Wenn man God of War hört, denkt man unweigerlich an den Helden Kratos, umgeben von Kreaturen aus der griechischen Mythologie, in welcher wir uns nun schon drei Haupteile, einige Erweiterungen und insgesamt 10 Jahre lang mit eben diesen herumschlagen mussten. Mit der am 20. April erscheinenden Neuauflage, die lediglich den Titel God of War – ohne eine Nummer dahinter – trägt, erkunden wir einen neuen Bereich: die nordische Mythologie. Da der Titel so stark mit der griechischen Mythologie in Verbindung gebracht wird, kommt berechtigterweise die Frage auf, ob dieser Titel trotz Mythologiewechsel noch weiterhin berechtigt ist.
In folgendem Artikel bekommt ihr einen kleinen Exkurs in die griechische und vor allem nordische Mythologie, die die God of War Reihe so geprägt haben und prägen und ihnen letztendlich zu diesem Spieltitel verhalfen.
Der griechische Gott des Krieges
Wie das Spiel an seinen Namen kam, lässt sich mit einem Blick auf die ersten Spielminuten des ersten God of War-Teils begründen. Unser Held Kratos, der seinerzeit spartanischer Hauptmann war, hatte stets das Verlangen nach Eroberung. Eines Tages stand er jedoch vor der unausweichlichen Niederlage gegen eine Barbarenhorde. In seiner Not bat er den Kriegsgott Ares um Beistand, der ihm durch Aufopferung Kratos’ Leben und Seele mit zwei Chaosklingen ausstattete, die ihm letztlich zum Sieg gegen die Barbaren verhalfen. Diese Klingen waren nicht nur mit Ketten an Kratos gefesselt, sie symbolisierten auch den unzerstörbaren Pakt zwischen ihm und Ares.
Doch seine Dankbarkeit für Ares wechselte schnell zu Hass, da er ihn für den Tod seiner Frau und seines Sohnes verantwortlich machte. Sein Handeln in God of War ist fortan auf Rache gegen Ares aus. Somit steht God of War ganz im Sinne des griechischen Kriegsgottes Ares – nicht nur namentlich sondern auch storytechnisch.
Aber wer ist eigentlich Ares? Um es kurz zu halten: Er wird als Gott des schrecklichen Krieges, des Blutbades und des Massakers gesehen. Als Sohn des mächtigen Zeus (König der Götter, Gott des Himmels und Gewitters) und Hera (Göttin der Frauen, Ehe, Familie und Geburt) gilt er als Sinnbild der männlichen Kraft und Schönheit, obwohl er durch seine blutrünstige und skrupellose Art von Göttern und Menschen gleichermaßen verhasst war.
Das weibliche Pendant, also die Göttin des Krieges ist Athena. Sie steht jedoch eher für die Kriegslist – den heroischen Part des Kampfes. Auch sie spielt in God of War eine tragende Rolle. (Achtung Spoiler, falls ihr die letzten drei Teile nicht gespielt haben solltet) Sie war es nämlich, die Kratos, nachdem er Ares besiegen konnte und selbst göttliche Kräfte erlangte, mit den Klingen Athenas ausstattete und ihn in den Olymp aufstiegen ließ. Somit wurde Kratos am Ende der God of War-Reihe selbst zum Gott des Krieges.
Das nordische Equivalent
Ob dieser Schlüsselmoment im neuen Teil eine tragende Rolle spielt oder dieser Fakt mit dem Wechsel der Mythologie komplett ignoriert wird, bleibt abzuwarten. Doch eines kann man sagen, auch in der nordischen Mythologie gibt es einen Kriegsgott. Cory Barlog, der Creative Director von God of War, beschreibt Mythologien selbst als koexistierende Welten, die sich nur geographisch voneinander unterscheiden. Doch welcher Kriegsgott wird in der Neuauflage behandelt? Odin oder jemand ganz anderes?
