Gunnar Optics – Brillen für den GamingNerd im Test

Das Arbeiten mit dem Medium PC wird nicht nur immer wichtiger, sondern dürfte mittlerweile überall angekommen sein. Sei es nun in der Verwaltung und im Vertrieb, wo größtenteils nur noch am PC gearbeitet wird, bis hin zu medialen Berufen in der IT, welche vor allem durch den PC entstanden sind.

Kombiniert man nun das Arbeiten mit der Freizeit so kann ich behaupten, dass ich an manchen Tagen über zehn Stunden an einem Gerät mit Bildschirm sitze, ohne noch die zusätzliche Zeit am Smartphone oder Tablet einzurechnen. Nun, grundsätzlich habe und suche ich mir dies auch aktiv aus, weil neben meinem Beruf, den ich voll und ganz liebe, ich auch mein Hobbyleben sehr mit Videospielen gestalte und deswegen diese auch nicht missen mag. Aber was tut man nicht alles dafür. Man holt sich ergonomische Stühle für die Arbeit und vielleicht sogar für Zuhause. Es gibt verschiedene Vorgaben wie ein Arbeitsplatz auszusehen hat und bei Spielen wird man immer aktiver aufgefordert auch mal eine Pause einzuwerfen, ähnlich wie meine Mutter es damals schon gemacht hat: „Vom zu vielen Zocken bekommst du viereckige Augen!!!“

Nun, viereckige Augen werden wir nicht bekommen, das ist glaube ich wissenschaftlich ausgeschlossen, und trotzdem verbergen sich in unserem liebsten Hobby Gefahren, denen wir mit offenen Augen entgegenblicken: „Das blaue Licht“

Was tut es? Es leuchtet blau!

Das Lichtsprektrum reicht von Blau (Violett bzw. Ultraviolett) bis Rot, dazwischen findet sich Gelb, Grün und auch Türkis wieder. Die Lichtfarbe wirkt sich dabei unterschiedlich auf den Körper aus, weil es dieses Licht auch in der Natur gibt. Morgens ist das Tageslicht eher bläulich, weswegen blaues Licht eher beim Aufwachen hilft, während wir abends eher einen roten Sonnenuntergang haben und das warme Licht unserem Körper zu verstehen gibt: „Es wird Dunkel, es ist Zeit für das Bett“.

Und hier fängt das Problem an. Da Filme und Videospiele nicht pauschal immer abends oder nur mit warmen Licht spielen und wir am PC auch mehr mit „blauem Licht“ arbeiten, weil nur dadurch ein richtiger Weiß-Wert entstehen kann. Das merkt auch unser Hormonhaushalt und so kann sich das blaue Licht negativ auf den Melatoninhaushalt, das Hormon das für unseren Tag-Nacht-Rhythmus verantwortlich ist, auswirken. Folgen sind dann Schlafprobleme in Folge von Schlaflosigkeit. (Anmerkung des Redakteurs: Auf den Koffeinhaushalt hat die Brille keinen Einfluss und wer Spätabends noch einen Energiedrink trinkt, der könnte trotzdem noch unter Schlaflosigkeit leiden). Zusätzlich können zu viel blaues / violettes Licht auch direkt die Augen schädigen und zu kleinen Entzündungen führen, die sich unter anderem mit schmerzenden und tränenden Augen bemerkbar machen.

Technik die Begeistert

Nicht nur Wissenschaftler haben dieses Problem erkannt, sondern auch verschiedene Firmen. So hat mein Smartphone einen „Lesemodus“, der automatisch den Farbwert in einen angenehmeren Bereich regelt. Für den PC gibt es verschiedene Tools, wie f.Lux, die den Farbwert automatisch, anhand der Uhrzeit regeln und auch Monitorhersteller bieten eine Blue-Light-Einstellungen bei aktuellen Modellen an. Was kann man aber machen, wenn man, wie wir, nicht am PC oder an einem Monitor spielt, sondern mit der Konsole an einem Fernseher?

