3D-Plattformer feiern derzeit ein kleines Revival. Im Indie-Sektor sind zuletzt ein paar dieser Titel rausgekommen und mit Yooka-Laylee und Crash Bandicoot N. Sane-Trilogie sind auch prominentere Spiele dabei. Mit Voodoo Vince von Beep Games wurde jetzt ein weiteres Spiel dieses Genres Remastered, welches bereits 2003 exklusiv auf der Xbox Classic erschienen ist.
Sichtbare Altersschwäche
Es gibt immer mal wieder Forderungen aus der Community, dass man doch auch ein paar Spiele von der ersten Xbox Abwärtskompatibel machen sollte. Bisher ist Microsoft der Bitte nicht nachgekommen, so dass sich Beep Games kurzerhand dazu entschlossen hat Voodoo Vince für die Xbox One selbst zu überarbeiten. Ich muss zugeben, dass das Originalspiel damals vollkommen an mir vorbeigegangen ist. Das liegt vor allem daran, dass ich damals weniger auf der Konsole unterwegs war, sondern eher auf dem PC.
Diverse YouTube-Studien verraten mir aber, dass sich der Kern des Spiels nicht geändert hat. Gameplay und natürlich auch die Story ist dieselbe. Geändert haben sich eigentlich nur die Bildwiederholrate, die Lichteffekte und natürlich wurden hochauflösendere Texturen eingebaut. Insgesamt sieht man dem Spiel aber deutlichst an, dass es bereits einige Jahre auf den Buckel hat. Die Bezeichnung Remastered geht mir dabei schon fast zu weit, für mich ist es eher eine Portierung auf eine andere Plattform mit kleineren Anpassungen. Die Modelle der Charaktere und Levelelemente besitzen mit ihrer geringen Anzahl von Polygonen und seiner eckigen Anmutungen schon fast einen gewissen Retro-Charme. So stelle ich mir ein abwärtskompatibles Spiel der ersten Xbox vor.
Bizarrer und solider 3D-Plattformer
Trotz der doch eher überschaubaren Überarbeitung des Spiels, verbirgt sich dahinter ein solider 3D-Plattformer. Wie man ja schon am Titel erahnen können übernehmen wir die Rolle der kleinen Voodoo-Puppe Vince. Dieser wird bei einem Überfall auf den kleinen Voodoo-Laden seiner Schöpferin Madame Charmaine, bei dem diese auch entführt wird, zum Leben erweckt und muss diese fortan wiederfinden und befreien. Denn während der Flucht der vom Bösewicht Kosmo beauftragten Schlägerbande, hinterlassen diese eine Spur des erbeuteten Zombiepulvers, wodurch die Realität durcheinander gebracht wird. Trotz der englischen Sprachausgabe kann man den kurz gehaltenen Dialogen gut folgen und versteht was zu tun ist und passiert.
Auf der Suche nach seiner Schöpferin geht die Reise für Vince durch eine comichafte und bizarre Welt. New Orleans, sowie dessen Umland in Louisiana, wie die ausgedehnte Sumpflandschaften oder Friedhöfe sind von nun an die Schauplätze dieses Abenteuers. Bizarr nicht nur wegen der Level selbst, sondern auch durch die Gegner, die einem begegnen. Zu besiegen sind diese im übrigen nur durch die verschiedenen Attacken wie den mächtigen Voodoo Angriffen, die Vince drauf hat. Draufhüpfen wird leider nicht zum Erfolg führen, was man angesichts des Genres annehmen könnte. Habe so die ein oderandere Lebensenergie verloren, die man durch besiegen von Gegnern und dem anschließenden einsammeln der erscheinenden bunten Bälle wieder auffüllen kann. Insgesamt finde ich die verschiedenen Level gelungen und abwechslungsreich, auch sind sie übersichtlich, aber nicht zu simpel gestaltet. Gerade die Übersichtlichkeit ist meiner Meinung nach bei Spielen dieses Genres unheimlich wichtig, was bei einem der neusten Vertreter Yooka-Laylee meiner Meinung nach nicht gegeben ist.
Aufgelockert wird das Spiel durch gelegentliche Minispiele und dem schwarzen Humor. So muss man beispielsweise in einem Flugzeug durch ein Tunnelsystem flüchten oder auf dem Rücken einer Ratte herabstürzende Steinen ausweichen. Außerdem hat Vince die ein oder andere schwarze Pointe auf Lager. Eher untypisch, der Tod kann hier auch mal Mittel zum Zweck sein und bei welchem Spiel werden Gegner schon durch Gestank aus einem Plumpsklo oder wenn der Hauptprotagonist durchlöchert wird, getötet? Ähnlich schwarzen Humor kenne ich nur aus Conkers Bad Fur Day.
Steuerung mit kleinen Tücken
Wenn man Voodoo Vince spielt, sollte man sich allerdings erstmal von gewohnten Verhaltensweisen verabschieden und sich dem Spiel anpassen. Ähnlich wie die Grafik fühlt sie die Steuerung auch eher altbacken an. Bei der Steuerung hätte ich mir gewünscht, dass man hier auch nochmal Anpassungen vornimmt. So wurde mir der obligatorische Doppelsprung öfters zum Verhängnis. So wie ich es von anderen Spielen kenne und zumindest ich es mittlerweile gewohnt bin, kann man den zweiten Sprung beispielsweise nicht in der Mitte eines Abgrunds nochmal betätigen, um noch etwas weiter zu springen. Vince muss man direkt bei Absprung doppelt drücken, um den Doppelsprung auszuführen. Ist man etwas zu spät dran, wird der Doppelsprung nicht ausgeführt und man segelt in den Abgrund. Immerhin, man bekommt einen Erfolg dafür. Hört sich banal an, aber es ist doch relativ schwierig Gewohnheiten, die man so verinnerlicht hat wie eben dieser Doppelsprung, wieder loszuwerden.
Insgesamt fühlt sich die Steuerung etwas hakelig an, was bei Timing-Passagen besonders schwierig werden kann. So gibt es beispielsweise eine Stelle, wo man eine größere Wasserfläche mithilfe von darin treibenden Koffern, Brettern und Kisten überqueren muss, die auch teilweise im Wasser verschwinden und so für eine zusätzliche Schwierigkeit sorgen. Es mag auch persönliche Unzulänglichkeit sein, aber mit einer etwas präziseren Steuerung wären solche Passagen einfacher gewesen. Die Steuerung ist nicht schlecht, aber wie gesagt fühlt sie sich hin und wieder etwas altbacken und hakelig an.
Immerhin ist die Kamera, welche sich bei 3D-Plattformern gerne mal etwas seltsam verhält und für den ein oder anderen ungewollten Sturz in den Abgrund sorgt, habe ich bei Voodoo Vince als angenehm empfunden und ich kann mich nur an eine solche Situation während der Test-Session erinnern. Sonst passiert mir sowas öfters.
Fazit
Voodoo Vince ist eher ein Titel für Nostalgiker und Liebhaber des Genres. Es fühlt sich beim Spielen altbacken an und so sieht es auch aus. Kann man über die optischen Unzulänglichkeiten hinwegsehen, dann verbirgt sich dahinter ein solider 3D Plattformer mit einem schwarzen Humor, den ich seit Conker nicht mehr erlebt habe. Von einem wirklichen Remaster würde ich hier aber nicht sprechen, dazu hat man bereits besser umgesetzte Überarbeitungen vorgesetzt bekommen.