Der kommende God of War-Teil spielt vor der Völkerwanderung, also auch noch vor der Zeit der Wikinger. Diese Zeit beschrieben die Menschen damals als eine Zeit, in der die Götter noch die Erde bewanderten. Demnach befinden wir uns mit Kratos in keiner Götterwelt, sondern schlagen uns auf der Erde mit den mächtigen Göttern auseinander. Soweit das, was wir durch Pressemitteilungen von dem Spiel erfahren konnten.
Eine Vermutung, wer als Kriegsgott zu dieser Vorzeit in Frage kommen würde, ist Tyr. Der nordische Gott des ehrenhaften Kampfes, der Strategie und der Geschicklichkeit wird umgangssprachlich oft als Odin vor Odin betitelt. Er trägt auch den Titel Vater- und Himmelsgott. Zu seiner Geschichte lässt sich sagen: Tyr wird grundsätzlich mit Speer und nur einer Hand dargestellt. Wie er seine Hand verloren hat? Ihm wurde eine sehr gefährliche Aufgabe anvertraut. Fenrir, der das erste Kind Lokis ist, treibt als Wolf in Asgard sein Unwesen. Mit der Zeit wurde er immer stärker und unvorhersehbarer. Die Götter fühlten sich von ihm bedroht und wollten ihn fesseln. Aus den ersten zwei Fesseln konnte er sich jedoch problemlos befreien und nun lag es an Tyr Fenrir abzulenken, sodass die anderen, mit von Zwergen hergestellten Fesseln, Fenrir gefangen nehmen konnten. Tyr war der einzige Gott, dem Fenrir vertraute und von dem er sich füttern ließ. Um ihn abzulenken, steckte Tyr ihm seine Hand ins Maul. Doch Fenrir bemerkte, dass er gefesselt wurde und biss Tyr dabei die Hand ab. Seitdem war Tyrs Ansehen gebrochen und gelangte durch das Aufkommen des Odin-Kultes irgendwann komplett in Vergessenheit. Odin löste ihn damit als Zeus-ähnlichen Groß- und Kriegsgott ab, den wir nicht nur aus dem Marvel Universum kennen.
Ein kleiner Funfact am Rande: Tyr haben wir unseren nordisch-germanischen Begriff Dienstag zu verdanken. Auf Altenglisch heißt dieser Tag „Day of Tiw“ und Tyr wird anderweitig auch Tiwez genannt. Auf Lateinisch heißt dieser Tag Dies Martis (Tag des Mars). Mars galt hierbei im römischen Reich als Kriegsgott.
Ein Hinweis, dass wir Tyr sehr wahrscheinlich begegnen werden, ist, wenn wir uns das neue God of War-Logo einmal genauer anschauen. Die Runen, die das Wort „of“ umgeben, enthalten nicht nur die Rune Odins ᛗ, sondern eine leichte Abwandlung der Tyr Rune: ᛏ. Der Pfeil, der nicht nur unseren Buchstaben T als Vorlage diente, sondern auch durch seine Richtung nach oben auf Tyr als Himmelsgott verweist, ist in dem Logo in der Hälfte aufgeteilt. Die eine Hälfte wurde dabei gespiegelt, was vielleicht auf den Zerfall Tyrs durch Odin deuten könnte.
Des Weiteren könnte Tyr in diesem Teil storytechnisch an die Stelle Athenas treten und Odin das Equivalent zu Ares bilden, da diese beiden Götter auch in der nordischen Mythologie nicht gut aufeinander zu sprechen waren. Weitere Spekulationen, die auf diesen Göttern aufbauen, wären, dass Tyr in Form von Kratos Sohn auftritt und Kratos somit die Odin-Rolle übernimmt. Bei dieser Spekulation wird in jedem Fall die göttliche Kraft, die Kratos am Ende des dritten Teils erlangt, aufgegriffen.
In jedem Fall ist der Titel God of War auch in der nordischen Mythologie berechtigt. Welche tragende Rolle die Götter nun spielen und ob sich die Vermutungen und Spekulationen bewahrheiten, zeigt sich mit Release des neuen Spiels am 20. April.