Astro A 50 im Test – Silent Service mit Dolby Atmos

Headsets gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Ein gutes Stück kleiner wird die Auswahl, wenn es um kabellose Headsets geht, vor allem um solche mit 3D Surround Sound und gutem Klang. Fast schon automatisch wird man hier auch auf den Namen Astro treffen. Die Headset Spezialisten, mittlerweile seit über drei Jahren zu Logitech gehörend, haben sich in den vergangenen Jahren mit MixAmps und Headsets einen durchaus guten Ruf erarbeitet. Zu Recht? In jedem Fall fand ich ein kurzes Intermezzo mit dem Astro A 50 und dessen Surround Fähigkeiten auf der Gamescom 2019 ziemlich spannend. Und auch Kollege Markus war als Besitzer eines kabelgebundenen Astro A40 gespannt auf die schnurlose Variante. Wie praktisch, dass sich Astro dazu breitschlagen lies, uns für einige Zeit ein Testmuster zur Verfügung zu stellen. In unserem Fall handelt es sich um die Xbox (plus PC/Mac) Fassung, wobei sämtliche Beschreibungen auch für die PlayStation Version gelten.

Drauf und dran

Generell gestalten sich Aufbau und Anschluss des Astro A50 ziemlich einfach. Mit USB und, je nach Hardware, beiliegendem optischen Kabel werden Headset und Konsole verbunden. Xbox Series X/S Besitzer müssen hier ein Firmware Update beim Headset machen, da die Konsolen nicht mehr über einen optischen Ausgang verfügen. Stattdessen braucht es nur noch die USB-Verbindung von der Konsole zur Basisstation. Nutzt man das Headset an der Xbox One, so wird der optische Ausgang der Konsole genutzt, die Basisstation des A50 besitzt aber praktischerweise einen Passthrough. Den Rest regelt die Konsole dann praktisch alleine. In Punkto Materialanmutung macht das A50 einen soliden bis wirklich guten Eindruck. Die Ohrpolster mit Magnethalterung sind zum Beispiel ein schöner Kniff. Einzig das Kopfband wirkt wackeliger als nötig. In der Praxis hält es zwar dennoch ziemlich viel aus, aber die Federstahlkonstruktionen im Beyerdynamic Stil, die man mittlerweile bei vielen Headsets findet, wirken vertrauenerweckender. Die Auszugsmechanik für die Ohrmuscheln ist dagegen so schlicht wie effektiv und robust.

Sitzt das A50 dann erstmal auf dem Kopf, dann hinterlässt es für ein Wireless Headset mit 380 Gramm laut Hersteller (und 372 laut meiner Waage) einen vergleichsweise leichten Eindruck. Das trägt durchaus zum gelungenen Komfort bei, ebenso wie die gelungenen Ohrpolster mit Veloursbezug. Etwas breiter könnte dagegen das Kopfpolster sein. Auch wenn sich hier kein unangenehmer Druck aufbaute, auch das HyperX Cloud ist beim Kopfband angenehmer gepolstert, wenn auch wegen des anderen Bezuges schwitziger als das A50. Die Ohrerwärmung ist für ein geschlossenes Headset absolut im Rahmen. Knackpunkt könnte allerdings für den einen oder anderen die Größe sein. So passte das A50 bei Mitnerd Markus bestens und es war noch etwas Luft nach oben. Bei mir war das Headset schon im Vollauszug und die Ohrpolster saßen schon ein wenig knapp. Beim Beyerdynamic Custom Game könnte ich dagegen nicht nur deutlich größer stellen, ich habe auch schlicht mehr REviewPlatz für meine Ohren. Kurzum, mit großem Kopf könntet ihr beim A50 ziemlich schnell an die Grenze stoßen. Sofern es passt kann das A50 aber in jedem Fall mit bequemem Sitz punkten, auch wenn die nächste Version von mir aus gerne ein wenig größer werden darf.

Ziemlich logisch und unkompliziert gibt sich auch die Bedienung, von oben nach unten finden wir an der rechten Ohrmuschel den Power Schalter, Wahltasten für Surround und EQ-Modus sowie den Drehregler für die Lautstärke. Das alles ist gut mit dem Daumen bedienbar und man findet sich sehr schnell blind zurecht.

