Metal Gear Survive im Test – Überlebenskampf in der Wüste

Wenn man an Metal Gear denkt, denkt man automatisch auch an solid. Das Action- und Stealthgame von Konami hat viele hartgesottene Fans, die an dem aktuellen Titel kaum ein gutes Haar lassen. Der neue Ableger hat den kleinen aber feinen Zusatz Survive. Und so muss, und sollte, man sich von Solid komplett losmachen, möchte man unvoreingenommen einen Survivaltitel spielen. Ich habe mir das Survivalabenteuer mal genauer angeschaut.

Your life is low

Das Ausgangsszenario zu Metal Gear Surive knüpft an Metal Gear Solid V: Ground Zeroes an und lässt uns eine parallele Story zum Nachfolgetitel Metal Gear Solid V: The Phantom Pain spielen. Der Angriff der Geheimorganisation Cipher auf unsere Mother Base liegt unmittelbar zurück, und wir und einige unserer Militärfreunde werden, doch auch recht hübsch anzusehen, durch ein Wurmloch in eine andere Welt namens Dite gesogen. Wie schon der Titel sagt, geht es in Metal Gear Survive weniger um das Beschaffen von Informationen als um das Überleben. Was einem auch relativ schnell klar wird. So wird einem bereits im Tutorial von Goodluck eingeschärft, dass wir doch bitte unsere Werte immer im Auge behalten sollten. Das Tutorial sollte man aufmerksam durchlaufen, und sich das mit den Werten am besten auf die Innenseite der Augenlider tätowieren. Das Gameplay ist ähnlich wie in den Metal Gear Titeln und geht einfach von der Hand. Auch der iDroid ist, bis auf ein paar wenige Ausnahmen identisch und Solid-Spieler sollten sich hier schnell zurecht finden. Für Metal Gear-Neulinge ist der iDroid anfangs möglicherweise etwas verwirrend. So wird hier doch allerhand gesteuert.

Nach Hause Telefonieren?

In der fremden Welt angekommen gilt es, sich erst mal zu orientieren. Wo sind wir, was ist hier los und wie zum Teufel kommen wir wieder nach Hause? Landschaftlich könnte man schon denken, man spiele einen Metal Gear Solid Titel. Karge Wüstenlandschaft, ab und zu mal ein Baum, Kräuter, Büsche, Gräser ein paar Schafe und anderes Getier. Unsere Mother Base heißt einfach nur Basis und sieht bis dato wenig beeindruckend aus. Viel zu entdecken gibt es hier erst mal nicht. Im Laufe des Spiels, bauen wir unsere Basis wieder auf und beherbergen einige Verbündete, die wir aber erst mal finden und Retten müssen. Anfangs stehen uns diverse Werkbänke auf Level 1 zur Verbesserung/Herstellung von Waffen, Kleidung und sonstigen Gegenstände zur Verfügung. Am wichtigsten ist aber, gerade in den ersten Spielstunden unser Lagerfeuer. Denn wie schon gesagt, es geht um das Überleben und dazu gehört das Zubereiten von Nahrung. Wir werden hier zu Beginn des Spiels sehr viel Zeit verbringen. Um uns leichter in der Basis einzuleben, steht uns von Beginn an die KI-Einheit  Virgil AT-9 zur Verfügung. Diese füttert uns mit Informationen die uns beim Erfüllen unserer Aufträge helfen. Von der Einheit erhalten wir auch Haupt- und Nebenmissionen. Außerdem haben wird die Möglichkeit, Tages- und Wochenaufgaben sowie Events zu starten und dafür die jeweiligen Belohnungen abzusahnen. Gerade zu Anfang empfehle ich, unbedingt die Tagesaufgaben zu machen. Das Craften mit den erhaltenenen Materialien ist, wie sollte es anders sein, wichtig für unser Überleben in der fremden Welt.

Herr Ober, ein Karakulsteak und eine Flasche schmutziges Wasser bitte!

