Monster Boy And The Cursed Kingdom im Test – Ein Nerd wird zum Tier

Ein wunderschön gezeichnetes 2D-Sidescroll-Abenteuer in dem der Held mehrere verschiedene tierische Gestalten annimmt und dadurch diverse Fertigkeiten ausführen kann? Klar, das muss Monster Boy sein. Oder doch Wonder Boy? Zugegeben, die Verwechslungsgefahr ist groß und doppelt zugegeben, mich hat es auch erwischt. Als ich mir mit Monster Boy mein nächstes Testmuster ausgesucht hatte, hatte ich den Unterschied im Eifer des Gefechts gar nicht auf dem Schirm. Dass beide Titel bei fast selben Namen auch noch stilistisch in so ziemlich die selbe Kerbe schlagen, kann eben für Verwirrung sorgen. Schwamm drüber. Ich bin also abermals für euch durch verschiedene Themenwelten gesprungen, habe Viechzeug erlegt, Münzen und Items gesammelt, Rätsel gelöst und Bosse vernichtet. Alles unterm Strich Dinge, die der geneigte Gamingnerd immer ganz gerne in seiner Freizeit tut. Ob das auch bei Monster Boy and the cursed Kingdom der Fall ist, lest ihr im Test.

Euer verrückter Onkel verzaubert die Insel

Was zunächst als Headline eher positiv anmutet, bedeutet in einem Spiel dann doch meistens eher etwas schlechtes. So ist euer eigentlich netter Onkel Nabu plötzlich dazu übergegangen sämtliche Bewohner eurer Heimatinsel in verschiedene Tiergestalten zu verzaubern. Ihr selber schlüpft in die Rolle von Jin, einem jugendlichen Manga-Verschnitt mit blauen Haaren und jeder Menge Abenteuerlust. Gleich zu Beginn bemerkt ihr das Chaos auf der Insel und trefft auf allerhand Figuren, die euch erklären wer sie eigentlich sind, da man sie in ihrer Tierform nun nicht mehr erkennt. Jin will all die Vorwürfe gegenüber seinem Onkel zunächst nicht glauben und macht sich auf die Socken um der Sache auf den Grund zu gehen. In diesem Introlevel lernt man als Spieler die Steuerung, sowie den Einsatz der ersten magischen Fertigkeit, dem Feuerball. Dieser beseitigt Feinde und lästige Pflanzenranken. Am Ende des Tutorials muss Jin feststellen, dass die Dorfbewohner leider recht hatten – Euer Onkel ist scheinbar nicht mehr ganz Knorke und trifft euch nach dem ersten Bosskampf ebenfalls mit seinem Zauberstab. Aus dem einst strahlendem und agilem Jüngling ist nun ein echtes Schwein geworden.

Biste fett, passen die Klamotten nicht mehr

In der Schweinegestalt stellt ihr zunächst fest, dass eure Ausrüstung unbrauchbar geworden ist. Mit der Pfote könnt ihr euer Schwert und Schild nicht mehr halten und für die Rüstung seid ihr einfach zu fett. Mit dieser Erkenntnis schleppt ihr euch durch die Kanalisation zurück in euer Heimatdorf. Schon im stinkenden Untergrund wird schnell klar, dass Monster Boy And The Cursed Kingdom weit mehr als nur ein Jump and Run ist. Denn hier wird das Gameplay sehr stark auf Puzzles und kleinere Rätsel verlegt. So müsst ihr neu gewonnene Fertigkeiten geschickt mit Sprung -und Denkeinlagen kombinieren um aus dem Kanal zu entkommen. Im späteren Spielverlauf setzen die Entwickler diese Mixtur aus Plattforming, Kämpfen und Rätseln weiter fort und treffen damit bei mir voll ins Schwarze. Die Kombination aus den genannten Punkten wird nämlich immer komplexer, je mehr Fertigkeiten, Items und Gestalten ihr erlernt. Ihr werdet nämlich nicht nur als ungelenkes Schweinchendick durch die Level laufen, sondern habt bald schon die freie Auswahl.

Charakterwahl per Knopfdruck

Diese Wahl sah ich zunächst als Kritikpunkt, da man die Gestalt nur recht umständlich über ein Ringmenü wechseln konnte. Abhilfe findet man jedoch in den Optionen, wo das Wechseln der Figuren und Items auch so einstellen kann, das per Knopfdruck alle hintereinander durchschaltet werden können. Mag komplizierter klingen, funktioniert für mich in der Praxis aber wesentlich besser und unterbricht nicht so sehr den Spielfluss. Denn schon bald habt ihr die Wahl zwischen mehreren animalischen Erscheinungen und wechselt munter je nach entsprechender Situation durch. Als Schlange verschießt ihr Gift und gelangt durch schmale Öffnungen, als Frosch habt ihr unter Wasser unendlich Luft oder hangelt euch an eurer Zunge elegant durch die Lüfte. Die Kämpfe sind genretypisch eher simpel. Ihr könnt (doppelt) springen und habt einen hohen und einen niedrigen (gebückten) Angriff mit denen ihr Gegner aufs Korn nehmt. Besonders das Schwein hat einige coole Zauber in petto. Feuerbälle, Tornados, Bumerang und Blitze helfen euch oftmals aus der Patsche.

