Destroy All Humans im Test: Remake gegen die Menschheit

15 Jahre nachdem das Original für die PlayStation 2 und ursprüngliche Xbox auf dem Markt gekommen ist, spendiert THQ Nordic dem abgedrehten Alien-Spaß ein Remake. Entwickelt wurde die Neuauflage vom deutschen Entwicklerstudio Black Forest Games, welches vor allem für die letzten Giana Sisters Spiele bekannt ist, allen voran das 2012 veröffentlichte Giana Sisters: Twisted Dreams welches gute Kritiken bekam.

Ohne Genitalien keine Fortpflanzung

Keine Genitalien und mit dem Mund essen sie auch nicht.

Die Furonen (schreibt man das überhaupt so?) sind eine außerirdische Spezies die aufgrund von atomarer Strahlung über die Jahre Missbildungen erlitten hat, so dass sie sich nicht mehr selbstständig fortpflanzen kann. Ihr fehlen schlicht und ergreifend die Genitalien. Zwar können sie sich mittlerweile Klonen, doch bei jeder neuen Version gehen Informationen aus der DNA verloren. Doch wie der Zufall es will, trägt die Menschheit uralte und unberührte Furon-DNA in sich, die nur noch eingesammelt werden muss. Blöd nur, dass der Furone Crypto-136 beim Einsammeln von DNA aus Versehen bei einem Atomraketentest in Rosswell abgeschossen wurde. Daraufhin macht sich sein Bruder Crypto-137 auf den Weg, um das verschollene Raumschiff samt Bruder zu suchen und da beginnt auch schon der kleine Rachefeldzug. Grüne Männchen, die eigentlich blau sind, sind nicht gerne gesehen und werden mit allem was die Armee zur Verfügung hat, bekämpft. Kein Wunder, wenn sie reihenweise Menschen in die ewigen Jagdgründe schicken und auch noch die Regierung unterwandern wollen.

Ob das wirklich so passiert ist?

Da die Story das Salz in der Destroy all Humans-Suppe ist und das Spiel maßgebend prägt, möchte ich auch gar nicht mehr darüber verraten. Zwar ist die Story nicht außergewöhnlich tiefgründig, aber aufgrund des Humors in Verbindung mit den 50er Jahren in denen das Spiel beheimatet ist, ist sie für eine große Portion des Spielspaßes verantwortlich. Besonders die überall im Spiel versteckten Hinweise auf den damaligen Zeitgeist, dass die Rote Armee bzw. die Kommunisten an allem Schuld sind und Dinge mit ziemlich abstrusen Begründungen abgestritten werden, ist und wirkt zwar sehr überspritzt, aber in der damaligen Zeit gar nicht so unrealistisch. Man könnte es auch Propaganda nennen. Unterm Strich kann man sagen, das Spiel bietet Stoff für einen hervorragenden B-Movie.

Destroy All Humans + 1

Der Umfang des Spiels ist ordentlich für einen mittelpreisigen Titel. Insgesamt 23 Missionen muss man in sechs verschiedenen Leveln absolvieren, was übrigens eine Mission mehr ist als im Original von 2005, um das große Ziel der Furonen zu erreichen.  Die Vernichtung der Menschheit. Wogegen man sich anfangs noch recht leicht durch die Missionen bewegt, wird es im Laufe des Spiels schon knackiger. Verschiedene Schwierigkeitsstufen gibt es übrigens nicht, begabte und weniger begabte Gamer müssen mit denselben Gegebenheiten klarkommen und werden vermutlich unterschiedlich lange für die Kampagne des Spiels brauchen. Ich habe die ein oder andere Mission öfters spielen müssen und für den letzten Zwischengegner habe ich sogar noch Extraschichten schieben müssen, um mein Raumschiff upgraden zu können. Ich habe die Zeit zwar nicht gestoppt, aber ich würde die Spielzeit je nach Spielweise auf fünf bis sieben Stunden beziffern.

Nur noch ein Skelett mit Waffe in der Hand.

Vom Missionsdesign bietet das Spiel eine ganz gute Mischung, auch wenn sich die Art der Missionen irgendwann wiederholt. Mal muss man unbemerkt verschiedene Sperrgebiete infiltrieren, darin dann von einem Wissenschaftler oder hochrangigen Politiker die Gedanken lesen oder sie vernichten. Mal muss man zu Fuß mit Crypto jede Menge lästige Menschen, oder Affen wie sie gerne abfällig genannt werden, beseitigen oder mit dem Raumschiff einfach alles kurz und klein schießen. Das macht im übrigen am meisten Spaß und wurde auch schön in Szene gesetzt. Klingt trotzdem erstmal nach nicht so viel, aber in unterschiedlichen Kombinationen wird daraus ein spaßiger (Menschen-)Brei der zwar seine Höhen und Tiefen hat, aber nie wirklich langweilig wird.

