Forza Horizon 3 im Test – Mit Vollgas durchs Outback

Bereits der erste Teil schlug ein wie eine Bombe, der zweite Teil sahnte eine Traumwertung nach der anderen ab und jetzt bekommen wir es mit dem dritten Teil zu tun. Die Rede ist von Forza Horizon 3, dem Open World-Arcade-Racer aus der Forza-Reihe, auf den schon viele Xbox One-Spieler gewartet haben. Ob auch der dritte Teil so gut ist wie seine Vorgänger, erfahrt ihr in unserem Test.

Auf ins abwechslungsreiche Australien

Nach Colorado und Norditalien beziehungsweise Südfrankreich macht das Horizon Festival dieses Mal Halt in Australien. Anders als in den vorherigen Teilen mischt man allerdings nicht als normaler Teilnehmer das Fahrerfeld auf, sondern ist als Boss der ganzen Veranstaltung am Start.

In Forza Horizon 3 startet man ebenfalls mit der obligatorischen Einführungsfahrt in das Spiel, bei der wir einen der dicken Karren zum Festivalgelände transportieren müssen. Wir werden von der reizenden Assistentin Keira, die uns auch durch den Rest des Spiels begleiten wird, aufgeregt auf dem Flughafen als neuer Chef begrüßt und in den Coverstar Lamborghini Centenario gesetzt. Auf der nun folgenden Fahrt zum Gelände bekommen wir den ersten Eindruck, was uns in der folgenden Spielzeit erwarten wird. Die Entwickler von Playground Games haben noch einmal einen draufgesetzt und die offene Welt, rund um das abwechslungsreiche Australien, noch atemberaubender in Szene gesetzt, als sie es bereits bei Südeuropa beim Vorgänger getan haben.

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Bei diesem Strand würde man doch lieber die Badehose rausholen, anstatt darüber zu rasen.

Wenn man ehrlich ist, hat Australien auch deutlich mehr zu bieten als Südeuropa (zumindest landschaftlich und da kommt es ja schon fast drauf an). Tiefster Dschungel, die Weinberge von Yarra Valley bis hin zum wüstenähnlichen Outback oder den feinen Sandstränden von Byron Bay, egal ob malerische kleine Städtchen oder unberührte Landschaften, die Designer bei Playground Games haben ganze Arbeit geleistet. Schaut man genau hin, sieht man hier und da sogar Krokodile oder Kängurus, die sich vor den heranrasenden Boliden in Sicherheit bringen. Einzig Surfers Paradise hat mich nicht ganz überzeugt. Dabei handelt es sich um die Metropole der Welt von Forza Horizon 3 mit hohen Wolkenkratzern und engen Straßen. Warum hat es mich nicht überzeugt? Irgendwie wirkt die Stadt nicht belebt, zu glatt und fügt sich nicht so gut in das gesamte Szenario ein. Schlecht sieht sie dabei nicht aus, aber im Gegensatz zum Rest des Areals hat sie mich nicht so sehr geflasht. Insgesamt ist dies aber wirklich nur ein kleiner Kritikpunkt, der den Gesamteindruck nicht schmälern soll. Auch Licht- und Partikeleffekte sehen absolut beeindruckend aus. Besonders in der Dämmerung wirft die Szenerie ein besonders gutes Licht auf das geschehen. Ein paar Einbußen muss man aber trotzdem hinnehmen, denn manchmal hat die Xbox One mit ein paar Einbrüchen der Bildrate zu kämpfen und muss an die Grenzen des machbaren gehen. Beispielsweise im Dschungel bei Sonnenschein, wenn besonders viele Schatten berechnet werden müssen, können diese auftreten.

