Sind Lootboxen Glücksspiel?

Sind Lootboxen Glücksspiel? Mit der Frage haben sich in den zurückliegenden Wochen zahlreiche Experten, Verbraucherschutz-Organisationen und Rechtswissenschaftlicher beschäftigt. Je nach Blickwinkel – und vermutlich auch je nach gewünschtem Ergebnis der Studie oder Veröffentlichung – wird die Frage komplett unterschiedlich beantwortet. Doch ist es wirklich so schwierig? Kann man die Frage – Sind Lootboxen Glücksspiel – nicht einfach, direkt und richtig beantworten? Wir sind in den News ein wenig in die Hintergrund-Recherche gegangen.

Warum ist die Frage – sind Lootboxen Glücksspiel – so wichtig?

Am Anfang stellt sich natürlich die Frage, warum wir über eine Antwort auf die Frage – sind Lootboxen Glücksspiel – benötigen. Grundsätzlich geht’s hier um ein Verbot bzw. eine Einschränkung der Lootboxen in den Video-Games. Es hat in den zurückliegenden Monaten immer wieder Meldung von Verbraucherschutz-Organisationen gegeben, die ein Verbot der Lootboxen in bekannten Games wie FIFA Ultimate Team, Overwatch oder Assassins Creed Origins fordern. Richtig ist auch, dass die Lootboxen innerhalb der Game-Szene nicht komplett unumstritten sind. Es gibt durchaus, Spieler und Videogame-Experten, die in den Lootboxen eine Gefahr sehen.

Ein rechtlicher Eingriff, sprich ein Verbot oder eine Beschränkung, wäre aber nur möglich, wenn die Lootboxen als Glücksspiel eingestuft werden. Genau deshalb muss die Frage möglichst genau beantwortet werden.

In China sind die Lootboxen bereits verboten

Eine „Vorreiter-Rolle“ an dieser Stelle hat China eingenommen. Ob das Land die Lootboxen nun tatsächlich als Glücksspiel einstuft oder ob das Verbot ohne rechtliche Analyse erfolgt ist, sei mit einem Blick auf die politischen Verhältnisse in China dahingestellt. Fakt ist, die chinesischen Video-Spieler müssen schon seit mehreren Monaten auf Lootboxen in den Games verzichten.

Überraschungsgeschenk wird als Glücksspiel gewertet

Das Sammeln von Schatzkisten hat schon als Kind Spaß gemacht. Bei den Lootboxen handelt es sich um nichts anderes als um virtuelle Schatzkisten. Sie werden zur Monetisierung der Videospiele genutzt. In der Regel weiß der Spieler erst beim Öffnen der Lootboxen, welches Item oder welche neue Spielfunktion sich in seiner Schatzkiste verbirgt. Es kann auch sein, dass er eine Niete zieht, sprich dass sich in der Box überhaupt keine nützliche Funktion befindet.

Genau dieser Punkt wird von Verbraucherschützern als Glücksspiel (Glücksspielanbieter z.B. wie NetBet) gesehen. Der Spieler kauft einen Gegenstand – seine Schatzkiste. Er kann daraus einen „Gewinn“, respektive einen Spielvorteil, ziehen oder auch nicht. Erst kürzlich sind 20 europäische Verbraucherschutz-Vereinigungen erneut mit ihrer Meinung an die Öffentlichkeit gegangen, um eine Verbot von Lootboxen in den Video-Games zu fordern.

Lootboxen sind kein Glücksspiel, weil …

Ein Punkt wird von den Verbraucherschützern aber geschmeidig übersehen. Die Lootboxen müssen nicht zwingend gekauft werden. Der Spieler hat auch andere Wege, an eine Schatzkiste zu kommen. Konkret gibt’s in den Videospielen drei Möglichkeiten:

  • Lootboxen werden als Belohnung für die Leistungen im Spiel verteilt
  • Lootboxen können mit der internen Spielwährung gekauft werden, die vorab im Game verdient wird
  • Lootboxen können mit echtem Geld gekauft werden

Lediglich im dritten Fall würde die Begründung der Verbraucherschützer einen gewissen Sinn ergeben.

Videospiele-Branche hält dagegen

Aus der Branche der Videospiel-Entwickler wird der Argumentation natürlich widersprochen. Die Lootboxen können schon aus einem einfachen Grund nicht als Glücksspiel gesehen werden. Die Belohnungen haben keinen materiellen Gegenwert. Es handelt sich also nicht um einen Gewinn im klassischen Sinne. Zudem sei nicht garantiert, dass die Preise im Spiel überhaupt einen Vorteil bringen. Vielfach handelt es sich lediglich um kosmetische Komponenten, die lediglich das Spielvergnügen auf dem Bildschirm verbessern, nicht mehr nicht weniger.

Deutscher Gesetzgeber beantwortetet die Frage eindeutig

Die Diskussion um die Frage – sind Lootboxen Glücksspiel – geht mittlerweile auch etwas am Thema und der Realität vorbei. Sie werden vom deutschen Gesetzgeber sehr eindeutig beantwortet. Im Zuge der neuen Glücksspielregulierung war die Frage im Umlaufverfahren der Bundesländer bei der Schaffung der neuen deutschen Glücksspielgesetze in Deutschland auf der Tagesordnung. Der Gesetzgeber ist dabei zu einem klaren Urteil gekommen. Die Lootboxen sind kein Glücksspiel. Es besteht von Seiten der Regierung kein Handlungsbedarf. Es ist daher auch nicht vorgesehen, Lootboxen zu verbieten oder einzuschränken.

Gefahr der Lootboxen sollte nicht übersehen werden

Auch wenn die Lootboxen kein Glücksspiel sind und sie aus unserer Sicht in jedes gute, attraktive Video-Game gehören, so sollte die Gefahr nicht übersehen werden, vor allem für Minderjährige. Durch das Zukaufen der Schatztruhen ist es natürlich nicht auszuschließen, dass ein Jugendlicher unnötig viel Geld ausgibt. Genau an dieser Stelle sind die Videospiel-Programmierer in Zukunft vielleicht etwas mehr gefordert. Sie sollten ab und an deutlicher auf die Gefahren hinweisen und auch klarstellen, dass ein Kauf von Lootboxen für den Spielfortgang nicht entscheidend ist.

Genau der Kauf der Lootboxen ist übrigens rechtlich ein weiterer Punkt, der gegen das Glücksspiel spricht. Die Kaufpreis der Schatztruhen ist einzeln so niedrig, dass er unter der Erheblichkeitsschwelle liegt.