Haben wir uns in unserer Basis eingelebt, sollten wir uns schnellstmöglich auf den Weg machen, und Ressourcen Sammeln. Denn auch wenn wir nur rumstehen, sinken unsere Werte stetig. Ganz so wie im echten Leben haben wir Hunger und Durst und unsere Lebensenergie und Ausdauer nehmen kontinuierlich ab. Worauf uns Virgil stets viel zu früh und mit zunehmend nerviger Computerstimme, hinweist. Ein kleines Stück hinter unserer Basis befindet sich ein Wasserloch, an dem wir Wasser holen und ein paar Schafe erlegen können. Wir können dort auch ein paar Rennmäuse aufsammeln. Diese machen mit Quieken auf sich aufmerksam und huschen, meist in Gruppen von 3-4 Tierchen, über den Boden. Auf dem sich dort befindenden Tisch spawnen, in unregelmäßigen Abständen, auch einige Flaschen mit sauberem Wasser und anderes Material. Mit wachsendem Spielfortschritt haben wir auch die Möglichkeit, uns halbwegs selbst zu versorgen. Wir können zum Beispiel ein Kartoffelfeld anlegen und Regentanks bauen. Also esst die Kartoffel die ihr während einer Mission bekommt, nicht auf. Zwar hält sich die Ernte in Grenzen, die ist aber noch immer besser als nichts.

Für die Jagd und den Kampf steht uns zu Beginn vorerst nur ein Speer zur Verfügung. Dieser nutzt sich mit der Zeit ab und muss von uns in der Basis repariert werden. Wasser können wir nur Sammeln, wenn wir genügend leere Flaschen dabei haben. Aber Achtung! Das Wasser ist schmutzig! Eine Möglichkeit, dieses abzukochen und keimfrei zu machen, haben wir vorerst nicht. Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als das schmutzige Wasser zu trinken, damit unsere Ausdauer nicht gen Null sinkt. Das schlimmste was einem bei schmutzigen Wasser passieren kann, ebenso wie bei dem Verzehr von ungekochtem Fleisch, ist das wir uns richtig fies den Magen verderben. Wir fangen dann an, uns etwa alle zwei Minuten heftig zu übergeben und unsere Lebensenergie sowie Ausdauer nehmen ab. Ganz genau Vorhersagen lässt sich das jedoch nicht und man sollte anstatt eines Kampfes lieber die Flucht Antreten. Heilen können wir uns, wie auch in den Metal Gear Solid Titeln, über unseren iDroid mit Hilfe von Antibiotika und Darmmedikamenten. Diese erhalten wir meist über Belohnungen für den täglichen Login oder beim Farmen in Hütten während unserer Missionen. Wenn man mal nicht aufpasst und nicht genug Nahrung und Wasser dabei hat ist man, will man wie ich neben dem Farmen noch schnell eine Nebenmission spielen, so gut wie tot. Das sieht ungefähr so aus, als hätte man sich mächtig einen hinter die Binde gekippt. Man sollte sich dann straight ahead auf den Weg zur Basis machen, und sich ein schönes Karakul Steak gönnen. Zur Not helfen auch ein paar Wildbeeren oder Karotten. Mein Protipp zum Farmen: Tötet hinter eurer Basis die Schafe, bratet euch Steaks, geht zu Virgil, speichert und beendet das Spiel und startet es dann wieder. Die Schafe sind dann wieder gespawnt und bereit, um erneut erlegt zu werden. Denn leider ist die Respawnquote von quasi allem auf der Karte, so dermaßen spärlich, dass man gerade zu Anfang, richtig viel Spielfrust hat. Ich bin zu Anfang beim Farmen mal verdurstet. Naja.

Nicht ohne meinen Zaun

Mit einigermaßen vollen Taschen können wir uns dann ruhigen Gewissens auf den Weg machen, und uns der Hauptmission widmen. Diese führt uns über die noch recht übersichtliche Karte, in die Arme von einem ganzen Haufen Wandelnder. Die Kreaturen haben ein sehr gutes Gehör und bewegen sich, haben sie einen identifiziert, nicht sehr schnell aber direkt auf einen zu. Man sollte daher auf jeden Fall immer genug Zäune oder Sandsack-Barrieren dabei haben und diese zwischen sich und die Wandelnden bringen. Hier kann man sich dann mit seinem Speer entspannt austoben und die Wandelnden töten. Auch eine erhöhte Position und ein Angriff von oben, bringen einen in eine gute Position. Die Kreaturen sind nicht besonders klug und klettern maximal über Zäune, nicht aber auf eine Hütte oder ähnlichem auf dem man steht. Sollte man mal in Bedrängnis geraten, oder keine Lust auf einen Kampf haben, kann man die Kreaturen auch mit Hilfe von hergestellten Ködern an eine bestimmte Stelle locken und sein Missionsziel ohne Kampf, in Stealthmanier, erreichen. Das mag Anfangs ok sein, wenn man keine Zäune oder Essen und Trinken dabei hat. Jedoch würde ich davon abraten, sobald es in den Nebel geht. Die Wandelnden können gelootet werden und das sollte man auch tun. Aber vorsicht! Looten macht Geräusche und lockt möglicherweise Gegner an. Die erhaltenen Kuban-Kristalle sind aber ebenso wichtig für unser Überleben wie Essen und Trinken. Im Laufe unserer Missionen erhalten wir ein Rezept für eine Sauerstoffflasche. Ohne diese können wir im Nebel nicht überleben. Glaubt mir, ich hab‘s probiert. Ohne die erwähnten Kristalle können wir unsere Sauerstoffflasche nicht auffüllen. Ich habe mich, nach Abschluss einer Mission mal im Nebel verlaufen und bin erstickt, weil ich nicht genug Kristalle dabei hatte. Das war nicht cool. Eine Flasche sauberes Wasser ist hier ebenfalls äußerst empfehlenswert, da die Ausdauer im Nebel schneller abnimmt als in der normalen Landschaft.

