Mothergunship im Test – Die Mutter aller Selbstbauknarren

Böse Aliens haben die Erde überfallen und nur du kannst die Menschheit retten. Das klingt erstmal verflucht nach 80er Jahre Shoot ’em Up. Ist aber völlig falsch. Denn Mothergunship ist gar kein Shoot ’em Up sondern ein Old School Ego Shooter. Jaja, kein Schwein sagt mehr Ego Shooter, aber die Mischung aus FPS, Roguelike-Elementen und gelegentlich reinster Bullet Hell ist halt einfach 90er Jahre genug für einen Ego Shooter. Das beeindruckendste dabei ist vielleicht, dass hinter Entwickler Terrible Posture Games nur eine Person namens Joe Mirabello steckt. Aber wie gut kann ein First Person Roguelike Bullet Hell Shooter von einem einzigen Mann sein?

Generiert und gebastelt

Wie schon gesagt, böse Aliens haben die Erde überfallen und es liegt an uns und unseren Helferlein, die Welt zu retten. Dummerweise ist von uns nur noch ein Kopf im Einmachglas übrig, weswegen wir auf einen praktischen, zu 97% recyclebaren, Robokörper zurückgreifen dürfen. Unterstützung erhalten wir, wenn auch nur für Dialoge, durch unsere Crew in Form von Robogehilfe, Sprüche klopfendem Sergeant und Waffenoffizieren. Die eigentliche Action dürfen wir aber selbst in die Hand nehmen.

Von der Brücke unseres Basisschiffes aus dürfen Mission und Startausrüstung gewählt werden. Üblicherweise gibt es ein Haupt- und mehrere Nebenziele. Ab und an ist eine, zufällig generierte Startausrüstung dabei fest vorgegeben. Haben wir das Level geladen, geht es am besten erstmal direkt an eine Werkbank. Hier können wir mit allerhand Verbindungsstücken verschiedenster Form und Größe unsere Ballermänner zusammenbauen. Die Kombi aus Chaingun, Raketenwerfer, Schrotflinte, Laser, extra großem Fasslauf, MG, Schnellfeuerblaster, Blaster, Miniraketenwerfer und natürlich diversen Verbesserungen für mehr Durchschlagskraft, Präzision etc. sei hier mal beispielhaft genannt. Und nein, das ist kein Scherz, haben wir genug Bauteile lassen sich Knarren aus 20, 30 oder mehr Teilen zusammenklatschen. Natürlich verbrauchen viele Läufe auch viel Muni, die sich allerdings nach wenigen Sekunden generiert.

Trotzdem sollten Waffenkombis einen gewissen Sinn ergeben. Da es standardmäßig Dualwielding gibt, lassen sich z. B. stark aber langsam und schnell aber schwach oder Sniper und Shotgun kombinieren, Grenzen setzt Mothergunship aber gar keine. Die Waffen zu basteln, macht dabei einen ziemlich großen und ganz eigenen Reiz aus. Da sich zwischendurch immer Waffenteile nachkaufen lassen, kann man in jedem Level so einigen Bastelspaß haben. Kleiner Wermutstropfen: Nach Levelabschluss behalten wir zwar die Waffenteile, aber nicht die gebaute Kombination. Und beim nächsten Level sind dann nur ein paar Startteile drin.

Roguelike verlieren wir Waffenteile auch nach dem Ableben. Ebenso Roguelike, die Level sind generiert. Der Baukasten weckt dabei gewisse Erinnerungen an selbst erstellte Timesplitters Arenen, denn die verschiedenen Elemente sind tatsächlich einigermaßen begrenzt. Auch die Gegnerplatzierungen werden generiert.

Power Up und Level Up

Klar, ausgefuchste Levelverläufe und Gegnerplatzierungen wie bei Doom 2016 bietet Mothergunship auf diese Weise nicht. Es kann sogar zu sehr ungünstigen Mischungen kommen. Wenn euch sägeblattartige Spinbots in einem engen Korridor überrumpeln und auch noch in Massen auftreten, ist der Heldentod fast schon garantiert. Die kleinen Mistkerle verursachen nämlich massiven Nahkampfschaden und sind deswegen nur in weitläufigen Arealen leicht zu bekämpfen. So ein großes Areal steckt bei Mothergunship aber eigentlich immer voller Geschützbatterien, laserstarrenden Robotern und schlagkräftigen Drohnen. Immer wieder lauern auch Bosse auf euch, die dann aber tatsächlich nicht so sehr dem Baukastenprinzip entsprechen. In jedem Gefecht ist klassisches Movement samt Circle Strafe und Co. jedenfalls das A und O.

