Auf die Ohren – Beyerdynamic Custom One Pro Plus im Test

Aus der Partnervermittlungsbörse für Kopfhörerliebhaber: Audiofreund sucht anschmiegsame Ohrenbeschallung. Du solltest dich mit allen meinen Geräten verstehen und auch direkt als Headset taugen, weil ich gerne zusammen mit dir zocken will. Wenn du dich auch mit meinen Konsolen verstehst und ein schickes Mikro hast bitte melde dich. Ich bin auf eine längerfristige Beziehung aus und dabei nicht ganz anspruchslos. 

Beyerdynamic-Custom-One-Pro-Plus_3Kurze Zeit später meldet sich nicht etwa eine fesche Asiatin bei mir oder eine coole Amerikanerin, ausgerechnet aus Deutschland kommt das Objekt, das meine Begierde weckt. Ein Gamingheadset ist es auf den ersten Blick auch nicht.

Warum eigentlich Custom?

Die deutsche Kopfhörerschmiede Beyerdynamic hätte da was. Mit zugegebenermaßen nicht gerade kurzem Namen Custom One Pro Plus. Und mit einem Internetpreisschild von 155,-€ zugegeben auch nicht ganz billig. Nun, warum Custom? Im Lieferumfang enthalten sind zwei Kabel, eines davon mit Mikrofon und CTIA Stecker, bedeutet, das könnte man an allen aktuellen Konsolen und nebenbei auch noch am Smartphone als Headset nutzen. Sollte das nicht reichen kann man auch noch ein Headset Gear kaufen, also ein typisches Schwanenhalsmikro.

Zurück zum Lieferumfang. Im Karton finden sich ein kleiner Sechskantschlüssel und Wechselcover mit insgesamt 16 Motiven. Ich darf also an der Optik schrauben. Wem das nicht reicht, der kann unter anderem andersfarbige Polster nachkaufen. Gut, das fällt unter Optikspielerei. Interessanter dürften da für manche die Schieberegler an jeder Ohrmuschel sein, mit denen sich der Bass in vier Stufen von zart bis hart einstellen lässt. Im weiteren Verlauf konzentrieren wir uns allerdings auf den Kopfhörer mit dem Beipackmikro, es will ja nicht jeder noch mehr Geld ausgeben.

Der Beyerdynamic an der Xbox One

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Wickeln wir direkt mal alle Nicht-Gaming-Aspekte mit „Ja! Geht richtig gut!“ ab. Alle aktuellen Konsolen und Handhelds haben einen CTIA-Anschluss, also kann man an allen ein Headset mit ebensolchem Stecker verwenden. Die Frage ist, ob es an allen gleich gut funktioniert. An der Xbox One gibt sich der Beyerdynamic auch mit Kabelmikro recht unkompliziert.

Die maximale Lautstärke direkt am Xbox Controller sollte für alle außer extreme Pegelfanatiker völlig ausreichen, die Sprachqualität des Mikros überzeugt Leute am anderen Ende des Chats, welche wiederrum auf meiner Seite der Leitung problemlos zu verstehen sind. Nahezu das gleiche Bild zeichnet ein kurzer Test an einem Dual Shock 4.

Anders sieht es leider am Wii U Gamepad aus. Wie bei so ziemlich allen Kopfhörern ist die Lautstärke hier recht verhalten. Chatten geht wiederum problemlos, wenn man denn ein Spiel mit Chatfunktion findet. Bleibt der mobile Aspekt, für den der 3DS herhalten darf. Hier gibt sich der Custom One Pro tatsächlich etwas lauter. Wer vorwiegend unterwegs spielen will sollte allerdings bedenken, dass der Beyer alles andere als klein und nicht faltbar ist. Wer ihn aus modischen Aspekten um den Hals trägt hat schnell das Gefühl einer Halskrause.

Pro?

