Battletoads im Test – Drei Kröten im neuen Look

Die Freude war groß als Microsoft auf der E3 2018 ein neues Battletoads Spiel ankündigte. Obwohl das letzte Spiel mit den Kröten 1994 erschien, genießt die Reihe immer noch Kultstatus bei den Fans. Daher ist es auch kein Wunder, dass die Battletoads regelmäßig genannt wurden, wenn es um mögliche Spiele für das etwas kränkelnde First Party Line-Up der Xbox One ging.

Als dann aber im letzten Jahr die ersten Bilder des Spiels veröffentlicht wurden, machte sich schnell Ernüchterung breit. Denn Rash, Zitz und Pimple sahen plötzlich wie eine glattgebügelte Nickelodeon Mainstream Version der beinharten Kröten aus den 90ern aus. Ich muss zugeben, dass auch ich anfangs wenig mit dem neuen Look anfangen konnte und ich lieber die Battletoads aus meiner Jugend haben wollte. Nachdem ich es letztes Jahr auf der Gamescom anspielen konnte, hatte ich aber schnell meinen Frieden mit dem Look geschlossen. Irgendwie funktionierte es ganz gut, auch wenn es sehr weit weg von den alten Battletoads war.

Neue Zielgruppe, neuer Look

Den Look einer etablierten Marke so gravierend zu ändern, ist schon mutig. Vor allem weil die aktuelle Generation der Gamer recht wenig mit den Battletoads anfangen kann. Zu selten tauchten sie noch in aktuellen Videospielen auf. Die Rare Replay Collection oder die Xbox Version von Shovel Knight waren eher die Ausnahmen. Um die drei Kröten nun einem jüngeren Publikum schmackhaft zu machen, macht eine optische Anpassung an die heutigen Cartoons durchaus Sinn. Selbiges hat schon bei den Turtles ganz gut geklappt und ich habe mir sagen lassen, dass selbst die neuen Duck Tales ganz gelungen sein sollen, auch wenn sie optisch sehr weit weg vom Original sind.

Lässt man sich auf den neuen Look ein, so bekommt man wirklich eine gelungene Fortsetzung der alten Teile. Denn ein Reboot ist es der Story nach nicht. Die Battletoads waren 26 Jahre lang in eine Art Bunker mit einem Fantasy Simulator eingeschlossen. Intergalaktische Helden sind sie schon lange nicht mehr und so halten sie sich zum Beispiel mit Autogrammstunden auf Comic Cons über Wasser. Um ihren alten Ruhm wiederherzustellen, ziehen sie also noch mal gegen die böse Königin in den Kampf, die sie schon einmal besiegt haben. Letztendlich schlossen sie sich aber mit ihr zusammen, um die Alien-Rasse Topians zu bekämpfen, die nämlich die Kräfte der Königin gestohlen haben.

Optisch machen die dazugehörigen 25 Level einiges her, indem zahlreiche unterschiedliche Gegnertypen versuchen einem das Leben schwer zu machen. Jede der Kröten hat hierbei durch unterschiedliche Angriffe seine Stärken und Schwächen, die durch die zugängliche Steuerung einfach zu beherrschen sind. Spielt man das Spiel im Singleplayer, können die drei Kröten je nach Situation fröhlich durchgewechselt werden. Kommt man mit Rash nicht weiter, wechselt man einfach auf Pimple und haut die Gegner mit ein paar kraftvollen Hieben aus dem Bildschirm. Bringt einem oft Vorteile, kann aber auch unübersichtlich werden, wenn sich gerade zu viele Gegner auf dem Bildschirm tummeln.

Abwechslungreiches Gameplay und Humor

Leider ist die Spieldauer nicht besonders lang. Ich habe auf einer eher leichten Schwierigkeitsstufe beim ersten Durchlauf etwas über drei Stunden benötigt. Auf den höheren Stufen kann es je nach Talent natürlich deutlich länger dauern. Der durchaus derbe Humor, der in den Levelpassagen aber auch in den Einspielern zwischendurch immer wieder für ein dickes Grinsen bei mir gesorgt hat, verkürzt die gefühlte Spielzeit hier noch einmal. Leider gibt es keine deutsche Synchronisation und man muss mit comictypischen Sprechblasen vorliebnehmen, man kann aber dennoch gut folgen. Ein paar Gag-Raketen bleiben dadurch aber leider trotzdem auf der Strecke.

