DARQ Complete Edition im Test: Gruseliger Rätselspaß im Tim Burton Stil

Philipp ist bei uns in der Redaktion derjenige, der den besten Überblick über die reichhaltige Welt der Indie-Spiele hat und uns regelmäßig mit ein paar Highlights in unserer internen WhatsApp Gruppe beglückt. Eines der Spiele, die bei mir nachhaltig hängen geblieben waren, ist das düstere Puzzlespiel DARQ, welches bereits im Sommer 2019 für den PC erschienen ist und nun als Complete Edition auch den Weg auf die Xbox und PlayStation findet.

Hat da etwa Tim Burton die Finger im Spiel?

Würde Tim Burton ein Videospiel machen, könnte es aussehen wie DARQ. Sehr düster, abgefahrene Gegner wie zum Beispiel die schießenden Schaufensterpuppen mit Lampenschirm als Kopf und natürlich ist es komplett in schwarz-weiß gehalten. Im Spiel übernehmen wir die Rolle des Jungen Lloyd, der in einem Albtraum gefangen ist und keine Möglichkeit hat daraus zu entkommen. Immer wieder wacht er in demselben Raum auf, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.

In den insgesamt sieben Level der Hauptstory erforschen wir Lloyds Unterbewusstsein und lernen darin zu überleben und die Gesetze der Physik in seiner Traumwelt zu beeinflussen. Wir können nämlich bestimmte Abschnitte des Levels Drehen und Wenden, so dass wir ganz neue Bereiche erreichen und beispielsweise durch Öffnungen klettern können, die sich eben noch scheinbar unerreichbar an der Decke oder den Seitenwänden befunden haben. Insgesamt sind die Rätsel herausfordernd, besonders am Anfang. Denn man wird genauso ahnungslos in die dystopische Welt von Lloyds Träume geschmissen wie Lloyd selbst. Das Spiel will einem gar nicht zeigen oder beibringen, was überhaupt zutun ist oder wie man die Rätsel, die sich vor einem ausbreiten, lösen kann. Ich war im ersten Moment etwas irritiert, weil man heutzutage sehr daran gewöhnt ist als Spieler zu sehr an die Hand genommen zu werden und Spielmechaniken bis ins letzte Detail erklärt zu bekommen. Die Chancen ein Spiel wirklich auf eigene Faust kennenzulernen wird einem so oftmals genommen. In DARQ ist man als Spieler genauso ahnungslos wie Lloyd selbst und man muss sich die Traumwelt selbst erschließen.

Wenn man sich aber ein wenig durch die Welt bewegt, hat man den dreh relativ schnell raus. Denn immer wenn man mit Objekten im Spiel interagieren kann, wird ein kleines Symbol eingeblendet. Meistens ist es entweder ein Gegenstand den man aufnehmen, ein Objekt an dem man einen der gesammelten Gegenstände benutzen oder eben einer der Hebel mit dem man Teile des Levels bewegen kann. Wie so oft in solchen Spielen, findet man erst den Ort an dem etwas fehlt, um dann motiviert zu werden eben diesen fehlenden Gegenstand zu finden. Diesem kleinen Trick bedienen sich auch die Macher von DARQ.

Etwas schade ist, dass die Level mit fortschreiten des Spiels eher einfacher zu werden scheinen. Das liegt allerdings weniger daran, dass die Rätsel an sich leichter werden, sondern man besser ins Spiel findet und die Ideen der Entwickler schneller durchschaut. Und das obwohl die Entwickler versuchen abwechslungsreiche Level zu erschaffen, die dem Spieler auch immer wieder neue Mechaniken präsentieren. Etwas mehr Komplexität in den Rätseln hätten hier schon reichen können, um die Level in die Länge zu ziehen. Etwas Abwechslung bieten die in jedem Level versteckte Seite aus dem Traumtagebuch und die rar gesäten Gegner, wie die bereits erwähnten Schaufensterpuppen mit Lampenschirmen als Kopf, denen man eigentlich immer versuchen muss aus dem Weg zu gehen. Für die Traumtagebücher lohnt sich allerdings auch ein zweiter Durchlauf, denn ich habe im ersten nur eine der sechs Seiten gefunden.

DARQ ist schaurig schön

Es ist doch wie in vielen Bereichen im Leben, der erste Eindruck zählt. Und der stimmt bei DARQ einfach, was auch der Grund war wieso es mir überhaupt so im Kopf geblieben ist. Grafisch als auch vom Sounddesign haben die verantwortlichen bei Unfold Games ganze Arbeit geleistet. Allein der Einstieg in diese düstere Welt ist unheimlich stimmig und zieht sich durch alle Level des Spiels. Man spürt regelrecht die beklemmende Situation in der sich Lloyd befindet. Die Kreativität die hier beim Leveldesign und vor allem beim Design der Gegner an den Tag gelegt wurde, ist der Immersion unheimlich zuträglich.

Gleiches gilt auch für den technischen Zustand des Spiel. Hier ist natürlich hilfreich, dass das Spiel bereits vor über einem Jahr auf dem PC erschienen ist und so zahlreiche Fehler ausgemerzt werden konnten, sofern sie überhaupt vorhanden waren. Dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass ein Spiel stabil und ohne Probleme läuft. Das wissen wir nicht erst seit Cyberpunk 2077.

Zwei Level als Bonus im Gepäck

Dass die Macher wissen wie man komplexere Level baut, sieht man dann in den beiden Bonusleveln „Der Turm“ und „Die Gruft“. Die beiden als DLC erschienenen Level sind in der Complete Edition auf der Xbox und PlayStation von Haus aus dabei und bieten dem Spieler tiefere Einblicke in Lloyds Unterbewusstsein. Die beiden zusätzlichen Level sind nämlich deutlich größer und was die Anzahl der Rätsel angeht auch deutlich umfangreicher als die Level des Basisspiels. Auch bedienen sich die beiden zusätzlichen Level noch einmal anderer Mechaniken, die auch über größere Teile des Levels verteilt sind.

Wäre schön gewesen auch Level dieses Umfangs bereits im Basisspiel zu haben, aber wir wollen auch nicht vergessen, dass es sich beim Entwickler Unfold Games um ein kleines Entwicklerstudio handelt. Gerade wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat, lernt man am meisten während man an etwas arbeitet. Das kann man auch wunderbar an DARQ erkennen, wenn man eben die Level aus dem Basisspiel mit denen später hinzugefügten „Der Turm“ und „Die Gruft“ vergleicht.

Fazit

DARQ in der Complete Edition ist ein abwechslungsreiches und vom Umfang her ein rundes Erlebnis für Fans von Puzzlespielen. Das Setting ist für Spiele dieses Genres eher ungewöhnlich und dieser Stil, als wäre er von Tim Burton, hat definitiv seinen Charme. Technisch als auch grafisch kann man an dem Titel nichts aussetzen. Allerdings muss ich sagen, dass es ohne die beiden Bonuslevel etwas wenig gewesen wäre. Die Level des Basisspiel hat man relativ schnell durchgespielt. Den Schwierigkeitsgrad würde ich als mittelmäßig beschreiben, hier hätte ich mir im weiteren Verlauf eine steilere Kurve gewünscht, die beiden Bonuslevel verschaffen hier aber Abhilfe.

DARQ Complete Edition
Grafik/Präsentation
85
Story/Atmosphäre
80
Gameplay
75
Spielspaß
75
Leserwertung0 Bewertungen
0
Pros
Tim Burton Stil
Weitere Bonuslevel
Cons
Basisspiel ist kurz
Schwierigkeitsgrad darf ruhig höher sein
79