Wie auch immer, kommen wir zurück zur Einführungsfahrt. Nachdem man vom Lamborghini in einen Trophy Truck umgestiegen ist und gemerkt hat, dass sich die Steuerung ähnlich gut und direkt darstellt, wie man es von jedem Forza-Spiel auch bisher gewohnt ist, erreicht man erstmals das Festivalgelände, bei der man neuerdings in der Horizon-Reihe seinen eigenen Avatar erstellen kann. Zwar gibt es keinen detaillierten Editor, dafür kann man immerhin aus zahlreichen vorgefertigten Konterfeis auswählen. Besonders nett finde ich die Neuerung, dass man fortan von der bereits erwähnten Keira mit Namen angesprochen wird. Denn neben dem Avatar wählt man auch noch seinen Vornamen aus einer Liste aus, die von den Sprechern eingesprochen wurden. Ist der eigene Name nicht dabei, kann man auch aus ein paar nicht ganz ernstzunehmenden Namen wie Master Chief oder Mr. President wählen. Ist das erledigt, wird man auch direkt ins virtuelle Australien geworfen und in meinem Fall immer mal wieder mit einem netten „Hallo Christoph“ begrüßt.

Selbst beim Tunen, Lackieren und Bekleben der über 300 Autos ist dies so. Wer hier große Neuerungen erwartet, wird allerdings enttäuscht sein. Dafür gibt es immer noch super viele und schön modellierte Autos, auch wenn es überraschend sein wird, dass man Volkswagen vergeblich sucht. Dabei wäre doch der gute alte T1 oder T2 perfekt, um durch das Surfers Paradise zu cruisen. Vielleicht bekommen wir ja noch die Gelegenheit durch ein DLC, wie es zum Beispiel zuletzt mit Porsche der Fall war. Ach das Tuning und die Verschönerungsoptionen sind nahezu identisch zum Vorgänger. Nur eine weitere Option beim Autokauf ist dazu gekommen: Ihr könnt jetzt auch Autos ersteigern beziehungsweise versteigern.

Fans sammeln ist das A und O

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Man kann nie genug Fans haben, auch wenn es schon fast 4 Millionen sind Es wird auf jeden Fall eng auf dem Horizon Festival.

Was einem schnell auffällt ist, dass Forza Horizon 3 etwas anders abläuft als noch die beiden Vorgänger. Wie wir mittlerweile wissen, sind wir nicht mehr normale Teilnehmer, sondern Boss des Horizon Festivals. Das bedeutet natürlich auch, dass man ganz andere Aufgaben übernehmen muss. Vorrangig heißt es jetzt Werbung machen und Fans rankarren, was auch gleichzeitig die Hauptbeschäftigung des diesjährigen Forza Horizon 3 sein wird, um in der Kampagne vorwärts zu kommen.

Je mehr Fans ihr bei den verschiedensten Veranstaltungen sammelt, desto mehr könnt ihr in Australien erleben. Bei jedem dieser Fan-Meilensteine werden weitere Rennstrecken und Veranstaltungen freigeschaltet. Egal ob ihr einen der vier möglichen Festival-Standorte eröffnet, einen bereits bestehenden Standort erweitert oder eines der fünf Schaurennen freischaltet, erhaltet ihr neue Rennen und Veranstaltungen. Bei den Schaurennen müsst ihr auch wieder gegen ungleiche Gegner wie Züge oder Motorboote antreten. Insgesamt finde ich die Kampagne allerdings nicht so motivierend wie beim Vorgänger beziehungsweise mir fehlt der rote Faden. Ich fühlte mich anfangs etwas alleingelassen. Dem Spieler wird im Prinzip selbst überlassen, was er als Nächstes macht und wie er weiterkommt. Gefühlt hat die Meisterschaft an Bedeutung verloren. Ich habe mich beispielsweise bisher mehr mit sogenannten Fanrennen aufgehalten, die sich aber sonst nicht von einem Meisterschaftsrennen unterscheiden.

Die Art der Rennen oder PR-Stunts hat sich im Gegensatz zu Forza Horizon 2 insgesamt nur wenig geändert. Es gibt weiterhin verschiedene Rundstrecken- oder Querfeldeinrennen. Blitzer und Geschwindigkeitszonen sind genauso in Australien verteilt, wie es bereits in Italien und Frankreich der Fall war. Neu dagegen sind Gefahrenstellen, bei denen man besonders spektakuläre Stunts hinlegen kann oder Drift-Zonen, die ähnlich wie die Geschwindigkeitszonen kurze Straßen-Abschnitte sind, in denen man so viele Drift-Punkte sammeln muss wie möglich. Und klar, auch hier gibt es Fans für den Kampagnen-Fortschritt zu sammeln.

