Green Gaming oder Kohle sparen, Umwelt schonen

Bitte was? Green Gaming? Gibt es nicht andere Dinge, die viel schädlicher sind für die Umwelt, als ausgerechnet zocken? Aber klar. Man braucht bloß mal ausrechnen, wie viel Energie eine Stunde Auto fahren beispielsweise kostet, und wie lange man für die Zeit auch spielen kann. Dinge wie Reifenverschleiß (böses Mikroplastik) noch nicht mal eingerechnet. Trotzdem kostet unser Lieblingshobby unter anderem einiges an Strom. Und der stammt hierzulande nun mal oft noch aus konventionellen Kraftwerken und kostet obendrein Geld. Heißt also, ich kann vielleicht ein wenig für die Umwelt und meinen Geldbeutel tun und hab dadurch mehr Kohle für Spiele.

Total banal

Wie viel braucht mein Gaming Equipment eigentlich so? Nun, das hängt natürlich vom Gerät ab, aber auch davon, wie ich es eigentlich so nutze. Beispiel Xbox One. Die ersten Modelle verbrauchen im Spiel noch ganze 110 Watt, die Xbox One S dagegen nur noch um die 70 Watt. Dagegen kann die Xbox One X in Full HD um die 140 und bei 4K sogar fast 170 Watt verbrauchen. Gut, die One X hat deutlich mehr Power und verbraucht, nebenbei bemerkt, kaum mehr Strom als eine PlayStation 4 Pro. Aber wie viel kostet uns die Mehrleistung? Vor allem gegenüber der Xbox One S? Wenn wir vielleicht 10 bis 14 Stunden pro Woche spielen, dann kann sich der Mehrverbrauch übers Jahr immerhin auf um die 14,-€ summieren. Das ist natürlich nicht die Welt. Außerdem gibt es dafür nun mal bessere Grafik und stabilere Bildraten. Und davon ab gibt es ganz woanders größeres Einsparpotenzial.

Als Mediaplayer sind Konsolen zum Beispiel ziemliche Stromschlucker. Blu Ray Wiedergabe braucht zum Beispiel schon 37 bis 60 Watt. Eine UltraHD Blu Ray zieht sogar etwas mehr aus der Steckdose. Habt ihr einen Blu Ray Player macht es also Sinn, den auch zu nutzen. Entsprechende Geräte brauchen nur einen Bruchteil. Das gleiche gilt aber auch fürs Videostreaming. Moderne Smart-TV’s können das mindestens genauso gut. Oft haben sie sogar die bessere Bedienung. Und sparen gegenüber der Konsole ganz klar Strom.

Und jetzt, jetzt wird es richtig teuer: schnelles Hochfahren. Hier lädt die Xbox zwar schön brav Patches und Updates, allerdings bei dauerhaften 15 Watt Verbrauch. Spielen wir jeden Tag ganze vier Stunden, dann summiert sich das übers Jahr auf immerhin 30 Euro nur für Standby Betrieb. Dem gegenüber steht der Energie sparen Modus mit gerademal 0,2W, das Kostja fast gar nix. Einmal pro Woche für ein paar Stunden zum Updaten auf schnelles Hochfahren stellen oder Updates einfach während des Spielens laden zu lassen, spart also ziemlich viel.

Generell muss man bis hier hin immer ein bisschen abwägen. Extra nen (UltraHD) Blu Ray Player kaufen für vielleicht einen Film pro Woche, das muss im doppelten Sinn nicht sein. Habt ihr so einen Player aber eh schon, dann lohnt es sich, den auch zu nutzen. Das gilt auch für den Smart-TV zum Netflix und Prime gucken. Schwieriger wird es da schon sein, auf die bessere Qualität beim Zocken zu verzichten, die PS4 Pro und One X bieten. Immerhin, wer jetzt noch keine von beiden hat, der kann ja direkt auf die Next Gen Konsolen warten, die 2020 erscheinen werden. Ziemlich indiskutabel, wenn auch bei Sony etwas geringer, ist der Verbrauch für die Schnellstart Modi. Das ändert sich hoffentlich mit den neuen Konsolen.

