Door Kickers: Action Squad – Ein Nerd tritt geschlossene Türen ein

Mein heutiges Test-Objekt verbindet so ziemlich alle Elemente, die ein Indie aktuell in 2019 so mitbringen muss um auf rege Akzeptanz zu stoßen. Pixel Grafik, Highscore-Gedanke, schneller Einstieg, eine gute Motivationskurve und Pixel Grafik. Ja ich weiß, das hatte ich schon, aber ist halt auch echt super wichtig. Door Kickers: Action Squad revolutioniert sein Genre nicht, sondern klaut sich alles Mögliche aus verschiedenen Spielen zusammen. Das macht der Titel von Entwickler PixelShard dafür aber ganz ordentlich und sorgt somit für vergnügliche Stunden beim geneigten Nerd von Welt. Dabei hatte ich den Titel gar nicht so recht auf dem Schirm bis ich ihn bei den netten Kollegen von Strictlylimited entdeckte und sofort Feuer und Flamme war. Was das Spiel jetzt eigentlich ausmacht, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Knock Knock

Der Name des Spiels verrät es ja bereits etwas. Ihr schlüpft in Door Kickers: Action Squad in die Rolle von sechs verschiedenen Polizei-Spezialeinheiten mit unterschiedlichen Vorlieben, wie Fähigkeiten. Eine richtige Story als solches hat das Spiel nicht. Also wirklich auch gar nicht. Nicht in Textkasten oder kleinen Sequenzen – nix. Startbildschirm – Wahl des Modus – Wahl des Charakter – Level startet – Fertig. Das Spiel bietet euch dennoch einiges an Inhalt. So gibt es in sieben Chaptern jeweils 12 Level zu absolvieren. Wer jetzt damals in Mathe gut aufgepasst hat, wird vom Ergebnis der 84 Level jetzt schon nicht mehr gespoilert. Die Level gibt es in vier verschiedenen Kategorien, wobei Geiselrettung die häufigste Variante darstellt. Hier gilt es ein Terrain, welches meist aus mehrstöckigen Häuserkomplexen besteht zu durchforsten und dabei Geiseln zu retten.

Erst schießen und dann fragen

Gespielt wird, wie unschwer zu erkennen, aus der seitlichen 2D-Perspektive in bester Run and Gun Manier. Wer jetzt ein bisschen zu sehr von Probotector, Turrican oder Metal Slug träumt, wird jedoch enttäuscht. Door Kickers: Action Squad spielt sich schon etwas taktischer und langsamer, schließlich wollt ihr die Geiseln, die warum auch immer ausschließlich hilfsbedürftige Blondinen sind, nicht mit über den Haufen ballern. Tut ihr dies dennoch, gibt es am Ende der Mission ein schlechteres Ranking, welches im Sterne-System daherkommt und von eins bis drei reicht. Hier werden also die niedersten Highscore-Instinkte eines jeden Nerds geweckt. Zumindest ich wollte sofort instinktiv überall die drei Sterne ergattern und habe bei einem Fehler das Level immer direkt neugestartet. Ein anderer Missionstyp ist die Bombenentschärfung. Diese geht auf Zeit und verlangt dafür ein etwas rabiateres Tempo, was schwierig ist, da hier auch Geiseln zwischen all den Gangstern hocken. Habt ihr die Bombe gefunden, könnt ihr diese entschärfen und euch um die restlichen Blondchen kümmern. Etwas anders spielen sich die reinen Kill-Missionen. Hier könnt ihr alles raushauen ohne nachzudenken. Muss irgendwie auch mal sein. Türe aufgetreten oder aufgesprengt und Feuer frei!

Einsatz von Hilfsitems wurde gestattet

Jeder Charakter verfügt, wie eingangs erwähnt, über einige Spezialfertigkeiten und Items. Das fängt bei für alle Figuren nutzbare Schuss –und Panzerwesten an und geht über Blend –und Sprenggranaten. Der Sturmsoldat beispielsweise verfügt über einen gezielten Schuss, der Feinde sofort ausschaltet, Sprengladungen für Türen und einige Kniffe, wie er sofort nachlädt. Der Schild ist mit einem taktischen Ballistikschild und einer Pistole unterwegs. Er kann, ähnlich wie „Blitz“ aus Rainbow Six, Feinde blenden und wehrt massiv Schaden ab. Der Aufklärer schaut durch verschlossene Türen und deckt somit eigentlich verborgene Räume für sich und seine Mitspieler auf. Genau, Door Kickers: Action Squad lässt sich online, wie koop mit einem Freund gemeinsam zu zweit spielen und entfacht dann noch einmal mehr taktische Kombinationen und Absprachen. Kurz gesagt: Es macht noch einmal deutlich mehr Spaß. Kleiner Nach– wie auch Vorteil: Das Spiel skaliert den Schwierigkeitsgrad nicht. Zusammen ist das Spiel also wesentlich einfacher.

