SteamWorld Dig 2 im Test – Heiho, heiho

Vor gut 2 Jahren durfte ich bereits als Rusty in die Tiefen von Thumbletown eindringen, um seinen verschwundenen Onkel zu finden. In SteamWorld Dig 2 spielen wir nun Dorothe oder kurz einfach Dot, die nach den Ereignissen in Thumbletown auf der Suche nach ihrem verschwundenen Freund Rusty ist. Ob Image & Form Games an den Erfolg des ersten “2D-Downscroller” anknüpfen kann, verrate ich euch im Test.

Wir rackern uns und wir plagen uns…

Steambot Rusty ist nach seinen Heldentaten in Thumbletown spurlos verschwunden und eine Fährte führt Dot nach EL Machino. Auf dem Weg in die Stadt begegnet Dot einem Voxel Geist, welcher es sich kurzerhand in ihrem Ofen bequem macht und uns ab dort als frecher, sardistischer Sidekick begleitet. Ja richtig gelesen, der Voxel Geist namens Feh macht es sich in Dot’s Ofen bequem. Wer die Welt von SteamWorld nicht kennt, muss wissen, dass in einer fiktiven Welt mit Dampf betriebene Roboter die Planetenoberfläche in einem Wilden Westen-Setting bevölkert. Menschen haben sich in den Untergrund verzogen und haben sich eher zurückentwickelt. Zivilisiertes Miteinander gibt es also nur noch unter den Blechbüchsen.

In der Stadt angekommen wird schnell klar, dass etwas nicht stimmt. Erdbeben suchen El Machino heim und Rusty wurde beauftragt dem Ganzen im warsten Sinne auf den Grund zu gehen, ist aber seitdem spurlos verschwunden. Also macht sich Dot bereit, sich in den Berg zu graben, um dort nach ihrem Freund zu suchen. Der Vorteil ein Steampunk Roboter zu sein, liegt darin, dass man Teile von sich austauschen oder verbessern kann. So kann Dorothe mit dem richtigen Kleingeld ihre Rüstung verbessern, Spitzhacke verstärken oder gefundene Fähigkeiten noch weiter entwickeln. Wenn wir graben, gibt es grundsätzlich nur eine Richtung: nach unten. Die Kernelemente sind also zum Vorgänger gleichgeblieben. Wir graben uns durch den Berg, finden dabei Erze und Edelsteine, welche wir zu einem Händler auf die Oberfläche bringen, um eine entsprechende Entlohnung dafür zu bekommen. Dadurch, dass wir immer wieder hoch müssen, wirkt das Spiel zu Beginn ein wenig “Grindy”. Das Sammeln ist per se aber nicht schlecht, ganz im Gegenteil schaffen die Entwickler eine ziemlich gute Balance zwischen Fortschritt und Sammelwahn.

Beim Graben müssen wir aber darauf achten, wie wir graben, denn sonst kommen wir im Nachhinein nicht mehr aus dem Loch heraus und sitzen gegebenenfalls in der Falle. Sollte das passieren, haben wir nur noch zwei Möglichkeiten: Weiter zu graben und zu hoffen, dass bald ein Eingang zum Röhrensystem kommt, mit dem wir uns nach oben bringen lassen können oder die Selbstzerstörung, durch die wir aber unsere gesammelten Erze und Edelsteine verlieren. Die Gestaltung der Höhlen und Erdschichten sind dabei wirklich gut gelungen und ausgewogen. Hier muss aber dazugesagt werden, dass im Gegensatz zum ersten Teil die Welt nicht zufällig generiert wird. Dafür ist die Welt aber auch im Vergleich deutlich größer. Benötigt man im ersten Teil zwischen einer und drei Stunden für einen Lauf, wird im Nachfolger eine Spieldauer von acht Stunden die Regel sein. Der Complitionist wird mit dem Sammeln aller Erze, Rädchen und Artefakte noch länger beschäftigt sein.

