Razer ManO’War – Gaming-Headset im Test

Ein Kriegsschiff hat mich da erreicht von Razer. Nicht nur vom Namen her, auch von der Aufmachung wirkt das Razer ManO’War 7.1 Gaming Headset wie das Flaggschiff der Headsets dieser Welt. Ich durfte das Gerät auf Herz und Nieren testen und möchte euch kein Detail vorenthalten. Vorab muss ich direkt erwähnen, dass das Razer ManO’War für den PC konzipiert und entwickelt wurde. Eine Nutzung an der PlayStation 4 ist nur mit Funktionseinbußen, die ich hier auch aufzählen werde, möglich. Mein Einblick wird sich bei der Bewertung also an der Eignung für den PC orientieren.

Hier die grobe Übersicht der technischen Daten des Gerätes:

KopfhörerMikrofon
Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHzFrequenzgang: 100 – 10 kHz
Impedanz: 32 Ω bei 1 kHzRauschabstand: > 60 dB
Empfindlichkeit (bei 1 kHz): 112 ± 3 dBEmpfindlichkeit (bei 1 kHz): -38 ± 3 dB
Eingangsleistung: 30 mW (Max)Aufnahmemuster: Unidirektional (aus einer Richtung)
Treiber: 50 mm, mit Neodymmagneten
Innerer Ohrmuschel-Durchmesser: 60 mm
Verbindungstyp: Kabelloser USB-Transceiver
Kabellose Reichweite: 12 m
Kabellose Frequenz: 2,4 GHz
Akkulaufzeit: Bis zu 14 Stunden
Ungefähres Gewicht: 375 g

Schwergewicht

Das Gewicht von 375 g ließ mich zu Beginn ein wenig aufhorchen, mal abgesehen davon, dass das Razer ManO’War wirklich wuchtig ist. Wie würde sich das Headset auf Dauer auf meinen Kopf tragen lassen? Ich nahm das Gerät aus der Verpackung, setzte es auf und dachte nur: „WOW! Ist das Teil bequem.“ Razer hat hier wirklich weit gedacht. Durch die Wahl der großen 50 mm Treiber bringt das Headset ordentlich an Gewicht auf die Waage. Da Razer aber das Gewicht über den Bügel auf den Hörer bringt, sitzt das Headset mit geringem Anpressdruck auf den Ohren. Dabei sind die 2,5 cm dicken Ohrpolster samten weich und fühlen sich sehr bequem an. Als Brillenträger habe ich oft das Problem, dass die Kopfhörer meine dicken Brillenbügel fest an den Kopf drücken. Das ist mit dem Razer ManO’War de facto einfach nicht der Fall, da sich das Polster um den Bügel formt und das Ohr bequem einschließt. Aber was ist sonst noch in dem großen grünen Karton? – Eigentlich recht wenig: Ein USB-Kabel, eine USB-Verlängerung in Form eines kleinen Sockels, ein Quickstarter Guide und die obligatorische dreiköpfige Schlange als Aufkleber. Die Kabel schienen mir auf den ersten Blick zu kurz, schnell wurde aber klar, dass bei Positionierung des Sockels neben der Tastatur das zweite USB-Kabel völlig ausreicht. Nach kurzem Suchen war der USB-Dongle in der rechten Ohrmuschel ausgemacht. 2,4 GHz prangert auf der einen Seite des kurzen USB-Dongles. Nicht lange gefackelt und am PC angeschlossen, vermeldete mein Windows 10 auch schon Betriebsbereitschaft. Also die Powertaste am Headset betätigt, einen kurzen Signalton wahrgenommen und erstmal den Funk Rock, den ich so gerne höre angeschmissen. Auch hier war meine erste Reaktion: WOW! Allerdings mit einem „Aber“ dahinter, da ich doch das Gefühl hatte, da geht noch mehr. Im Stereomodus scheint den Kanonen ein wenig an Pulver zu fehlen. Der räumliche Klang ist zwar gut aber ausbaufähig. Kurz im Internet nachgeschaut, wurde ich auch schnell fündig.

