F1 Manager 2023 im Test: Die Rennen aus der Realität als Teamchef erleben

Es ist die eine Sache, sich über die schlechte Rennstrategie von Ferrari & Co. aufzuregen. Aber es ist eine völlig andere Sache, es selber besser hinzubekommen. Der F1 Manager lässt den Spieler in die Rolle des Teamchefs schlüpfen und über Reifenwahl, Boxenstopps und vieles mehr bestimmen. Nachdem Frontier Development vor einem Jahr mit dem F1 Manager 2022 den Anfang machte, erschien nun in dieser Woche der Nachfolger F1 Manager 2023 für den PC, die PlayStation 5, Xbox Series X|S, PlayStation 4 und Xbox One. Wir haben das Spiel getestet.

Die größte Neuerung ist der Race-Replay-Modus. Diese Spielvariante gibt den Spielern die Möglichkeit, die Rennen aus der Realität im Spiel noch einmal nachzuerleben. Hier wird unterschieden zwischen dem Starting Grid und den Rennmomenten.

Beim Starting Grid werden die Startaufstellung und die Wetterbedingungen aus der Realität übernommen. Der Spieler kann ein Team nach Wahl übernehmen und muss versuchen, mit der richtigen Rennstrategie und den passenden Fahreranweisungen ein besseres Ergebnis als in der Realität herauszuholen.

Die Rennmomente: Gelingt uns der Doppelsieg mit Red Bull?

In den Rennmomenten steigt der Spieler zu einem festgelegten Zeitpunkt während des Rennens ein und muss eine Aufgabe lösen. Ein Beispiel: Beim Großen Preis von Ungarn übernehmen wir 28 Rennen vor Schluss den Kommandostand von Red Bull. Während Max Verstappen das Rennen anführt (wie könnte es auch anders sein), kämpft Sergio Perez mit dem Mercedes-Piloten Lewis Hamilton um Platz 4. Unsere Aufgabe ist es, einen Doppelsieg und zusätzlich auch noch die schnellste Runde einzufahren.

Der Beginn des jeweiligen Rennszenarios soll exakt mit der Realität übereinstimmen. Steigen wir also zum Beispiel in Runde 44 ein, übernimmt das Spiel die Fahrerreihenfolge, die Abstände und sogar die Strecken- und Reifentemperaturen aus dem jeweiligen Zeitpunkt von dem echten Rennen.

Positiv ist, dass bei den Rennszenarien nicht nur die Spitzenteams berücksichtigt werden, sondern auch die etwas “langsameren” Autos. Beim Großen Preis von Bahrain müssen wir zum Beispiel als Teamchef von Williams dafür sorgen, dass Alex Albon seinen 10. Platz behält und somit zumindest einen Punkt einfährt. Beim Großen Preis von Saudi-Arabien sind wir für AlphaTauri zuständig und müssen selbiges mit Yuki Tsunoda hinbekommen.

Die jeweiligen Szenarien sollen zeitnah nach dem echten Rennen spielbar sein. Beim Großen Preis von Belgien, der am vergangenen Sonntag stattfand, mussten wir lediglich zwei Tage warten, bis wir den Starting Grid Modus spielen konnten. Der Rennmoment wurde nach vier Tagen eingefügt.

Generell ist der Race-Replay-Modus eine sinnvolle Erweiterung, die den Spieler nahe an die echte Formel 1 heranführt. Als Motorsport-Fan macht es großen Spaß, die Rennen aus der Realität virtuell noch einmal zu erleben. Zudem eignet sich diese Spielvariante auch für eine schnelle Runde zwischendurch und ist somit eine nette Alternative zum zeitintensiven Karrieremodus.

Das Selbstvertrauen des Fahrers spielt eine große Rolle

Gegenüber dem F1 Manager 2022 bietet der F1 Manager 2023 mehr Möglichkeiten, um auf das Renngeschehen einzuwirken. Dabei muss der Spieler die neu eingefügte Selbstvertrauen-Anzeige des Fahrers im Auge behalten. Ist diese hoch, lohnt sich die Anweisung zu geben, ein Überholversuch zu starten oder aber die eigene Position mit aller Macht zu verteidigen.

Gelingt das allerdings nicht, sinkt das Selbstvertrauen – dadurch können sich ganz schnell Fahrfehler ereignen. In diesem Fall wäre es besser, den Fahrer wieder ein paar kampflose Runden fahren zu lassen, damit das Selbstvertrauen steigt und ein neuer Angriff sich lohnen kann. Zudem kann man dem Fahrer weitere Anweisungen geben, sodass er zum Beispiel schnell fährt, dafür aber die Reifen oder auch mehr Kraftstoff verbraucht.

