Games im Studium: Warhalla

Die German Dev Days sind nun schon einige Monate vorbei, aber was ich von der zweitägigen Konferenz mitnehmen konnte, das war der Einblick in verschiedene Videospielprojekte, die während eines Gamedesignstudiums entstanden sind.

Eines davon war Warhalla. Warhalla ist ein super lustiger Arenashooter, der an der Hochschule Darmstadt im Rahmen des “Animation & Game“-Studiums, welcher mit einem Bachelor of Arts endet, entstanden ist.

Jeder Spieler buhlt bei Warhalla um die Gunst von Thor und versucht in seinem Namen der beste Spieler zu sein. Dies geschieht im Stile von eher klassischen Arenashootern wie Quake oder Unreal Tournament, wobei wir uns in einer Third-Person-Ansicht bewegen. Die Besonderheit entsteht aber gerade dann, wenn ein Spieler sich vor dem großen Donnergott bewiesen hat und seine Gunst erhält und aus dem Deathmatch ein 9vs1 Bossfight wird, in dem die verbleibenden Spieler den Günstling besiegen müssen. Gepaart mit einem wirklich tollen Design, welches unter anderem auch mit „How to train your Dragon“ mithalten kann, hat mich dieses Spiel beim anspielen schwer begeistert.

Wir sprachen mit Eva Kaup über die Entwicklung des Spiels und auch über das Studium.


Wie ist das Spiel entstanden? Musstet Ihr es im Rahmen einer Studienarbeit entwickeln?

Im Rahmen unseres Studiums “Animation and Game” an der Hochschule Darmstadt gibt es jedes Semester ein großes Projekt, das man in einem bis zu fünf Personen großen Team stemmt. Eine grobe Richtung wird dabei durch das Thema vorgegeben. In dem Semester, als wir Warhalla entwickelten war dieses Thema schlichtweg “Humor”. Schon beim ersten Teammeeting stellten wir fest, dass unsere Ideen von “Humor” nicht ganz auf einer Linie liegen, einig waren wir uns aber, den Humor zu einem Kernelement des Spiels zu machen. In einem Multiplayer sahen wir die perfekte Möglichkeit unsere Idee umzusetzen, denn Humor entwickelt sich dort schon fast von alleine aus dem Gameplay. Inspiriert von Spielen wie “Worms” oder “Plants VS Zombies: Garden Warfare” wollten wir den Comedy-Aspekt betonen. Zwar geht es bei Warhalla auch darum zu gewinnen, aber auch Neulingen sollten die lächerlichen Waffen und Pick-ups Spaß machen. Für die Konzeption und Umsetzung eines ersten Prototyps hatten wir circa vier Monate Zeit, nicht viel aber unser Ergebnis deckte alle wichtigen Gameplay Elemente ab.

Gegen Ende des Semesters war uns allen klar, dass wir viel Spaß mit Warhalla hatten und die durch regelmäßiges Streaming von unserem Game Designer aufgebaute Community war für uns ein klares Argument mit Warhalla weiterzumachen. Das war leider nicht direkt im anschließenden Semester möglich, aber in unserer Bachelorarbeit im 7. Semester sahen wir eine Chance, Warhalla weiterzuentwickeln.

Wie groß war und ist Euer Team?

Im 5. Semester entwickelten wir mit vier Personen an Warhalla. Wegen des kleinen Teams musste jeder mehrere Aufgaben übernehmen. Als wir mit der Bachelor Arbeit begannen, war uns schnell klar, dass wir hier beim Sound noch eine professionelle Unterstützung gebrauchen könnten. Mit drei der ursprünglichen Teammitglieder und Teilzeitunerstützung unseres 4. Mitgliedes starteten wir in die Entwicklung. Darüber hinaus wurden wir von einem Sound Studenten unterstützt.

Wie lange habt ihr an dem Spiel bisher entwickelt?

Rechnet man die vier Monate Entwicklung während des 5. Semesters und die circa vier Monate während der Bachelorarbeit zusammen kommt man auf acht Monate Vollzeitentwicklung. In den Semesterferien haben wir natürlich weiter an dem Projekt gefeilt, genauen Überblick über die Zeit haben wir  aber nicht.

Wie hat Euch die Universität bei Problemen geholfen?

