Ubisoft, Bethesda, SquareEnix, Electronic Arts… die großen Konferenzen bzw. Präsentationen brannten dieses Jahr ein wenig auf Sparflamme. Zwar gab es auch ein paar Neuankündigungen, aber größtenteils beschränkten sich die großen Firmen auf Updates zu bereits bekannten oder veröffentlichten Spielen. Wir haben trotzdem ein paar Meinungen aus der Redaktion gesammelt.
Warten auf die Next Gen
Michael Meisterfeld
Dieses Jahr merkt man einfach, dass sich die Konsolengeneration dem Ende zuneigt. Wirklich neues für die noch aktuellen Konsolen ist kaum zu sehen. Dafür kommen aber noch einige große Titel. Trotzdem hat es so manches Showcase geschafft, besonders zu enttäuschen. Den Anfang dabei machte noch vor Messebeginn EA. Nun gehörte EA Play offiziell nicht zum direkten Messeprogramm, dafür war es aber wirklich, wirklich langweilig. Neues gab es eigentlich auch nur zu Star Wars Jedi: Fallen Order. Ordentliches Gameplay Material, das ein bisschen wie Uncharted/Tomb Raider meets The Force Unleashed wirkte. Plus Ausdauerbalken fürs Kampfsystem. Wirklich umhauen will das Alpha Gameplay allerdings nicht. Der Rest war gelinde gesagt belanglos.
Eine Ecke besser war da Bethesda. Sehr viel neues gab es auch hier nicht, Gameplay zu Doom Eternal oder Wolfenstein Youngblood gefallen, Elder Scrolls Blades kommt für Switch und natürlich geht es mit den großen Onlinespielen aber auch mit Mobile Games weiter bei Bethesda. Neu und so wie es aussieht noch in ziemlich weiter Ferne sind nur der Horrortitel Ghostwire Tokyo von Shinji Mikami und Arkane Studios’ neuester Streich Deathloop, in dem wir in einer tödlichen Zeitschleife feststecken. Mehr als Rendertrailer gab es hier leider noch nicht zu sehen.
In eine ähnliche Kerbe schlägt Ubisoft. Watch Dogs: Legion sieht ganz interessant aus. Wir können ‘jeden’ Zivilisten im Spiel auf unsere Seite ziehen und übernehmen, allerdings kann auch jede Figur den Permadeath erleiden. Einerseits ist die Frage, wie sich das auf Story und Immersion auswirken wird, Permadeath ist hier oft eher nachteilig. Andererseits ergeben die unterschiedlichen Persönlichkeiten interessante Möglichkeiten.
Rainbow Six Quarantine ist ein PvE Koop Shooter, wirkt erstmal herzlich wenig nach Rainbow Six und scheint auch noch in einem sehr frühen Stadium zu sein. Das Free to Play Spiel Roller Champions zielt ganz klar auf Rocket League, erinnert dezent an Rollerball in nett und bunt und wirkt auf mich aktuell nett, aber belanglos. Somit bleibt als neues Spiel vor allem Gods and Monsters, das auf den ersten, allzu kurzen Blick ein Breath of the Wild in antiker Sagenform sein könnte. Davon hätte ich gerne mehr gesehen. Ansonsten gibt es viel IP Pflege, die Kooperation mit einer TV Comedy rund um Game Developer und die Abwesenheit von vielen Spielen, unter anderem Skull & Bones.
Square Enix macht JRPG Fans glücklich. Aber nicht nur. Allerdings, wirklich viel neues zeigen auch die Japaner nicht. Unter anderem kommen The Last Remnant (sehr überraschend sofort) und Dragon Quest 11 für Switch, Final Fantasy VIII bekommt ebenfalls ein ‘Remaster’ und auch sonst wird es mit TIteln wie Oninaki oder Romancing SaGa 3 eher JRPG lastig. Daran ändert auch Final Fantasy VII Remake nix. Der erste Teil der Neuauflage hat mit dem 3. März 2020 auch endlich ein Releasedatum und kann optisch auf jeden Fall überzeugen. Auch Marvels Avengers: A-Day erscheint am 15. Mai noch für die aktuellen Konsolen, wird ein Service Game und soll fließende Übergänge zwischen Solospiel und Koop für bis zu vier Spieler bieten. Auch hier gibt es erstmal nicht mehr als einen Rendertrailer.