Keine Überraschung natürlich, die Switch spart am meisten Strom. Nintendos Hybridkonsole basiert auf Mobiltechnik. Die neue Revision braucht für Titel wie Skyrim nur ein Zwanzigstel des Stromverbrauch der One X. Dafür sehen entsprechende Spiele aber auch schlechter aus. Für viele Indies gilt das aber nicht. Pixeltitel wie Slain aber auch 2D Abenteuer Marke Steamworld Dig 2 sehen auf der Switch genauso gut aus wie auf den großen Konsolen. Auch andere Titel kommen mit bestenfalls minimalen Abstrichen daher. Als mobiles Gerät ist der Standby Verbrauch der Switch trotz Schnellstart Funktion auch minimal. Kurzum, bei den richtigen Spielen kann man sparen, ohne verzichten zu müssen.

Gewitter-Wolke?

Wolken brauchen ganz schön viel Strom. Nicht die am Himmel, sondern die Daten-Wolke. Also Cloud-Computing. Einerseits steht oft ziemlich dickes Equipment in den Cloud Centern, andererseits wird auch ziemlich viel Infrastruktur benötigt, um die ganzen Daten, oder halt den Videostream, bis zu uns zu schaufeln. Im Einzelfall kann das bedeuten, dass Cloud Services einen doppelten bis vierfachen Strombedarf gegenüber Hardware vor Ort haben. Natürlich lässt sich das nicht immer einfach aufschlüsseln und ist von einer ganzen Reihe Faktoren abhängig. Aber die Effizienz von Cloud Gaming dürfte in den nächsten Jahren auch noch ein Thema werden. Und Tatsache ist, den Stromverbrauch der Streaming-Dienste werden die Nutzer bezahlen, auch wenn sie ihn nicht auf der Abrechnung sehen.

Immerhin, grundsätzlich kann die gleiche Hardware, zumindest in der Theorie, auch von mehr Menschen genutzt werden, schon alleine, weil nicht alle zur gleichen Zeit zocken und auch nicht jeder das gleiche Spiel. Auf der anderen Seite muss aber auch eine Art Leistungs-Overhead vorhanden sein, wenn gerade mal mehr gezockt werden sollte. Stichwort Spieleherbst. So oder so, die Herausforderungen im Cloud Gaming fangen gerade erst an, und man wird wohl abwarten müssen, wie sich das weiter entwickelt.

Eine Frage des Equipments

620 Watt. So viel Strom verbraucht ein, zugegeben riesiger, 8K Fernseher von Sony. Das ist nicht nur eine Hausnummer, ob Switch oder Xbox One X darauf läuft, das würde kaum noch eine Rolle spielen.

In der Praxis spielt unser Equipment vielleicht keine ganz so große Rolle, aber trotzdem eine wichtige. Beim 55“ 4K Fernseher kann die Leistungsaufnahme in der Praxis irgendwo von 70 bis 180 Watt liegen. Das summiert sich übers Jahr einfach. Dummerweise ist es hier auch so, dass der tatsächliche Verbrauch ganz stark von den Einstellungen und sehr oft auch von der maximalen Helligkeit des Fernsehers abhängt. Teilweise sogar von Dingen wie dem verbauten Soundsystem. Pauschalaussagen sind hier deswegen ziemlich schwierig. So oder so lohnt es aber, beim Neukauf auf das Label zu achten und auf den angegebenen Jahresverbrauch. Die eigenen Einstellungen machen aber auch einen Unterschied. Gerade die Displayhelligkeit. Der Blick auf die ersten 8K Fernseher, die für die meisten von uns aber wahrscheinlich noch unbezahlbar sind, zeigt übrigens, dass OLED in der Auflösung sparsamer arbeiten. Zumindest vorerst.

Natürlich sind kleinere Bildgrößen meist auch etwas sparsamer, im Einzelfall kann ein 65“ Fernseher aber genau so wenig Strom verbrauchen wie ein 55er. Ob ihr jetzt lieber zum größeren TV greift oder einen sparsameren ‚kleinen‘ sucht, ist dann natürlich wieder ein anderes Thema.