Hier könnte die Lösung eine Computerbrille sein. Diese Brillen haben eine gewisse gelbe Tönung, die vor dem blauen Licht und vor einer digitalen Überanstrengung der Augen schützen sollen. Wer danach suchen sollte, der findet Computerbrillen insbesondere bei Optikern, die die Sehhilfen als Bildschirmarbeitsplatzbrillen anbieten.

Gamerbrillen?

Wenn man aber auf dem Markt nach Videospiel- oder Gamerbrillen sucht, so wird man nicht allzu viele Firmen finden, die sich mit dem Thema für Nicht-Brillenträger beschäftigen und selbst bei Optikern landet man nur auf einer 404-Seite: „Das Thema konnte nicht gefunden werden“. Hier sticht Gunnar Optics hervor, die genau in diese Marktlücke einsteigen und Computerbrillen mit einem besonders dünnen Rahmen anbieten, damit diese bei Kopfhörern und langen Gamesessions nicht stören.

Gunnar Optics arbeitet Weltweit und bietet sowohl Gaming-, als auch Computerbrillen, aber auch klassische Sonnenbrillen. Die Brillen werden mit Einstärkengläsern angeboten. Dies bedeutet, dass die Gläser auf eine Stärke bzw. keine Stärke eingestellt sind.

Bei der Farbgebung gibt es die meisten der Computerbrillen in zwei Varianten, einmal in der eher klassischen Variante mit gelb (Amber) gefärbten Gläsern, die bis zu 65% des blauen Lichts filtern, und eine Variante für Designer, bei denen eine gelbe Färbung stören würde, mit klaren Gläsern, die trotzdem noch 20% des Lichts filtern. Die für Gamer designten Brillen sind nur mit der gelben Tönung verfügbar.

Zusätzlich beinhalten die Brillen von Gunnar eine besondere Form, die vor austrocknenden Augen schützen soll, Gläser mit einer anti-reflektierenden Beschichtung, welche Spiegelungen und Glanzeffekte reduziert, und auch eine gewisse Stärke, die die Fernsicht erleichtert.

Design und Kooperationen

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Look der Gunnar-Brillen. Gunnar Computer Eyewear bietet die Brillen in verschiedenen Farben und Designs an. Angefangen bei eigenen Kreationen wie Vertex oder Trooper, über Brillen, die in Zusammenarbeit mit der Major League Gaming (MLG), die weltweit größte E-Sport-Liga, entstanden bis hin zu Brillen, die mit Blizzard und Razer entwickelt wurden.

In Verbindung mit Blizzard bietet Gunnar auch verschiedene Überzieher für die Brillenbügel an, die dann im Design des persönlichen Heroes of the Storm Helden erstrahlen.

Aktuell gibt es drei Kooperations-Designs von Razer: FPS, Onyx und Cerberus, zwei von Blizzard: Siege und Strike sowie zwei von der MLG: Phantom und Micron, bei über 50 allgemeinen Designs für Computer und Gaming. Die „kristallinen“ Brillen, die keine getönten Gläser haben, gibt es in sechs Varianten.

First Try und 4-Wochen-Erfahrung

Da ich selber normalerweise keine Brille trage, habe ich mir am ersten Tag eine Brillenträgerin geschnappt, die mich bei der Brille beraten soll und was ihr vielleicht auffällt, was einem Laien nicht bewusst ist.

Die Brillen sitzen bei mir sehr gut, dies ist aber von Träger zu Träger unterschiedlich, da Kopfform, Nasenform und auch Ohren sehr individuell sind und nicht jede Brille gut aussieht oder perfekt passt. Insbesondere wenn die Nasenflügel, wie bei der Vertex, fest sind.

Kritik gab es vor allem bei den Scharnieren. Die Brille hat einfache Scharniere verbaut und moderne und gute Brillen hätten heute Federscharniere verbaut. Diese Federscharniere sollen verhindern das die Brillenbügel beim Aufziehen abbrechen und erlauben ein gewisses Überdehnen der Scharniere.