Auch Power Ups finden sich immer wieder, etwa für mehr Sprünge. Ziemlich wichtig, weil die Level oft sehr vertikal sind und man so manches Areal erst nach fünf oder sechs Jumps erreicht oder für mehr Lebensenergie. Da wir fleißig Erfahrungspunkte sammeln und so Upgradepunkte freischalten, können wir unseren Robokörper aber auch direkt verbessern. Neben mehr Sprüngen und Lebensenergie kann so in mehr Schlagschaden, schnellere Bewegung, mehr Waffenenergie und noch viel mehr investiert werden. Weil die Erfahrungspunkte nicht verfallen, kann das natürlich auch bei wiederholtem Ableben extrem praktisch sein, denn im Zweifelsfall kommt man nach und nach eben doch weiter.

Wie bei vielen Roguelikes ist der Schwierigkeitsgrad nämlich nicht so ganz ausgeglichen. Gerade in den Nebenmissionen kann er je nach Gegner- und Raumkombi deutlich schwanken. Besonders fordernd sind aber immer Herausforderungsräume, die allerdings auch gekennzeichnet und völlig optional sind.

Donner und Doria

Klar, auf Storyebene reißt sich Mothergunship kein Bein aus. Mehr als Spaß machen auf Cartoon-Niveau will es gar nicht. Und das klappt wunderbar, wenn man den Humor mag. Nachdem unser Sergeant, der irgendwie direkt aus Cannon Fodder entsprungen sein könnte, dem Mothergunship z. B. verklickert, dass wir eigentlich Pizzaboten sind und das Schiff die blöde Lüge nicht nur frisst, sondern sich kurz darauf für das explodierte (und von uns gesprengte) Schiff entschuldigt und den Weg zum nächsten Kommandoraum erklärt, dann kann das schon reichlich Spaß machen, genauso wie die Wortgefechte innerhalb der Crew.

Optisch kann Mothergunship mit den eigenwilligen und bunten Gegner- und Leveldesigns genauso überzeugen wie mit seinem Projektilregen und akustischem Krachbumm. Allerdings wiederholen sich Elemente auch prinzipbedingt immer wieder. Auch die Ladezeiten können ab und an Nerven kosten. So mussten einzelne Level bzw. die eigene Basis während des Tests einige Male sehr lange laden. Aber auch vor jedem neuen Raum lädt Mothergunship nochmal. Diese Zwischenlade-Momente sind allerdings auch die einzigen, in denen das Spiel ruckelt, dann aber so richtig.

Der Koop-Modus, der im Laufe des August nachgereicht werden soll, stand zum Test leider noch nicht zur Verfügung und könnte dem Spielspaß nochmal einen deutlichen Schwung nach oben geben. Zum aktuellen Teststand ist Mothergunship jedenfalls ein sehr charmanter aber leider nicht mängelfreier Oldschool Shooter, dessen Roguelike-Prinzip ihn ideal für kurze, knackige Runden zwischendurch macht, der sich aber auch mit typischen Roguelike-Problemzonen herumschlagen muss.

Fazit

Vorweg, Mothergunship macht Spaß. Mit Koop-Modus könnte es zukünftig sogar noch deutlich mehr Spaß machen. Und auch der Waffenbau frei Schnauze ist ein spaßiges und wirklich motivierendes Feature. Auf spielerischer Ebene darf man aber auch nicht zu viel erwarten. Gängige Roguelike-Probleme findet man auch bei Mothergunship wieder mal. Man kann sich aber ganz gut damit arrangieren, Knarren basteln und losballern.

Mothergunship
Grafik/Präsentation
79
Story/Atmosphäre
74
Gameplay
76
Spielspaß
78
Leserwertung0 Bewertungen
0
77