Mit Razer Synapse bekomme ich eine komplette Steuereinheit für das Headset. Sei es der Equalizer mit vorgefertigten Einstellungen, Akkustandanzeige, Mikrofonsteuerung, 7.1 Surround-Sound Kalibrierung oder der Macht die LED an den Seiten zu konfigurieren. Nach ein paar Einstellungen über die Software habe ich den für mich besten Klang gefunden und bin schwer begeistert. Das ist ein Headset, welches ich den ganzen Tag tragen kann und so geschieht es auch. Allerdings bringt die Bindung an die Software wohl auch das größte Manko mit. Ist der Betrieb des Razer ManO’War zwar an der PlayStation 4 kein Problem, das Fehlen der Treibersoftware aber schränkt den Funktionsumfang hier deutlich ein. Equalizer haben wir nicht, die LED kann nicht angepasst werden, eine Akkuladestandsanzeige gibt es nicht und das wohl härteste Manko ist der Stereomodus, in dem das Kriegsschiff an der PlayStation 4 schaltet. Während es an der PlayStation 4 immerhin seinen Zweck erfüllt, müssen sich Besitzer der Xbox One wohl weiter nach einem guten schnurlosen Headset umschauen, denn hier verweigert das Gerät seinen Dienst vollständig, was aber auch der Produktbeschreibung zu entnehmen ist. Der Sound an der PlayStation 4 ist so wie mein erster Eindruck am PC, bevor ich Razer Synapse installiert hatte: Solide und ordentlich aber es geht halt mehr.

Voll auf Kurs

Die Verarbeitung des Headsets wirkt erstmal ein wenig durchwachsen. Die Ohrmuscheln sind zusammen mit den dicken Ohrpolstern wirklich wuchtig. Das auf beiden eingelassene Razer Logo können wir via Software in verschiedenen Farben und verschiedenen Modi leuchten lassen. Auf der rechten Seite finden wir ein Rädchen, mit dem wir die Lautstärke regeln können. Per Druck auf das Rädchen können wir den Kopfhörer auch direkt stumm schalten. Analog dazu gibt es auf der linken Seite ein Rädchen für die Regulierung des Mikrofons. Besagtes Mikrofon finden wir in der linken Ohrmuschel und können es herausziehen. Das Mikrofon lässt sich dann mit einem Handgriff wie gewünscht in Position bringen und ebenso leicht auch wieder in den Kopfhörer schieben. Haben wir das Mikrofon stumm geschaltet, leuchtet vorne an der Spitze eine rote LED auf. Das Mikrofon hat gleichzeitig noch eine Loopfunktion, durch die wir uns permanent selbst hören. Das passiert in einer so natürlichen Lautstärke, dass wir es nur mitbekommen, wenn wir beim Sprechen das Mikrofon abschalten. Augenscheinlicher Schwachpunkt des ManO’War scheint der Bügel zu sein. Besagter besteht aus zwei Streben, die die Ohrmuscheln miteinander verbinden und einem Mittelstück, welches mit 4 schlanken Stegen an den Streben fixiert ist. Mit einer Dicke von 2 mm lässt es das sonst so robust wirkende Headset ziemlich zerbrechlich wirken. Im Dauertest hat sich der Bügel aber dennoch als robust erwiesen. Dabei muss dieser auch immer sein komplettes Eigengewicht tragen, wenn ich es unter meinem Schreibtisch in der Halterung aufhänge. An den Bügeln lässt sich das Headset zwar in der Größe ein wenig verstellen, ich muss mit meinem Quadratschädel aber trotzdem die kleinste Einstellung nutzen.

Um zu überprüfen ob das Headset für euch zu groß sein könnte, misst am besten von der einen Ohr Mitte über den Kopf zur anderen Ohr Mitte. Ich messe bei mir 37,5 cm, seid ihr mit eurer Messung deutlich unter dem Wert, wird das Headset für euch zu groß sein. Gleichzeitig macht es für andere den Eindruck, dass man einen Kapselgehörschützer auf hat. Streamer und Youtuber sollten sich also im Klaren sein, dass man von der Optik her für den ein oder anderen Lacher sorgen wird. Rundum ist das Headset ordentlich verarbeitet, auch wenn es für meinen Geschmack etwas weniger Plastik hätte sein dürfen. Beim Tragen ist durch den quasi nicht vorhandenen Anpressdruck auch kein Knarzen des Plastiks zu hören. Das einfahrbare Mikrofon und der im Kopfhörer versenkbare USB-Dongle vermitteln im ersten Moment den Eindruck, dass man auch hier mit dem Gedanken gespielt hat, das Headset mobil einsetzbar zu machen. Durch die Verwendung der Funktechnologie hat das Headset aber keinen Klinkenausgang. Das macht es nicht möglich das ManO’War an einem Smartphone oder anderem mit Klinkeneingang versehenen Gerät zu nutzen. Die Treiber lassen nur einen aktiven Modus zu, welcher über ein Klinkenkabel nicht möglich ist. Schade ist auch, dass das wirklich große Headset weder Tasche noch Hardcase mitgeliefert bekommt und auch keine im Handel angeboten werden. Möchte das Monstrum durch die Bauweise doch am liebsten in Watte gepackt werden, wenn es mal zu einer LAN-Party oder ähnlichem geht.

