Gears of War 4 – Der Multiplayer-Test

Nachdem wir mit der Kampagne ausgiebig und intensiv unseren Spaß hatten (hier gehts zum Test von Gears of War 4), wird es nun höchste Zeit sich einen Namen im Multiplayer zu verdienen. Dieses Vorhaben ist jedoch gar nicht so einfach, denn Gears of War mischt bereits seit 2006 in der Welt der beliebtesten Multiplayer-Spiele vorne mit. Entsprechend lange haben die meisten Serien-Fans schon Zeit damit verbracht, sich gegenseitig in Stücke zu schießen. Neueinsteiger werden bei Gears of War 4 online erst einmal lange Zeit viel Staub fressen müssen, bevor sie erste Erfolge verzeichnen können. Zumindest gilt das für die Versus-Modi, denn neben den Kämpfen gegen menschliche Spieler bietet Gears of War 4 auch wieder den populären Horde-Modus. Mit dem 3.0 Patch kamen einige Neuerungen in den Wellen-Modus und verleihen dem Spiel eine frische Brise. Somit ist Gears of War 4 ein Gesamtpaket für Solisten, Koop-Zocker und Online-Duellanten.

Gears of Halo

screenshot-gears-of-war-4-13Der vierte Teil der Third-Person-Saga bedient sich bei seiner DLC-Politik beim großen Vorbild Halo 5: Guardians. Ähnlich wie im First-Person-Ballerspaß von 343 Industries werden sämtliche kommende Karten-Updates für alle Käufer gratis zur Verfügung gestellt. Finanziert sollen die neuen Inhalte über die Möglichkeit sogenannte Booster-Pakete zu kaufen. Diese enthalten entweder neue Charakter-, Waffen-Skins oder eben die Booster für verschiedene Modi, die als Spielkarten dargestellt werden. Die Pakete sind dabei zum Glück klar abgegrenzt. Wollt ihr beispielsweise primär den Horde-Modus spielen, kauft ihr euch einfach ein Horde-Paket und geht somit den Versus-Boostern aus dem Weg. Aktiviert ihr eine Karte (nennt sich Kopfgeld – die Bezeichnung ist völlig irreführend) startet ihr eine Art Challenge. Nun müsst ihr zum Beispiel in einem Match zehn Kills erzielen und erhaltet dafür bei Erfüllung einen Bonus von 2000 Erfahrungspunkte extra. Die Karte verfällt anschließend. Verfehlt ihr das Ziel, war die Mühe zwar vergebens, der Einsatz der Karte jedoch nicht für die Katz. Ihr habt einfach in der nächsten Runde wieder die Chance euer Glück zu versuchen. Neben diesen verbrauchbaren Karten, gibt es jedoch auch permanente Karten, die im Horde-Modus die Klassenfertigkeiten ausmachen. Die Pakete lassen sich wahlweise mit Echtgeld im Microsoft-Store oder mit im Spiel freigeschalteter Währung (Credits) kaufen. Dabei sind die Preise für die Booster-Packs durchaus im normalen Rahmen, wollt ihr jedoch neue Charakter-Skins freischalten, müsst ihr leider schon sehr tief in die Tasche greifen. 4,99 Euro kostet ein „Elite-Pack“, in der „sehr wahrscheinlich“ ein neuer Charakter enthalten ist. Zum Start ließ zudem die Ingame-Ausbeute noch sehr zu wünschen übrig. Mittlerweile wurde das Balancing jedoch per Patch etwas korrigiert, da man gemessen an den Preisen viel zu wenig von den KOR-Münzen nach den Runden bekommen hat. Allgemein meint man es bei Microsoft auch etwas zu gut mit der Bewerbung im Ingame-Store, denn aktuell findet man Karten-Angebote für 99 Cent bis 99 Euro im Store.

