Small Radios Big Televisions im Test – Visuelle Trance auf Kassette

Adult Swim ist nicht nur für seine abgedrehten Serien, wie Rick & Morty oder Robot Chicken, bekannt. Der amerikanische Kabelsender hat auch das ein oder andere Spielehighlights für Zwischendurch herausgebracht, etwa Robot Unicorn Attack. Mit Small Radios Big Televisions haben sie zusammen mit den Entwicklern von Fire Face einen mindestens genauso verrückten Puzzler herausgebracht. Was sich dahinter verbirgt und was der Titel zu bieten hat erfahrt Ihr in folgendem Test.

Eintauchen in eine andere Dimension

screens-srbt-ps4-2In Small Radios Big Televisions wird uns eine kleine, fast schon gesellschaftskritische Geschichte, die wir im gesamten Spielverlauf stückchenweise serviert bekommen, erzählt. Durch abstrakte Szenen von Bäumen, Wiesen oder Gebirgen, die auf Kassetten festgehalten und über VR-Brillen konsumiert wurden, scheint sich eine Art Realitätsverlust bei den Menschen breit gemacht zu haben. Dieses Trauma führte die Menschheit womöglich in den Abgrund, denn außer uns treffen wir keine weiteren Artgenossen. Alles was wir sehen sind heruntergekommene Industriegebäude und eine Vielzahl an Kassetten. Doch was hat es damit auf sich? Dieser Frage gilt es auf den Grund zu gehen.

Das Eintauchen in andere, abgedrehte Welten erleben auch wir auf der Suche nach eben diesen Kassetten. Sie werfen jedoch nur mehr Fragen auf und bringen höchst selten Licht ins Dunkel. Dafür erleben wir häufig den ein oder anderen visuellen Drogentrip, der oftmals mit Kopfschmerzen endet.

Visueller Drogentrip

Leider spielt die Geschichte eine eher unbeachtliche Nebenrolle. Denn das, was Small Radios Big Televisions screens-srbt-ps4-1ausmachen soll, sind die teils recht kniffeligen Rätsel.

Die Level gestalten sich in Form von geometrisch konstruierten Gebäuden. Jedes Level verfolgt ein spezielles Thema, welches sowohl visuell durch Farben als auch verschiedene Rätsel dargestellt wird. In einem finden wir beispielsweise eine Anzahl an Zahnrädern. Manche davon lassen sich bewegen oder sogar lösen, um eine gezielte Kettenreaktion auszulösen, die uns einen Schritt weiter bringt. Unser Ziel ist es mithilfe der im Level gefundenen Kassetten an grün leuchtende Kugeln zu kommen, welche uns bis dahin verriegelte Türen öffnen.

screens-srbt-ps4-7In den Kassettenszenen, in denen sich die grünen Kugeln verstecken, müssen wir häufig unsere Genauigkeit testen, um diese einzusammeln. Beim ersten Abspielen einiger Kassetten kann es aber vorkommen, dass wir keinerlei Kugeln finden. Dann kommen die gefürchteten Magnete ins Spiel. Hält man die Kassetten davor, gibt es ein lautes Knarzen und man befürchtet schon, die Kassetten komplett zerstört zu haben. Beim danach folgenden Abspielen erahnt man jedoch, warum die Menschen auf Dauer unter solch starken Realitätsverlusten litten. Flimmern, grelle Farben und das Verschwimmen von klaren Formen. So muss sich also ein Drogentrip anfühlen. Und ein Fest für Epileptiker ist es auch nicht. Wenigstens finden wir in der LSD-Achterbahnfahrt dann auch die vorher vermisste grüne Kugel und können ins nächste Level fortfahren.

Krampf, Kniff und Synth Wave

Die Steuerung, auf eine Point’n’Click Handhabung reduziert, fordert dabei volle Konzentration auf den wahnwitzigen Drogentrip. Lediglich durch Bewegen der Analogsticks erscheinen die zweidimensionalen Räume und Gebäude in 3D und offenbaren uns beispielsweise neue Türen, durch die wir gehen screens-srbt-ps4-11können. Die Analogsticks dienen uns auch in den Kassettenaufzeichnungen dazu, uns umzusehen und grüne Kugeln einzusammeln.

An die Art der Steuerung muss man sich jedoch einige Zeit gewöhnen. Der Cursor steht hierbei stets mittig und kann nur durch Neigen bewegt werden – der Raum bewegt sich also, nicht aber der Cursor. Und hier liegt auch das Problem der Kontrollen. Der Grad, wie stark wir den Raum vor uns neigen können, ist nicht immer konstant. Dadurch ist das Auswählen von Türen, Gegenständen oder Kassetten an einigen Stellen sehr ungenau und dementsprechend auf Dauer frustrierend.

Um das Trance-Paket komplett zu machen, bedient man sich der Soundtrack am beliebten Synth/Retro-Wave-Genre. Die im Loop spielende Musik führt nicht nur zu Gänsehaut der unschönen Sorte – wie das Kratzen einer Gabel – sondern zu noch mehr Unbehagen beim Spieler, was auch durchaus gewollt ist. Die teils unharmonisch wirkenden Klänge sorgen jedoch dafür, dass man die Rätsel schnell hinter sich bringen möchte, anstatt den Moment, die Szenerie und die Denkaufgaben zu genießen.

Für Zwischendurch

Dadurch legt man einen ungewollten, kleinen Speedrun hin, der beim erstmaligem Durchgang nach ungefähr 2 Stunden schon zu Ende ist. Auch die insgesamt neun Trophäen, wovon lediglich zwei seltener Natur sind, spornen einen kaum an, dass Spiel erneut durchzuspielen. Die Zielgruppe, die Small Radios Big Televisions bedienen möchte, ist definitiv die der Gelegenheitsspieler. Für Zwischendurch ist der Puzzler aber in jedem Fall ein verrückter Zeitvertreib.

Fazit

Small Radios Big Televisions verpackt viele gute Ansätze in einem kleinen Puzzler für Zwischendurch, bietet insgesamt aber deutlich Luft nach oben… Die Geschichte – der gesellschaftskritische Aspekt von neuer Technologie wie beispielweise VR-Brillen – hätte hier viel mehr Gewichtung bekommen müssen. Die Reaktionen, die die Szenen auf den Kassetten bei dem Spieler auslösen, lassen einen aber trotzdem skeptisch über die Thematik nachdenken. Die Rätsel sind kniffelig, aber selten wirklich fordernd. An die ungenaue Steuerung gewöhnt man sich auch bis zum Ende nicht. So bleibt Small Radios Big Televisions leider ein kurzes und bei mir wahrscheinlich auch einmaliges Spielerlebnis.

Small Radios Big Televisions
Grafik/Präsentation
65
Story/Atmosphäre
70
Gameplay
61
Spielspaß
60
Leserwertung0 Bewertungen
0
64