Rezension: Katalog zu Film und Games – Ein Wechselspiel

Museen sind ja nicht unbedingt die Orte in denen sich Gamer gerne und oft aufhalten. Bei der seit dem 1. Juli laufenden Sonderausstellung „Film und Games – Ein Wechselspiel“ im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt werden aber vermutlich überdurchschnittlich viele Anhänger von Videospielen anzutreffen sein. Noch bis zum 31. Januar 2016 habt ihr die Gelegenheit die Ausstellung zu besuchen. Falls ihr aber nicht die Chance habt die Mainmetropole zu besuchen, ist auch der Katalog zur Ausstellung in Form eines 256 Seiten starken Buches erhältlich, den wir euch hier ein wenig vorstellen wollen.

„Film und Videospiel sind die am intensivsten diskutierten und dynamischsten Medien des bewegten Bildes. Beide erzeugen Spannung und emotionale Ansprache über Figuren, Handlungsräume, Dramaturgien, Farben, Formen, Perspektiven, Bewegungsabläufe und kombinieren sie mit Soundeffekten und Musik.“, beginnt Museumsdirektorin Claudia Dillmann das Vorwort des Buches. In den letzten Jahren wurde die Annäherung von Film und Games immer deutlicher, auch durch die immer besser werdende Qualität der Grafik und der dadurch neuen Möglichkeiten in der Dramaturgie und Atmosphäre machte diese Entwicklung deutlich.

Über sieben Kapitel, welche hier witzigerweise Level genannte werden, erstrecken sich zahlreiche kluge und interessante Texte und Interviews mit Persönlichkeiten aus der Games- sowie Filmbranche , die mit vielen anschaulichen Bildern angereichert wurden. Aufgeteilt in die Bereiche Annäherung, Adaption und Austausch, Film und Games transmedial, Ästhetik, Reflexion und Repräsentation, Creative Gaming – Spielerische Vermittlung und Game Art möchte der Katalog informieren. Das Buch ist nicht unbedingt leicht zu lesen und auch keine leichte Kost, da man es als Fachbuch betrachten kann und nicht selten zahlreiche Fremdwörter genutzt werden. Wer sich aber für das Thema Film und Games interessiert, wird kaum daran vorbeikommen.

Die verschiedenen Autoren, die Texte für den hervorragenden Katalog beigesteuert haben, gehen aus verschiedenen Richtungen an das komplexe Thema heran. Britta Neitzel beispielsweise packt die Ursprünge der Unterhaltungsindustrie bei ihren Wurzeln und beleuchtet die Entstehung und Anfänge von Spielautomaten und Kinos ab Beginn des 20. Jahrhunderts. Ähnliche ästhetische Ansätze und Erzählweisen von Film und Games werden ebenso behandelt wie noch relativ neue Phänomene wie Let’s Play-Videos und die allgemeine Entwicklung der Gaming Kultur. Die Themenauswahl ist ebenso vielfältig wie die bereits erwähnten Persönlichkeiten aus der Games- und Filmbranche, die in diesem Werk zu Wort kommen.

So kommen unter anderem Spiele-Design Legende Ron Gilbert (Zack McKracken, Maniac Mansion, Monkey Island), Regisseur Paul W.S. Anderson (Resident Evil), Design-Director Jörg Friedrich (Spec: Ops The Line) von YAGER Games genau so zu Wort wie Regisseur Uwe Boll (Far Cry, Alone in the Dark, House oft the Dead), der besonders mit seinen durchschnittlichen und zahlreichen Verfilmungen von Videospielen zweifelhafte Berühmtheit erlangt hat.

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Das Buch verdeutlich sehr detailliert, aber nicht immer einfach, wie sich die beiden Medien nebeneinander entwickelt haben. Mal war der Film den Games eine Hilfestellung, zuletzt war es aber auch immer wieder andersherum, so dass sogar ganze Filme von Games inspiriert wurden. Für beide Medien gilt aber, dass sie zahlreiche Rückschläge verzeichnen mussten, in dem Vorhaben das Publikum für sich zu gewinnen. Wie wichtig, ähnlich aber auch unterschiedlich mittlerweile Film und Games in der medialen als auch öffentlichen Wahrnehmung geworden sind, kann in dem Katalog zur Ausstellung „Film und Games – Ein Wechselspiel“ nachgelesen werden. Man sollte nur wissen, dass es ein Buch ist mit dem man sich näher auseinander setzen muss und als Einstieg in ein spannendes Thema dienen soll.

Der Katalog in Buchform zur Ausstellung Film und Games – Ein Wechselspiel ist jetzt auf Amazon.de erhältlich.

Deutsches Filminstitut – DIF e.V. / Deutsches Filmmuseum (Hg.)
Eva Lenhardt / Andreas Rauscher (Red.)
Film und Games
Ein Wechselspiel

256 Seiten, 281 Fotos, vierfarbig
Hardcover, 21 x 28 cm
Artikelnummer 978-3-86505-241-4
Erschienen im Juni 2015