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Äh ja, und wie kommt man da jetzt hin?

Um die gut doppelt so große Karte zu füllen, wobei ich zugeben muss, dass sie sich beim Herumfahren gar nicht so viel größer anfühlt, sind neben den Rennen und Stunts, auch die beliebten Sammelgegenstände und –möglichkeiten mit Aussicht auf einen Erfolg und einem Gamerscore wieder mit dabei. Über 300 Autos können fotografiert, 15 Scheunenfunde wollen gesucht, 13 besonders schöne Aussichtspunkte besucht und 150 Bonustafeln aufgespürt werden. Besonders die Bonustafeln sind im Gegensatz zu Forza Horizon 2 deutlich schwerer zu erreichen. Meistens stehen sie zwar einfach nur am Straßenrand oder etwas abseits der Wege herum, ab und zu aber kann es vorkommen, dass diese auch auf Häuserdächern oder schwer erreichbaren Standorten zu finden sind. Das mühsame Suchen der Gegenstände wird durch einen Drohnenmodus erleichtert, mit dem ihr über die gesamte Karte fliegen könnt. Wem das auch noch zu beschwerlich ist, kann sich für 2,99 Euro auch alle Gegenstände freischalten lassen.

Natürlich ist auch die bereits bekannte Fahrspaßliste wieder mit dabei, bei der man mal leichte und mal schwere Aufgaben zu erfüllen hat. Allerdings wurde sie auch in der deutschen Version richtigerweise mit Löffelliste übersetzt. Im Vorgänger hießen sie auch im englischen bereits Bucket List, was eben das deutsche Pendant von Dingen ist, die man machen möchte, bevor man den Löffel abgibt.

Mir macht es ohnehin unheimlich viel Spaß einfach über die große Karte zu rasen und die verschiedenen Dinge einzusammeln. Forza Horizon 3 bietet dafür noch mehr Gründe. Allerdings ist mir immer wieder etwas aufgefallen, was mir beim Vorgänger so nie im Gedächtnis geblieben ist. Und zwar verhält sich die KI beim offenen Fahren immer wieder ziemlich dämlich. So bin ich nie so oft mit Drivataren zusammen gestoßen wie dieses Mal, das liegt auch nicht an dem im Australien herrschenden Linksverkehr, auch wenn er mir anfangs öfters zum Verhängnis wurde, sondern einfach an dem unvorhersehbaren Fahrverhalten der KI. Immer wieder habe ich auch Autos vor Bäumen stehen sehen, die fröhlich Gas gegeben und nicht im Traum daran gedacht haben mal den Rückwärtsgang einzulegen. Da wird Microsoft aber bestimmt noch einmal nachbessern.

Blaupausen sorgen für mehr Abwechslung

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Die Blaupausen bieten Möglichkeiten in hülle und fülle.

Als hätte man mit den bereits erwähnten Möglichkeiten nicht schon genug im virtuellen Australien zutun, gibt es in Forza Horizon 3 erstmals die Möglichkeit eigene Veranstaltungen zu erstellen. Dies gilt für einzelne Rennen, aber auch für ganze Meisterschaften oder sogar Löffellisten-Herausforderungen. Die Möglichkeiten, die man dadurch erlangt, sind immens. Es können Fahrzeugklassen, -typen oder sogar Themengebiete festgelegt werden, so dass beispielsweise nur mit aus Filmen bekannten Autos oder den Scheunenfunden gefahren werden darf. Länge der Rennen, Tageszeit, Wetterbedingungen, die Fahrzeug-Ansicht oder bei den Löffellisten-Herausforderungen kann man sogar das Lied bestimmen, welches dabei abgespielt werden soll. Es gibt Möglichkeiten in Hülle und Fülle. Etwas schade ist nur, dass man keine eigenen Querfeldeinrennen mit selbst festgelegter Route erstellen kann. Das geht nur bei den Löffellisten-Herausforderungen, bei der man in einer bestimmten Zeit von A nach B kommen muss und dadurch den Zielort festlegen kann.

