Wheels of Aurelia – Ein Nerd auf einem Roadtrip

Ein kleines unscheinbares, aber für insgesamt sechs Preise nominiertes Indie Spiel aus dem Hause Santa Ragione, kam nach der PC-Fassung Ende letzten Jahres auf die Konsolen. Was der „kurze“ narrative Road Trip in den 70ern so kann, möchte ich euch hier ebenfalls kurz erzählen.

 

Der Weg ist das Ziel

In Wheels of Aurelia sind wir als Lella in den 70ern auf den Straßen von Italien unterwegs. Dabei gabeln wir eine junge Dame auf, mit der wir uns während der Fahrt zu unserem Ziel unterhalten und durch die Dialogoptionen den Verlauf der Geschichte bestimmen. Das Fahrtziel soll auf jeden Fall Frankreich sein. Was sie genau da machen will und welchen Hintergrund Lella hat, klärt sich erst im Verlaufe des Spiels.

Leider verpasst Wheels of Aurelia mit den teilweisen wirren Themensprüngen und den schlecht geschriebenen Dialogen eine gute Geschichte zu erzählen. Meistens bekommen wir vier Möglichkeiten zu antworten, wobei davon die letzte ist, ein Thema einfach Tod zu schweigen. Alternativ können wir aber auch durch Abzweigungen auf der Straße unser Ziel ändern oder wir nehmen Anhalter mit. Grundsätzlich scheint ähnlich wie das Reden aber auch der Rest optional zu sein. So können wir auch einfach den Controller auf Seite legen und den Monolog unseres Beifahrers verfolgen, welchen wir stumm kommentieren und zuschauen wie der Wagen durch die idyllische Landschaft fährt. Nach 15 Minuten ist ein Durchgang für gewöhnlich beendet. Das ist wohl die langweiligste Art durch den Titel zu kommen. Leider steigt das Interesse, auch andere Zweige der Geschichte zu verfolgen, kaum merklich an. So macht man vielleicht zwei bis drei Durchläufe, bis der nicht so engagierte Trophäenjäger den Titel wieder zur Seite legt. Ein wenig beschleunigen können wir das Spiel, indem wir die Steuerung des Wagens selbst übernehmen und per Bleifuß über die Straßen heizen.

Die Wahl der Qual

Lenken, lesen und gleichzeitig noch Dialoge auswählen, erinnert ein wenig an das Thema „Don’t text and drive“ und ich würde lügen, wenn ich während der beschleunigten Fahrt ohne Blechschäden davongekommen wäre. Aber eigentlich ist das auch egal, denn eine Schadensmechanik sucht man vergebens, dafür hat unser Fahrstil durchaus Einfluss auf die Dialoge. Unsere Mitfahrer kommentieren diesen durchaus und bestimmen so auch schon einmal die Richtung eines Dialogs. Während unserer Reisen können wir sogar nach und nach verschiedene Vehikel freischalten, die wir dann bei Neubeginn unserer Reise auswählen können.

Der Punkt, der den Titel wohl am interessantesten macht, ist wohl der audiovisuelle. In einem aus einer Lowpoly Optik, von Hand gezeichneten Elementen und einer isometrischen Ansicht kann man die Fahrt auf den Straßen zwischen Rom, Bracciano und Civitavecchia wirklich genießen. Der fließende Verkehr weist zwar wenig Varianz im Wagendesign auf, sorgt aber für eine gewisse Lebendigkeit der Küstenstraßen. Während wir also so über die Landstraßen schleichen, ertönt munter fröhlicher Italo Progressive Rock aus dem Radio. Die Dialoge bleiben in reiner Textform und so beschränkt man sich auf das monotone Brummen des Motors und hier und da ein wenig Umgebungsgeräuschen. Dadurch, dass wir hier 16 verschiedene Enden haben, wiederholen sich leider auch viele der Dialoge und nach dem zweiten oder dritten Durchlauf kommt schnell eine gewisse ermüdende Stimmung auf.

Fazit

Man sagt ja eigentlich: In der Kürze liegt die Würze. 15 Minuten für einen Durchlauf des Spiels machen es vielleicht interessant für diejenigen, die sich leicht berieseln lassen wollen. Für 9,99 € wird mir für meinen Geschmack allerdings zu wenig geboten. Die langatmigen Dialoge mit geringem Spannungsbogen unterhalten vielleicht die ersten zwei bis drei Durchläufe, danach herrscht gähnende Monotonie. Einzig dem Artwork kann ich bei dem Spiel wirklich etwas abgewinnen.

Wheels of Aurelia
Grafik/Präsentation
64
Story/Atmosphäre
56
Gameplay
54
Spielspaß
45
Leserwertung0 Bewertungen
0
55