Einfach abtauchen

Soundtechnisch ist das Razer ManO’War wie bereits erwähnt schon sehr ordentlich. Möchte man aber den Bass aus den 50 mm Treibern herauskitzeln, benötigen wir die Razer Synapse Software. Die Funktechnologie, die hier verwendet wird, bietet eine nahezu latenzfreie Übertragung. Ich konnte während all meinen Spielsessions und Filmen keine Verzögerung feststellen. Die Ohrmuscheln schirmen vor Umgebungsgeräuschen weitestgehend ab, geben gleichzeitig aber auch keinen Ton nach außen. Man versinkt also beim Tragen in seiner eigenen Welt und lässt sich durch akustische Störquellen von außen nicht beeinträchtigen. Durch die Tatsache, dass in jedem Hörer nur ein Treiber verbaut wurde, kann es sich bei dem Surround-Sound nur um virtuellen 7.1 Surround-Sound handeln. Der simulierte Raumklang wird durch die großen Ohrmuscheln nochmal verstärkt. Wenn ich mir ein Live Album von RHCP höre, habe ich sofort das Gefühl mich im selben Raum aufzuhalten. Das kommt uns natürlich auch in Gefechten bei Ego-Shootern zu Gute, da wir den Gegner schnell orten können. Wummen hinterlassen auch einen ordentlichen Wumms im Kopf. Razer Synapse lässt uns auch hier die Befehlsgewalt, ab wann wir einen Gegner eher linkslastig oder rechtslastig hören wollen. Alles ist hier recht einfach aber gut einstellbar. Auch die Sprachqualität kann durchweg überzeugen. Das Mikrofon hat genau die richtige Empfindlichkeit, um schweres Atmen nicht zu übertragen, aber ruhiges Reden aufzunehmen. Pusten wir nicht direkt in das Mikrofon, ist auch davon nichts zu hören. Wer den Text aufmerksam gelesen hat, merkt, wie viel über die Software am PC geregelt wird. Die Krux bei vielen Funk Headsets sind die Laufzeiten der Akkus. Beim ManO’War muss man sich allerdings nicht wirklich Sorgen machen, erreicht man doch Laufzeiten von bis zu 14 Stunden bei normalen Betrieb. Verzichtet man dann noch auf den LED-Effekt an den Ohrmuscheln und schaltet diese ab, verlängert sich die Laufzeit nochmal um 3-4 Stunden. Der Status des Akkus ist allerdings nur via Razer Synapse einsehbar. Das Headset macht auch von sich nur wenig Anstalten, mitzuteilen, wenn der Akku fast leer ist, lediglich ein kurzes Piepen weißt auf den fast leeren Akku hin. Besagte Software gibt aber ein visuelles Feedback ab 20% Akkuleistung. Ab hier bekommt man in 5% Schritten eine kleine Meldung. Ich habe es bisher noch nie geschafft, den Akku an einem Tag komplett in die Knie zu zwingen und es kam schon vor, dass ich das Teil morgens aufgesetzt habe und erst in den Abendstunden wieder ablegte. Dabei war es auch kein Problem mich durch verschiedene Räume in meiner Wohnung zu bewegen, wo ich teilweise 14 Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt bin. Hier und da gibt es ein paar wenige Aussetzer, wenn die Distanz größer wird, was aber wirklich das Headset an seine Grenzen bringt. Man merke: Mikrowellen stören Funkgeräte! Wichtig für LAN-Partys oder lange Sessions ist natürlich auch die Möglichkeit, das Gerät mit leerem Akku zu nutzen. Es ist überhaupt kein Problem das ManO’War während des Ladens am mitgelieferten Micro-USB-Kabel zu benutzen und einfach weiter zu machen. Während wir es aber am Kabel laden, wird weiterhin die Verbindung via USB-Dongle genutzt, was bedeutet, dass während des Ladens das Headset zwei USB-Steckplätze benötigt.

Fazit

Ich bin echt ein wenig sauer. Das Headset macht an so vielen Punkten vieles richtig und dann ärgert es mich einfach zugleich, dass es nicht für meine favorisierten Plattformen vollständig funktioniert. Es macht einem quasi den Mund wässrig und lässt einen dann ohne den fetten Braten stehen. Für einen Kaufpreis von rund 179€ bei amazonischen Onlinehändlern ist das Headset für den PC eine absolute Kaufempfehlung. Diejenigen die ein Headset für die Konsole suchen, sollten sich für den Preis allerdings weiter umschauen. Ich für meinen Teil nutze es am PC nur noch und wenn ich auch mal meine Xbox One oder PS4 auf den Rechner streame genieße ich das Razer ManO’War in vollen Zügen. Razer bitte! Bringt das Headset auch im vollen Funktionsumfang auf die Konsolen.

Razer ManO'War
Optik
86
Verarbeitung
79
Handling
87
Zuverlässigkeit
91
Leserwertung4 Bewertungen
71
86