EA SPORTS WRC im Test: Gute Rally-Action mit wenigen Defiziten

Rally-Spiele von Codemasters haben eine große Tradition. Bereits im Jahre 1998 erschien mit Colin McRae Rally das erste Spiel dieser Reihe. Seitdem wurde munter produziert. EA SPORTS WRC – welches nun am Freitag für PC, Playstation 5 und Xbox Series XS offiziell erscheint – ist bereits das 15. Spiel dieser Serie. Das Besondere: Codemasters bringt das Spiel erstmals gemeinsam mit EA Sports auf den Markt – ähnlich wie bei „F1“. Ob die Rally-Simulation ebenso erfolgreich sein wird?

Rally-Spiele funktionieren vom Grundprinzip komplett anders als andere Autorennspiele. Rad-an-Rad-Duelle gibt es nicht. Stattdessen geht es lediglich darum, eine schnellstmögliche Zeit hinzulegen. Dafür sind die Strecken sehr abwechslungsreich, weil man in den vielen verschiedenen Etappen praktisch keine Kurve zweimal fährt.

WRC Rally beinhaltet 17 offizielle FIA World Rally Championship-Orte und eine Strecke von mehr als 600 km, die sich auf über 200 Etappen verteilen. Mit der Central European Rally in Deutschland, Österreich und Tschechien soll noch eine weitere Rally später per Update hinzugefügt werden.

Offizielle WRC-Lizenz mit echten Strecken und Fahrzeugen

Überhaupt ist die offizielle Lizenz der WRC ein wesentlicher Faktor dieses Spiels. Es handelt sich um das erste Codemasters-Rallye-Spiel mit offiziellen WRC-lizenzierten Autos seit Colin McRae Rally 3 im Jahre 2002. Zehn aktuelle WRC-, WRC2- und Junior-WRC-Fahrzeuge sowie 68 kultige Rallyeautos aus 60 Jahren Sportgeschichte sind enthalten. Die Fahrzeuge wurden zusammen mit offiziellen Herstellern wie Ford, Toyota oder Hyundai kreiert.

Das Fahrverhalten hinterlässt im Spiel einen guten Eindruck. Die drei unterschiedlichen Bodenverhältnisse Asphalt, Schotter sowie Schnee fühlen sich komplett unterschiedlich an und erfordern unterschiedliche Fähigkeiten. Auf Asphalt kann man Vollgas geben und spät abbremsen sowie einlenken, während man sich auf Schotter wirklich durch die Kurven kämpfen und immer wieder per Lenkrad korrigieren muss. Auf Schnee rutscht man durch die Kurven, sodass man die Strecke besonders gut antizipieren muss.

Gutes Fahrverhalten, mörderisches Force Feedback

Die Fahrzeuge lassen sich sowohl mit dem Controller wie auch mit einem Lenkrad gut steuern. Mit einem hochwertigen Lenkrad kommt vor allem das starke Force Feedback zum Tragen. Man spürt praktisch während der kompletten Fahrt die Bodenunebenheiten. Gerade auf Schotter muss man Kraft aufwenden, um das Lenkrad und somit das Auto gerade auf der Strecke zu halten. In den Einstellungen lässt sich die Stärke des Force Feedbacks glücklicherweise regulieren.

Ein kleiner Wermutstropfen: Es war im Test nicht möglich, auf der Playstation mit dem Lenkrad durch das Menü zu navigieren. Stattdessen musste dafür immer wieder der Controller in die Hand genommen werden. Grafisch setzt Codemasters auf die Unreal Engine, die zwar keine neuen Maßstäbe setzt, vor allem aber mit schönen Landschaften besticht.

Um das Fahrverhalten besser kennenzulernen, wurde die sogenannte Rally Schule eingeführt. Hier kann der Spieler in 12 Lektionen auf jeweils drei unterschiedlichen Bodenbelegen das Fahren erlernen. Dies beginnt mit den fahrerischen Grundlagen und reicht bis hin zum Kurvenfahren mit der Handbremse. Der Fahrer bekommt unterschiedliche Aufgaben vorgesetzt, die er zu erfüllen hat. Nicht zuletzt hier ist es ein Vorteil, dass das komplette Spiel über eine deutsche Sprachausgabe verfügt. Auch der Beifahrer, der den Fahrer über die nächsten Kurven und Bodenunebenheiten informiert, spricht Deutsch.

Karrieremodus mit Management-Aufgaben

Im Mittelpunkt des Spiels steht der Karrieremodus, in der der Spieler als Fahrer und Teamchef zugleich gefordert ist. Zunächst gründet man ein eigenes Team und entscheidet, ob man ein Fahrzeug von einem Händler kauft oder ein eigenes Auto kreiert.

