Letztes Jahr auf der E3 stellte Microsoft mit ihrem Xbox One Elite Controller ein ganz besonderes Stück Hardware vor. Das elitäre Eingabegerät sollte die Hauptzielgruppe der Sorte Online-Spieler ansprechen, die mehr als nur zum lockeren Spaß den Wettkampf mit anderen Gleichgesinnten suchen. Microsoft betrat mit dem Elite Controller striktes Neuland. Bislang verzichteten die Hersteller auf eigene Produktionen von Profi-Hardware im Konsolenbereich und der geneigte eSportler musste für sein Equipment auf Dritthersteller ausweichen. Diese Firmen bauen die normalen Controller jedoch „nur“ um. Dazu kommt die Tatsache, dass die eSport-Szene durch das standardisierte Online-Angebot auch erst wirklich in der letzten Generation auf Konsolen ihren Durchbruch hatte. Microsoft unterschätze die Nachfrage und somit war er wochenlang ausverkauft. Jetzt so langsam ist er ausreichend verfügbar. Seit Oktober befindet sich das luxuriöse Stück Hardware in meinem Besitz – Zeit für ein umfassendes Fazit.
Elite Controller?
Im Bekanntenkreis, in sozialen Netzwerken und auch in Videospiel-Foren habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein Großteil der Zocker die genauen Vorteile dieses Controllers noch gar nicht kennt. Sogenannte Profi-Controller finden besonders im Shooter-Genre auf Konsolen ihre Abnehmer und gehören zur Standardausrüstung auf Turnieren. Durch die zusätzlichen angebrachten Tasten an der Rückseite des Pads und den weiteren kleineren zusätzlichen Features lassen sich Shooter schlicht und einfach viel präziser steuern. Muss man sonst beispielsweise beim Springen stets den Daumen vom rechten Stick nehmen, um die Sprungtaste zu betätigen, lässt sich diese Aktion beim Elite Controller auf eine der hinteren Paddles legen. Somit könnt ihr euch auch während des Sprungs weiter auf das Wesentliche konzentrieren – das Anvisieren eures Gegners. Dasselbe gilt für den Waffenwechsel, den Granatenwurf oder den Nahkampf-Angriff. Habt ihr permanent beide Daumen auf den Analogsticks, habt ihr permanent die totale Kontrolle.
Aller Anfang ist schwer
Soweit die Theorie. Nun ist es bei mir persönlich so, dass ich schon immer Shooter auf Konsolen spiele und seit guten acht Jahren das bekannte Steuerungskonzept der Generation PS360 gewöhnt bin. Der Xbox One Elite Controller wirft diese Gewöhnung sehr rabiat über den Haufen. Durch die Anbringung der vier hinteren Paddles, ändert sich das komplette Spielgefühl und die Umgewöhnung ist zum Start ziemlich anstrengend. Plötzlich Aktionen mit den Ring- und Mittelfingern auszuführen ist extrem ungewohnt. Bei den ersten Einsätzen mit der neuen Hardware, habe ich zudem öfters aus versehen etwas aktiviert, da die Druckpunkte sehr empfindlich sind. Die Folge waren viel Flucherei und schlechte Abschussquoten. Vielleicht versucht man es besser erst einmal mit zwei der hinteren Paddles um damit den Umstieg etwas sanfter zu gestallten. Wenn man sich dann mal an die „neuen“ Tasten gewöhnt hat, erkennt und spürt man schnell die Vorteile. In gewissen Situationen profitiert ihr von den Millisekunden Vorsprung den euch die Paddles geben. In direkten Duellen seid ihr durch das Springen selber schwerer zu treffen und entscheidet möglicherweise so den Zweikampf zu euren Gunsten.
Die Ausstattung
Auf den ersten Blick erscheint die Nobel-Hardware zudem reichlich teuer. 149 Euro verlangen die Redmonder für das ambitioniertere Spielgefühl. Vergleicht man den Preis jedoch mit Konkurrenzprodukten anderer Hersteller, stellt man schnell fest, dass die knappen 150 Euro mehr als fair angesetzt sind. Das Pad selber wird euch in einer edlen schwarzen Box geliefert und verfügt über eine eigene kleine Schutzbox zur Aufbewahrung. Im Lieferumfang enthalten sind außerdem ein alternatives Steuerkreuz, zwei weitere Sätze Analogsticks aus Metall, sowie die angesprochenen vier Paddles für die Rückseite. Die Analogsticks sind dabei in verschiedenen Längen aufgeteilt und bieten konvexe und konkave Aufsätze. Tauschen lassen sie sich kinderleicht, da sie magnetisch befestigt sind. Der gesamte Controller macht einen überaus hochwertigen Eindruck. Wo manche Geräte der ersten Auslieferungen noch etwas knarzten, gibt die Luxus-Variante keinen Mucks von sich. Die Griffhörnchen sind zur besseren Handhabung übrigens mit einem rutschfesten Kunststoff versehen. Das matte schwarze Gehäuse und die silbernen Analogsticks aus Metall runden den tollen und wertigen Eindruck ab.
