Wenn wir an Nintendo denken, dann denken wir an Mario, Yoshi und Co. Nintendo war aber nicht immer der Videospielegigant, wie wir ihn heute kennen. Angefangen hat alles vor über 100 Jahren mit Hanafuda Spielkarten. Ähnlich wie mit denen bei uns üblichen Spielkarten mit Herz, Pik, Kreuz und Karo, können auch mit den Hanafuda Spielkarten unterschiedliche Spiele gespielt werden. Nachdem zwischenzeitlich versucht wurde auch andere Geschäftsbereiche zu belegen, so wurde unter anderem Reis verkauft und ein Taxiunternehmen gegründet, war man erst nach dem Eintritt von einem gewissen Gunpei Yokoi damit erfolgreich.
Ende der 60er Jahre konnte Nintendo sich einen Namen als Spielzeughersteller machen und die ersten Telespiele eröffneten Mitte der 70er auch den Markt von Videospielen für Zuhause, nachdem bereits erste Erfolge im Arcade Bereich gefeiert werden konnten. Nachdem man mehrere Color TV-Game Konsolen in Japan auf den Markt brachte, erschien mit dem Game & Watch 1980 erstmals ein Videospielprodukt, welches später auch den Weg in andere Teile der Welt fand. Entwickelt wurde die kleine LCD-Spielekonsole eben von dem bereits erwähnten Gunpei Yokoi, der später mit dem Game Boy sein Meisterstück ablieferte.
Warum eigentlich Game & Watch?
Auf die Idee zu einer Spielekonsole für unterwegs kam Gunpei Yokoi während einer Zugfahrt, als ein mitreisender gedankenverloren und aus Langeweile auf einem Taschenrechner herumdrückte. Als er den damaligen Hiroshi Yamauchi später zu einem Meeting mit Sharp brachte, erzählte er ihm von seiner Idee von einem Handheld. Zwar sagte Yamauchi während der Autofahrt kein einziges Wort dazu, erzählte aber dem CEO von Sharp direkt im darauffolgenden Meeting davon. Bereits in der nächsten Woche wurde Yokoi schließlich zu einem Meeting eingeladen, bei dem er grünes Licht für dieses Projekt bekam.
Damals hätte vermutlich niemand geahnt wie richtungsweisend die Game & Watch-Reihe werden sollte. Zum einen fanden so Arcade Hits wie Donkey Kong erstmals den Weg nach Hause, aber besonders die von Yokoi entwickelten Steuerungselemente, allen voran das Steuerkreuz, sollten die ganze Videospieleindustrie nachhaltig verändern. Bis heute finden wir das D-Pad auf unseren Controllern, auch die Xbox Series X und die PlayStation 5 kommen nicht ohne aus. Und wer sich einen Game & Watch aus der Multiscreen Serie anschaut, wird sich vermutlich sehr an den Nintendo DS erinnern. Übrigens, der Name Game & Watch kommt daher, dass neben dem Spiel auch in jedem Gerät ein Wecker integriert ist.
Neuauflage zum 35. Geburtstag von Mario
Mit Mario The Juggler kam 1991 der vorerst letzte Teil der Game & Watch Serie auf den Markt. Bis dahin verkauften sich die insgesamt 56 verschiedenen Geräte weltweit über 43 Millionen mal.
Den 35. Geburtstag von Maskottchen Super Mario, nahm Nintendo nun zum Anlass eine weitere Erfolgsgeschichte aufleben zu lassen, den Game & Watch. Angelehnt an die Gold Series mit ihrem typisch roten Gehäuse und der goldenen Front, dürfen wir uns gleich über drei Spiele auf dem kleinen Gerät freuen. Freunde des Famicom, die japanische Version des Nintendo Entertainment System (kurz NES), dürfte die Farbkombination ebenfalls bekannt vorkommen.
Eingebettet in die gewohnt gute Nintendo-Qualität, Verarbeitung des Gehäuses als auch die Tasten und ihre Druckpunkte, so wie der gestochen Scharfe LCD-Display, dürfen wir uns Super Mario Bros., Super Mario Bros.: The Lost Levels und Ball in der Mario Version freuen. Die namensgebende Uhr, in der digitalen Version, ist natürlich auch mit an Bord.
Die Bedienung des kleinen Geräts ist denkbar einfach. Neben den A und B Tasten, als auch dem Steuerkreuz, die man für die Spiele benötigt, befinden sich rechts neben dem Display drei weitere relativ selbsterklärende Tasten. Mit der Game Taste erreicht man die Spiele Auswahl, mit der Time Taste kommt man zurück auf die Uhr und mit Pause/Set kann man das Spiel pausieren und kommt gleichzeitig in die Einstellungen, in denen man Helligkeit, Lautstärke und je nach aktuellen Modus das jeweilige Spiel Neustarten oder die Uhrzeit einstellen kann.