Der Beyerdynamic ist ein geschlossener Hörer, das heißt er schirmt gut vor Umgebungsgeräuschen ab. Auch vor dem Gequatsche eventueller Lebensgefährten, also aufpassen. Außerdem werden die Ohren nach einiger Zeit schon etwas wärmer. Andererseits sitzt der Hörer bequem auf der Rübe. Die weichen Softskinpolster sitzen auch nach längerer Zeit bequem, ausreichende Anpassbarkeit ist locker gegeben und wer keine extrem großen Ohren hat sollte sicher genug Platz haben. Da jeder Kopf anders ist durften hier auch einige Freiwillige Probe tragen, einhelliges Fazit, der ist aber bequem.

Federstahlbügel und Alugabeln vermitteln ein wertiges Gefühl, aber auch der Kunststoff wirkt alles andere als billig, was gerade bei weißem Plastik leider eher die Regel ist. Sollte wider Erwarten doch mal was kaputt gehen gibt es auch nach Garantieende die Möglichkeit, jedes Ersatzteil einzeln bei Beyerdynamic zu bestellen.

Wo ist denn da der Haken? Es gibt tatsächlich einen. Je nachdem, wo und wie man den COP als Headset benutzen will liegt der beim Mikrofonkabel. Das nimmt in Kugelcharakteristik auf, bedeutet für Spieler, man gibt auch schnell Sprachfetzen anderer anwesender Personen weiter. Last but not least, wie alle im Kabel integrierten Mikrofone kann auch dieses hin und wieder über T-Shirt oder Pulli streichen, samt entsprechender Geräusche. Wer in lauteren Umgebungen zocken will sollte deswegen über das Headset Gear nachdenken. Chattet ihr allgemein viel kann das Schwanenhalsmikro ebenfalls einfach komfortabler sein.

Plus

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Fehlt noch was? Ach, die Klangbeschreibung? Na gut. Klarer Pluspunkt beim Beyerdynamic ist die gute Mittendarstellung, die auch bei der Ortung entgegen kommen kann. Das hängt allerdings auch davon ab, wie man den Bass eingestellt hat. Auf höchster Stufe ballern Beats und Bomben brachial um die Ohren, mir persönlich zu viel und gerade im Multiplayer kann die Tieftondominanz schlicht nachteilig sein. Die niedrigste wiederrum kommt drucklos und blutleer daher, die mittleren machen sich bei Spielen beide gut. Der Hochton schließlich gibt sich insgesamt unauffällig.

Auflösungsvermögen ist dabei vorhanden, der Custom One rückt feine Details aber nicht unbedingt in den Vordergrund, sie sind einfach da. Einige Gamingheadsets sind hier mehr auf Ortungsschärfe getrimmt, können genau deswegen aber auch schnell mal nervig werden. Wer nicht ausschließlich ein Headset zum Zocken sucht profitiert hier wiederum klar davon, dass der COP einfach musikalischer ist als reine Headsets und sich natürlich auch beim nächtlichen Filme schauen gut macht, von Musik mal ganz zu schweigen.

Eine eierlegende Wollmilchsau also? Irgendwie schon. Wer ein Headset sucht, das auch abseits von Spielen taugt oder einen Kopfhörer, mit dem man auch richtig gut zocken kann wird hier definitiv fündig. Der Custom One Pro Plus ist definitiv eine Alternative zu den üblichen Gaming Headsets. Allerdings eben mit gewissen Einschränkungen beim Mikrofon oder weiterem Aufpreis.

Fazit

Das etwas andere Headset. Sicher, billig ist der Custom One Pro Plus nicht. Falls das Kabelmikrofon nicht ausreicht wird der Preis auch noch weiter in die Höhe getrieben. Das gleiche gilt für weitere optische Individualisierung. Andererseits, für sein Geld bekommt man wirklich hohen Tragekomfort, der einzig in Punkto Variablität nicht ganz perfekt ist, wirklich guten Klang mit einstellbarem Bass und eben jene Anpassbarkeit an die eigenen Wünsche und Bedürfnisse, die man sonst wohl kaum findet. Das alles Made in Germany und mit langjähriger Ersatzteilversorgung. Dabei ist der Custom One Pro Plus uneingeschränkt als Kopfhörer nutzbar, egal ob Musik oder Film.

Beyerdynamic Custom One Pro Plus
Klang
88
Verarbeitung
94
Mikrofon
62
Tragekomfort
88
Leserwertung0 Bewertungen
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