Die Razer FPS hat dabei auf den ersten Blick besonders viel Kritik geerntet. Die Scharniere sind hier nur gesteckt und nicht verschraubt, dies kann auf lange Sicht von Nachteil sein, weil man keine Schraube nachziehen kann, sollte ein Bügel sich lockern. Aber auch die Nasenflügel wären nur durch einen sehr dünnen Bügel befestigt. Hierdurch müsste man vorsichtig sein, damit dieser nicht kaputtgeht. Gleichzeitig bekam die Brille im Razer-Design aber auch Lob, da sie, aufgrund des Metallgestells, sehr leicht war.

Ob ich auf einen der Kritikpunkte stoße und welche Erfahrungen ich in den letzten Wochen gemacht habe, halte ich in Form von vier kleinen Tagebucheinträgen fest.

Woche 1

Heute sind meine Brillen angekommen. Einmal die Razer FPS und einmal die Vertex, beide von Gunnar Optics. Die Razer FPS ist dabei von Razer designt und enthält dabei auch die für Razer typische schwarz / grüne Farbgebung.

Für jemanden, der eigentlich keine Brille trägt und auch nur sehr selten eine Sonnenbrille an hat, für den ist das Tragen einer Brille schon gewöhnungsbedürftig. Auch die Farbgebung ist ungewohnt. Wobei diese mich beim normalen Arbeiten mit Office, Facebook und meinen anderen Tools kaum stört. Die Tönung erhöht sogar den Kontrast von Schrift und Hintergrund und macht das Schreiben in Office sogar angenehmer.

Die Razer FPS ist dabei, wie schon oben beschrieben, besonders leicht und hat ein sehr dünnes Gestell. Dies ist insbesondere bei großen Headsets, die die Ohren komplett umschließen, gut, da hier die Brille nicht stört.

Woche 2

Ich hätte gedacht das regelmäßige Aufziehen der Brille würde mehr Gewöhnung benötigen, aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich für den Artikel so viele Erfahrungen wie möglich sammeln möchte und deswegen die Brillen bewusster vor Augen habe als wenn ich den Artikel nicht schreiben würde.

Nachdem ich in der ersten Woche aber die Brille von morgens bis abends getragen habe, ziehe ich in dieser Woche erst ab vormittags / mittags die Brille an, da das blaue Licht auch eine wachmachende Wirkung hat.

Positive Effekte in der ersten Woche waren Rückblickend definitiv weniger Augenermüdung und Augenschmerzen, wenn ich 10 Stunden vor dem PC und dem Fernseher gesessen habe.

Auch das Einschlafen funktionierte abends besser als sonst.

Vom Trageverhalten habe ich öfters die Gunnar Vertex auf der Nase, da diese sich, zumindest für mich, besser anfühlt. Nachteilig ist aber dass die Brillenbügel nicht so dünn sind und beim Headset etwas stören.

Woche 3

In den ersten zwei Wochen ist mir vor allem die Brillenstärke gar nicht so bewusst gewesen und ich habe sie anfangs total unterschätzt. In dieser Woche habe ich aber sehr oft nur mal kurz am PC gesessen und hier ist mir deutlich geworden, wie viel angenehmer das Lesen und Schreiben mit der Brille ist, weil ich für diese recht kurzen Zeiten die Brille nicht aufgezogen habe.

Woche 10

Ursprüngliche hatte ich vor nach vier Wochen meine letzte Erfahrung festzuhalten, die hatte sich aber durch verschiedene Gründen bedeutend verlängert, was meinen Eindruck sogar nochmal unterstreicht:
Ich möchte die Brille gar nicht mehr missen. Einerseits wird das blaue Licht reduziert, andererseits verbessert die Stärke mein Sichtfeld. Gerade bei der Glasfärbung hatte ich große Bedenken, dass diese mein Spielvergnügen senken könnten. Ich habe aber in der Zeit sowohl Netflix als auch verschiedene Spiele gespielt und fühlte mich auch beim Zocken von der Farbgebung, die einem warmen Farbbild ähnlich ist, nicht gestört.