Horde 3.0

screenshot-gears-of-war-4-10Wem die Kampagne im kooperativen Modus nach einiger Zeit zu langweilig ist, der hat wieder die Möglichkeit mit bis zu vier anderen menschlichen Mitspielern im Horde-Modus zusammen auf Monster-Jagd zu gehen. Im Kern ist hier alles gleich geblieben und doch hat es The Coalition geschafft mit feinen Änderungen gehörig frischen Wind reinzubringen. So wählt ihr zu Beginn der Runde zuerst einmal eine der fünf verfügbaren Klassen aus. Der Soldat ist fürs Grobe zuständig und verbessert die Trefferpunkte eurer Barrikaden, die eure Basis schützen. Der Scharfschütze agiert logischerweise aus dem Hintergrund und sorgt im besten Fall für reichlich Schaden unter den feindlichen Reihen. Der Späher hingegen fühlt sich hinter den feindlichen Linien am wohlsten. Neben diversen Überlebensfertigkeiten erhält er außerdem beim Geld einsammeln immer die doppelte Menge. Der Pionier kauft besonders günstig Geschütztürme ein und repariert zudem alle stationären Hilfsgegenstände eurer Gruppe. Die letzte Klasse nennt sich Waffenexperte. Hier startet ihr mit Retrolancer und Boom-Shoot und sorgt für Granaten-Nachschub und mehr Munition. Ihr merkt sicher schon: Es ist ziemlich sinnvoll eine ausgeglichene Truppe zusammenzustellen, um somit die Sieg-Chancen deutlich zu erhöhen.

Brothers till´ the End

screenshot-gears-of-war-4-12Handeln zudem alle Spieler nach ihrer entsprechenden Klasse, steht eurem Erfolg kaum etwas im Weg. Naja bis auf hunderte Gegner, die Welle für Welle über euch hereinbrechen. Fröhlich arbeiten hier DeeBees mit dem Schwarm zusammen und hauen euch gemeine Kombinationen um die Ohren. Wie schon früher gilt es nach allen zehn Wellen eine Boss-Welle zu überstehen. Hier bekommt ihr es mit einem besonders großen Widersacher inkl. zahlreichem Kleinkram zu tun. Jede Klasse lässt sich übrigens bis Level 10 hochspielen. Für das Erreichen bestimmter Level erhaltet ihr (max. vier) weitere Fähigkeiten-Slots. Die Slots bestückt ihr dann mit Fähigkeiten-Karten, die eurem Spielstil am ehesten entsprechen oder die Gruppe bestmöglich unterstützen. Bevor ihr euch also an die Hardcore –oder Wahnsinnig-Modi wagt, solltet ihr eure Klasse maximal aufgelevelt haben, um möglichst viele Boni freigespielt zu bekommen. Der Horde-Modus ist somit immer noch ein spaßiges Vergnügen für euch und eure Kumpels und bietet durch das Klassensystem so viel Abwechslung wie nie zuvor. Allerdings könnte man den Zeitaufwand fast schon kritisieren. Nach guten fünf Stunden steckt ihr mit eurer ausgewählten Klasse zwischen Stufe zwei und drei und habt noch einen ordentlichen Weg vor euch.

