: Sea of Thieves, Crackdown 3, Ori and the Will of the Wisps und natürlich das neue Forza Motorsport 7, wo am Anfang unklar war: „Ist das wirklich Game-Grafik oder sind das reale Bilder?“. Insgesamt über 40 Titel fanden sich auf dem Bildschirm wieder. Würde ich auf jedes eingehen, dass würde den Rahmen des Artikels sprengen. Müsste ich mir hier ein Highlight raussuchen, dann wäre das wirklich schwer aber ich würde mich für Lord of the Ring: Shadow of War entscheiden. Dies liegt vor allem daran, dass mir der erste Teil sehr gut gefallen hat und, in meinen Augen, ein richtiger Geheimtipp ist, der von vielen gar nicht wahrgenommen wurde.

Auf der anderen Seite: Das Monster – Die Xbox One X. Was soll ich sagen? Ja, es werden über 30 Titel, unter anderem die aktuellen hauseigenen aber auch von vielen Partnern, die Xbox One X und die 4k-fähige Hardware unterstützen – Aber wie sieht der Unterschied aus? Das wirkliche Verlangen, dass ich mir die Xbox One X kaufen soll, das hat Microsoft bei mir nicht geweckt. Durch die Fülle an Indie-Games und kleineren Spielen hat man bei vielen sogar den gegensätzlichen Eindruck erweckt und zwar, dass man die Xbox One X vielleicht (noch) gar nicht braucht.

Was bleibt also unterm Strich? Die Xbox One X für 499€, die jede bisherige Konsole in den Schatten stellt und auch Gaming-PCs erblassen lässt, welche weitaus mehr kosten. Eine Vielzahl an Indie-Games, die diese Hardware nicht ausnutzen, unter anderem weil die Entwickler einen anderen Fokus auf die Spiele legen. Jede Menge Third-Party-Spiele die alle besser aussehen sollen – Wie viel besser und wie viel besser im Vergleich zur PS4 Pro – Das wurde nicht gesagt. Und eine Handvoll Titel die aus eigenen Studios kommen, die nicht schlecht sind, aber die größtenteils, wenn man sich in den deutschen Communitys die ersten Meinungsbilder anschaut, eher nur Nischen treffen und weniger die breite Masse. Ein Action-Spiel im Stile von Rise of the Tomb Raider, Quantum Break oder Horizon Zero Dawn hätte vielleicht das Ruder und die Stimmung rumgerissen, gab es aber leider nicht, genau so wenig wie das Gefühl, ob ich nun die Xbox One X wirklich brauchen werde.