Zugegeben: Für mein heutiges Testmuster musste ich bereits im Vorfeld etwas Recherche betreiben und hatte prompt das Gefühl, irgendwie alt zu sein – Ninjago kannte ich bestens vom Hörensagen. Seit bereits über zehn Jahren unterhalten mich nun die spaßigen Lizenzspiele der LEGO-Reihe aus dem britischen Hause Traveller’s Tales. Den Anfang setzte 2008 ein Harrison Ford aus putzigen LEGO-Steinchen, den ich in seiner Paraderolle als Indiana Jones durch die ersten drei Filme steuern konnte. Wobei ich mir die Steuerung glücklicherweise mit meiner damaligen Freundin (Und heutigen Ehefrau) teilen durfte. Die LEGO-Spiele heben sich nämlich auch heute noch mit einem überaus beliebten Core-Feature von der Masse ab – dem Couch-Koop. Aus diesem Grund absolvierten wir so ziemlich jedes LEGO-Abenteuer, was in dieser Zeit das Licht der Laser-Linse der jeweiligen Konsole erblickte. Ob Hogwarts, die Karibik, Gotham City oder Mittelerde – wir waren überall und haben zerstört, gebaut, gelacht und gesammelt. Nach einer nun etwas längeren dänischen Bauklötzchen-Pause kehre ich also zurück in die Welt Ninjago, die ich vorher ehrlicherweise nur durch kurzes Zappen im TV kannte. Doch was kann schon bei einer Kombination aus Ninjas und LEGO schon schief gehen? Das erfahrt ihr nach der Beendigung eurer Session im Dojo. Okay, oder nach dem Lesen des Tests.
Die Insel Ninjago
Wie der Titel eigentlich schon verrät, orientiert sich das Spiel am Film und damit eben auch an dessen Geschichte. Die eigentlich friedliche Insel Ninjago wird abermals zum Invasionsziel von Lord Garmadon, dem Gegenspieler der bunten Ninja-Bande. Dieses Mal trommelt der finstere Samurai-Anführer eine gemeine Armee aus Hai-Kriegern zusammen, mit denen er die Insel angreift und verwüstet. Die Schulfreunde Lloyd, Nya, Jay, Kai, Cole und Zane haben dadurch die Gelegenheit den Unterricht sausen zu lassen und sich ihrer wahren Bestimmung hinzugeben. Sie führen ein geheimes Doppelleben und verteidigen als Ninjas der Secret Ninja Force regelmäßig ihre Heimat gegen allerhand fieses Gesindel. Dahinter steckt eine ziemlich große Organisation mit reichlich Ausrüstung in kleiner und sehr großer Form. Vergleichen Jungs in der Schule in diesem Alter vielleicht mal ihr neues Fahrrad oder ihre Autos miteinander, schlummern bei den Asia-Attentätern ganz andere Kaliber in den Garagen. Ninja-Anführer Lloyd beispielsweise beeindruckt die Mädels mit seinem fliegenden grünen Roboter-Drachen, während die eher tollpatschigen Kai und Cole “nur” recht große Mechs zur Verfügung haben. Nach dem Tutorial, dass euch mit der Steuerung vertraut macht, schlüpft ihr auch direkt in die Rolle von Kai und Cole. Nach einem missglückten Teleport-Versuch eurer Mechs müsst ihr die zwei gigantischen Kampfläufer selbstständig zu Fuß erreichen und landet damit im quasi ersten Level.
Spielerisch mehr Tiefgang als sonst
Bereits vorher im Tutorial, welches im Dojo der Secret Ninja Force stattfindet, bemerken LEGO-Veteranen einige Unterschiede im Kampfsystem. Wobei es so etwas wie ein Kampfsystem in früheren Teilen nicht mal gab. Kloppte man sich sonst durch die Gegner, indem man lediglich auf die Angriffstaste hämmerte, verlangen die Ninjas einige Eingabeaufforderungen mehr von euch. Master Wu unterrichtet euch in den gängigen Kampfpraktiken und es offenbart sich eine Steuerung, die man mit modernen Hack and Slay Spielen vergleichen kann. So gibt es neben den normalen Standard-Attacken auch einige wichtige Spezial-Angriffe, die es regelmäßig einzusetzen gilt. Zuerst lernt ihr einen eröffnenden Sturmangriff, für den ihr die jeweilige Richtungstaste zum Feind gedrückt halten und dabei angreifen müsst. Weitere Spezialmanöver sind verschiedene Angriffe aus der Luft, Verteidigungsbrecher und starke Kombinationen, die eueren Punkte-Multiplikator in die Höhe schnellen lassen. Die Punkte sammelt ihr auch hier wieder in Form von LEGO-Steinen, die euch im Ninja-Level bis Rang 20 aufsteigen lassen. Pro Aufstieg erhaltet ihr eine Marke mit der ihr bestimmte Skill-Verbesserungen freischalten könnt. Diese verbessern entweder den Schaden bestimmter Attacken oder erhöhen die feindlichen Spendierhosen bei deren Ableben. Ein zu erreichendes Punktelimit für jedes Level wie sonst, gibt es also nicht mehr. Durch das optimierte Kampfsystem machen die Raufereien in The LEGO NINJAGO Movie Videogame deutlich mehr her, als noch in den Spielen zuvor, wo man nur stumpfes Button-Mashing betrieb. Diese Neuerung tut der Serie definitiv gut.