Wenn man technisch etwas zu meckern finden möchte, dann höchstens der fehlende Standfuß, um die Uhr besser nutzen zu können. Bei vielen der damaligen Versionen war dieser dabei. Und auch der Lautsprecher ist hin und wieder etwas blechern und die Position ist eher suboptimal. Da das Loch auf der linken Seite ist, habe ich ihn ab und zu ausversehen zugehalten und mich gewundert wieso der Ton öfters laut und wieder leise wird. Auf der unteren Seite wäre der Lautsprecher besser positioniert gewesen.
Videospielgeschichte im Taschenformat
Doch der Fokus liegt natürlich voll und ganz auf den Spielen und da bekommt man nicht weniger als Videospielegeschichte. Super Mario Bros. und Super Mario Bros.: The Lost Levels haben damals Videospiele wieder salonfähig gemacht, nachdem sie nach dem großen Atari Crash in eine tiefe Krise geschliddert waren. In Japan erschien das Spiel im Jahre 1985, in Nordamerika und Europa erst ein Jahr später. Da hätte sicherlich noch niemand gedacht, dass ein italienischer Klempner, der einfach nicht gut genug auf seine Prinzessin aufpassen kann, einem ehemaligen Spielzeughersteller dazu verhilft das wertvollste japanische Unternehmen zu werden.
Aus heutiger Sicht wenig verständlich, wieso ein so simples Spielprinzip so einen großen Einfluss hatte und es Nintendo aufgrund des großen Erfolgs überhaupt erst ermöglichte den Famicom als NES auch in Nordamerika auf den Markt zu bringen. Damals waren Spiele dieser Art aber etwas neues. So gilt eben Super Mario Bros. als Mitbegründer des Jump’N’Run Genres. Es gab zwar bereits ähnliche Spiele, doch Nintendos Mitarbeiter, darunter federführend Shigeru Miyamoto, waren die ersten die ein so flüssiges horizontales als auch vertikales Scrolling hinbekommen haben. So waren beispielsweise die Unterwasser Level erst durch diese Innovation möglich.
Aufgrund der großen Beliebtheit bei Kindern als auch Erwachsenen erschien in Japan bereits ein Jahr später der Nachfolger Super Mario Bros.: The Lost Levels. Technisch war der Titel identisch zum Vorgänger und zeichnete sich hauptsächlich durch einen deutlich höheren Schwierigkeitsrad aus. Kurioserweise wurde das Spiel in Nordamerika und Europa erst 1992 als Teil der Super Mario All-Stars für den Super Nintendo veröffentlicht. Bei Nintendo war man nämlich der Meinung, dass der Schwierigkeitsgrad zu hoch für einen ausländischen Release war. So kam es, dass Nintendo extra für diese Märkte Super Mario Bros. 2 entwickelte und 1988 bzw. 1989 auf den Markt brachte. 1992 wurde es auch noch in Japan veröffentlicht.
Als kleines Gimmick bekommt man noch das Spiel Ball in der Mario Edition, welches 1980 mit dem ersten Game & Watch auf den Markt kam. Das Spiel ist recht simpel, man muss zwei Bälle in der Luft halten indem man im richtigen Moment die Hände darunter bewegt. Im Laufe des Spiels bewegen sich die Bälle schneller, so dass es deutlich schwieriger wird. Im Original wird die Spielfigur durch Mr. Game & Watch verkörpert, der es sogar zu einer amiibo Figur und Smash Bros Kämpfer geschafft hat. In der speziellen Mario Edition wurde der Kopf durch den von Mario ausgetauscht, wenn man im Titelbildschirm fünf Sekunden lang den A-Knopf gedrückt hält, kann man auch als Luigi spielen.
Eine schöne Hommage an Super Mario und Game & Watch
Zugegeben, günstig ist der Game & Watch nicht, aber die Qualität stimmt. Für sein Geld bekommt man einen Game & Watch mit einem gestochen scharfen LCD Display und mit Spielen, die absolut Zeitlos sind und heute noch genau so viel Spaß machen wie damals. Ob eine Runde in der Bahn, abends im Bett vor dem Schlafen gehen oder seien wir mal ehrlich, für die Toilette eignet sich die kleine Kiste ebenfalls ziemlich gut. Dadurch, dass er wirklich in jede Hostentasche passt und Fortschritte bis zum nächsten Game Over gespeichert werden, kann man es auch in kurzen Etappen spielen. Fans von Retro Games oder die, die es werden wollen, können hier nichts falsch machen.