Unterm Strich liefert diese E3 das ganz klare Gefühl, die großen Publisher wollen nur noch alte Projekte abschließen und dann auf Next Gen Projekte wechseln. Selten waren echte Neuankündigungen so rar. Auch Square Enix hatten fast nichts neues zu bieten. Immerhin dürfte der Übergang dank Abwärtskompatibilität der neuen Konsolen dieses Mal sehr fließend werden und die nächste E3 wieder deutlich spannender.
Ach ja, der Preis für die beste Show geht ganz klar an Devolver. Angucken und Spaß haben.
EA was machst du?
Markus Schulzen
Auch wenn EA mit EA Play offiziell nicht zur E3 gehört, hat sich der Publisher strategisch bereits vor Jahren mit einem eigenen Showcase vor die eigentliche Messe platziert um die Aufmerksamkeit für die eigenen Titel zu maximieren. Was mit diversen Neuerscheinungen in der Vergangenheit durchaus seine Berechtigung hatte, wirkte dieses Jahr wie bestellt und nicht abgeholt. Bis auf Star Wars Jedi Fallen Order hat es keine neue IP auf die Showbühne geschafft und es gab nur aufgewärmtes. Anthem, als Top-Titel für das Jahr 2019 gehandelt, fand überhaupt keine Berücksichtigung mehr. Traurig genug. Dabei hatten wir dem Spiel in unserem Test noch durchaus Potenzial eingeräumt.
Normalerweise folge ich Star Wars Ankündigungen blind und lasse mich von 0 auf 100 hypen (LEGO STAR WARS <3 !!!!11111einseinself ) EA hat das mit Star Wars Jedi Fallen Order leider nicht geschafft. Auf mich wirkte das gezeigte Gameplay Material (was in einer Premiere durchaus das Sahnestück sein darf) nicht rund und sehr eintönig. Ich werde wohl dennoch selbst Hand anlegen und mir meine Meinung bilden.
Weiterhin hat EA die üblichen Verdächtigen mitgebracht. Madden und FIFA. Wie jedes Jahr bin ich hier gespannt, welche wirklichen Änderungen den Weg in die neuen Ableger finden. Zumindest für FIFA hat EA Anpassungen im Karriere-Modus und bei Pro Clubs angekündigt. Ob der neue Volta Modus eine wirkliche Alternative bietet oder für Mikrotransaktionen (wie bspw. Skins für Trikots, Schuhe und Frisuren) missbraucht wird, darf kritisch abgewartet werden.
Eine Erweiterung des EA Access Services auf EA Premier für die Konsolen blieb mir der Publisher übrigens schuldig. Durch die Offensive von Microsoft mit dem Game Pass Ultimate hatte ich auf eine Aufstockung der Kooperation gehofft. Aber wer weiß, vielleicht für die Next-Gen?
Neben Electronic Arts kann ich mich auch für Titel aus dem Hause Ubisoft begeistern. Dieses Jahr fand der Publisher in meinen Wünschen aber keine Berücksichtigung. Nachdem ich Division 2 quasi “durchgesuchtet” habe und dort die Luft raus ist, warte ich auf Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint, zu dem es selbstverständlich auch etwas zu sehen gab. In einem neuen Story-Trailer wurde uns Schauspieler Jon Bernthal (bekannt aus Punisher und The Walking Dead) als “Bösewicht” vorgestellt. Die Inszenierung war durchaus nett, kam an die von Cyberpunk 2077 und Keanu Reeves aber nicht heran.