Auch der Fahrer meldet sich zu Wort, wenn er zum Beispiel ein Problem mit den Reifen hat etc.. All dies wird mit den Funksprüchen aus der realen Formel 1 wiedergegeben. Das heißt: Wir hören die Originalstimmen von Max Verstappen, Fernando Alonso & Co., die uns zum Beispiel mitteilen, dass die Reifen kaum noch Grip haben. All diese Funknachrichten sind deutsch untertitelt.

Starke Grafik, guter Motorensound

Überhaupt bietet das Spiel viel Formel-1-Flair. Die Grafik war bereits beim Vorgängerspiel gut und wurde noch einmal verbessert. Ein optisches Highlight ist die Visor Cam, die man aus den TV-Übertragungen kennt und im Helm des Fahrers sitzt. Auch der Motorensound kommt noch einmal näher an die Realität heran. Insgesamt macht es einfach Spaß, sich die Rennen (die sich auch im Zeitraffer-Modus vorspulen lassen) anzuschauen.

Lediglich der TV-Kommentator fällt hier negativ auf. Dieser meldet sich lediglich vor dem Rennen oder bei den Highlight-Ausschnitten zu Wort und spricht sehr emotionslos. Die Stimme von einem echten TV-Kommentator – zum Beispiel von dem Sky-Sprecher Sascha Roos, der den Start oder spannende Zweikämpfe in Hochgeschwindigkeit kommentiert – hätte dem Spiel gutgetan.

Die Sprintrennen sind neu dabei

Während der Race-Replay-Modus durchaus ein Kaufargument ist, enthält der Karrieremodus eher weniger Neuerungen. Immerhin sind nun die Sprintrennen im Spiel enthalten, die im Vorgängerspiel noch komplett fehlten. Zudem gibt es neuerdings die Funktion des Sportdirektors, der für die Boxencrew zuständig ist.

Wir können auch selber bestimmen, an welchen Tagen die Mitarbeiter ein Pit-Stop-Training oder ein Fitness-Training absolvieren sollen oder aber lieber am Auto arbeiten. Auch Pausen sollten eingelegt werden. Eine überarbeitete Boxencrew könnte nämlich zu Fehler neigen. Das ist im Spiel zu spüren: Tatsächlich ereignen sich bei den Boxenstopps im Rennen deutlich häufiger Fehler als beim Vorgängerspiel.

Ein eigenes Team lässt sich nicht gründen

Insgesamt bietet der Karrieremodus noch etwas Luft nach oben. Es ist noch immer nicht möglich, ein eigenes Team zu gründen. Auch zwischen den Rennen hätte das Spiel noch mehr Tiefgang vertragen. Interviews mit der Presse, wie es sie zum Beispiel beim Rennspiel F1 23 gibt, hätten gut in das Spiel gepasst. Wünschenswert wäre auch, dass man mit den Fahrern direkt kommunizieren kann, wenn sie zum Beispiel in einer Formkrise stecken oder sich mit Abwanderungsgedanken befassen.

Kleinere Verbesserungen sind allerdings noch per Update zu erwarten. Das erste geplante Post-Launch-Update soll Anfang September erscheinen und den Spielern ermöglichen, ein Jobangebot eines rivalisierenden Teams basierend auf ihrer Leistung annehmen.

F1 Manager 2023 im Test: Die Rennen aus der Realität als Teamchef erleben
Der Race-Replay-Modus überzeugt
Der F1 Manager 2023 bietet viel Formel-1-Atmosphäre und noch mehr Einflussmöglichkeiten während der Rennen. Der Race-Replay-Modus ist das hauptsächliche Kaufargument für dieses Spiel. Gerade für Spieler, die für den Karrieremodus nicht ausreichend Zeit haben, ist diese Spielvariante eine gute Alternative. Zudem gibt es dem Motorsport-Fan die Möglichkeit, die Rennen aus der Realität noch einmal nachzuerleben. Wer an diesem Modus kein Interesse hat und ohnehin nur den Karrieremodus spielen möchte, dürfte hingegen auch mit dem F1 Manager 2022 noch gut bedient sein.
Leserwertung1 Bewertung
100
Pros
Der Race-Replay-Modus ist eine sinnvolle Erweiterung
Die gute Grafik und der realistische Motorensound sorgen für Formel-1-Flair
Der Spieler kann spürbar auf das Renngeschehen einwirken
Die Sprintrennen sind nun im Spiel enthalten
Die Boxencrew lässt sich trainieren und macht Fehler
Cons
Der Karrieremodus bietet wenig Neuerungen
Der TV-Kommentator ist schwach
Keine Interviews mit der Presse
82