State of Decay 2 im Test – Wenn der Zombie dreimal klopft

5 Jahre ist es her, dass der erste Teil von State of Decay den Weg auf die Xbox 360 gefunden hat. Als Erstlingswerk Undead Labs galt das Spiel als ein Underdog und kämpfte sich schnell in die Herzen der Fans. Dies führte auch dazu, dass viele Wünsche zu weiteren Inhalten und Fortsetzungen geäußert wurden. Jetzt ist die Fortsetzung erschienen und wir verraten euch, ob diese das Debüt übertreffen kann.

18 Monate später…

State of Decay 2 spielt 18 Monate nach den Ereignissen vom ersten Teil. Wir befinden uns mitten in einer Zombieapokalypse, ganz ähnlich wie Rick Grimes oder Clementine in The Walking Dead. Die Wirtschaft und die Politik sind weitestgehend zusammengebrochen. Hier übernehmen wir die Rolle von einem von vier Pärchen. Anschließend werden wir durch ein Tutorial geführt, in dem wir zum einen die Spielsteuerung kennenlernen aber auch unser auserwähltes Duo. Jedes dieser Pärchen hat zwar eine Story, die auf den ersten Blick sowohl interessant als auch tiefgreifend wirkt, sich aber spätestens nach dem Tutorial in nur sehr kleine Gesprächsfetzen auflöst.

Generell wirkt die Story nur zweitrangig, da wir nicht wirklich den Unterschied zwischen Misserfolg und Erfolg merken und daher steht eher das Daily Business im Mittelpunkt: Das Überleben zwischen den Untoten.

Aufbausimulation, Ressourcenplanung und Survival.

Jeder, der The Walking Dead oder einen Film mit einer ähnlichen Welt gesehen hat, weiß, wie hart das Leben in so einer Welt ist. Man lebt am Existenzminimum: nicht viel Nahrung, keinen Strom, kaum Medikamente. Um dem Ganzen mächtig zu werden, müssen wir unsere Basis, in der Regel ein Haus oder ein Fabrikgelände, umbauen, als auch die Umgebung nach den fehlenden Ressourcen absuchen.

Hierbei können wir uns zu Beginn für eine von drei Karten entscheiden, auf die wir im späteren Verlauf des Spiels auch noch wechseln können. Die Karten unterscheiden sich jeweils nur minimal voneinander und es wirkt eher wie die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Selbst die Optik verändert sich nicht sehr großartig, so dass man sagen könnte, man zieht ans Meer oder ähnliches. Es ist alles im mittleren Westen der USA angesiedelt.

Aber gehen wir vom Großen lieber wieder ins Detail. Wie gesagt müssen wir, um zu überleben, unsere Basis pflegen. Dies funktioniert ziemlich genauso wie im ersten Teil und ist recht geradlinig. Spieler, die den ersten Teil nicht gespielt haben, werden am Anfang mit vielen Fragezeichen über dem Kopf rumrennen, weil der Basenbau nicht wirklich erklärt wird. Zwar ist der Bau selber nicht kompliziert, aber wozu die verschiedenen Gebäude zuständig sind, muss der Spieler selber im Detail herausfinden.

Sollte uns der Platz ausgehen, brauchen wir nicht die Bewohner groß stapeln. Hier finden wir überall auf den Karten unterschiedliche Rückzugsorte, zu denen wir hinziehen können.

Sammler und… Sammler

Zusätzlich können wir unsere Basen mit Außenposten verbessern, die uns entweder die Standardressourcen bereitstellen, welche Nahrung, Medikamente, Holz, Waffen, Munition und Benzin darstellen oder die uns sogar mit eher seltenen Ressourcen versorgen, wie zum Beispiel Strom.

Leider können wir nicht autark leben, was ein großer Nachteil in einer Welt voller Zombies ist und so treibt es uns regelmäßig raus auf die Karte, auf die Suche nach neuen Ressourcen. Die Ressourcen sind aber nicht großartig versteckt, da wir diese an jeder Straßenecke finden. Jedes Gebäude bietet unterschiedlich große Chancen dafür an. So ist die Wahrscheinlichkeit größer in einem Supermarkt Lebensmittel zu finden, in einer Tankstelle eher Benzin und auf einer Baustelle Materialien, um unsere Basis auszubauen. Der Großteil der Gebäude sind aber Wohnhäuser, in denen wir alles finden können.

Der Mensch ist die wichtigste Ressource?

Aber unser Duo, welches innerhalb des Intros zu einem Quadro wird, ist nicht alleine auf den Karten unterwegs. Hier gibt es unter anderem andere Enklaven, die entweder freundlich gesinnt sind und mit uns handeln wollen oder sich feindlich verhalten und uns eher als Feinde sehen, die die Ressourcen stehlen möchten.

Ebenfalls finden wir auf den Karten weitere Charaktere, die sich unserer Gemeinschaft anschließen wollen. Diese unterscheiden sich vor allem anhand von unterschiedlichen Werten. Der eine ist Mediziner und kann dadurch für eine bessere Versorgung im Lazarett sorgen, während eine andere Person eine ehemalige Bodybuilderin darstellt und somit von Anfang an stärker ist und sich mit Gartenbau auskennt.