Falls einem die Missionen aber doch mal nicht ausreichen, wurden noch in jedes Level verschiedene Sammelaufgaben und Herausforderungen verteilt. So muss man in der Randale-Herausforderung auf der Turniseed Farm, wo das Spiel beginnt, möglichst viele aufgebrachte Farmer in einem Zeitlimit töten, um sich zusätzliche DNA zu verdienen. Diese Sammelaufgaben und Herausforderungen gab es im Original übrigens nicht und sind meiner Meinung nach eine sinnvolle Erweiterung, um den Spieler zum einen länger bei der Stange zu halten, aber auch um mehr Furon-DNA zu sammeln.

Andere Skins können auch freigeschaltet werden.

DNA ist überhaupt das große Thema. Zum einen ist die gesamte Story daran aufgehängt. Man braucht die DNA aber auch um Cryptos als auch die Eigenschaften und Fähigkeiten seines Raumschiffs Upgrades zu verpassen. Besonders wichtig im späteren Verlauf, wenn man es mit größeren und mächtigeren Gegnern zu tun bekommt. Spätestens dann kommt man nicht daran vorbei die hart verdiente Menschen DNA in bessere Analsonden oder Psychokinese Fähigkeiten zu investieren. Merkt euch Repulse-O-Tron.

Das macht auch im Grunde viel Spaß, da die Steuerung intuitiv und schnell erlernbar ist. Wie üblich in solchen Spielen werden die verschiedenen Fähigkeiten und Waffen sukzessive freigeschaltet, so dass man so die Steuerung verinnerlicht. Diese ist generell gut umgesetzt. Nur hin und wieder war die Steuerung etwas ungenau. So wurden beispielsweise Gegenstände im Hintergrund fokussiert, anstatt den Menschen im Vordergrund dessen Gehirn ich extrahieren wollte, um Furon-DNA zu sammeln. In dem Fall wurde ich dadurch bei meiner Infiltration aufgedeckt und die Mission war gescheitert. Dies ist gerade so selten passiert, dass es mir nicht auf die Nerven gegangen ist, aber trotzdem das ein oder andere mal zu viel.

Ab in die 50er Jahre

Zum Glück ist das Spiel kein Remaster, wie wir es leider viel zu oft serviert bekommen. Nach Spongebob Schwammkopf: Battle for Bikini Bottom hat THQ Nordic bereits zum zweiten Mal in kurzer Zeit bewiesen, dass sie Remakes können. Besonders wichtig bei Remakes dieser Art ist natürlich die Umsetzung grafischer als auch soundtechnischer Natur. Handlung und das Missionsdesign orientieren sich naturgemäß, wie auch hier, eng am Original. Das umsetzende Studio Black Forest Games hat das Spiel hierbei von Grund auf neu entwickelt, um das Spiel grafisch als auch technisch den aktuellen Möglichkeiten anzupassen.

Noch hat er gut lachen, der General.

Was dabei rausgekommen ist, kann sich sehen lassen. Die comichafte Grafik fängt den Charme und Stil der 50er Jahre wunderbar ein. Mit viel Liebe im Detail bei den Charaktermodellen der Aliens als auch der lästigen Menschen spiegelt sich diese auch in der Ausarbeitung der Umgebung wieder. Natürlich findet man verschiedene Objekte mehr als nur einmal in den jeweiligen Leveln, aber das ist bei alltäglichen Dingen wie Luftmatratzen oder Strandbällen auch nicht weiter tragisch. Die Umgebung lädt zum Angucken und Entdecken ein.

Beim Sound hat Black Forest Games einen guten Mittelweg gefunden. Musik und Synchronisationen wurden, wenn möglich vom Original beibehalten, oder mit den damaligen Sprechern neu eingesprochen. Wer das Original gespielt hat, der weiß auch, dass das nötig war. Besonders die deutsche Synchronisation wirkte damals gerne mal etwas steif und unflexibel, hier hat sich die Qualität deutlich gesteigert.

Fazit

Im Grunde ist das Remake von Destroy All Humans genau das geworden was ich erwartet habe. Ein spaßiges und kurzweiliges Spiel, welches man zur Abwechslung mal einschieben kann. Der Charme und Humor, den bereits das Original von 2005 ausgezeichnet hatte, wurden vom Entwicklerstudio Black Forest Games gut eingefangen und in ein grafisch als auch technisch zeitgemäßes Gewand gesteckt. Zwar ist Destroy All Humans kein Hochglanz Produkt, aber das möchte es auch gar nicht sein. Es hat hier und da seine Schwächen, man könnte sagen die Steuerung ist etwas hakelig und das Missionsdesign wiederholt sich irgendwann, aber verpackt in die humorvolle Story und die unterschiedlichen Variationen der Aufgaben, fühlt sich das für mich nach einer Runden Sache an. Fans des Originals als auch Unwissende können hier bedenkenlos zugreifen.

Destroy All Humans!
Präsentation (Grafik, Sound)
75
Story, Atmosphäre
81
Gameplay
75
Spielspaß
85
Leserwertung2 Bewertungen
89
Stimmige und schöne Grafik
Sinnvoll mit Sammelaufgaben und Herausforderungen erweitert
Charme und Humor aus dem Original gut transportiert
Zusätzliche Mission
Steuerung manchmal ungenau
79