Kurzweiliger und knackiger Spaß

Was das Spiel wirklich sehr hervorragend hinbekommt, ist euch bei Laune zu halten. Die erwähnten Sterne die ihr nach dem erfolgreichen Beenden der Missionen erhaltet, dienen euch nämlich als Währung für neue Ausrüstung eurer Charaktere. Jeder Spec-Op verfügt über verschiedene Waffen mit klassischen Grundwerten wie Schaden, Nachladegeschwindigkeit oder Genauigkeit. Die Schwierigkeitskurve zieht im vierten Kapitel schon etwas an, weshalb ihr dort besser mit einem hochgezüchteten Soldaten einmarschieren solltet. Nebenbei erhaltet ihr natürlich aber auch noch Erfahrungspunkte, die euch bis zum Maximallevel 17 steigen lassen. Pro Aufstieg gibt es einen Fertigkeitspunkt, den ihr in einem Skillbaum investieren könnt. So verringert ihr Waffenrückstoß oder die Nutzbarkeit eurer Action-Skills wie Medipack oder Scharfschützen-Unterstützung. Action-Skills könnt ihr während der Missionen nutzen. Hierfür habt ihr eine Punkteleiste am oberen linken Bildschirmrand, die sich füllt, wenn ihr Feinde ausschaltet oder Geiseln rettet. Die verschiedenen Fertigkeiten kosten eine jeweilige Balkenanzahl. Habt ihr alles gefüllt, lasst ihr beispielsweise drei Gegner von einem unsichtbaren Scharfschützen instant töten.

Steckt mehr drin als vermutet

Das Schöne am Spiel ist einfach, dass es wesentlich komplexer ist als man zuerst annehmen würde. Dabei gelingt es Door Kickers: Action Squad für mich einen ziemlich coolen Mittelwert zwischen kurzweilig und komplex zu treffen. In den Kill-Missionen kann man sich ohne Reue mit „Breacher“ und seiner Stufe 10 Schrotflinte durch die Welt schießen, während man für andere Einsätze wiederum andere Beamte vorziehen wird. Dazu versprüht der Titel einen gewaltigen Hauch Trash-Charme und nimmt sich selber nicht unbedingt inszenatorisch ernst. Die Gegner sind eine Hommage an alte Achtziger Actionstreifen und die englische Sprachausgabe lässt mich mit ihrer überzogenen Dramatik bei den Sterbegeräuschen immer wieder schmunzeln. Vielleicht war hier aber auch Street Fighter 2 das Vorbild. Dort gehen die Kämpfer schließlich auch sehr ikonisch zu Boden. Komplettiert wird das Paket durch einen Roguelike Modus, der euch wahllos zusammengesetzte Level kreiert und ihr somit “unendlich” Feinde besiegen und möglichst weit vordringen könnt. Der dritte Hauptmodus ist eine Zombievariante des Spiels. Hier zockt ihr bekannte Missionen in denen nun zusätzlich Zombie-Nester platziert sind. Zombies machen keinen Unterschied zwischen euch und euren Gegnern und wollen einfach nur alle Menschen fressen.

Fazit:

Door Kickers: Action Squad ist ein äußerst vergnügliches und charmantes Indiespielchen, mit ordentlichem Umfang und einer super Mischung aus Spieltiefe und simplen Gameplayelementen. Mit 84 Missionen, dem Zombie-Modus und dem “unendlichen Turm” gilt es genügend Türen einzutreten bis sich mal Langeweile einstellt. Zusammen mit einem Freund macht der Titel nochmal eine Ecke mehr Spaß. Klar ist aber auch, dass das Gameplay recht repetitiv ist. Das ist sicher nicht Jedermanns Sache. Wer also eine Art levelbasierten Sidescroll Shooter der alten Schule erwartet, könnte enttäuscht sein. Mich jedenfalls hat das simple aber dennoch schwer zu perfektionierende Gameplay sehr schnell gefasst und ich freue mich wieder ein Spiel zu haben, was man auch mal abends mit weniger Zeit für 20 oder 30 Minuten spielen kann und trotzdem einen Fortschritt spürt.

 

Door Kickers: Action Squad
Grafik/Präsentation
82
Story/Atmosphäre
77
Gameplay
83
Multiplayer
85
Spielspaß
84
Leserwertung16 Bewertungen
31
Hoher Umfang mit 84 (doppelten) Leveln und einem unendlichen Tower
Sechs verschiedene Charaktere
Cooler Trash Flair
Super Motivationskurve
Für manche wohl etwas repetitiv
Öfter mal ein wenig Trial and Error
82