Die Funktionen
Vor der ersten Benutzung solltet ihr die Xbox App „Xbox Zubehör“ auf eure Konsole laden. Mit Erscheinen des Elite Controllers entschloss man sich bei Microsoft den Spielern ebenfalls freie Wahl bei der Tastenbelegung zu lassen. In der App konfiguriert ihr euch somit neue Profile und tauscht munter die Knöpfe durch. Zwei der von euch erstellten Profile lassen sich zudem direkt auf dem Controller (Nicht der Konsole) speichern, diese könnt ihr mit einem Schieberegler auf dem Gehäuse auswählen. Eine sehr gute Lösung, da man so den Controller problemlos zu Freunden mitnehmen kann. Neben den austauschbaren Komponenten wie den Sticks und den Steuerkreuzen, kann der Elite Controller weitere „Kleinigkeiten“. Shooter-Fans freuen sich über die Möglichkeit RT und LT mechanisch zu verkürzen. Dazu betätigt ihr einfach einen Schalter und aktiviert somit eine Art Bremse, die den Druckpunkt bereits bei ca. der Hälfte des Weges auslösen lässt. Somit erhaltet ihr einen weiteren Vorteil bei Waffen wie z.B. Pistolen, die auf Einzel-Feuer setzen – Ihr könnt einfach schneller schießen. Die Sticks lassen sich durch manuelles drehen zudem in ihrer Sensibilität anpassen. Die größten Vorteile bieten euch jedoch die eingangs erwähnten Paddles an der Rückseite. Habt ihr euch an die zusätzlichen vier Tasten gewöhnt, räumt ihr in den Online-Arenen ordentlich auf. Wollt ihr die Paddles nicht dauernd abnehmen, wenn ihr mal etwas anderes spielt, deaktiviert ihr sie mit einem Doppelklick auf den Synchronisationsbutton. Alle hier genannten Funktionen sind natürlich dank des Betriebssystem auch auf einer Windows 10 Maschine verfügbar. Hier muss man aber entweder Kabelgebunden am PC sitzen oder kauft sich noch den optionalen Wireless Adapter dazu.
Fazit
Microsoft hat es geschafft und verbessert den, ohnehin schon fast perfekten Standard-Controller, noch einmal. Dieses Level an Kontrolle und Möglichkeiten hat jedoch seinen Preis – Stolze 150 Euro wandern für den Elite Controller über den Ladentisch. Wer nicht primär in virtuelle Baller-Orgien abtaucht, sollte sich die Anschaffung des Elite Controllers gut überlegen. In anderen Genres bietet er sicherlich auch seine Vorteile, doch das meiste aus ihm herausholen lässt sich einfach bei Shootern. In Rennspielen schaltet ihr Beispielsweise stilecht mit den Wippen, bei Kampfspielen fühlt sich das „runde“ Steuerkreuz sicher besser an und bei FIFA lassen sich Dribblings und Steilpässe wahrscheinlich auch einen Ticken besser ausführen. Allgemein kommen einem die Analogsticks zudem etwas weicher, leichtgängiger und präziser vor. Ob das den Anschaffungspreis von guten 150 Euro rechtfertigt, entscheiden wohl der eigene Geschmack und der Geldbeutel. Ich selber empfinde den Elite Controller als den besten Controller, den ich je benutzt habe. Ich spiele aber auch hauptsächlich Halo 5: Guardians mit ihm, da es sich hierbei um den optimalen Einsatzzweck handelt. Halo ist ein schneller Arena-Shooter, der stark auf Movement und Agilität setzt. Bei einem langsamen Shooter wie Rainbow Six beispielsweise sind die Vorteile des Controllers stark eingeschränkt. Es gibt kein Dash, man springt nicht wild umher und eine Nahkampf-Attacke benutzt ihr auch sehr selten. Für wen die 150 Euro also eine schmerzhaftere Investition sind, der sollte genau abwägen, ob er den Elite Controller wirklich brauchbar in entsprechenden Spielen nutzen kann. Für Gelegenheitsspieler ohne sinnvollen Einsatz der Extras wird der Controller nicht mehr als ein Statussymbol sein. Denn der Elite Controller macht aus einem durchschnittlich-begabten Spieler keinen Profi. Er kann aus einem guten Spieler aber definitiv einen besseren Spieler machen. Eine Wunderwaffe ist er also nicht, denn am Ende macht euch nur eine Sache wirklich gut – Übung.