Die Personen haben zwar auch verschiedene Eigenschaften, wie ehemalige Berufe und Hobbies, können im Ansehen der anderen Bewohner bis zu einem Heldenlevel aufsteigen und sogar zum Anführer unserer Enklave benannt werden, aber dennoch wachsen sie mir nicht wirklich ans Herz. Ähnlich wie bei XCOM 2 bedeutet tot zwar tot, sollte ein Charakter aber sterben, anders als wie bei XCOM trauere ich nicht um meine Verluste und sehe auch keinen großen Nachteil darin, wenn ich einen Charakter verliere.

Dies liegt zum einen an den sehr oberflächlichen Geschichten der Charaktere, zum anderen auch an dem sehr einfachen Fertigkeiten. Hier ist es zwar sehr cool gemacht, dass man jene Fähigkeiten, die man oft nutzt, auch entsprechend schnell auflevelt, das geschieht aber recht schnell und somit können wir bei Verlust sehr schnell für Ersatz sorgen.

BUUUUUUGGGGS

Die Grafik ist nicht der Hit und gerade die Unreal Engine bringt die normale Xbox ab und an gerne an die Grenzen, in der Form, dass das Spiel stellenweise ruckelt. Dabei ist die Grafik und die Welt nicht mal ansatzweise mit der von zum Beispiel Far Cry 5 vergleichbar. Die Texturen wirken recht matschig und die Welt strotzt auch nicht gerade von Leben. Viel mehr treffen wir eigentlich nur auf Untote oder Menschen sowie Bäume und Gebäude. Tiere suchen wir vergebens, was vielleicht daran liegt, dass sowohl Menschen als auch Zombies diese verspeist haben und auch die dichtesten Wälder aus nicht mehr als ein Dutzend Bäumen bestehen.

Als Ausgleich zur fehlenden Landschaft hat man aber sehr wohl eine wahre Fülle an Bugs. Man kann durch die Welt fallen, Texturen laden nicht, Gegner Camps respawnen und das kurz nachdem man diese zerstört hat und noch vieles mehr. Hier muss Undead Labs nochmal dran und vieles reparieren.

Der Multiplayer

Das größte Leid ist aber leider der Multiplayer. Der Multiplayer war das wichtigste Feature, welches sich die Fans gewünscht hatten. Dieser wurde in Form eines Coop eingefügt. Der Coop ist aber dabei nicht wirklich durchdacht und hat in der Form leider nicht wirklich eine Daseinsberechtigung, weil es so viele bessere Möglichkeiten gegeben hätte, diesen umzusetzen. Bei einem Coop-Spiel springen wir mit unserem aktuellen Charakter in die Welt des Spielers, der uns einlädt. Alle Grundressourcen, die wir innerhalb der Runde dann sammeln, gehen an den Spieler, der einlädt, wir können nicht auf die Gebäude des Hosts zugreifen und ebenfalls dürfen wir uns auch nicht frei auf der Karte bewegen, sondern nur in einem kleinen Radius und werden sonst direkt wieder zum Spieler gebeamt.

Dies ist zwar dem geschuldet, dass es feste Karten gibt, ist aber die schlechteste von allen Formen des Coop. Man hätte die eigene Basis als Zusatz an einem Kartenrand andocken können oder die Karten generell vom Computer generieren lassen, wodurch auch das Problem der gleichen Stellen nicht entstanden wäre oder was auch immer. Der Coop, der hier geboten wird, wird der Spielidee nicht gerecht.

Abseits dessen könnte man noch erwähnen, dass der Netcode, also der Code, der zur Kommunikation zuständig ist, nicht wirklich gut ist. Mitspieler verschwinden, Autos bauen Unfälle, obwohl gar kein Unfall passiert: Ja das hört sich seltsam an, ist es auch und es kann gut möglich sein, dass man ab und an gar nicht looten kann.

Fazit

Für große Fans von The Walking Dead und State of Decay 1 dürfte State of Decay 2 kein kompletter Ausfall sein. Auch Spieler, die gerne mal was Gemächlicheres spielen wollen und gerne mal zwischendurch einfach nur farmen / grinden möchten, bietet das Spiel einiges. Aber davon abgesehen tue schon ich mich sehr schwer mit dem Spiel. Die Grafik finde ich dabei noch am wenigsten kritikwürdig: Ja klar, es ist keine Triple-A-Grafik, hat aber sowohl einen eigenen Stil und in diesem gefällt sie mir auch, aber die vielen Bugs, die fehlende Tiefe bei den Charakteren und der Story und das es so gut wir gar keine Vielfalt in dem Spiel gibt, machen es durchaus schwierig. Selbst die Argumentation „Es kommt doch von einem kleinen Studio“, kann in meinen Augen das Spiel nicht retten, da Microsoft es produziert hat und zumindest bei der Qualitätskontrolle und beim Coop-Modus bedeutenden Input hätte liefern müssen. Als Zombiefan werde ich das Spiel als Lückenbüßer über den Sommer hinweg immer mal wieder spielen, vor allem weil es auch eine sehr leichte Kost darstellt. Ich bin mir aber sicher, dass ich das Spiel bei erster Gelegenheit beiseitelegen werde, sobald es sich ergibt.

State of Decay 2
Grafik/Präsentation
60
Story/Atmosphäre
63
Gameplay
59
Multiplayer
58
Spielspaß
68
Leserwertung2 Bewertungen
44
62