MotoGP 23 im Test: Nur für Harcore-Racer geeignet

MotoGP 23 bietet ein dynamisches Wettermodell, einen erweiterten Karrieremodus und sehr individuell einstellbare Fahrhilfen. Wir haben getestet, ob sich der Kauf lohnt. Die Antwort: Durchaus – aber nur für eine ganz bestimmte Zielgruppe.

In Deutschland bekommt MotoGP längst nicht so viel Aufmerksamkeit wie die Formel 1. Dabei ist die höchste Rennklasse innerhalb der FIM-Motorrad-Weltmeisterschaft hierzulande durchaus präsent. Im Gegensatz zur Formel 1 trägt die MotoGP-Klasse weiterhin ein Rennen in Deutschland aus. Am kommenden Wochenende ist der Sachsenring wieder einmal Austragungsort dieser Serie.

Da wäre es durchaus naheliegend, sich ein bisschen auf der Playstation, der Xbox, der Nintendo Switch oder dem Computer darauf einzustimmen. MotoGP 23 ist am vergangenen Donnerstag (8. Juni) für die gängigen Konsolen und auf Steam erschienen.

Wir haben das Spiel getestet und dabei festgestellt, dass das Spiel eigentlich zwei unterschiedliche Bewertungen verdient hätte.

Die Steuerung erfordert viel (!!!) Übung

Denn eines muss jedem Interessenten klar sein: Moto GP23 ist kein Spiel, das man als Einsteiger einfach in die Konsole schmeißt und mit ein paar Kumpels zockt. Aufgrund des Simulationsanspruchs ist das Spiel extrem anspruchsvoll. Die Zweiräder steuern sich (wie auch in der Realität) komplett anders als vierrädrige Boliden in Autorennspielen. Um einigermaßen vernünftige Runden hinzulegen, muss man lernen, mit der Vorderrad- und Hinterradbremse umzugehen.

Das erfordert viel Geduld. Wer sich erstmals an dieses Spiel herantraut, wird ohne Fahrhilfen kaum eine Kurve hinbekommen, ohne dabei zu stürzen. Zum Vergleich: Das ebenfalls relativ neue Motorradspiel „TT Isle Of Man: Ride on the Edge 3“ steuert sich deutlich einfacher und ist dadurch einsteigerfreundlicher.

MotoGP 23 versucht zwar, den Spieler an die komplexe Steuerung heranzuführen. Das gelingt aber nur bedingt. Die Fahrhilfen sind für Einsteiger eine wichtige Unterstützung. Allerdings meint es die Fahrhilfe teilweise ein bisschen “zu gut” mit dem Gamer.

Wer den Fahrhilfen-Modus für Anfänger einstellt, muss praktisch überhaupt nichts mehr machen. Nicht nur das Bremsen, sondern teilweise auch das Lenken wird übernommen. Der Spieler ist fast wie auf Schienen unterwegs. Individuelle Lenkbewegungen auf den Geraden bleiben unberücksichtigt.

Die Fahrhilfen lassen sich auch noch einmal über das Neural-Aid-System individuell anpassen. Dennoch ist es für Einsteiger schwer, eine Einstellung zu finden, die einerseits den Frust mindert und trotzdem den Spielspaß nicht komplett ruiniert.

Zwar gibt es verschiedene Tutorials. Allerdings sind auch die nur bedingt eine Hilfe. Der Spieler kann sich darin ausprobieren, bekommt aber keine echten Hilfestellungen. Und die Moto GP Academy richtet sich eher an Profis, weil es darum geht, einzelne Abschnitte der verschiedenen Strecken möglichst perfekt zu befahren.

Karrieremodus mit Rivalitäten unter den Fahrern

Kurzum: Dieses Spiel richtet sich an Hardcore-Racer. Wer sich zu dieser Gruppe zählt, bekommt mit MotoGP 23 tatsächlich ein sehr gelungenes Spiel. Der Titel ist selbstverständlich mit der offiziellen Lizenz – also den Fahrern, Teams und Rennstrecken – ausgestattet. Grafisch bewegt sich das Spiel auf einem sehr guten Niveau.

