Sterben! Ein ziemlich ernstes Thema mit dem sich die Entwickler von In Between da beschäftigen. Das Team von gentlymad. hat sich gemeinsam mit dem Publisher Headup Games hierfür der Phasenlehre von Kübler-Ross bedient. Aber dazu später mehr. Der kleine Indie Titel aus dem Trierer Entwicklerstudio konnte bereits auf den mobilen Geräten überzeugen und mehrfach Titel abstauben, ob nun den „RedDot Award“ von 2014 als Bester der Besten oder 2015 den Deutschen Videospiel Award, verstecken braucht sich In Between auf keinen Fall. Nun erhält der Titel Einzug auf der Xbox One.
Verleugnung
Was auf den ersten Blick vielleicht auf ein Jump & Run Adventure hindeutet, entpuppt sich in Wahrheit als ein Puzzler, welcher bei den Rätseln den Fokus auf das Ändern der Gravitationsrichtung legt. Per rechtem Stick können wir das Oben und Unten in alle vier Richtungen drehen. Diese „Macht“ nutzen wir um unseren Protagonisten zur Tür des jeweiligen Raumes zu steuern. Vorsicht ist geboten, denn drehen wir die Gravitation mal in die falsche Richtung erwartet uns meistens ein schneller Tod. Um an besagtes Raumende zu kommen müssen wir aber nicht nur auf uns, sondern auch auf Kisten, Plattformen und allerhand andere bewegliche Gegenstände achten. Dabei haben wir aber keinerlei Zeitdruck und können so gut wie jeden Schritt planen. Wie weit muss ich die Kiste nun an den Stacheln vorbei steuern, damit ich selbige als Plattform nutzen kann? Gelegentlich genügt es aber nicht nur einen Schritt weiter zu denken und eine gewisse Vorbereitung ist nötig. Das ein oder andere Mal ärgert man sich leider über die etwas eingeschränkte Steuerung, denn lediglich die Sticks können zur Steuerung genutzt werden . Wer sonst eher bei einem Sidescroller zum D-Pad greift wird hier also enttäuscht.
Wut
Das Leben kann unfair sein. Vielleicht hat man es selbst schon mal erlebt oder man denkt es beim Lesen einer Zeitung. Das Leben schreibt selten Geschichten die fair sind oder ein Happy End haben. Wie auch die Geschichte von In Between. Wir begleiten hier einen mit Lungenkrebs diagnostizierter Familienvater durch die 5 Phasen der Akzeptanz nach dem Kübler-Ross-Modell. Erinnerungen, prägende Ereignisse im Leben des Vaters werden hier aufgerollt und wir bekommen einen Background. Welche Banalitäten entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung unseres Lebens haben können, wird einem hier an kleinen Beispielen ziemlich einfach vermittelt. Ich persönlich tue mich schwer In Between noch als ein Spiel zu bezeichnen, denn vielmehr eine Art von Kunst. Ein Titel der solche Themen aufgreift hat es nur selten leicht. In Between gibt jede Menge Interpretationsraum und das nicht nur von der Story, der komplette Aufbau des Titels mit Menü, Leveldesign und der Vertonung sind voll auf das Thema ausgerichtet. Und genau Das ist hier das eigentliche Problem ich finde es mutig und beachtenswert Spiele, die meistens der Unterhaltung dienen, auf eine Ebene der Kunst zu heben. Dies muss einem bei In Between aber von vornherein klar werden, wer unterhalten werden möchte ist hier definitiv falsch bedient. Dieser Titel soll zum Nachdenken anregen und nicht einfach belanglos herunter gespielt werden.
Verhandeln
Die insgesamt 60 Levels von In Between sind in die 5 Phasen plus Einleitung unterteilt. Jede Phase beinhaltet dabei etwas Besonderes bei der Gestaltung der Level. Wobei sich das Setting selbst nicht ändert, lediglich eine Veränderung wird an Hand der Art der Hindernisse war genommen. Müssen wir uns im Kapitel Wut an rot pulsierenden Lichtkugeln vorbei mogeln, ist es die Herausforderung im Kapitel Depression nicht der Dunkelheit zu verfallen und stets im Licht bleiben. Sollten wir mal so gar nicht weiterkommen, haben wir zu jeder Zeit die Möglichkeit zum nächsten Level zu wechseln. Die Entwickler geben uns hier die völlige Freiheit zwischen den Level und Kapiteln zu wechseln. Jeder durchläuft die Phasen in einem anderen Tempo. Sollten wir wechseln wollen springen wir ins Menü, welches dem eines alten Arcade Automaten nachempfunden wurde. Links sehen wir dabei den vermeintlichen Protagonisten in jungen Jahren an eben genannten Automaten hängend. Die Level selbst sind in zwei Stufen aufgebaut. Im Vordergrund ist das eigentliche Geschehen mit maschinell anmutenden Wänden und Zahnrädern die sich Drehen wenn wir uns weiter Bewegen. Im Hintergrund ist eine helle Fassade die anfängt zu zerbröckeln.
Depression
Der Soundtrack, die Vertonung und die Gestaltung des Spiels sind beklemmend. Gefühle wie Freude, Hoffnung oder Spaß werden hier eher weniger gepusht, was der Thematisierung des Titels aber auch einen Knacks gegeben hätte. Die Grafiken sind Handgezeichnet und nur durch ein paar Lichteffekte aufgepeppt. Der Soundtrack der einen Mix aus getragenem Klavier und Synthesizern besteht trägt sein übriges dazu. Aber auch die Vertonung des Protagonisten / Erzählers braucht sich nicht zu verstecken. Dieser erzählt während der „Gedankenordnung“ Ereignisse aus seinem Leben. Derweil wir uns durch die Level puzzeln bekommen wir immer wieder kleine Einblendungen im Hintergrund, bei denen der Protagonist mit sonorer Stimme Teile aus seinem Leben erzählt.
Fazit
Wer sich auf In Between einlässt und den Titel nicht als eigentliches Spiel betrachtet, bekommt hier einen wirklich großartigen kleinen Puzzle Plattformer der tiefgründig ist und richtig knackige Puzzles besitzt. Allein sich überhaupt mit dem Thema ein wenig näher zu befassen macht einem vieles Bewusster. Zwar hat man als Knobelenthusiast mit einer Beschäftigung von rund 2-3 Stunden zu rechnen, dennoch ist In Between den Preis von 11,99€ jeden Cent wert.