Tembo The Badass Elephant – Der nerdige Test!

Was haben Pokemon mit Elefanten gemeinsam? Mehr als ihr vermutlich erahnen werdet. Tembo The Badass Elephant ist der neueste Streich der japanischen Kultschmiede „Game Freak“. Diese zeichneten sich anfangs der Neunziger tatsächlich für das Massenphänomen und den Meilenstein Pokemon auf Nintendo’s erstem Handheld, dem Game Boy, verantwortlich. Nun kreierten die Jungs und Mädels aus Fernost einen rasanten 2D Jump and Run-Trip, welcher heute vom damaligen Nintendo-Konkurrenten „Nummer 1“- nämlich Sega -vertrieben wird. Als Gaming Nerd zog man ja bereits in viele diverse fiktive Abenteuer aus um Welten, Universen oder auch nur Prinzessinnen vor ihrem Unheil zu bewahren. Jedoch muss ich gestehen, dass ich noch nie als Kampf erprobter Kriegs-Elefanten-Veteran gegen eine Armee aus Totenschädel-Robotern angetreten bin. Aber das macht meinen „Job“ als Redakteur ja so interessant. Es gibt scheinbar nichts, was es nicht gibt.

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Ort des Geschehens ist bei Tembo The Badass Elephant die riesige Metropole „Shell City“ in einem nicht näher betitelten Land. Eines Tages bricht dort das vollständige Chaos aus. Die PHANTOM-Armee fällt unter dem Befehl ihres mysteriös-maskierten Kommandanten in die Stadt ein, sperrt die Einwohner in Behälter und macht sich dort breit um Unruhe zu stiften. Wirkliche Gründe haben die PHANTOM’s dafür auch gar nicht, weil stilsichere Bösewichte auch gar keine Gründe für solche Aktionen brauchen. Die Nationalgarde hat den fiesen Maschinen-Soldaten mit Totenkopf-Wappen jedoch nichts entgegenzusetzen und so bleibt General Krenman keine andere Wahl: Er muss seine beste Waffe „Tembo“ aus dem Ruhestand wieder zurück an die Front beordern. Wer jetzt einen Rambo-Verschnitt als Helden erwartet, wird enttäuscht – zumindest halb. Tembo ist grau, verfügt über gleich vier Beine und einen Rüssel. Klar, das hat Benjamin Blümchen auch und doch hat Tembo ihm etwas Wichtiges voraus, es sei denn, ich habe die Kassette „Benjamin als Kriegsveteran“ verpasst. Tembo ist ein ausgebildeter Elefant einer Elite-Spezialeinheit. In einer „emotionalen“ Rückblende an den Krieg versteckt der Entwickler Game Freak auf kreative Weise das Tutorial. Habt ihr dort sämtliche Moves von Tembo gemeistert, schnappt dieser sich sein „Zeug“ und bindet sich doch noch in bester Rambo-Manier sein rotes Stirnband um. In einem charmanten Intro bestehend aus handgezeichneten Polaroid-Bildern wird Tembo anschließend in seinem Badeurlaub unterbrochen, verabschiedet sich von seiner Familie und wird per Transporthubschrauber nach Shell City verfrachtet, wo ihr das erste Level absolvieren sollt.

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Nun gilt es das eben Gelernte auch erfolgreich über die Pad-Befehle in die Tat umzusetzen. Der kriegerische Dickhäuter hat nämlich so einige Moves auf Lager. Per Druck auf X legt Tembo recht untypisch für einen Elefanten einen astreinen Sprint aufs Parkett. Mit diesem lassen sich Feinde tot rammen, Level-Hindernisse durchwalzen oder auch klassische weite Sprünge vollführen. Anfangs muss man sich etwas daran gewöhnen, da Tembo gerne dazu neigt noch eine Weile weiter zu rennen, als man das selber irgendwie möchte. Ansonsten kann Tembo einen Rüssel-Uppercut und eine Arschbomben-Stampfattacke – absolute Basics für Elefanten einer Spezialeinheit. Damit lassen sich besonders gut, ihr ahnt es sicher, Gegner in der Luft oder auch am Boden ausschalten. (Arschbomben-Stampfattacke ist übrigens mein Lieblingswort im gesamten Artikel). Eine etwas unbequeme Attacke steht euch ebenso zur Verfügung. Nachdem Tembo in die Luft springt, aktiviert ihr mit X eine Mischung aus Stampf und Rollangriff (Sonic lässt grüßen). Dieser Move kann euch jedoch auch ab und zu zum Verhängnis werden, da ihr damit öfter mal unbedacht in eine Schlucht springen werdet. So rennt ihr also vornehmlich von links nach rechts, löst kleinere Puzzles und bekämpft die PHANTOM’s des jeweiligen Levels. Pro Level gibt es zudem zehn Passanten aus einer Art großem Reagenzglas zu befreien und auf eurem Rücken zum Level Ausgang zu bringen. Diese sind recht kniffelig und teilweise auch nervig versteckt. So kommt ihr nicht selten in einer Welt an eine Weggabelung und wisst nicht so recht, wo sich der eigentliche Pfad und wo der alternative befindet. Dummerweise könnt ihr dann meistens nicht zurück und verpasst damit den ein oder anderen hilfesuchenden Bürger.