Bang, Boom, Bang und mehr

Und wie klingt es jetzt? Das ist unter anderem erstmal vom jeweiligen EQ-Preset abhängig. Leider fand ich nur den neutralen EQ als Preset wirklich nutzbar, die anderen beiden arbeiten einfach zu extrem. Mit dem neutralen EQ macht das A50 etwas, das bei Gaming Headsets immer noch eher selten ist. Es arbeitet ziemlich ausgewogen und unauffällig vor sich hin. Einzig in Richtung der ganz tiefen Töne agiert es, zumindest mit den Velours Polstern, minimal zurückhaltend, während der Oberbass dezent betont ist. Das erinnert ein Stück weit an viele offene Kopfhörer. Alles in allem ist der Bass aber ziemlich ausgewogen, und dieses Bild zieht sich von den Mitten bis in die Höhen fort. Gerade Hochtonschärfe und spitze Sibilanten sind hier Fehlanzeige. Die räumliche Abbildung ohne virtuellen Surround Sound ist ziemlich kompakt, aber sauber. Obendrein arbeiten die 40mm Treiber sauber und verzerrungsarm. Auf das letzte Quäntchen Auflösung muss man, verglichen mit guten Kopfhörern oder z.B. einem MMX 300 zwar verzichten, aber auch hier macht das A50 einen guten Job.

Spannend wird es dann mit dem Astro Control Center. Die App lässt uns nämlich unter anderem die EQ Presets frei konfigurieren. Damit sind also sinnvolle Anpassungen möglich, wie ein bisschen Punch im Tiefbass oder ein gewisser Transparenzkick im Superhochton oder auch die gezielte Absenkung bestimmter Frequenzen. Leider lief die Konsolenversion der App auf meiner Series X alles andere als problemlos. Hier dürfte es Sinn machen, sich Presets am PC zu erstellen, falls die Probleme auf der Konsole bestehen bleiben.

 

Außerdem ist da natürlich noch die Sache mit dem Surround Sound. Hier musste das Astro sich bei mir nicht nur gegenüber anderen Headsets mit Dolby Atmos (per App) vergleichen lassen, sondern auch mit DTS Headphone X. Dabei ist eine Sache ganz wichtig, solange solche Systeme nicht auf euren Kopf und eure Ohren angepasst sind funktioniert keine virtuelle Surround Variante für alle Menschen gleich gut. Die Eindrücke sind immer ziemlich subjektiv. Das gilt also auch für die folgenden Einschätzungen!

Gerade mit Dolby Atmos fand ich das Astro schon 2019 auf der Gamescom ziemlich gelungen. Die Ortung von Geräuschen war für mich bei unserem kurzen Messetermin einfach stimmiger als nur per Dolby App an PC und Konsole. Und genau der Eindruck bleibt auch nach längerem Test zuhause erhalten. Anscheinend wurden hier einige Optimierungen vorgenommen und das scheint hier der wichtigste Knackpunkt zu sein. Die Ortungsschärfe und somit genaue Richtungserkennung funktionieren hier einfach besser. Verglichen mit Dolby Atmos. Das Bild dreht sich, für mich, allerdings mit DTS Headphone X, was das Astro aktuell leider nicht unterstützt. Headphone X funktioniert bei mir generell besser als Dolby Atmos, anscheinend passt die zugrunde liegende HRTF besser zu meinem Kopf. Schon alleine deswegen würde ich mir wünschen, dass Astro zukünftig auch DTS Headphone X zusätzlich zu Dolby Atmos unterstützt.

Schließlich ist da noch eine Besonderheit, bei der ich nicht sicher sagen kann, ob sie an unserem Testmuster liegt oder beim A50 generell vorkommt. Das Headset arbeitet rauschfrei, bei absoluter Stille kann man auf dem rechten Ohr aber ein sehr, sehr leises Brummen wie einen ca. 400Hz Sinus hören.

Im Vergleich zu anderen, geschlossenen Headsets sollte man auch wissen, dass das Astro A50 zumindest mit den Velourspolstern Umgebungsgeräusche fast gar nicht isoliert. Ich bekomme von der Umgebung ähnlich viel mit wie bei meinen offenen Kopfhörern, u.a. ein Beyerdynamic DT 880 Edition. Allerdings bleiben meine Ohren dort ein wenig kühler. Von der akustischen Abschirmung des Custom Game ist das A50 dann ganz weit weg. Immerhin, Sound Leakage ist auf der anderen Seite kein großes Problem. Beim DT 880 hört die Umgebung deutlich mehr mit, beim Custom Game aber weniger.

