Der Name ist noch immer ungewohnt. Weil sich der Spieleentwickler EA Sports nicht mit dem Fußball-Weltverband FIFA auf eine weitere Zusammenarbeit einigen konnte, heißt das am Freitag erschienene Fußballspiel nicht FIFA 24, sondern EA Sports FC 24. Am Spielkonzept ändert sich allerdings nur wenig. GAMINGNERD hat das Spiel getestet.
Die Spannung eines Spieltags ist spürbar: Die Spieler kommen im Stadion an, betreten die Kabine, laufen im Stadion ein und wärmen sich auf. Die Fans auf den Rängen sorgen für Gänsehautstimmung. „Heja BVB“ dröhnt es aus den Boxen des Signal Iduna Parks, während die Zuschauer ihre Fahnen und Schals in die Höhe strecken. EA Sports FC 24 versteht es einmal mehr, echte Stadion-Atmosphäre ins Wohnzimmer zu bringen.
Die Frostbite-Engine sorgt dafür, dass das Spiel noch ein wenig besser aussieht als FIFA 23. Dank der neuen HyperMotionV bewegen sich die Spieler realistischer. EA Sports hat volumetrische Daten von mehr als 180 Spielern aufgenommen, sodass die Aktionen von Erling Haaland & Co. noch realistischer aussehen. Zudem wurden die realen Opta-Daten aus dem Fußball übernommen, damit die virtuellen Spieler tatsächlich ähnliche Fähigkeiten haben wir ihre realen Vorbilder.
Zugegeben: Viele dieser Verbesserungen bekommt man im hektischen Spielgeschehen gar nicht richtig mit. Doch vor allem in den Wiederholungen, zum Beispiel nach einem Tor, offenbaren sich die optischen Fortschritte. Super ist, dass sehr detaillierte Statistiken während des Spiels auf dem Rasen angezeigt werden, sodass man interessante Details zum Spielgeschehen erfährt.
Realistisches Gameplay, viele Lizenzen
Das Gameplay selbst hat sich nicht großartig verändert. Wer mit FIFA 23 oder einem Vorgängerspiel gut zurechtkam, kann nahtlos daran anknüpfen. In einzelnen Szenen zeigt sich aber, dass das Spiel noch mehr dem echten Fußball ähnelt. Ein gutes Beispiel sind die Torhüter: Wurden die Schüsse früher meist direkt gehalten oder zu einem Eckball geklärt, kommt es nun häufiger vor, dass der Ball nach vorne abgewehrt wird und der Stürmer möglicherweise die Chance auf einen Nachschuss hat.
Wie üblich ist das Spiel mit praktisch allen relevanten Lizenzen ausgestattet. Dazu zählen unter anderem die ersten drei Spielklassen in Deutschland, die Frauen-Bundesliga, die spanische Liga, die englische Premier League, die italienische Serie A, die UEFA Champions League, die UEFA Women’s Champions League, die Barclays Women’s Super League und viele weitere Spielklassen. Wer unbedingt Cristiano Ronaldo, Neymar & Co steuern möchte, kann auch die Vereine aus Saudi-Arabien wählen.
Echte Stadion-Atmosphäre mit der passenden Tor-Hymne
Die vielen Stadien sind vielfach sehr gut dargestellt. Vereinzelte Arenen wie zum Beispiel die Allianz Arena in München fehlen, weil die Rechte an diesem Stadion exklusiv bei Konami liegen. Dafür aber wurden auch Arenen von kleineren Vereinen teilweise sehr realitätsnah übernommen. Das kultige Millerntor-Stadion des FC St. Pauli mit dem Fernsehturm und dem Hamburger DOM im Hintergrund ist ein gutes Beispiel dafür.
Erfreulich ist, dass in vielen Stadien bei einem Treffer der Heimmannschaft die gleiche Musik eingespielt wird wie in der Realität. Zudem verhalten sich die Zuschauer sehr realistisch und pfeifen zum Beispiel nach einem Tor der Gästemannschaft. Nur das Verhalten der Spieler selbst ist teilweise noch etwas befremdlich. Das ein Ehrentreffer zum 1:3 in der 70 Minute noch immer gefeiert wird wie ein Siegtreffer in der Nachspielzeit, wirkt befremdlich.
