Erst im März diesen Jahres durfte ich zum ersten Mal in die Welt Asposiens eintauchen. Am 20. Oktober steht mit The Inner World – The letzte Windmönch der direkte Nachfolger aus dem Hause Fizbin gemeinsam mit Publisher Headup Games in den Händler Regalen. Wie sie die Geschichte um Flötennase Robert weitererzählen und ob man an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen konnte, erzähle ich euch im Test. Hier aber auch eine Warnung: Ich habe versucht, meinen Test weitestgehend frei von Spoilern zu halten und empfehle euch den ersten Teil VOR The Inner World – Der letzte Windmönch zu spielen.
Naiv, Freundlich und Gut gelaunt
Nach den Ereignissen des ersten Teils ist Robert verschwunden. Er ist irgendwie versteinert worden und sein treuer Freund Hack, die wurstförmige Taube, muss ihm erstmal aus der Patsche helfen. Drei lange Jahre war Robert spurlos verschwunden und kehrt in eine völlig veränderte Welt wieder. Emil hat, nachdem Conroy besiegt wurde, die Flötennasen als größtes Übel deklariert. Laura versucht Emil zwar davon zu überzeugen, dass die Flötennasen dringend gebraucht werden, da sie für die Luft in Asposien verantwortlich sind, doch leider erfolglos. Durch die jahrelange Herrschaft und der Lügen Conroys konnte Emil die Bevölkerung Asposiens gegen die Flötennasen aufbringen und macht seitdem Jagd auf diese „Rasse“. Die sich als Conroyalisten bezeichnende Truppe, welche unter dem Brezelbanner auf weißem Grund umrahmt von dem erdbeerrot der Windmönchmantel sind, gehen gegen jede Flötennase vor, der sie begegnen. Dass die symbolische Darstellung so viele Parallelen zu bekannter deutscher Geschichte erzeugt, ist vermutlich ein glücklicher und gewollter Zufall, welcher aber einen verstärkten Effekt auf die erzählte Geschichte hat. Völlig unbedarft geht Robert mit seiner Gutmütigkeit durch die Welt und redet mit den Bürgern. Dabei sind die Dialoge durchaus gut geschrieben und verdeutlichen den vorherrschenden Fanatismus, der sich aber während der Gespräche durch die völlig naiven Fragereien von Robert als völlig haltlos entpuppen.
Heil Emil
Es wird also ein durchaus belastendes Thema angesprochen und trotzdem schafft es das Studio Fizbin genau dieses Gefühl nie aufkommen zu lassen. Die ernste „Nazi“-Debatte wird durch viel Charm, irrwitzige Charaktere und lustigen Wesen, wie Wollmäuse, Erdbären und dem intellektuellen Schrof, welchem wir schon im ersten Teil begegnet sind, wunderbar aufgelockert, gar kindgerecht serviert.
So rätseln und quatschen wir uns durch die verschiedenen Kapitel. Die Kapitel sind immer mit einem Ortswechsel verbunden, wodurch wir eine abwechslungsreiche Umgebung erkunden können. Asposien hält besonders witzige und interessante Orte bereit. So ist in der Mitte der riesigen Höhle, welche Asposien darstellt, der Knotenpunkt der Seilbahn. Dadurch, dass die Schwerkraft hier von allen Seiten zerrt, ist überall unten und Robert steht auf einmal an der Decke – einer meiner absoluten Lieblingsmomente im Spiel. Die Rätseleinlagen sind ein wenig schwerer geworden und ich musste selbst als etwas geübterer Point and Click Spieler meine grauen Zellen anstrengen. Viele Rätsel ergeben sich aber durch reines Erkunden von selbst. Sollte es dann doch mal so weit kommen, dass man am liebsten gefrustet das Pad an Seite legen will, hat man die Möglichkeit sich schrittweise Tipps zu geben. Per Knopfdruck werden einem immer mehr Tipps eingeblendet, bis letztendlich eine Komplettlösung für das Rätsel bereitsteht.
Links, Rechts, Links, Rechts,
Die Steuerung ist im Vergleich zum ersten Teil identisch. Wir können über die Schultertasten oder mithilfe des rechten Sticks durch die verschiedenen interaktiven Gegenstände auf dem Bildschirm blättern. Mit dem linken Stick bewegen wir uns durch die Welt und per Knopfdruck erscheint ein Kontextmenü mit den Punkten Ansehen, Kombinieren und Benutzen. Im Verlaufe des Spiels kann Robert neben dem ihm bereits bekannten Wind-Lied noch drei weitere Lieder lernen. Diese werden ebenfalls für Rätsel genutzt und versprühen ein wenig den Charme der Ocarina-Lieder des kleinen Jungen mit dem grünen Gewand. Zwar müssen wir selbst keine Noten spielen, funktioniert es aber doch sehr ähnlich und hört sich genauso schön an.
Fizbin macht audiovisuell genau da weiter, wo sie im ersten Teil aufgehört haben. Handgezeichnete Umgebungen und Figuren harmonisieren. Die Umgebungen haben teilweise animierte Gegenstände, wodurch die Welt stehts lebendig aussieht und es gibt überall kleine Dinge zu erkennen. Ein Poster in einer Zelle beispielsweise, welches die Band Aspknot zeigt, ist eine klare Anspielung an die Band Slipknot. All diese kleinen versteckten Dinge machen unheimlich viel Spaß entdeckt und ausgetüftelt zu werden. Wie bereits erwähnt sind die gespielten Lieder von Robert wunderbar komponiert. Aber auch die allgemeine musikalische Untermalung ist immer passend und schließt an den Soundtrack vom ersten Teil an. Dialoge sind alle synchronisiert und diese sind hervorragend geschrieben als auch sehr gut eingesprochen. Bei Robert schwingt immer dieser naiv leicht kindlicher Charme mit, während Laura mit fester und entschlossener Stimme vorangeht. Es macht genauso viel Spaß den anderen Charakteren im Spiel zu lauschen. Vertont ist das Spiel sowohl in Deutsch als auch in Englisch. Hier stehen sich die Synchronisationen auch in nichts nach.
Fazit
Der zweite Besuch in Asposien hat mir noch mehr Spaß gemacht als der erste. Fizbin hat hier einen würdigen Thronfolger geschaffen, welcher mich mit rund 6 bis 8 Spielstunden begeistern konnte. Die etwas kniffligeren Rätsel, der direkte Ansatz an die Story des ersten Teils und die liebevolle Gestaltung der Welt gepaart mit einem so ernsten Thema, treffen den Zahn der Zeit. Auch wenn Fizbin es vielleicht nicht gewollt hat, so ist das lapidar ausgedrückte „Nazi“-Thema gerade einfach aktuell und gerade deswegen so ein Volltreffer. Jeder, der Point and Click Adventures mag, sollte sich The Inner World – Der letzte Windmönch anschauen. Wenn ihr euch allerdings überlegt, noch den ersten Teil spielen zu wollen, dann schiebt diesen aber unbedingt vor den neuen, da dieser die komplette Vorgeschichte noch einmal Revue passieren lässt.