Auch die Ankündigung von Watch Dogs Legion ließ mich etwas verwundert zurück. Hier möchte ich mir aber erst nach weiteren Gameplays und Informationen ein Urteil bilden. Geflasht hat mich das neue Setting aber nicht.
Als Fan von Koop-Spielen habe ich gespannt Richtung Square Enix geschaut und bin von Marvels Avengers: A-Day angetan, obwohl ich noch nicht so ganz weiß, wie das Spiel wirklich funktioniert. Koop Action Adventure klingt aber schon mal ganz gut!
Qualität stand Quantität
Philipp Hammerschmidt
Auf den Thirdparty Konferenzen gab es dieses Jahr so einiges zu sehen. Bei Ubisoft ist mein Wunsch nach einem Splinter Cell Teil nicht erhört worden. Im Gegenteil haben die Franzosen mich während der Präsentation mehrfach mit dem Abspielen von Sam’s Nightvision Samples getriggert. Watch Dogs Legion ohne Hauptprotagonisten wirkt interessant, allerdings wird es schwer, sich von dem Gewohnten zu lösen. Es wird sich zeigen, ob sich das Konzept, welches Ubisoft Toronto hier gewählt hat bewährt.
Die EA Play war insgesamt einfach zu 0815. Jetzt traut sich EA nur noch abseits der großen Bühne innovatives anzukündigen. Dass Hazelight Studios (A Way Out), Zoink (die Macher von Fe) mit Lost in Randoms und Glowmades an neuen EA Originals Titeln arbeiten und keinen Platz in der EA Play bekommen haben ist ein Standing, welches ich nicht gutheißen kann. Während man bei Hazelight nur weiß, dass sie an etwas arbeiten gab es von den anderen beiden bereits weitere Infos. Zoink mit Lost in Randoms arbeiten an einem Fantasy-Action Adventure mit lebendiger und düsterer Welt. Glowmades arbeitet an einem Titel namens RustHearth, was sich als kooperatives Action-Rollenspiel entpuppt. Hier darf der Spieler seinen Roboter selbst bauen und erlebt mit Erfindungen, und Sprühfarbe einige Abenteuer in einer Alienwelt.
Bethesda war im Triple A Bereich da einfach die beste Truppe. Zwar performten die Spiele der letzten Jahre nicht so gut aber sie lernen auch aus ihren Fehlern und gestehen diese offen ein. Fallout 76 wird weiter gefixed und könnte vielleicht einen ansehnlichen Status bekommen. Warum Bethesda jetzt aber noch auf den Battle Royale Zug aufspringt bleibt mir ein Rätsel. Mit Deathloop von den Arcane Studios konnte Bethesda einen der für mich interessantesten Titel der bisherigen E3 zeigen. Der Eine versucht, eine Zeitschleife zu durchbrechen, die Andere versucht, diese aufrecht zu erhalten. Mal sehen was uns da erwartet.
Wirklich in den Bann ziehen konnten aber nur die kleineren Shows. Kinda Funny Games, Devolver und auch die PC Gamer Show haben einige interessante Titel gezeigt, auf die ich mich schon sehr freue. Sei es das Spielgewordene Takeshi‘s Castle was auf den Namen Fall Guys Ultimate hört oder der Twinstick Taktik Shooter Police Stories. Das vermeintlich innovative oder eben noch nicht so runtergerockte 0815 Spiel findet man eben am häufigsten im Indie Bereich. Sticky Balls – Fling to the Finish könnte den ein oder anderen lahmen Pärchenabend deutlich aufheitern. Mit Yooka Laylee and the impossible Lair reduziert Playtronic Games ihren 3D Plattformer auf einen 2,5D Hüpfer mit Isometrischer Oberwelt. Coole Idee, so mutet das Gameplay so nicht mehr nach Banjoo Kazooie Titel, sondern weckt Erinnerungen an Donkey Kong Country. Alles in allem freue ich mich auf gerade die kleinen Titel sehr, die in Zukunft auf uns zu kommen.