Die Saison lässt sich dann über den Kalender planen. Hier muss der Spieler festlegen, an welcher Rally er teilnimmt oder ob er zum Beispiel eine Werkstatterweiterung bzw. Techniker-Kadererweiterung vornimmt. Allerdings sollte die Work-Life-Balance im Blick behalten werden, weshalb die Mitarbeiter auch eine gelegentliche Ruhepause verdient haben. Pro Woche lässt sich immer nur eine Aktivität planen, sodass man als Teamchef Prioritäten setzen muss. Vor Beginn einer Rally ist zu entscheiden, welche Techniker mit ihren unterschiedlichen Qualitäten mitreisen und zum Beispiel bei Reparaturen nützlich sein dürfen.

Positiv ist, dass man den Umfang von dem Karrieremodus an die eigenen Wünsche anpassen kann. Je nachdem, für welchen Karriereumfang man sich entscheidet, sind pro Rally unterschiedlich viele Etappen zu meistern. Zudem lässt sich unter anderem festlegen, wie oft man eine Etappe neustarten kann. Eine Rückspulfunktion wie bei F1 existiert nicht.

Während der Saison muss man das Budget und das Verhältnis zu den Sponsoren im Blick behalten, die gewisse Ziele vorgeben. Zudem besteht jederzeit die Möglichkeit, die Mitarbeiter des Teams auszutauschen. Wer keine Lust auf die verschiedenen Management-Aktivitäten hat und sich voll auf das Fahren konzentrieren möchte, kann auch den Championship-Modus wählen.

Dürftige Präsentation

Ein Defizit beider Spielvarianten ist, dass die Präsentation etwas dürftig ausfällt. Anders als bei F1 gibt es rund um die Etappen keine Interviews oder Online-News über das Rally-Geschehen. Auch fiktive Social-Media-Aktivitäten, über die sich zum Beispiel persönliche Geschichten erzählen ließen, fehlen.

Ein ähnlicher Kritikpunkt lässt sich auch bei dem Momente-Modus anbringen, mit dem sich unvergessliche Highlights aus 50 Jahren Rally-Geschichte noch einmal neu erleben lassen. Zwar kann man sich zur Einstimmung auf die jeweilige Herausforderung ein kurzes Video anschauen. Allerdings sind das relativ wahllos zusammengestellte Ausschnitte, die nur wenige Sekunden dauern und nichts über die Vorgeschichte der jeweiligen Momente verraten. Die Anzahl der Herausforderungen soll kontinuierlich ausgebaut werden. Ärgerlich ist, dass einige Momente lediglich EA Play-Abonnenten zur Verfügung stehen.

Viele Spielvarianten, doch ein beliebter Modus fehlt

Die weiteren Spielvarianten sind das schnelle Spiel, Zeitfahren und die Online-Multiplayer-Session mit bis zu 32 Teilnehmern und einer Crossplay-Funktionalität, wodurch man plattformübergreifend gegeneinander antreten kann. Wobei „gegeneinander“ im Rally-Sport natürlich relativ ist. Die Online-Piloten fahren zeitgleich die jeweilige Etappe und bekommen über einen Balken angezeigt, wo sich die anderen Fahrer gerade befinden. Für das kommende Jahr wurde ein eSport-Modus angekündigt, der sich jetzt aber noch nicht bewerten lässt.

Bedauerlich ist, dass es nicht möglich ist, mit mehreren Spielern an einer Konsole gegeneinander anzutreten. Bei früheren Spielen dieser Serie bestand ein Reiz des „Offline-Vergnügens“ darin, abwechselnd an einem Rechner bzw. einer Konsole die Etappen zu bestreiten und sich über komplette Events zu duellieren. Es wäre zu wünschen, dass diese Spielvariante bei späteren Spielen wieder zurückkehrt – sofern es weitere Titel dieser Reihe geben wird.

Abgesehen von den genannten Kritikpunkten ist das erste gemeinsame Rally-Spiel von Codemasters und EA Sports dennoch sehr gelungen.

EA SPORTS WRC im Test: Gute Rally-Action mit wenigen Defiziten
Gutes Rally-Spiel mit Luft nach oben
EA Sports WRC ist ein sehr gelungenes Rally-Spiel, das aufgrund der guten Fahrphysik und der vielen unterschiedlichen Spielvarianten für ordentlich Langzeitspaß sorgen dürfte. Dass der Titel von Codemaster endlich wieder die Lizenz für die Original-Autos besitzt, ist ebenfalls positiv. Der Karrieremodus bietet einen guten Ansatz, könnte aber noch mehr Tiefe und eine bessere Präsentation vertragen.
Leserwertung24 Bewertungen
53
Pros
Offizielle WRC-Lizenz mit Original-Strecken und -Autos
Gutes Fahrverhalten
Spiel lässt sich mit Controller und Lenkrad sehr gut steuern
Viele Spielvarianten mit Karriere-Modus etc.
Cons
Dürftige Präsentation im Karriere- und Momente-Modus
Einige Momente stehen lediglich EA Play-Abonnenten zur Verfügung
Kein Zwei-Spieler-Offline-Modus
80