Guter Mischmasch aus allem was Spaß macht

Thematisch sind die Welten wie fast bei allen Plattformern in verschiedene Stile unterteilt. Strand, Düsterer Wald, gruselige Höhle oder antiker Tempel – die Abwechslung ist nicht weltbewegend, aber schön umgesetzt. Die Qualität zeigt sich im guten Leveldesign, welches an manchen Stellen vermehrt auf Kämpfen, Rätseln oder Hüpfen setzt. Die Ideen bei den Rätseln sind gelungen und die verschiedenen Lösungswege durch die Items, Fertigkeiten und Gestalten sorgen für ordentliche Anstrengungen im Denkstübchen. Eure Gegner sind durch Anzahl und Platzierung auch mal in der Lage euch zu verletzen. Hier setzt das Spiel auf Lebensenergie in Form von Herzen, die mehrere Treffer erlauben. Die meisten Gegner hinterlassen nach ihrem Ableben aber genügend neue Herzchen, so das die Level zwar anspruchsvoll aber machbar sind. Hervorzuheben sind besonders die Bosskämpfe. Die fulminanten Endgegner verlangen euch Geschick und Kreativität ab. So manches Mal benötigte ich ein paar Versuche um die Schwachstelle des jeweiligen Obermotzes zu entdecken. Zum Beispiel trieb mich die Schlange im Wald etwas in den Wahnsinn. Neben all diesen Späßchen sucht ihr fleißig Geheimnisse, die das Spiel auch zu belohnen weiß. In den Arealen sind neben neuen Ausrüstungsgegenständen auch weitere Herz-Container versteckt. Schlüssel-Gegenstände, die ihr zwingend zum Weiterkommen benötigt, sind natürlich nicht verpassbar. Sonst sammelt ihr goldene Rüstungsteile für Oberkörper, Stiefel und Schilder. On Top lassen sich alle Rüstungsteile mit gefundenen Edelsteinen beim Schmied nochmalig aufwerten. Die Wiederkehr an alte Orte funktioniert dank Teleportationsportalen gut und versprüht einen Hauch Metroidvania-Feeling.

Cartoon-Optik der Marke Champions League

Optisch haut der Titel vom Entwickler Game Atelier ganz groß auf die Kacke. Fans von handgezeichneter Cartoon-Grafik werden aus dem Frohlocken wohl kaum mehr rauskommen. Lediglich die Animationen sind etwas hölzern und simpel. Der Rest ist jedoch ein Augenschmaus und kommt knackscharf und äußerst detailreich daher. Die musikalische Untermalung stammt aus den Federn des alten Teams um Yuzo Koshiro, welches schon an Monster Boy III: The Dragons Trap gearbeitet hat. Für den Titelsong engagierte man die japanische Sängerin Haruka Shimotsuki. Technisch gehört der Titel also zu den besseren Werken, die man aktuell “Indies” oder “Arcades” nennt und setzt die Messlatte für schöne 2D-Grafik schon recht hoch. Ruckler oder andere gravierende Bugs sind mir nicht aufgefallen und somit meistert der Titel neben der spielerischen Hürde also auch die Technische mit Bravour.

Fazit:

Monster Boy And The Cursed Kingdom ist ein Fest für alle Fans von 2D-Sidescroll-Plattformern der alten Schule. Das Gameplay ist im Kern herrlich simpel, besitzt später aber durch die Rätselanteile genügend Finesse um mehr als “nur” ein schlichtes Hüpfabenteuer zu sein. So benötigt ihr neben Geschicklichkeit eben auch eine Menge Hirnschmalz um die entsprechenden Items und Fertigkeiten zu einer Lösung zu kombinieren. Durch die fünf verschiedenen Gestalten und deren Skills bietet der Titel zudem reichlich spielerische Abwechslung. Steuerung und Schwierigkeitsgrad harmonieren auch wunderbar und geben wenig Grund zur Beschwerde. Die witzigen Dialoge und die gesunde Anzahl an Sammelkram und Secrets runden das stimmige Gesamtbild sehr gut ab. Klare Kaufempfehlung und die Bitte an den Publisher: Bringt solche Spiele doch bitte auch in Europa/Deutschland auf Disk.

Monster Boy And The Cursed Kingdom
Grafik/Präsentation
91
Story/Atmosphäre
82
Gameplay
88
Spielspaß
89
Leserwertung15 Bewertungen
61
Zauberhafte 2-D-Grafik
Anspruchsvolles und abwechslungsreiches Gameplay
Kreatives Leveldesign
Schwachstellen der Bosse manchmal etwas zu kreativ
Mehr Schnellreisepunkte wären schick
88