An der Hochschule Darmstadt wird jedes Projekt von einem Coachingteam von vier Dozenten betreut. Dabei gab es immer wieder leidenschaftliche Diskussionen über die Entwicklung des Spiels.

Die Entscheidung liegt letztendlich immer beim Team, aber diese Denkanstöße haben uns natürlich geholfen das Projekt in eine richtige Richtung zu bringen. In einem unserer Dozenten, Boris Kunkel, fanden wir einen begeisterten Unterstützer unseres Projekts, mit dem wir auch noch nach Abschluss des Studiums in Kontakt stehen.

Nicht zu vernachlässigen ist aber auch das Feedback von Kommilitonen, die uns beim Playtesten unterstützt haben.

Als es dann im Bachelor um die mögliche Gründung eines Studios ging, waren wir froh, dass die Hochschule eine Beratung für Startups anbietet. Dazu haben wir aber auch noch Beratungsangebote wie z.B. die Gründerpaten genutzt, um uns mit diesem neuen Feld bekannt zu machen.

Wo hättet Ihr Euch mehr Hilfe gewünscht?

Da Warhalla für zehn Spieler pro Runde ausgelegt ist, war die Sicherstellung der Qualität nicht immer einfach. Zwar gibt es am Campus eine ganze Horde gamingbegeisterter Studenten, aber wenn die Projektphase sich dem Ende zuneigt werden die Zeitpläne so knapp, dass kaum Zeit zum Spielen bleibt.

Auch die Vernetzung mit der Branche war nicht ganz einfach, da wir keinen Networking Experten als Dozenten an der Uni haben. In solchen Fällen gibt es ja glücklicherweise immer noch eine ganze Reihe Developer Foren.

Was war Euer größter Erfolgsmoment und Eure größte Hürde?

Positives Feedback von der Community war für uns eine sehr große Motivation während des Entwicklungsprozesses. Bei den anderen Semesterprojekten waren wir oft in unserer “Hochschulblase”, es gab kein Feedback von außen und damit auch viel zu wenig Feedback. Oft überlegt man, ob das Spiel wirklich funktioniert oder man einfach zu Betriebsblind geworden ist um Probleme zu sehen. Durch die Community konnten wir Probleme viel besser erkennen, aber auch sehen, dass das Spiel viel Spaß machen kann.

Herausforderungen hatten wir definitiv einige zu meistern. Abgesehen vom alltäglichen Wahnsinn, also Bugs und Entscheidungsfindung, hatten wir zwei große Hürden:

Nach dem Abschluss des Bachelors war der Teamzusammenhalt ungewiss. Kommen die ersten Jobangebote, ist die Entscheidung schwer, ob man noch ein paar Monate in ein Indie-Startup ohne Finanzierung stecken will. Für ein Teammitglied stand noch der Bachelor an, für ihn war es also wichtig, dass es auch interessante Aufgaben gibt, die gute Portfolio-Beispiele ergeben. Nach dem Abschluss des Studiums verliert man auch einige Vorteile, die das Studentenleben sehr bequem machen, wie eine günstige Wohnung und Bafög. Letztendlich war diese Hürde auch ein Problem, weswegen wir das Projekt fürs erste auf Eis gelegt haben, da wir momentan nicht weiter in Vollzeit an dem Projekt entwickeln können.

Papierkram hatten wir eine Menge, sobald es um die Gründung ging. Auch Gründungsexperten sind sich nicht immer einig und so mussten wir selbst viel über Startups lernen. Zwar gab es in unserem Studium eine kurze Einführung zur Gründung, wenn es aber dann um die Entscheidung geht, kommt man damit nicht weit.

Beide Spiele haben die erste Hürde: „Greenlight“ bestanden und werden bald auf dem PC erscheinen. Ob sie es auch auf die Konsole schaffen werden steht noch ein wenig in den Sternen. Wir wünschen den beiden Teams aber viel Glück und gutes Gelingen. Denn wenn so die Videospielzukunft aussieht, dann freue ich mich noch fünf Mal mehr darauf.


Wer nun mehr über die Hochschule oder das Studium erfahren möchte, der sollte die Seite der Hochschule Darmstadt des Studienganges Animation & Game besuchen. Mehr zum Spiel erfahrt Ihr auf der Steamseite von Warhalla.