I’m a GamingNerd – 12 Fragen an Annalena Weber

Annalena hat an der Hochschule Trier Intermedia Design studiert, anschließend ging es dann nach Frankfurt, zu Deck 13, wo sie unter anderem an Lords of the Fallen und TransOcean arbeitete. Heute ist sie Freelancer.

Wir haben Annalena einige Fragen über Ihren Job, ihr alltägliches Leben und über ihren Einstieg in die Gamingbranche gestellt.


Klassenwahl – Beschreibe uns deinen Job?

Nach zwei Jahren als 2D Artist in der Gamingbranche habe ich mich als Concept Artist und Illustrator selbstständig gemacht. In den letzten Jahren habe ich an verschiedenen Projekten wie z. B. “Lords of the Fallen” mitgewirkt und für Firmen wie Bandai Namco Entertainment und den Carlsen Verlag gearbeitet. Als Concept Artist bin ich verantwortlich für die visuelle Umsetzung der Game Design-Ideen – tatsächlich aber hat man auch sehr viel Freiheit und Eigenverantwortung in der Entwicklung der Konzepte. Oft sind die Vorstellung des anderen Departments eher schwammig und so ist es meine Aufgabe, visuelle Lösungsansätze zu bieten und die Konsistenz des Spielstils zu wahren.

Power On – Wie und wann startet dein Tag?

Mein Tag startet relativ geregelt: Um 9 Uhr klingelt der Wecker und ich rolle aus dem Bett heraus am Wasserkocher vorbei (grüner Tee als Starthilfe), über die Yogamatte (Muskeln aufwärmen, Verspannungen vorbeugen) und schließlich an meinen Arbeitsplatz. Es gab bisher eigentlich noch keinen Tag, an dem ich mich nicht auf die Arbeit gefreut habe – ich denke das ist ein gutes Zeichen.

Boss Battle – Was ist das Spannende an deiner Tätigkeit?

Der Reiz in meinem Job besteht definitiv darin, in der Produktion dabei zu sein und aktiv Einfluss auf die Entwicklung zu haben. Ich freue mich immer zu sehen, wie meine Konzepte ins Spiel eingebunden und z. B. in 3D umgesetzt und animiert werden. Wenn sich die Arbeiten des Teams am Ende zu einem runden Spielerlebnis zusammenfügen, ist das etwas sehr erfüllendes.

Kryptonit – Was kann deine Produktivität zerstören?

Eigentlich kann mich nicht viel in meiner Produktivität aufhalten. Wenn ich mal an einer Stelle nicht weiterkomme, setze ich mich vorübergehend einfach an einen anderen Task.

Was aber tatsächlich frustrieren kann, ist das ewige Umwerfen bereits gefundener Ideen. Das ist zwar ein fester und wichtiger Bestandteil jeder Entwicklung, kann aber ab einem gewissen Grad schädlich für das Projekt werden. Als Developer muss man genau den Punkt finden, an dem man mit einem Konzept abschließen und es in die weitere Bearbeitung entlassen muss.

Pause-Button – Wie gestaltest du deine Pausen im Alltag?

Da ich beim Arbeiten gerne alles um mich herum vergesse, muss ich mir bewusst Pausen über den Tag verteilen. In dieser Zeit dehne ich immer wieder meine Muskeln, die vom konstanten Zeichnen schnell versteifen oder setze mich z. B. an eine neue Episode meines kleinen Slice of Life Webcomics “My Life in a Nutshell”. Bei schönem Wetter drehe ich eine Runde im Park, denn auch Kellerkinder brauchen Sonne.

It’s dangerous to go alone! Take this… Womit arbeitest du? Tools oder Stift und Papier?

Im Rahmen meines Jobs bin ich komplett digital unterwegs. Alles andere würde mich nur unnötig Zeit kosten und davon habe ich am wenigsten. Mit dem Cintiq fühlt sich das Zeichnen allerdings schon fast an wie analoges Arbeiten. Mein Sketchbook kommt dann zum Einsatz, wenn ich mit anderen Artists im Museum unterwegs bin oder zu Hause für private Projekte scribble.