Die Profikarriere: Vom Reservisten zum Weltfußballer
Das Spiel selbst bietet die üblichen Modis, die aus den vergangenen Teilen bekannt sind. Im Mittelpunkt steht diesmal die Profikarriere. Hierfür erstellt man einen eigenen Profi, mit dem man seine Karriere bei einem beliebigen Verein beginnt. Das große Ziel ist es, eines Tages zum Weltfußballer aufzusteigen. Der Weg dorthin ist allerdings lang. Man beginnt als Reservist, der nur wenig Spielzeit bekommt und sich erst einmal bewähren muss.
Der Spieler kann entscheiden, ob er nur den eigenen Spieler oder die komplette Mannschaft steuern möchte. Während des Spiels müssen vorgegebene Ziele, zum Beispiel eine Torbeteiligung oder eine bestimmte Spielbewertung, erreicht werden. Liefert man keine gute Leistung ab, kann es passieren, dass der Trainer einen per Textnachricht kritisiert und erst einmal gar nicht einsetzt.
Zwischen den Spielen kann man Trainingseinheiten absolvieren oder sein virtuelles Geld in verschiedene Einkäufe oder Freizeitaktivitäten investieren, die einen unterschiedlichen Einfluss auf den eigenen Spieler und das Team haben. Zudem hat man einen Spieleragenten, der einem zum Beispiel verrät, was man leisten muss, um bei dem persönlichen Wunschverein unterzukommen.
Der Karrieremodus bietet zwar längst nicht die gleiche Vielfalt wie NBA 2K24, wo man sogar eine komplette Stadt frei begehen kann, ist aber dennoch ein sehr gelungener Modus und dürfte für eine gewisse Langzeitmotivation sorgen.
Die Managementkarriere: Kein Football Manager 2023, aber dafür schöner anzusehen
Sehr gelungen ist auch die Managementkarriere. Hier kann der Spieler entweder einen eigenen Avatar erstellen oder das virtuelle Abbild eines echten Trainers übernehmen. Allerding ist der Umfang hier sehr unterschiedlich. Während zum Beispiel sämtliche Trainer der englischen Premier League wie Jürgen Klopp etc. vertreten sind, trifft das in der deutschen Bundesliga lediglich auf BVB-Trainer Edin Terzic zu. Dafür wiederum sind sämtliche Trainer der deutschen 3. Liga anwählbar.
Der Management-Modus lässt sich vom Umfang selbstverständlich nicht mit dem „Football Manager 2023“ vergleichen, bietet aber dennoch viele Einflussmöglichkeiten. Zur Taktik und zur Trainingsgestaltung lassen sich zum Beispiel die Schwerpunkte einstellen. Zudem gibt es die Möglichkeit, die Spielstrategie noch einmal zu verfeinern und zum Beispiel über das Aufbauspiel oder den Defensivstil zu entscheiden. Zudem bietet der Management-Modus die schöne FIFA-Optik (ähm, ich meinte natürlich EA-Sports-FC-Optik), die bei einem herkömmlichen Managerspiel eher nicht vorhanden ist.
Ein gutes Beispiel sind Transferverhandlungen. Möchte man zum Beispiel einen Spieler verpflichten, trifft man sich zunächst im Büro mit einem Vertreter des jeweiligen Vereins und bespricht die Ablösesumme. Wurde dabei eine Einigung erzielt, folgt ein weiteres Treffen mit dem Spieler sowie dessen Berater und man verhandelt über die Vertragslaufzeit und das Gehalt. Hier sitzt man wirklich dem virtuellen Abbild des Spielers gegenüber und bekommt nicht (wie beim Football Manager 2023) nur ein Foto und die Zahlen vorgelegt.
Die Umgebung der Verhandlung kann sich je nach Spieler unterscheiden. Ein Beispiel: Mit Lewis Holtby haben wir im Büro den Vertrag ausgehandelt, während wir uns mit Cristiano Ronaldo und dessen Berater in einem vornehmen Lokal zum Gespräch trafen. Überhaupt sind die Zwischensequenzen, dazu zählen zum Beispiel auch Pressekonferenzen oder Interviews nach dem Spiel, sehr gelungen.