Mikro, Akku und so

Natürlich gehört zu einem Headset auch das Mikrofon, das beim A50 unidirektional ausgeführt ist und wenige Umgebungsgeräusche mitnehmen soll. Praktischerweise ist es nach oben gerichtet automatisch stumm geschaltet und bietet eine insgesamt solide Performance. An die exzellente Verständlichkeit des Custom Game kommt es allerdings nicht heran, wobei es dennoch mehr Umgebungsgeräusche mitnimmt. Je nach Situation hat es mal leichte Vor- und mal Nachteile zum Mikrofon des HyperX Cloud, das für seine Preisklasse aber auch einen wirklich guten Job macht.

So gar keine Probleme hatte ich mit der Akkulaufzeit. Die wurde bei rtings mal mit 17,5 Stunden gemessen, was in der Praxis ganz gut passen dürfte, auch wenn ich nicht so präzise die Zeit gestoppt habe. Setzt ihr das A50 nach der Zocksession einfach auf die Basisstation solltet ihr jedenfalls nie das Problem haben, dass der Akku mal leer ist. Falls ihr das Aufladen allerdings mal komplett vergesst dürfte eine volle Akkuladung ca. 4-5 Stunden dauern. Dafür muss das A50 allerdings auch richtig auf der Ladestation sitzen, und das könnte tatsächlich etwas besser gehen. Im Testzeitraum hat es sich bei mir bewährt, das Headset aus zwei, drei Zentimetern Höhe auf die Basisstation ‘fallen’ zu lassen, bei vorsichtigem Draufsetzen musste ich dagegen häufiger noch mal nach korrigieren.

Michaels Fazit:

Für mich ist das Astro auf Dauer nix. Das liegt aber nicht daran, dass es schlecht wäre. Im Gegenteil, es macht sehr viel richtig und erlaubt sich eigentlich wenige Schnitzer. Die Gründe liegen vor allem bei der Passform und daran, dass ich das Astro nicht so einfach an mehreren Konsolen verwenden kann. Leider hat es nicht mal einen Bluetooth Mode, denn dank des ausgewogenen Klangs wäre es ein mehr als solider Kopfhörer. Schließlich und endlich fehlt mir ganz persönlich der DTS Headphone X Support. Wer dagegen ohnehin nur an einer Konsole und vielleicht noch am PC spielt, der bekommt hier ein wirklich gelungenes Headset, das seinen Preis durchaus wert ist. PlayStation 4 Spieler profitieren dabei ohnehin vom Surround Sound des Astro während die Situation auf der Xbox dank diverser Surround Add Ons, inklusive Windows Sonic, nicht immer ganz so eindeutig ist. Punkten kann das Astro A50 aber auch hier.

Markus’ Fazit:

Anders als Michael bin ich bzgl. Kopfhörer- und Surround-Wissen ein absoluter Laie. Die technischen Spezifikationen, die Michael deutlich herausgestellt hat, haben mich jedoch vollends überzeugt. Das digitale Dolby Atmos an PC und Xbox Series X haben mir ziemlich schnell ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, zumal aktuell bei mir einfach kein Platz für eine entsprechende Anlage wäre um nur annähernd an ein solches Sound-Erlebnis zu kommen. Die Kompatibilität des Astro A50, die uns auf eine Konsolen-Familie plus PC beschränkt, ist zwar ärgerlich, da ich gerne ein Headset für alle Konsolen, TV und PC nutzen würde. Die Qualität und der Sprung zu einer kabellosen Variante lassen mich aber tatsächlich überlegen, neben meinem A40 (PS4-Version) zukünftig eventuell zum A50 für Xbox Series X und PC zu greifen. Die letzten Monate in zahlreichen Zoom-Meetings haben mich nach der Weitergabe des A50 in Michaels Hände das Kabel des A40 des Öfteren verfluchen lassen. Kabellos ist da deutlich komfortabler. Eine Bluetooth Funktion wäre zwar die Sahne auf der Torte gewesen, aber für das beworbene Anwendungsfeld (Gaming) kann Astro einmal mehr überzeugen.

Astro A50
Klang
87
Verarbeitung
87
Mikrofon
85
Tragekomfort
86
Leserwertung0 Bewertungen
0
Pros
Gute Dolby Implementierung
Von Haus aus neutraler und dank einstellbarem EQ anpassbarer Klang
Gute Akkulaufzeit und Bedienbarkeit
Cons
Passt nicht so gut zu großen Köpfen
Keine Bluetoothfunktion
Layout und Design der Basisstation verbesserungswürdig
86