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Punkte im Spiel stellen übrigens die feindlichen Soldaten dar. Neben den erwähnten zehn Menschen, werden pro Level auch die jeweilige Anzahl der Feinde angezeigt. Spätere, neue Level schaltet ihr mit der Anzahl an besiegten Gegnern frei. Wollt ihr also zum Endgegner gelangen, gilt es zuerst eine bestimmte Anzahl an Blechköpfen in den Welten davor zu verschrotten. Spätestens in Welt zwei, musste ich zum Beispiel auch mal ein Level wiederholen, da mir ein paar Punkte den Eintritt zu Boss Numero Dos verwehrten. Highscore-Jäger freuen sich über eine solche Art der Motivation, manche werden es als ungeschickt gelöst betrachten. Ich mische beide Meinungen für mich selber und finde es durchaus akzeptabel.

Alsbald kommt ihr in den Levels mit permanent-gedrückter Sprint-Taste nicht mehr wirklich weit. Die lila Totenkopf-Roboter rüsten ihr Arsenal nämlich ordentlich auf und machen euch somit das Spiel durchgehend schwerer. Die Lernkurve empfand ich dabei aber immer als angenehm. Konnten eure Widersacher euch in den ersten Abschnitten noch kaum gefährlich werden, fliegen euch ab Oberwelt 2 schon recht viele Geschosse um die Ohren. Zudem sind die Soldaten mit Stachelpanzern geschützt und müssen beispielsweise erst durch eine Arschbombe betäubt, respektive umgedreht werden um deren verletzliche Seite zu offenbaren. Ein bisschen bedient sich das Gegnerdesign hier bei Nintendo’s bekanntestem Bananen-Liebhaber, Donkey Kong. Das zweite und wichtigste Detail im Gameplay von Tembo ist eure klischeehafte Fertigkeit Wasser mit eurem Rüssel zu versprühen. So müsst ihr öfter mal kleinere Rätsel mit Feuerelementen lösen, indem ihr als mobiler Feuerwehr-Elefant (das konnte auch schon Benjamin Blümchen) brennenden Schrott oder schwebende Flammen löscht. Später verfügen die meisten eurer Gegner zudem auch über Möglichkeiten euch mit dem hitzigen Element zu bekämpfen, was widerum nur mit Wasser abzuwehren ist.

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Optisch ist das Spiel zudem durchaus gut gelungen. Tatsächliche Ansprüche an die Hardware werden natürlich nicht wirklich gestellt. Jedoch sind die Welten und die Charaktere äußerst liebevoll designend. Musiktechnisch bietet Tembo The Badass Elephant dafür nicht allzu viel und muss sich in der Präsentation damit hinter der Grafik einordnen. Ein bisschen Grund zur Beschwerde liefert der gebotene Umfang. Lediglich drei größere Oberwelten gilt es auf eurem Einsatz von der Armee der PHANTOM’s zu befreien. Das macht Summa Summarum 15 Levels, die jedoch eigentlich alle eine ordentliche Länge bieten. Für einen Preis von ca. 15 Euro kann jeder selber entscheiden, ob ihm das nun wert ist. Meiner Meinung nach ist es das. Für den ersten Durchgang solltet ihr mit ca. vier Stunden rechnen. Habt ihr das Prinzip jedoch einmal verinnerlicht (besonders die Endgegner-Taktiken), geht der zweite Durchgang, wie bei fast allen Spielen, etwas schneller. Solltet ihr also ab und zu mal Spiele abends mit einem Kumpel zocken und sucht daher ein kurzweiliges Spiel, ist Tembo genau richtig. Aufgrund fehlender Extras ist der Wiederspielwert jedoch nicht allzu hoch. Puristen bleibt lediglich die Jagd nach allen Passanten und allen Feinden als High-Score-Ersatz.

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Fazit

Tembo The Badass Elephant ist eine Hommage an die seeligen 2D Scroll Jump and Runs aus der Ära Super Nintendo und Co. Leider motiviert das Spiel nicht durch freischaltbare Zusatzinhalte zu einem weiteren Durchgang, sondern eher damit alle Geheimnisse zu lüften. Die Lernkurve zieht stetig ein wenig mehr an und neigt am Ende teilweise zu einer etwas rabiaten Spitze. Hier werdet ihr einige Erdnussbutter-Gläser (Die Währung für ein Leben) verdrücken ehe ihr euch den wohl-verdienten Abspann zu Gemüte führen dürft. Wer also auf klassische 2D-Action steht, macht mit dem durchaus krassen Kriegs-Elefanten nicht viel falsch. Tatsächliche Fehler weißt das Spiel nicht auf, lediglich der Umfang ist diskussionswürdig. Wer zudem auf eine ordentliche Herausforderung steht, findet hier ebenfalls seinen Heiland. Somit ist Tembo The Badass Elephant ein typisches sympathisches „Indie-Spiel“ für zwischendurch und sorgt für heitere Momente alleine, oder besser mit Kumpels auf dem Sofa.

Tembo The Badass Elephant
Grafik/Präsentation
76
Gameplay
79
Spielspaß
78
Leserwertung2 Bewertungen
3
78