Ein bisschen Plattform, ein bisschen Knobeln und viel Action
Auch The LEGO NINJAGO Movie Videogame bietet wieder ein recht familienfreundliches Gesamtpaket. Die Spiele richten sich primär an die jüngere Spielerschaft, schaffen es aber problemlos auch ältere Semester zu unterhalten. Das liegt an der gelungenen Mischung aus den oben genannten Zutaten und dem Humor. Seien es kindlich-blöde Dialoge oder witzige Bastelideen – ein wenig zum Schmunzeln hat man eigentlich immer. Als Alleinunterhalter spielt ihr die Levels immer mit einem Computergesteuerten Freund um die Rätsel lösen zu können. Jeder Ninja verfügt, wie auch in den anderen LEGO-Spielen, über persönliche und individuelle Fertigkeiten, die bei bestimmten Knobeleien erforderlich sind. Cole kann mit seinem Hammer schwere Objekte und Schalter auslösen, während Kai mit seinen Doppel-Katanas bestimmte Hebel in Gang setzt. Dadurch schaltet ihr öfter zwischen den Figuren her und erledigt deren Aufgaben. Leider verpasst es Traveller’s Tales, den Figuren im Kampf etwas Individualität zu spendieren. Die Ninjas verfügen zwar alle über verschiedene Waffen, die Attacken und deren Ausführungen sind jedoch immer gleich. Mehr Spaß macht das Ganze natürlich mit einem echten Freund aus Fleisch und Blut. Hier steuert jeder seine eigene Figur und man muss sich bei Rätsel-Einlagen gemeinsamen absprechen. Besonders Positiv ist hierbei, der sehr dynamische Splitscreen. Entfernen sich eure Figuren zu weit voneinander, teilt sich der Bildschirm und jeder Spieler kann ungestört seiner Route nachgehen. Hier liegt auch bereits ein kleiner Knackpunkt in der LEGO-Serie im Allgemeinen. Zusammen im lokalen Koop-Modus machen die Spiele deutlich mehr Spaß als alleine.
Sammelwahn
Wie bei allen LEGO-Titeln ist auch bei The LEGO NINJAGO Movie Videogame die Chance dem Sammelwahn zu verfallen besonders hoch. Nach dem Durchspielen des normalen Story-Modes könnt ihr die Kampagne bzw. die Level anschließend mit frei wählbaren Charakteren erneut angehen. Dadurch habt ihr sämtliche Figuren um alle versteckten Secrets in den Level zu entdecken, die vorher unerreichbar waren. So findet ihr auch hier wieder goldene LEGO Objekte, die nur durch Hitze zerstört werden können, sowie zahlreiche andere Hindernisse, bei denen ihr eine bestimmte Charakterfertigkeit benötigt. So erspielt ihr dutzende neue Figuren und Fahrzeuge aus dem Ninjago-Universum und erfreut euch am puren Sammelwahn. Wer alles entdecken möchte, streckt damit die Spielzeit zudem ordentlich und landet bei guten 20 Stunden. Schuld daran ist auch hier die offene Welt, die euch einiges an Aufgaben zur Verfügung stellt. So könnt ihr Nebenquests für Einwohner absolvieren, gänzlich neue Gebäude, samt Missionen erbauen, euch an Kampfherausforderungen in verschiedenen Dojos versuchen oder spaßige Rennen fahren um die begehrten Goldenen Legosteine zu ergattern, von denen es erneut 200 Stück gibt.
Mehr LEGO denn je
Optisch profitiert das Spiel natürlich von der aktuellen Hardware-Power und macht eine recht gute Figur. Die Entwickler setzen dieses Mal etwas mehr auf den klassischen LEGO-Look. In anderen Teilen waren die Anteile an realistischeren Objekten, gerade im Hintergrund, deutlich höher. Das wird vor allem daran liegen, dass The LEGO NINJAGO Movie Videogame eben den Film zum Vorbild hat und daher mehr echte Objekte vielleicht das Gesamtbild etwas verzerrt hätten. Ansonsten zeigte man sich bei Traveller’s Tales wieder von seiner kreativen Seite und implementiert zahlreiche lustige und außergewöhnliche Figuren und Fahrzeuge ins Spiel. Besonders die Hai-Armee mit ihrer Ozean-Thematik hat das ein oder andere Design-Schmankerl an Bord. Gut gelungen ist zudem die deutsche Sprachausgabe und die allgemeine Vertonung. In Kombination mit den vielen imposanten und witzigen Videosequenzen überzeugt der Titel damit Fans von jung bis alt.
Fazit
The LEGO NINJAGO Movie Videogame ist ein spaßiger Plattformer für jung und alt. Fans der Serie fühlen sich sofort heimisch und Neulingen wird der Start mit sinnvollen Tutorials und Erklärungen leicht gemacht. Im Kern bedient sich auch The LEGO NINJAGO Movie Videogame ganz klar an der mittlerweile über zehn Jahre alten Blaupause von Traveller’s Tales, setzt aber mit sinnvollen Ergänzungen, vor allem im Kampfsystem schöne und angenehme neue Akzente. Die verbesserten und etwas anspruchsvolleren Klopperein tun der LEGO-Serie richtig gut und bieten so ein wenig mehr spielerischen Anspruch. Der Charme und der Look sind dabei wieder perfekt eingefangen und zaubern Bauklötzchen-Liebhabern ein Lächeln ins Gesicht. Wer harte Herausforderungen sucht, ist hier jedoch verkehrt, da der Schwierigkeitsgrad als familientauglich beschrieben werden kann. Dafür gibt es zahlreiche Aufgaben und sehr viel zu Sammeln, wodurch erfolgshungrige Spieler auch einige Zeit vor der Konsole beschäftigt werden. So erfindet The LEGO NINJAGO Movie Videogame das Rad zwar nicht neu, liefert aber wieder sehr solide Familienunterhaltung.