Duelliert euch

screenshot-gears-of-war-4-11Der zweite Grundpfeiler des großen Multiplayer-Anteils von Gears of War 4 bildet der Versus-Modus. Auch gibt es wieder vieles Altbekanntes, garniert mit einer Prise Neuem. Die beliebtesten Modi wie König des Hügels, Team Deatmatch oder auch Kriegsgebiet sind selbstredend wieder mit von der Partie. Während Team Deathmatch keiner weiteren Beschreibung bedarf, können sich Neulinge unter den anderen Modi vielleicht nicht ganz so viel vorstellen. In König des Hügels gilt es zufällig erscheinende Punkte auf der Karte einzunehmen. Dazu stellt ihr euch eine kurze Zeit in den angezeigten Kreis und erhaltet dadurch Punkte für euer Team. Das Problem hierbei liegt auf der Hand. So ziemlich alle Spieler tummeln sich permanent um diesen einen Punkt, wodurch das größtmögliche Gemetzel eigentlich schon vorprogrammiert ist. Kriegsgebiet funktioniert wie Team Deathmatch, nur das ihr jeweils pro Runde ein Leben zur Verfügung habt. The Coalition hat sich aber auch neue Ideen samt Spielregeln ausgedacht. So gibt es nun Dodgeball oder auch Abrüsten. Dodgeball orientiert sich natürlich am namensgebenden Original. Ihr startet die Runde mit 6 vs. 6 und holt gefallene Kameraden durch einen Kill wieder zurück ins Spiel. Wer zuerst keine Spieler mehr auf dem Feld hat, verliert die Runde. Abrüsten ist wohl mit einer der kreativsten Neuerungen. Hier starten beide Teams mit einem Boomshot (Granatenwerfer). Habt ihr als Team drei Kills gesammelt, wechselt für eure Seite automatisch die Waffe zur nächsten Option (Arkon-Bogen). Bei den nächsten drei Kills gilt es dann wieder die nächste Waffe „durchzuspielen“. Sieger ist das Team, welches zuerst drei Kills mit allen Waffen erzielt hat. Durch die absolute sonstige Gnasher-Dominanz in fast allen anderen Varianten ist dieser Modus mal wirklich abwechslungsreich. Denn auch im vierten Teil der Testosteron-Saga beherrscht die Schrotflinte Gnasher wieder quasi den sämtlichen Multiplayer. Um irgendwie mitspielen zu können, sollten sich Neulinge schnell mit dieser Tatsache abfinden und den freien lockeren Schuss aus der Hüfte üben. Zusätzlich ist das Movement ein fast schon wichtigerer Bestandteil als das eigentliche Zielen. Sprint (Rodeo-Run), Deckung und Rolle müssen perfekt beherrscht und kombiniert werden, damit ihr nicht als Frei-Kill endet. Zwar wurde die Relevanz durch verminderte Geschwindigkeitsvorteile im Gegensatz zu Gears of War 3 nach unten korrigiert, aber ohne entsprechende Übung seid ihr leichte Beute.

Dedizierte Server mit einem großen Aber

screenshot-gears-of-war-4-09Die Tage, in denen ihr als Host Vorteile habt, sind natürlich längst passé. Gears of War 4 verfügt über dedizierte Server, wodurch faire Matches (eigentlich) garantiert werden. Zu Beginn des Veröffentlichungszeitraums musste man jedoch mit unschönen Laggs Vorlieb nehmen. Mittlerweile hat man bei Microsoft wohl an einigen Server-Schrauben gedreht und es ist Besserung zu spüren. Trotzdem fühlen sich manche vereinzelte Runden doch noch irgendwie etwas „laggy“ an. Manchmal wollen Schüsse aus der Gnasher einfach nicht ihr Ziel finden und ihr fragt euch, was ihr eigentlich gerade falsch macht. Die restliche Performance, allem voran die Framerate, bleibt konstant mit 60 Bildern pro Sekunde sehr stabil. Dank guten acht Spielmodi ist zudem für reichlich Abwechslung gesorgt.

Hier gehts zum Singleplay-Test von Gears of War 4

Fazit

Unterm Strich bietet Gears of War 4 dank der zahlreichen unterschiedlichen Modi, dem Kartensystem und dem Horde-Modus 3.0 ein recht anständiges Paket aus Umfang und Motivation. Vor allem der Horde Modus wird Freunde, die gerne gemeinsam das Gamepad schwingen, einige Stunden und Abende vor die Konsole locken. Neueinsteiger müssen jedoch im Versus-Modus Geduld mitbringen und sich den eingespielten Gepflogenheiten erst einmal anpassen. Diese wären, wie schon erwähnt, der geübte und zwingend notwendige Umgang mit der Gnasher-Schrotflinte und dem anspruchsvollerem Movement. Lauft ihr mit Lancer bewaffnet steif durch die Karten, werdet ihr nicht mal den Ansatz eines Kills erzielen und nur als Kanonenfutter enden. Wer sich jedoch auf den speziellen Spielstil einlässt, der bekommt abseits der ganzen „Standard-Shooter“ einen sehr komplexen und einzigartigen Multiplayer-Shooter.

Gears of War 4 Multiplayer
Grafik/Präsentation
83
Story/Atmosphäre
84
Gameplay
92
Multiplayer
90
Spielspaß
92
Leserwertung1 Bewertung
6
88