Den lieben langen Tag…

Immer wieder treffen wir auf kleine Höhlen, welche entweder Rätsel oder Geschicklichkeitspassagen bereithalten. Als Belohnung bekommen wir kleine Zahnrädchen, mit denen wir unserer Ausrüstung zusätzliche Fähigkeiten hinzuschalten oder finden gelegentlich sogar komplett neue Ausrüstungen, mit denen wir neue Bereiche im Berg erreichen können. Die Rätsel sind abwechslungsreich gestaltet und machen wirklich Spaß. Gelegentlich gibt es auch die Möglichkeit noch die „extra Meile“ zu gehen. Heißt: Wir konnten bereits das Zahnrädchen bergen, aber die Höhle geht noch etwas weiter und hält ein weiteres Artefakt oder wertvolle Erze bereit. Ziemlich clever ist die Idee, Zahnrädchen an der Werkbank neu verteilen zu können. So können wir zu jeder Zeit Verbesserungen wieder abschalten, um andere zu aktivieren. Durch die neuen gefundenen Fähigkeiten entsteht ein Metroidvania-Feeling und wir kehren gerne zu Bereichen zurück, die wir zwar schon entdeckt haben, aber noch nicht betreten konnten.

Im Verlauf des Spiels bekommen wir einen Enterhaken, mit dem wir uns über Abgründe oder an die Decke befördern und schwierige Kletterpassagen bewältigen können oder einen Presslufthammer, um uns durch alte Mauern zu graben, an der unsere Spitzhacke versagt. Viele der Fähigkeiten benötigen, wie man bei Dampfmaschinen kennt, dass kühle Nass und so müssen wir ein wenig haushalten, denn Dot’s Wassertanks werden nur wieder aufgefüllt, wenn wir baden gehen oder zurück an die Oberfläche kehren. Neben der ganzen Buddelei müssen wir auf allerhand Gefahren achten, wie herunterfallende Felsbrocken, Fallen oder die hiesigen Bewohner, welchen wir mit der Spitzhacke zu Leibe rücken können. Für das Abmurksen von allem was so Untertage kreucht und fleucht, bekommen wir Erfahrungspunkte und steigen im Level auf. Durch Levelaufstiege gibt es kleine Boni beim Händler und es werden weitere kaufbare Upgrades für unsere Ausrüstung freigeschaltet.

Graben, hacken pausenlos, so geht es Schlag auf Schlag

Bei der Gestaltung des “2D-Downscrollers” sind sich die Entwickler im Vergleich zum ersten Teil treu geblieben. Der Wilde Westen gepaart mit Steampunk Elementen wissen zu überzeugen. Die Vielfalt der Gegner könnte etwas größer sein und die Umgebung noch ein wenig mehr Abwechslung vertragen, dass ist aber auch meckern auf hohem Niveau. Die Umgebung lässt direkt erkennen, wie stark das Erdreich ist und wie lange wir brauchen, um uns hier hindurch zu graben. Mehr Abwechslung könnte da sogar eher hinderlich sein. Auch bei der Vertonung hat Image & Form Games nicht gegeizt. Der Soundtrack macht richtig viel Spaß und auch die Soundeffekte passen hervorragend zum Geschehen. Ich habe mich selbst des Öfteren dabei ertappt, wie ich in der El Machino einfach nur rum gelungert bin, weil ich von der funkigen Musik einfach nicht genug bekommen konnte. Einzig die deutsche Lokalisierung lässt mich hier wirklich meckern. Falsche Übersetzungen trügen hier das Spielerlebnis und geben eine klare Empfehlung lieber zur englischen Textausgabe zu greifen. Auf eine Sprachausgabe hat man übrigens komplett verzichtet und diese durch ein „Quacken“ ersetzt, welches man von Spielen wie Yooka-Laylee oder Banjoo-Kazooie kennt. Alles in allem macht SteamWorld Dig 2 vieles wirklich rund und ist für mich eines DER Indie Highlights 2017.

Fazit

SteamWorld Dig 2 entpuppt sich für mich als ein absolutes “Must have” auf der Nintendo Switch. Gerade auf der mobilen Plattform macht das Graben einfach unendlich viel Spaß. Auch der Weg weg von dem zufällig generierten Leveln scheint der richtige zu sein, denn die Spielzeitverlängerung gibt dem hervorragend ausbalancierten Gameplay die nötige Zeit, um zu wirken. Für einen Preis von 19,99 € eine klare Kaufempfehlung.

SteamWorld Dig 2
Grafik/Präsentation
90
Story/Atmosphäre
88
Gameplay
92
Spielspaß
90
Leserwertung0 Bewertungen
0
90