Madden NFL 24 im Test: Das realistischste Football-Spiel aller Zeiten?

Die NFL gewinnt in Deutschland mehr und mehr Fans. Die Free-TV-Übertragungen sorgten für einen Boom, der im vergangenen Jahr zu einem NFL-Spiel in Deutschland führte. In dieser Saison werden sogar zwei Spiele auf deutschem Boden ausgetragen. Dementsprechend groß dürfte auch das Interesse an Madden NFL 24 sein, das am heutigen Freitag erschienen ist. GAMINGNERD hat das Spiel bereits getestet und verrät, ob sich der Kauf lohnt.

Madden NFL genießt bei Football-Fans längst Kult-Faktor. Bereits im Jahre 1988 erschien das erste „John Madden Football“ für MS-DOS und Commodore 64. Seitdem folgten im Jahrestakt weitere Titel. Madden NFL 24, welches am heutigen Freitag für die üblichen Plattformen auf den Markt kam, ist bereits das 35. Spiel dieser Reihe.

Auch wenn die NFL und somit auch Madden NFL 24 in Deutschland beliebter sind als je zuvor, ist das Spiel noch immer sehr auf den englischsprachigen Markt ausgelegt. Eine deutsche Sprachausgabe existiert weiterhin nicht. Das Spiel ist komplett in Englisch. Dies dürfte vermutlich für die meisten NFL-Fans kein größeres Problem darstellen, weil diese Zielgruppe der englischen Sprache meist mächtig ist. Dennoch wäre eine deutsche Sprachausgabe einsteigerfreundlich gewesen.

Der Superstar-Modus beginnt mit der NFL Combine

Für Einzelspieler ist die Rückkehr des Superstar-Modus von Interesse, der die vorherige Spielvariante Face of the Franchise ersetzt. Der Spieler kann einen eigenen Spieler (Quarterbacks, Halfback, Wide Receiver, Linebacker oder Cornerbacks) erstellen und somit in die Rolle eines College-Stars schlüpfen, der kurz vor dem NFL-Draft, also vor dem Schritt in die Profiliga, steht. Dies beginnt mit der NFL Combine, die sehr wahrheitsgetreu wiedergegeben wurde.

Bei der jährlich stattfindenden Combine müssen die besten Football-Talente mehrere sportliche Tests durchlaufen und zudem Interviews mit den Trainern und Managern der Football-Teams absolvieren. Im Spiel wird dies in Form von mehreren Mini-Spielen und einem Wissenstest dargestellt. Je besser man abschneidet, desto früher wird man beim NFL Draft gepickt.

Unabhängig davon, ob man beim Draft nun früh oder spät gepickt wird, hat man seinen Stammplatz in dem Spiel vom Saisonstart an sicher. Hier wäre es realistischer, wenn man langsam an die NFL herangeführt wird und um seine Einsatzzeit kämpfen muss.

Insgesamt ist der Combine zwar sehr spaßig, aber auch innerhalb von etwa 15 Minuten schnell durchgespielt. Hier boten frühere Spiele, in denen man zum Beispiel noch einige College-Spiele absolvierte und erst dann in die NFL ging, mehr Abwechslung.

In den Spielen steuert man lediglich den eigenen Spieler und nicht die komplette Mannschaft. Steht man nicht auf dem Feld, werden die Spiele simuliert. Es geht nicht nur darum, das eigene Team zum Erfolg zu führen, sondern auch den eigenen Football-Star weiterzuentwickeln. Für gute Leistungen gibt es Belohnungen, mit denen die Fähigkeiten des Spielers weiterentwickelt werden können.

Erfreulich ist, dass der Erfolg oder der Misserfolg des eigenen Spielers von den Medien begleitet werden. Dies geschieht einmal über den Social-Media-Newsfeed, bei dem die Experten ihre Meinung twittern, und über die Madden-Cast-Sendung. Hier stehen drei Experten vor der Kamera, die über die Entwicklung des Spielers (der immer mit dem Spitzname Cap angesprochen wird) heiß diskutieren.

Zwischen den Spielen kann der Spieler zum Beispiel entscheiden, wie er seine Freizeit verbringt, wie er regeneriert oder welche Übungen er manuell oder simuliert auf dem Trainingsplatz macht. All das hat Einfluss auf den Spieler, ist allerdings mit der Zeit etwas eintönig, weil man sich einfach nur durch das Menü klickt. Videosequenzen, die für etwas Abwechslung sorgen, gibt es während der Saison nur noch selten.