Hat man eine eigene Blaupause angelegt, wird diese fortan bei allen anderen Spielern zur Auswahl gestellt, bei denen ihr auf der Freundesliste steht. Bei Rivalenrennen oder eben den Löffellisten können auch direkt Freunde herausgefordert werden.

Ich muss sagen, dass mich die Blaupausen-Funktion unheimlich begeistert. Die Möglichkeiten, die man dadurch bekommt, sind wirklich groß und sorgt für mehr Motivation und auch Spielspaß.

Koop-Kampagne als neue Online-Option

Bereits Forza Horizon 2 hat online viel Spaß gemacht, sich auf den ungewöhnlichen und abwechslungsreichen Rennstrecken zu duellieren. Auf gleichen Wege geht das natürlich auch wieder beim dritten Teil. Dies funktioniert ebenso problemlos und schnell, um mit bis zu 12 Spielern online um den Sieg zu fahren, wie gewohnt.

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Bei Regen ein Dach über dem Kopf ist schon super, auch wenn man kaum was sieht.

Deutlich interessanter finde ich persönlich allerdings die Möglichkeit, jetzt auch die Kampagne im Kopp mit bis zu vier Spielern zu absolvieren. Dabei stehen allen Teilnehmern, die bereits erspielten Fortschritte der einzelnen Gruppenmitglieder zur Verfügung, die allerdings immer nur vom Gruppen-Anführer gestartet werden können, aber auch nur, wenn diese von allen Teilnehmern bereits freigeschaltet wurde. Absolviert man nun gemeinsam Veranstaltungen, tritt man als Gruppe gegen die Computer-Gegner an. Bei Rennen beispielsweise werden jedem Teilnehmer für jeden Gegner, den man hinter sich lässt, Punkte gutgeschrieben. Am Ende muss man logischerweise mehr Punkte auf dem Konto haben, als das gegnerische Team. Anders ist es bei Löffellisten, hierbei muss die Aufgabe gemeinsam absolviert werden. Gibt es beispielsweise ein Zeitlimit von drei Minuten, darf die zusammengerechnete Zeit von allen Teilnehmern diese nicht überschreiten. Die Sammelgegenstände wie Bonusschilder und Scheunenfunde gelten aber weiterhin für jeden Spieler separat. Findet während der Koop-Session ein Spieler ein Bonusschild, welches die anderen auch noch nicht haben, wird dieses denen nicht als gefunden gutgeschrieben.

Trotzdem ist die Koop-Kampagne für mich die beste und dem Spieler wichtigste Neuerung bei der neusten Ausgabe des Horizon Festivals. Was macht mehr Spaß, als mit seinen Freunden zusammen in blank geputzten Boliden in den australischen Sonnenuntergang zu fahren und zahlreiche Fanherzen für sich zu gewinnen.

Fazit

Forza Horizon 3 ist sowas wie der feuchte Traum eines jeden Racing-Fans. Der Umfang ist unheimlich groß. Ich habe bereits über 21 Stunden in das Spiel versenkt und bin noch lange nicht damit durch. Besonders gut finde ich die Möglichkeit, dass man sich das Spiel mit der Blaupausen-Funktion auf die eigenen Vorlieben zuschneiden und zeitgleich noch für unheimlich viel Abwechslung sorgen kann. Auch, dass man jetzt die Kampagne im Koop mit Freunden absolvieren kann, ist ein absoluter Gewinn. Kritikpunkte gibt es auch, wenn auch nur wenige. Die Kampagne wirkt auf mich insgesamt etwas unübersichtlicher und dadurch verliert das Spiel ein wenig an Atmosphäre, auch die KI verhält sich nicht immer besonders klug. Die atemberaubende und abwechslungsreiche Optik entschädigt dafür aber wieder für vieles.

Forza Horizon 3
Grafik/Präsentation
95
Story/Atmosphäre
85
Gameplay
95
Multiplayer
89
Spielspaß
95
Leserwertung4 Bewertungen
44
92