Suit Up – Wie sieht dein tägliches Businessoutfit aus?

Mein was? Ich bin mir recht sicher unser Postbote denkt ich sei arbeitslos, wenn ich mal wieder in Jogginghose die Pakete der Nachbarn annehme.

Bacta-Tank für die Seele – Wie schaltest du ab?

Ganz klassisch mit ein paar Stündchen an der PlayStation. Leider kommt man als Entwickler kaum noch selbst zum Spielen, dabei ist es eine wichtige Inspirationsquelle. Die bereits erwähnte Runde durch den Park oder ein Tee zwischendurch tun es aber auch, wenn ich zur Abwechslung mal nicht auf einen Bildschirm starren möchte. So richtig weg von der Arbeit komme ich aber erst, wenn ich unter Freunden bin und man gemeinsam unterwegs ist.

Tutorial – Wie bist du in die Gamingbranche eingestiegen?

Auch hier wieder ganz konventionell über ein Praktikumssemester, in meinem Fall bei Deck13 in Frankfurt. Dort habe ich im Anschluss noch eine Weile als Concept Artist gearbeitet und danach eine Festanstellung bei Blazing Badger, einer kleinen Indie Firma, erhalten. Neben der Arbeit habe ich schon immer an Freelance-Aufträgen im Bereich Concept Art und Illustration gearbeitet. Der Übergang vom Angestellten zum Freelancer war daher ein sehr fließender.

DC oder Marvel – Wenn du ein Superheld wärst, welcher wärst du?

Aufgrund meiner geringen Körpergröße und meiner konstanten Empörung über die Ungerechtigkeiten dieser Welt wäre ich wohl ein Hulk im Antman Format. Ein wütender Winzling, der Leuten ins Ohr hüpft und ihnen Vernunft einredet.

Hidden Gem – Was war dein allererstes Videospiel? Was ist dein aktuell liebstes Spiel und auf welches Videospiel wartest du aktuell?

Ich bin alt – ich saß damals noch vor dem DOS Rechner und habe Länderfahnen ausgewählt, deren Nationalhymnen dann vom Signalton des PCs gedudelt wurden. Als irgendwann Super Mario für den Gameboy kam, war es dann um mich geschehen. Bis ich mir einen eigenen Handhelden kaufen konnte, habe ich mir kleinen Gameboys aus Pappe gebaut und die Level in meiner Fantasie nachgespielt.

Zu meinen Lieblingsspielen: Ich habe einige all-time Favorites wie Fatal Frame 2, Haunting Ground und Kya -Dark Lineage. Aktuell verbringe ich aber viel Zeit mit Horizon Zero Dawn. Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie ein Team ein derart rundes und detailverliebtes Spiel auf die Beine stellen konnte, ich bin absolut begeistert!

Ansonsten freue ich mich schon seit langem auf Kingdom Hearts 3. Ich war damals ein großer Fan des ersten Teils und werde sicher großen Spaß daran haben, das alte Gameplay in moderner Grafik zu spielen und bekannte Helden wiederzutreffen.

Berühmte letzte Worte – Gibt es noch etwas, was du selber sagen möchtest oder wem du Danke sagen möchtest?

Florian Born, der das grandiose DOS Spiel “Desperabis” damals alleine entwickelte und mir schon als 11-jährige im Mailkontakt dringend von der Gamingbranche abriet: Du hattest vollkommen Recht. Aber ich bin froh, nicht auf dich gehört zu haben!

 


Falls Ihr mehr Impressionen von Annalenas Arbeit haben möchtet, dann solltet Ihr den Weg auf Ihre Webseite suchen: www.annalenaweber.de

Des Weiteren betreibt sie auch die Comicseite: “My Life in a Nutshell Comics” auf Facebook, worüber Ihr Sie auch bei Fragen kontaktieren könnt.