Craften, Bohren, Teleportieren

Durch die Erfüllung der Haupt- und Nebenmissionen, erhalten wir immer neue Rezepte zur Herstellung verschiedenster Gegenstände und zum Ausbau unserer Basis. Für all dies brauchen wir die Kuban-Kristalle. Je weiter wir im Spiel kommen und je höher unsere Werkbänke im Level steigen, desto mehr Kristalle benötigen wir. Früher oder später werden wir unsere Basis auch vor Feinden verteidigen müssen. Daher empfiehlt es sich, beim Aufbau die Werkbänke nah am Kern der Basis zu platzieren und möglichst viele Barrieren drum herum zu bauen. Auch die Skillpunkte die wir bekommen sollten wir gut investieren. Am besten natürlich in Leben und Ausdauer.

Sobald es daran geht, Anlagen, wie zum Beispiel einen Wurmlochbohrer oder Teleporter zu verteidigen, sind wir damit gut beraten, Zäune und Sandsackbarrieren bis zum Umfallen zu bauen. Die Verteidigung an sich läuft immer gleich ab. Sobald wir die Interaktion zur Aktivierung gestartet haben, werden wir von Wandelnden angegriffen und am rechten Bildschirmrand fängt ein Timer an zu laufen. Ziel ist es, die Wandelnden daran zu hindern den Bohrer oder Teleporter zu zerstören, bevor die Zeit abgelaufen ist. Man sollte daher niemals ohne Zäune, Sandsackbarrieren und Molotowcocktails loslaufen. Ebenso sollte man immer genügend Bandagen und Wickel dabei haben, um blutende Wunden zu stillen. Der erwähnte Teleporter ermöglicht uns sowohl die schnelle Rückkehr in unsere Basis, als auch das Erreichen anderer Ziele auf der Karte. Man sollte sich die Mühe machen, auch mal abseits der Wege nach Teleportern Ausschau zu halten und diese zu aktivieren. Das kann einem in Missionen den Hintern Retten, wenn man nicht durch den ganzen Dust zurück rennen muss. Gerade bei Rettungsaktionen hat sich das als äußerst wertvoll erwiesen. Und so teleportiert, craftet und farmt man sich durch Dite. Trifft Verbündete und sucht den Weg nach Hause. Immer kurz vor der absoluten Frustrationsgrenze. Stimmungsmäßig aber immer auf dem richtigen Level um dran zu bleiben – Endzeitstimmung!

Fazit

Hat man den Dreh mit der Selbstversorgernummer erst mal raus bringt Metal Gear Survive richtig Spaß. Auch wenn sich der Titel zeitweise etwas zu ernst nimmt, und einem mit seinen Hinweisen, dass man jetzt gleich verhungert, manchmal gehörig auf die Nerven geht. Bringt Konami es fertig, einen in genau die richtige Stimmung zu versetzen. Denn bei einem Survivaltitel wollen wir genau das. Etwas trist und zu sehr Metal Gear finde ich das Design. Ein wenig mehr Abwechslung hätte ich mir schon gewünscht. Und auch wenn es sich um ein Survivalgame handelt und es genau darum geht, hätte ich mir auch eine höhere Respawnrate gewünscht. Gerade zu Anfang des Spiels, ist man hier quasi dauerfrustriert. Wer sich davon eher abschrecken als anspornen lässt, legt den Tital vermutlich schneller weg, als er es eigentlich verdient hat. Getestet habe ich auf der Xbox One X.

Metal Gear Survive
Grafik/Präsentation
68
Story/Atmosphäre
80
Gameplay
68
Spielspaß
80
Leserwertung0 Bewertungen
0
74