Augenarzt, Brillenträger und Arbeitgeber

Wer sich denkt: „Hey, ich habe regelmäßig Kopfschmerzen – Damit wird es bestimmt besser“ – Der sollte vorab zu einem Augenarzt oder Optiker gehen. Hier kann auch schon eine Sehschwäche vorliegen. Diese kann durch eine einfache Computerbrille nicht behoben werden.

Wer schon eine Sehschwäche besitzt und nun nach einer Gunnarbrille sucht, der wird, im Gegensatz zu den normalen Versionen, keine in den Elektromärkten oder bei deutschen Händlern direkt finden. Nach Rücksprache mit Gunnar-Brillen.de, die auch Brillen mit der entsprechenden Stärke individuell anfertigen würden, wurde mir aber eine individuelle Beratung angeboten.

Hierfür braucht man einen aktuellen Brillenpass bzw. eine Brillenverordnung vom Optiker oder Augenarzt, damit die Brille auch die richtigen Werte hat.

Soll die Brille dabei nicht nur für das gelegentliche und abendliche Zockvergnügen sein, sondern auch vorrangig für den Arbeitsplatz, dann ist nicht nur die Beratung durch einen Augenarzt vernünftig, sondern auch die Rücksprache mit dem Arbeitgeber. Viele Arbeitgeber übernehmen einen Großteil der Kosten, auch wenn man die Brille, zusätzlich zur Arbeit, privat nutzen möchte.

Augenoptiker oder Augenarzt?

Mein ursprünglicher Plan war, dass ich mich während der vier Wochen auch bei einem Augenoptiker zu dem Thema beraten lassen möchte. Hier habe ich zum einen erstmal die Onlineanbieter besucht, auf deren Seiten ich ganz unterschiedliche Informationen bekommen habe und am Ende sogar noch verwirrter war, was ich nun genau brauche. Daher habe ich dann die Webseiten der großen Optikerketten besucht. Bei wohl den größten Ketten bin ich auch fündig geworden und bin mit diesen Informationen zu den örtlichen Filialen gegangen. Natürlich ist es nicht repräsentativ für alle Händler, aber bei beiden Anbietern fühlte ich mich schlecht aufgehoben.

Bei der ersten Beratung wollte man gar nichts von der Webseite wissen, auch auf den Vorschlag, dass man die vielleicht kurz aufrufen könnte, wurde nicht eingegangen. Man könnte mir hier eine Brille anbieten, die in der günstigsten Variante weit über 200€ kosten würde.

Bei der Konkurrenz war es auch nicht viel besser, hier wurde mir eine Brille für fast 400€ angeboten.

Hier empfehle ich, wenn man sich beraten lassen möchte, dass man nicht den Weg zum Augenarzt scheuen sollte. Dieser hat kein Interesse dringend eine Brille zu verkaufen und dürfte sich auch eher mit dem Sonderthema „Arbeitsplatz“ beschäftigen.

Fazit

Eine Computerbrille hat definitiv ihre Daseinsberechtigung und sei es nur bzgl. des blauen Lichts. Wer abends nicht mehr so viel vor dem Fernseher hängt und eher mal ein Buch liest (und das nicht auf dem Tablet), der braucht vielleicht nicht unbedingt zu so einer Brille zu greifen. Wer aber bis kurz vor dem Schlafen gehen noch eine Runde Rainbow Six Siege oder Halo 5 spielt, für den kann so eine Brille schon von Vorteil sein. Der Tragekomfort ist dabei sehr subjektiv und abhängig vom Gestell und Kopfform. Ich hatte bei beiden Brillen keine Probleme und empfand die Vertex von Gunnar etwas angenehmer. Wirkliche Kritik gibt es aber nur für die Scharniere. Zwar sind die nicht kaputtgegangen, dies liegt aber auch daran, dass ich aufgrund der Warnung entsprechend Vorsichtig war. Viele Modelle, die man beim Optiker findet, setzen auf Federscharniere. Das würde ich mir bei den Gunnarmodellen auch wünschen.

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