Am meisten überrascht neben dem neuen Look der Kröten allerdings das Gameplay. Neben den vorherrschenden Beat’Em’Up Passagen, wo man mit einer der Kröte prügelnd von links nach rechts durch die Level läuft, gab es auch Level in Shoot’Em‘Up und auch 2D Plattformer Manier. Wer nun denkt, diese wären eher schlecht als Recht ins Spiel geklöppelt worden, der irrt sich. Besonders die Plattformer Abschnitte konnten mit ihren kleinen Rätseln überzeugen. Natürlich sind auch wieder die Hoverbikes dabei, die man aus dem für mich damals unschaffbaren Turbo Tunnel kennt. Zwar sind die Tunnel im 2020er Battletoads nicht mehr ganz so gnadenlos wie früher, weil sie durch die Ansicht von hinten statt von der Seite, berechenbarer geworden sind. Aber dadurch, dass sie zufällig generiert werden, können sie auch nicht mehr auswendig gelernt werden.

Garniert mit kleineren Minispielen ergibt sich im gesamten ein launiges Spiel mit einer gehörigen Portion Humor. Durch das Potpourri an Genres geht aber auch ein wenig Anspruch verloren. Zwar ist das Spiel immer noch schwer und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt, kann aber in keinem seiner Abschnitte an Spiele heranreichen, die sich auf eines dieser Genres spezialisiert haben. Am ehesten noch im Kern-Genre dem Beat’Em’Up.

Multiplayer leider nur lokal

Vor gar nicht so langer Zeit haben sich zahlreiche Spieler beschwert, dass es kaum noch gute Couch-Coop Spiele geben würde. Alles war nur noch Online und die Gamer, die mit ihren Freunden zuhause auf dem heimischen Sofa zocken wollen, guckten oft in die Röhre oder mussten auf alberne Partyspiele zurückgreifen. In Zeiten von Corona sind die Bedürfnisse ganz andere und man wünscht sich bei Spielen eher einen guten Online Multiplayer, da ausgedehnte Zockerabende mit großer Wahrscheinlichkeit über die jeweiligen Online Services stattfinden.

Wo die Spieler damals gejubelt hätten, wird jetzt eher gestöhnt. Denn Battletoads bietet leider keinerlei Online Mehrspieler Modus, sondern nur die Variante für die Couch. Macht bei den Battletoads zwar auch Sinn, da aufgrund der Art des Spiels und seiner Bestandteile im lokalen Multiplayer eine größere Dynamik entsteht. Testen konnte ich es allerdings nicht, aber ich konnte zumindest erahnen, dass es zu dritt großen Spaß machen würde.

Als Beispiel will ich hier die Shoot’Em’Up Passagen heranziehen, wo man klassisch mit einem Raumschiff über den Bildschirm fliegt und in Twin-Stick-Shooter Manier zahlreiche Gegnerwellen ausschalten muss, die einem wiederum ohne Ende Geschosse um die Ohren hauen. Statt, dass hier nun jeder sein eigenes Raumschiff steuert und man mit geballter Kraft den Gegnern gegenübertritt, wird das eine Raumschiff auf alle drei aufgeteilt. Der eine schießt mit der linken Seite, der andere mit der Rechten und der dritte darf die Richtung vorgeben. Hier ist dann Koordination gefragt und das Versagen eines einzelnen, zieht alle anderen mit in den Abgrund.

Fazit

Meine Skepsis gegenüber dem Titel war groß, auch weil der Wunsch jahrelang enorm war, dass Microsoft und Rare diese Lizenz mal wieder rausholen und ein neues Battletoads Spiel kreieren sollten. Am Ende ist es zwar nicht das geworden, was ich mir und viele andere Fans erhofft hatten, es hat aber trotzdem überraschend viel Spaß gemacht. Selbst die für die Battletoads ungewöhnliche Comicgrafik passte am Ende zum Spiel und den drei Kröten. Die Mischung aus verschiedenen Genres, gepaart mit dem Humor und diversen Minispielen, haben die Battletoads zu einem Spiel werden lassen, welches man mal so eben wegspielen kann und welches dabei nie langweilig wird. Wenn man mal wieder Abends vor der Konsole oder PC sitzt, nicht weiß was man spielen soll, gebt dem Spiel mal eine Chance. Dank GamePass auch ohne weitere Kosten.

Battletoads
Präsentation (Grafik, Sound)
75
Story, Atmosphäre
70
Gameplay
75
Spielspaß
77
Leserwertung3 Bewertungen
46
Die Grafik
Humor
Abwechslungsreiches Gameplay
Die Grafik
Relativ kurz
74