Im Mittelpunkt des Spiels steht der Karriere-Modus. Hierfür erstellt man zunächst einmal einen eigenen Fahrer. Mit dem neuen Grafikeditor kann man seiner Kreativität nun freien Lauf lassen. Auch der Helm und das Motorrad lassen sich mit Stickern, Zeichnungen und Schriftzügen verzieren.

In der Karriere kann der User von der Moto3 über die Moto2 bis hin zum Olymp des MotoGP aufsteigen. Der Spieler darf dabei frei wählen, ob er eine komplette oder eine verkürzte Saison spielt. Die Präsentation ist ausbaufähig. Interviews nach dem Rennen, wie es sie zum Beispiel bei F1 gibt, hätten für etwas mehr Rennsport-Flair gesorgt. Direkt vor den jeweiligen Rennen meldet sich zwar ein Kommentator zu Wort, um auf das Event einzustimmen. TV-Feeling kommt dabei allerdings nicht auf.

Dafür spielt das Verhältnis unter den Fahrern nun eine Rolle. Nach jedem Rennen erscheinen Social-Media-Post anderer Fahrer, die man dann kommentieren kann. Dies wirkt sich dann auf das Verhältnis zu dem jeweiligen Piloten aus.

Wirklich gelungen ist allerdings auch dies nicht. Spätestens nach dem dritten Post hat man durchschaut, welche Antwort welche Reaktion hervorrufen wird. Zudem wirkt sich das Verhältnis unter den Fahrern auch nur in einem sehr geringen Maße (wenn überhaupt) auf das Fahrverhalten der Rivalen aus. Die virtuellen Gegner agieren ohnehin sehr ruppig – ob man nun verfeindet ist oder nicht.

Dynamisches Wetter und Flag-to-Flag-Regel 

Eine Neuerung ist (außer auf der Nintendo Switch) das dynamische Wetter. Mitten im Rennen kann der Regen einsetzen. Passend dazu wurde die Flag-to-Flag-Regel eingeführt. Das heißt: Der Fahrer kann in die Box fahren und auf ein Motorrad mit Regenreifen umsteigen. Dies bringt spannende taktische Überlegungen in das Spiel. Gerade, wenn der Regen nur leicht einsetzt, gilt es abzuwägen, ob man in die Box kommt oder draußen bleibt.

Aber auch hier wären wir wieder beim Thema der mangelnden Einsteigerfreundlichkeit: Das Fahren auf trockener Rennstrecke ist bereits schwer. Auf einem nassen Asphalt allerdings wird daraus das reinste Kunststück.

Für den Online-Modus ist positiv zu erwähnen, dass MotoGP 23 über eine Crossplay-Funktionalität verfügt, sodass Playstation- und Xbox Nutzer gegeneinander antreten können.

 

 

 

Nicht für alle geeignet
Test: Eigentlich verdient das Spiel zwei unterschiedliche Bewertungen. Für erfahrene Motorrad-Gamer ist Moto GP23 durchaus ein gutes Spiel, das aufgrund der Lizenzen und der Einführung des dynamischen Wetters durchaus einen Kauf wert ist – auch wenn der Karrieremodus mehr Flair verdient hätte. Einsteiger sollten sich das Spiel allerdings nur zulegen, wenn sie viel Frusttoleranz und vor allem viel Zeit zum Üben haben.
Leserwertung14 Bewertungen
60
Pros
Die offizielle Lizenz mit allen Teams, Fahrern und Strecken
Ein dynamisches Wettermodell
Fahrhilfen lassen sich individuell einstellen
Gute Grafik
Cons
Für Einsteiger viel zu anspruchsvoll !!!
Die Tutorials sind keine echte Hilfe
Karrieremodus lässt echten Rennsport-Flair (Interviews, guter Kommentar etc.) vermissen
Die Social Media Post und Rivalitäten unter den Fahrern sind nicht gut umgesetzt
70