Hier wäre sicherlich eine größere Vielfalt wünschenswert gewesen, zum Beispiel mit Trainergesprächen in der Halbzeit oder mit Pressekonferenzen vor oder nach einem Spiel. Dennoch macht es insgesamt Spaß, die Karriere eines NFL-Spielers über diesen Modus zu erleben.

Der Franchise-Modus mit Trainingslager

Wer nicht nur für die Karriere eines einzelnen Spielers, sondern für ein komplettes NFL-Team zuständig sein möchte, spielt den allseits bekannten Franchise-Modus. Der Spieler schlüpft dabei in die Rolle des Owners, des Head Coaches oder des Spielers. Der Modus wurde um einige Neuerungen erweitert und bietet dadurch mehr Tiefgang.

Eine sinnvolle Erweiterung ist die Einführung des Trainingslagers. Zu Beginn der Saison hat der Spieler im Trainingscamp die Chance, seinen Kader zu verbessern, indem man einige Akteure verschiedene Minispielen durchlaufen lässt. Jedes Minispiel lässt sich nur einmal absolvieren – und zwar mit lediglich einem Spieler.

Auch während der Saison haben die Minispiele weiterhin eine große Bedeutung. Nachdem der Gameplan ausgewählt wurde, kann man mit einem der Fokusspieler ein Minispiel abschließen und ihn dadurch verbessern. Auch das Kader-Management bietet nun mehr Optionen. Statt drei gibt es nun sechs Trade-Slots. Dabei lassen sich Draft-Picks aus dem aktuellen oder den kommenden zwei Jahren tauschen, um zum Beispiel einen Top-Spieler zu verpflichten.

Auch die Verwaltung der Gehaltsobergrenze bietet neue Optionen, weil die Umstrukturierung von Spieler-Verträgen und das Ziehen der 5th-Year-Option möglich ist.

Bewegungsabläufe sind realistischer, doch es gibt ein Problem…

Und wie hat sich das Gameplay entwickelt? Dieses soll laut EA Sports durch die FieldSENSE X CHARACTER TECHNOLOGY verbessert worden sein und für eine anatomisch korrekte Darstellung der NFL-Superstars sorgen. Tatsächlich wirken die Bewegungsabläufe in vielen Fällen flüssiger, zum Beispiel wenn ein Spieler im Lauf einen Ball fängt und weiterläuft. Das Tackling allerdings sieht teilweise noch immer etwas merkwürdig aus.

Eine Neuerung ist, dass nun auch die Referees wie in der Realität auf dem Spielfeld stehen. Das ist einerseits realistisch und somit begrüßenswert, nimmt man andererseits aber nach kurzer Zeit nicht mehr wahr.

Auffällig ist, dass die Offense-Spieler nun besser die Laufwege für den balltragenden Spieler freiblocken. Dies ist allerdings nicht nur positiv, weil sich die KI der Defensivspieler unklug verhält. Das Laufspiel ist so effektiv, dass es meist am vielversprechendsten ist, einfach mit dem Quarterback loszulaufen. Sehr häufig gelingt einem dabei auf Anhieb das First Down – oder sogar noch mehr. Möglicherweise wird dieser Fehler später noch per Update behoben.

Madden NFL 24 im Test: Das realistischste Football-Spiel aller Zeiten?
Gutes Spiel mit kleinen Defiziten
Madden NFL 24 ist zweifelsohne ein richtig gutes Footballspiel. Das Geschehen auf dem Rasen wird grafisch, atmosphärisch und spielerisch gut wiedergegeben. Nur das viel zu effektive Laufspiel stört und wird hoffentlich behoben. Der Superstar-Modus ist kurzweilig und macht viel Spaß, hätte allerdings mehr Vielfalt verdient. Der Franchise-Modus ist für alle Spieler interessant, die Zeit und Lust haben, sich tiefgehend mit dem Management eines NFL-Teams zu beschäftigen. Empfehlenswert ist Madden 24 jedoch nur für die PlayStation 5, Xbox Series X|S und den PC. Auf den Vorgänger-Konsolen sind die Neuheiten nicht enthalten, sodass ein Neukauf nicht gerechtfertigt ist.
Leserwertung139 Bewertungen
40
Pros
Die NFL ist grafisch und atmosphärisch gut wiedergegeben
Superstar-Modus mit NFL Combine
Mehr Tiefgang beim Franchise-Modus
Realistischere Bewegungsabläufe
Trainingslager mit Minispielen
Cons
Superstar-Modus wird nach einer Zeit eintönig
Laufspiel ist unrealistisch effektiv
Keine deutsche Sprachfassung
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