The Little Acre – Miniatur Abenteuer im Test

Point and Click Adventure gibt es auf der Konsole doch das ein oder andere, selbst Klassiker haben mit einem Remake den Weg auf die aktuelle Konsolengeneration gefunden. Mit The Little Acre kommt nun ein kleines Schmankerl aus dem Hause Pewter Games auf die Xbox One und die PlayStation 4. Was das irische Entwicklerteam mit The Little Acre auf die Beine gestellt hat, zeige ich euch im Test.

Nicht von dieser Welt

Das Spiel beginnt mit einer kleinen Zwischensequenz. Eine junge Frau und ein älterer Herr erkunden eine seltsame Welt, bis sie vor etwas flüchten müssen. Der Alte bleibt zurück, während die Dame durch ein Portal flieht und auf einem ruhigen Feld landet. Das Portal ist geschlossen und wir wissen nicht, was mit dem Mann geschehen ist. In der nächsten Szene liegt unser Protagonist Aidan im Bett. Daneben schnarcht der treue Gefährte Dougal und ein Kind namens Lily befindet sich ebenfalls im Zimmer. Es gilt zu Beginn also aus dem Schlafzimmer zu schleichen, ohne Lily zu wecken. Erfolgreich aus dem Schlafzimmer entkommen, erkunden wir das Haus und die nähere Umgebung. Schnell stellt sich heraus, dass Aidan hier mit seinem Vater und seiner Tochter lebt, Hund Dougal als treuen Beschützer natürlich nicht zu vergessen. Was mit Aidans Frau passiert ist, ist allerdings völlig unklar. Schnell bemerkt Aidan, dass sein Vater, welcher sich schnell als der alte Mann aus der anfänglichen Szene entpuppt, fehlt und macht sich auf die Suche. Die Familie entpuppt sich früh als Ingenieursfamilie mit Entdeckergeist. Wir finden eine Klappleiter, die in die Hosentasche passt, seltsame Apparate im Garten und ein abgeschlossener Schuppen, in dem wir eine Röhre finden, mit der wir uns versehentlich in die Welt Clonfira transportieren. Was besonders an der Gestaltung unserer Protagonisten auffällt, springen wir von einer Sidescroller Ansicht in eine leicht isometrische Perspektive, wird unser Protagonist klein und mit großem Kopf dargestellt. Man merkt das Potential in der Story, insgesamt werden aber zu viele Fragen nicht beantwortet und die Charaktere, so fürsorglich sie füreinander agieren, reagieren auf die ein oder andere Situation nicht nachhaltig genug.

Vater und Tochter

The Little Acre steuert sich wie ein typisches Point and Click Adventure und versucht nicht das Genre neu zu erfinden. Wir bewegen einen Cursor über den Bildschirm und unsere Figur mit den Analogsticks. Praktisch ist, dass man sich bewusst gegen eine „Pixeljagd“ entschieden hat. Kommt man mit dem üppigen Cursor in die Nähe von interaktiven Gegenständen, werden diese via Punkt markiert. Das erspart mühseliges Absuchen des Screens und fördert den Spielfluss. Nicht nur Gegenstände müssen miteinander kombiniert werden, sondern wir haben auch hier und da ein Schalterrätsel oder mal eine Timing-Aufgabe. Weiß man einmal gar nicht mehr weiter, kann man noch die Hinweisfunktion nutzen. Eben genannte habe ich allerdings für den ersten Durchlauf überhaupt nicht benötigt. Trotzdem einmal reingeschaut, unterteilt sich die Funktion in zwei Schritten. Im ersten bekommen wir einen Hinweis und im zweiten direkt die Lösung serviert. Da der Titel einen recht geringen Schwierigkeitsgrad aufweist, wird die Hinweisfunktion aber wohl eher selten genutzt. Während des Spiels wechselt man bei den Protagonisten zwischen Aidan und Lily immer hin und her. Beide steuern sich exakt gleich, mit dem Unterschied, dass Lily deutlich kleiner und schwächer ist, womit es bei der ein oder anderen Stelle eine andere Lösung geben muss, als wie wir sie mit Aidan bereits passiert haben.

Schön bunt

Das Leveldesign ist nämlich so gestaltet, dass durchaus Redundanzen entstehen und auch gewollt sind. Durch den physischen Unterschied der beiden Charaktere muss man bei dem ein oder anderen Rätsel aber verschiedene Lösungsansätze verfolgen. Generell ist der Zeichentrickstil wirklich gut umgesetzt und man merkt schnell wieviel Herzblut von den Entwicklern und Designern in das Spiel gesteckt wurde. Der ein oder andere Lacher versteckt sich an unerwarteten Ecken und vor allem die Animationen der Tiere sind super umgesetzt. Die Katze auf dem Damm, Dougal als „Kindermädchen“ von Lily und andere Geschöpfe machen einfach Spaß zu beobachten. Je schöner das Spiel gestaltet ist, umso negativer fallen dann kleine Fehler auf, die so einfach hätten vermieden werden können. So findet man sich an der ein oder anderen Stelle beim Erkunden auf einmal hinter einer Hintergrundtextur wieder. The Little Acre kommt mit einer kompletten englischen Vertonung daher. Die Untertitel sind allerdings auf deutsch. Die Synchronisation der Charaktere ist gut und authentisch gelungen, allerdings hat man bei der Übersetzung der Untertitel vielleicht an der falschen Ecke gespart. Hier und da ist das Gesagte und das Geschriebene etwas völlig anderes, was schnell zur Verwirrung führen kann. Das ist ebenfalls ein Fall von: Darf bei einem so kleinen Titel nicht passieren. Der Soundtrack dagegen lädt zum Träumen ein und passt sich gut in das Geschehen ein.

Fazit

Es hätte so schön sein können. The Little Acre hatte ein kleines Funkeln in meinen Augen ausgelöst, als ich den Trailer und erste Bewegtbilder sehen durfte. Schade, dass der Titel mit seinen Kanten und Ecken ein ungeschliffener Diamant bleibt. Die Kinderkrankheiten in der audiovisuellen Präsentation drücken das Erlebnis ein wenig herunter. Zwar mangelt es im Storywriting an der ein oder anderen Ecke an Glaubhaftigkeit, aber dennoch macht The Little Acre wirklich über die ein bis zwei Stunden Spielzeit viel Spaß. Ich hoffe sehr, dass Pewter Games weiter am Ball bleibt und ihr Herzblut weiter in Spiele schütten.

The Little Acre
Grafik/Präsentation
68
Story/Atmosphäre
72
Gameplay
71
Spielspaß
76
Leserwertung0 Bewertungen
0
72