Was fehlt noch? Klar, der Sound. Und tatsächlich gibt es hier riesige Unterschiede. Die stromsparendsten Lösungen sind dabei wohl Kopfhörer und Headsets. In der Praxis folgen darauf die eingebauten TV-Lautsprecher. Allerdings klingen die oft ziemlich dünn. Ausnahmen sind beispielsweise die LG OLED-TV’s ab B8LLA Reihe aufwärts, aber auch so manche Fernseher von Sony und anderen Herstellern, die schon deutlich voller und erwachsener klingen.

Trotzdem nutzen viele von uns Soundbars oder AV-Receiver. Und da gibt es ziemlich große Unterschiede. Dabei entscheidet, ganz besonders bei Zimmerlautstärke, vor allem die Verstärkertechnik über den Stromverbrauch. Sogenannte Class D Verstärker, üblicherweise auch noch mit Schaltnetzteil, haben viel geringere Verlustleistungen und laufen entsprechend sparsamer. Leider sind gerade Mehrkanal Receiver mit Class D Endstufen ziemlich selten. Pioneer bietet die Technik bei seinem Slimline Receiver und seinen Topmodellen an und das war es dann auch schon. Dabei kann der Unterschied ziemlich groß sein. Bei Zimmerlautstärke 20W beim Class D Amp und 60W für den klassisch aufgebauten Receiver, das summiert sich über die Zeit. Das gleiche gilt übrigens für den Subwoofer. Und dort findet man Modelle mit Class D Endstufe heutzutage ziemlich häufig. Hier kann der Unterschied sogar noch etwas größer ausfallen, weil die ganzen Zusatzfunktionen, die ein AV-Receiver so hat, wegfallen.

Dazu kommen aber auch noch Unterschiede beim Standby Verbrauch. Soll die Soundbar nur per HDMI automatisch einschalten, dann braucht das meist fast keinen Standby Strom, daraus können aber schon mehrere Watt im Netzwerk Modus und Aktivierung per WLAN werden. Das ist aber nix gegen HDMI-Passthrough bei manchen AV-Receivern. Haben mittlerweile fast alle Hersteller die entsprechende Funktion gut im Griff, mit Werten von 0,3 bis 1 Watt, so verbrauchen AV-Receiver von Sony mit aktiviertem HDMI Passthrough durch die Bank um die 20 Watt. Das ist nicht nur unnötig, es geht aufs ganze Jahr gerechnet ganz schön ins Geld.

Für Geld und Umwelt

Klar, am sparsamsten wäre es wahrscheinlich, gar nix zu zocken. Das wäre aber sehr doof. Auf Platz zwei folgt dann auch schon Switch Only. Wäre aber auch doof. Und man muss es ja nicht übertreiben. Einsparpotenzial kann aber teilweise echt banal sein. Das Nutzungsverhalten ein ganz kleines Bisschen ändern und Netflix direkt per TV gucken, spart schon Strom. Auf Schnellstartmodi verzichten bringt noch einiges mehr. Und ganz klar, wenn wir eine Pause machen, dann muss nicht alles weiter laufen. Dann kann man auch mal kurz auf Schnellstart wechseln und die Konsole ins Standby schalten, wenn komplett abschalten keine Option ist. Und mal ehrlich, das ist es bei mir auch nicht immer. Mit solchen Kleinigkeiten lassen sich aber schnell 100 Kilowattstunden und mehr pro Jahr sparen. Und ja, auch unser Equipment hat schlicht und ergreifend Einfluss auf den Stromverbrauch. Dabei gibt es hier so einiges an Einsparpotenzial, das einem gar nicht wehtun muss. Deswegen sollte man seinen alten AV-Receiver zwar nicht direkt aus dem Fenster werfen, aber man kann ja beim nächsten Neukauf genauer drauf achten. Das spart nicht nur CO², sondern auf Dauer auch schlicht Geld.